Hallo Leute der Simson-Zweiradgemeinde.
Gleich zum Anfang meiner Geschichte möchte ich Euch sagen, dass ich es wieder getan habe.
Nein, nicht aus lauter Langeweile.
Wenn man erstmal angefangen hat sich für die DDR-Zweiradgeschichte zu interessieren, dann gibt es wohl kein zurück mehr. Oder es liegt doch irgendwie am fortschreitenden Alter und der damit einhergehenden Suche, wie man nach der Dienstzeit die Lebenszeit sinnvoll ausfüllt.
Vor gut einer Woche habe ich mich entschlossen, nach der S51 Elektronik (derzeitiges Projekt) schon mal für die Zeit danach vorzusorgen. Der Gedanke, mich mal an das "Ältere Semester" heranzuwagen, war schon lange da und nun ist es soweit. Ich habe ein passenden Objekt meiner Begierde gefunden. Was mir so vorschwebte war ein SR 2 der nicht allzusehr verfummelt und auch von der Grundsubstanz noch erträglich ist. Von Anfang an aber war für mich klar, wenn ich derartiges anfange, dann ordentlich. Also soll am Ende keine SR 2 Rekonstruktion in einer sogenannten "schönen Patina" dastehen, sondern ein Gefährt so, als würde diese gerade vom Band gelaufen sein. Bitte nicht falsch verstehen. Ich mag Patina auch, aber diese muss passen. Völlig an- oder verrostete Bleche, wo man gerade noch erkennen kann um welche Ursprungslackierung es sich wohl handeln könnte, ist dann nicht mehr so mein Fall. Ein Kollege von mir hat auch eine SR 2E in einer genau richtigen Patina und das passt auch so sehr gut.
So sieht sieht also das Teil am Tage des Kaufs aus. Nun der Eine oder Andere wird sagen, dass die Patina garnicht so schlecht aussehen würde.
Von weitem vielleicht, aber näher drann ist dies schon etwas anders. Schaut euch ruhig die Fotos an.
Ansicht vor Kauf. Bei mir auf der Werkbank. Es fehlen ein paar Teile.
Die Taschen an der Seite sind keine originalen, obwohl aber auch schon sehr alt. Ich habe diese dennoch gut gereinigt und getrocknet.
Die Taschen scheinen eher Satteltaschen für Pferde zu sein, da diese schon etwas ungewöhnlich sind. Jedenfalls habe ich herausgefunden, dass diese von einem Schweizer Hersteller stammen. Mal sehen, vielleicht verkaufe ich sie ja irgendwann.
Weiter im Text.
Daheim angekommen habe ich mich in den Tagen danach etwas um diese Oldtimerschönheit gekümmert. Also begann ich mit einer Bestandsaufnahme.
Vorderrad, ohne Luft, aber fast komplett. Der Tachoantrieb scheint doch ein sehr begehrtes Teil zu sein.
Der Tankzustand, eher mäßig. Außen starke Lackabplatzungen und innen Rostig, aber ohne Beulen. Die Aukleber zeugen von ..... . Ich mag diese nicht.
Die Lampe braucht auch viel Liebe zum Detail. Der Zündschalter ist aber in Ordnung. Dazu später mehr.
Da der Motor eh nicht mehr montiert war, habe ich mir diesen als erstes angesehen. Was für mich sehr gut aussah, war der äußere Allgemeinzustand. Er ist sauber und, soweit ich erkennen konnte, auch ohne Beschädigungen. Zunächst den Linken, also den Kupplungsdeckel abgeschraubt. Etwas Öl kam mir da noch entgegen, aber nicht schlimm. Die Kupplung und das Primärritzel sehen meiner Meinung nach noch sehr gut aus. Ein Minimum an Rostansatz, sollte jedoch der Weitervewendung nicht im Wege stehen.
