MEGU Glücksrad Simson Ersatzteile von ETHS

Wenn man auf einmal unerwartet 4 Wochen Zeit hat - Simson S50 B1 Regenerierung

  • Hallo zusammen,



    im Mai 2009 habe ich damals eine S50 gekauft und mich hier angemeldet, und da ich schon einiges hier in letzter Zeit an Infos gefunden habe, möchte ich auch ein bisschen was zurück geben. :)




    Mir ging es dieses Jahr genauso wie wahrscheinlich vielen. Auf einmal war Zeit da. Also zog es mich in die Garage. Und was findet man da, wenn man sich von nichts so richtig trennen kann? Eine alte Simson S50.




    Kurz in den Erinnerungen gewühlt und der Entschluss was gemacht wird stand fest. Als ich sie vor 11 Jahren durch Zufall kaufte, lief sie nicht richtig. Mehr lieblos, mit so wenig Geld wie möglich, hatte ich sie so weit gebracht, dass sie einigermaßen lief, aber nie richtig. Die U-Zündung nervte und der Zylinder war auch nicht der frischeste.


    Also wurde der Plan gemacht. Neue E-Zündung, neuer Zylinder und neue Reifen. Das sollte reichen, dachte ich.


    Ab auf die Bühne. Sah gar nicht so schlecht aus als Basis auf den ersten Blick.





    Nach dem Felgenausbau stand fest, so kann ich da keine neuen Reifen aufziehen und guten Gewissens einbauen.


    Nach dem Entfernen der Zündung und durchschauen der Elektrik, wurde der Plan wieder geändert.




    Neuer Kabelbaum muss zwingend eingebaut werden. Das kann man so nicht lassen. Und wenn der schon neu ist, werden auch wieder Blinker usw. funktionsfähig montiert.




    Beim Informationen sammeln welcher neue Zylinder verbaut werden soll, wurde schnell klar, der Motor sollte auch neu regeneriert werden.


    Nach den ganzen Erkenntnissen, wurde der Plan dann in: Einmal alles nach meinen Vorstellungen Überholen geändert.




    Motor raus und auf die Schnelle aus Restmaterial einen Motorständer gebaut.





    Schwingenlagerung und Motorlagerung auch überholungsbedürftig. War ja zu erwarten. Und natürlich vieeeel Reinigungsarbeit.






    Weiter ging es mit dem Rahmen und allen Anbauteilen. Zwischenzeitlich war wirklich alles zerlegt und die Motorrevision weit nach hinten geschoben.






    Mit den meisten Paketboten war ich mittlerweile per Du.





    Nachdem alles einigermaßen sauber und überholt war, ging der Zusammenbau recht flott.











    Ab jetzt konnte sich dann endlich um den Motor gekümmert werden. Was da für ein Öl oder was auch immer da rauslief, stimmte mich sehr bedenklich. Zum Glück war es aber wohl wirklich nur dem Alter geschuldet. Getriebe und Gehäuse waren soweit nach dem Reinigen top in Ordnung. Kurbelwelle, alle Lager, alle Dichtungen, Kupplung und die Kickstarterwelle kamen neu.













    Diese einfache Technik hat wirklich mehr Spaß gemacht, als ich erwartet hätte.




    Weiter ging es mit meinem Lieblingsthema Elektrik. Da mir alles was ich an Schaltplänen so finden konnte nicht wirklich gefallen hat, musste ich selbst ran. Wie man sieht, künstlerisch bin ich sehr begabt.


    Erster Entwurf:





    Finaler Entwurf:





    Ergebnis:










    Paar Teile waren natürlich übrig und für die Tonne:





    Nach jetzt knapp 6 Wochen war ich dann fertig mit dem Projekt. Wirklich witzig wie schnell das geht, wenn man sonst nebenher nichts Großartiges machen/arbeiten muss.




    Hier das vorläufige (Zylinder ist immer noch der alte moniert, aber ein neuer bestellt) Ergebnis:


    Simson S50 B1 Bauj. 76


    Vape 12V mit Kondensator (optional kann eine Batterie benutzt werden)


    neuem Kabelbaum


    alle Lager und Dichtungen neu


    >97% der Schrauben aus Edelstahl


    Voll Funktionsfähig (Parklicht nur mit Batterie)


    Springt kalt wie warm auf den ersten Kick an


    Zwar nicht alles original, aber nahe dran.





    Hoffe ihr hattet ein wenig Spaß beim lesen und Bilder gucken.




    Grüße


    Sascha

  • Wow, da hat aber einer wirklich viel Zeit investiert...alleine die Elektrik mit den ganzen Steckern und der Verkabelung in den Lampen...
    Und danke für den Bericht.

    Mein Leben ist zu kurz zum Warmfahren

  • Schaut echt verdammt gut aus!Und der Bericht war auch sehr interessant! Ich hab auch in letzer Zeit viel freie Zeit in mein Moped investiert, allerdings vor allem viel an der Optik aufgehübscht...

    Mein Motor ist wie ich...


    Nicht ganz dicht!

  • Danke für die netten Antworten. Gerade das Thema Elektrik kann einen in den Wahnsinn treiben, deshalb lieber einmal richtig und dann sollte ruhe sein. Habe deshalb auch extra ein Massekabel von vorne nach hinten mitgenommen und zentral übern Herzkasten verbunden. Motor und Schalter für die die Hupe links haben auch noch mal extra Masse bekommen. Auf die paar Kabel mehr kam es dann auch nicht mehr an.


    Jetzt warte ich nur noch auf die letzte Lieferung, welcher der kleinen mit einem leichten Hubraumplus etwas mehr Kraft einhauchen soll. Bin gespannt.


    Grüße
    Sascha

  • Sehr gute Sache! Das Moped gefällt mir auch sehr! Die Fotos allein sind schon richtig geil!
    Und ich als alter Verbesserer werde natürlich gleich hellhörig bei den Schmiernippeln an der Schwinge!
    Schmieren die die Gummibuchsen oder gehen die noch weiter durch?
    Ich rüste bei mir nach und nach Schmiernippel an den Schwingenlagerbolzen nach. Damit schmiere ich die Verbindungen zwischen Bolzen und Hauptrahmen und zwischen Bolzen und den Stahlbuchsen der Schwingenlager. Aber eigentlich mache ich das vorrangig zur Rostvorsorgen, weil ich an diesen Stellen schon viele festgerostete Bolzen gesehen habe. Ich überlege jetzt, ob das Sinn macht, die Gummibuchsen zu schmieren? Ich glaube laut Vorgabe sollen die doch explizit ohne Fett eingesetzt werden, oder irre ich mich da jetzt?

    Buchholz 69ers

  • @Rockerschwalbe die, wie ich finde, beste Erklärung dazu von @simsonpeter (der mit dem PU zeugs):


    "Also zum einen sind ja PA oder PE Lagerungen Gleitlager. Die geschweißte Schwinge der Simsons sind aber nicht al Gleitlager gefertigt. Das heißt die Schwinge reibt beim ein und ausfedern an irgendeiner stelle. Entweder zwischen schwingenauge und PA Lager oder zwischen inneren Metallhülse und PA Lager. Es gibt keine Staub oder Wasserdichtigkeit nach außen. Das heißt Wasser und Staub dringt in in die reibfläche ein es beginnt zu rosten und das alles wirkt wie eine schleifpaste. Das Spiel erhöht sich und die Lagerung schlägt aus.



    Die Lagerung aus Gummi bzw. POLYURETHAN werden mit Übermaß eingepresst. Das Polyurethan und auch das Gummi legt sich formschlüssig um die Metallhülse und auch in das Innere schwingenauge bzw. Motorlager-Auge. Dadurch kann weder Wasser noch Staub eindringen. Es ist absolut dicht und es entsteht weder Rost noch verschleiß durch Abrieb. Der Wirkmechanismus der Gummi und Polyurethan Lager ist ein ganz anderer. Das Material soll sich nicht drehen, sondern in sich verwinden. Das ist mit PA,PE,Messing oder anderen harten Gleitlagern nicht möglich. Das Polyurethan macht das aber. Es ist das beste Material, das man an diesen Lagerungen der Simson verbauen kann und es erfüllt seinen Zweck nach Vorgaben der Erfinder/Konstrukteure. Nämlich die elastische Lagerung durch verwindung und keine gleitlagerung."

    Mein Leben ist zu kurz zum Warmfahren

  • Hallo zusammen,


    ja die Schwingenlagerung.


    Anfangs gar nicht groß drüber nachgedacht und die empfohlenen PA Buchsen gekauft. Beim Zusammenbau war schnell klar, das das so nicht funktionieren kann. Die PA Buchse drehte sich in der Schwinge und der Bolzen war von den Toleranzen auf Press in der PA Buchse. :S


    Richtig ist, wie oben erklärt, das die original Gummibuchsen funktionieren. Da dreht sich dann auch nichts und die Schwinge bewegt sich nur in der Elastizität des Gummis. Das ist dann auch der Grund warum es wirklich auf die Qualität des Gummis ankommt wie lange das Konstrukt hält. Blöd ist halt, wenn das Gummi reist, wandert die Schwinge wieder rechts/links.