Experten, die genauer hinsehen, haben es schon erkannt. Hinterm Primärritzel ist ein hellgrüner Simmerring zu sehen. Zunächst dachte ich, dass der Motor vielleicht ohne
Spalten auskommen wird, aber als ich diese hellgrünen Dichtrigne gesehen habe, bin ich mir da nicht mehr so sicher. Habe mal etwas Gegurgelt und gelesen, dass es zu DDR Zeiten derart Farben bei Simmerringen gab. Na mal sehen. Später mehr.
Nun ist die rechte Seite, also die Grundplatte dran. Oh Mann, derart hatte ich nun auch nicht erwartet. Zunächst habe ich festgestellt, dass sich das Polrad nicht drehen lässt.
Dies war für mich erst einmal der Supergau, dass dies bedeutet: Kolben und Zylinder fest. Naja, eigentlich auch kein Wunder, da der Kopf ja auch nicht verschraubt war.
Also, um nun einen etwas besseren Blick zu bekommen musste zunächst das Polrad runter. Gesagt, getan. Ab das Teil, schaut her, so sieht die Grundplatte mit Zündung aus.
Ein "freundliches" braun sagt doch alles.
Hier gibt es wohl kaum was zu retten und muss durch neue Teile ersetzt werden. Auch der Kurbelwellenstumpf hats hintervsicht, denke ich zumindest.
Nun, habe ich den ersten Eindruck vom Zustand des Motors erlangt.
Nun geht es zur Frage, warum ist der Kolben fest und wie stark weigert sich dieser, sich wieder in Bewegung zu setzen?
Als erstes habe ich es mit leichten Klopfen vom allen Seiten versucht. Erfolglos!
Dann mit Erwärmen des Ganzen. Erfolglos!
Danach habe ich die verbliebenen Stehbolzen entfernt um so vielleicht den Zylinder auf dem Motoransatz mit Drehbewegungen zu lösen. ERFOLGLOS!
OK, wenn er nicht will, dann..... . Als nächstes den Zylinder mit mit WD40 eingesprüht und dann heist es --abwarten--. Mal sehen, was das bringt.
Danach noch einen Blick auf das Antriebsritzel geworfen. Auch hier ist die Substanz recht gut. Muss also nicht neu.
Irgendwann werde ich mich dann daran machen und den Motor von innen zu beäugen.
Bis dahin, werde ich regelmäßig den Zylinder Ölen und versuchen den Zylinder zu lockern. Das eine oder andere Bierchen wird meine meine Lockerung sorgen.
Da ich mich nun wieder dem Rahmen und den dazugehörigen Anbauteilen widmete, fing ich an die Maschine von Oben nach unten zu zerlegen. Erst beim Zerlegen kann man nun mal den Zustand optimal erfassen. Also ging es beim Sattel los. Auch hier gilt, erst in Einzelteilen erkennt man den Zustand.
Die Satteldecke ist, aufgrund des Alters noch recht passabel und lohnt sich aufzuarbeiten. Da werden meine, in der Polytechnischen Oberschule erworbenen Nähkünste eine gewichtige Rolle spielen. Ein paar Nähte müssen erneuert werden. Im zweiten Foto ist gut zu erkennen, dass man hier schon mal Hand angelegt hatte und eine Schraube, die zwar nicht passte, aber doch irgendwie herumlag, als Ersatz genommen hatte. Das Sattelgestell ist leider auf eine Seite gebrochen.
Dies ist zwar nicht so schlimm, aber lässt doch erkennen, dass hier wohl die Traglast um einiges überschritten wurde. Wenn man bedenkt, dass die zulässige Gesamtmasse nicht so hoch angesetzt wurde, ist dies auch keine große Überraschung. Ich muss mich daher körperlich auch etwas anpassen müssen, wenn Ihr versteht was ich meine. Die Sattelstütze sah vor der Behandlung auch sehr bescheiden aus, aber mit etwas feiner Schleifwolle ist das Ergebnis nicht von schlechten Eltern. Ich freu mich .
Weiter geht es mit der Demontage des Lenkers, der Griffe und Anbauteile.
Dies werde ich ein anderes Mal schreiben. Bis dahin.