    Ich habe jetzt bei mir eine eigene Lagerung gebaut. Es ist eine Gleitlagerung mit den vorhanden PA Buchsen geworden. DIe PA Buchsen wurden passend abgedreht, fest in die Schwinge geklebt und mit den Schmiernippeln zusätzlich fixiert. Die PA Buchsen können sich jetzt weder drehen noch nach rechts/links in den Schwingenaugen wandern. Dann habe ich einen Bolzen passend für die PA Lagerung gedreht mit Anschlagscheiben nach rechts/links. Alle Toleranzen habe ich knapp, aber mit dem nötigen Spiel ausgelegt. Die Metallbuchsen, die Anschlagscheiben und der Schwingenbolzen haben nach dem Anziehen eine feste Verbindung und es bewegt sich nur die Schwinge mit den PA Buchsen. Durch die Schmiernippel kann man wenn gewünscht an der richtigen Stelle nachschmieren und somit die Standzeit der Gleitlagerung verlängern. So ist wenigstens der Plan und ich bin mir recht sicher das es auch funktioniert. ;)
    Was mir wichtig war, die Schwinge sollte auch bei einem Verschleiß nicht nach rechts/links wandern. Das kann bei mir auch mit Verschlissenen PA Buchsen nicht passieren bzw. dann halt nur minimal dem Verschleiß entsprechend.


    Derzeit ist es wenigstens so, das die Simson super in der Spur läuft, gut federt und stabil ohne Geschlapper fährt. Sollten die PA Buchsen unerwartet schnell verschleißen drehe ich mir ein paar Buchsen aus Messing oder ähnlichem Material. Danach sollte dann wirklich ruhe sein.


    Wenn man es weiß sieht man jeweils rechts und links die Anlaufscheiben in der Schwingenlagerung:



    Grüße
    Sascha


    p.s. Musste den Beitrag noch mal ändern. Kam mit PA und PU durcheinander. Ich habe PA (Polyamid) Buchsen verbaut. In wie weit es PU Buchsen gibt welche die Eigenschaften der originalen Gummibuchsen erfüllen weiß ich nicht. Ich weiß nur das PU bzw. PUR verschieden geschäumt sein kann. Von hart und spröde bist elastisch und weich.

  • Dann musst du deinen Beitrag aber nochmal anpassen, einmal kommt PU noch im Text vor und stimmt wahrscheinlich so nicht ganz ;)
    Außerdem meinst du mit "Bolzen" sicher die Metallrohre des Schwingenlagers, oder?
    Und wie die Blaumeise schon erwähnte gibt es tollerweise seit ein paar Jahren einen Weltverbesserer der Simson Fahrwerke, Namens Simsonpeter.
    Der stellt alle Buchsen aus PU her und dadurch ist es möglich, die originale Funktionsweise wiederherzustellen mit haltbarem Gummi.
    Also bevor du anfängst Messingbuchsen zu drehen, kannst du auf http://www.buchsenfuchs.com langlebige PU-Buchsen in verschiedenen Härtestufen bestellen.

    Buchholz 69ers

  • Habe den Beitrag eben gefunden vom Simsonpeter.


    Das letzte PU sollte auch weg sein


    Wie gesagt, denke die Gleitlager wie ich sie mir jetzt gebaut habe werden lange genug halten. Denke nicht das ich da die nächsten Jahre nochmal dran muss.

  • Man merkt schon, Du hast mit viel Sachverstand das gemacht was für dich am besten funktioniert.
    Wie lange deine Buchsen halten, wissen wir nicht. Weder im guten, noch im schlechten :D
    Ich hoffe du berichtest auch wenn es ein Misserfolg ist, damit wir davon lernen können. Das Konzept ist ja zumindest sehr gründlich durchdacht und zuende geführt worden.


    Zu Peters Buchsen kann ich sagen: 1 Jahr drin, ca. 10tkm, Moped steht immer draussen. Sehen aus wie gerade eingebaut und fährt sich auch so.


    Edit, was ich gerade sehe...Bitte verbaue größere Unterlegscheiben an den Stoßdämpfer Augen. Die Dinger können so über das Gummi und die Schrauben nach aussen abhauen und das will ja keiner.

    Mein Leben ist zu kurz zum Warmfahren

    Einmal editiert, zuletzt von blaumeise ()

  • Edit, was ich gerade sehe...Bitte verbaue größere Unterlegscheiben an den Stoßdämpfer Augen. Die Dinger können so über das Gummi und die Schrauben nach aussen abhauen und das will ja keiner.

    Super. Danke für das wachsame Auge. Werde ich umsetzen.


    10tkm.... Die schaffe ich ja noch nicht mal wenn ich alle Motorräder zusammen nehme. Aber sollte sich was ergeben, sage ich Bescheid.

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