...Felix hatte zwar eine Regenhose und wasserdichte Schuhe, jedoch nur eine imprägnierte Motorradjacke.
Diese hielt auch eine ganze Zeit dicht, während meine Füße bereits klitschnass waren.
Seine wasserdichten Schuhe in Ehren, nur lief im das Wasser der Hose direkt in die Schuhe
Wir waren also beide nass.
Ich war bis auf Schuhüberzieher gut ausgestattet und Felix' Jacke hielt auch eine ganze Zeit dicht, nur leider nicht ewig.
Dann setzte Gewitter ein.
Durch (bestimmt) hübsche burgundische Hügel fuhren wir in der Hoffnung, dem Wetter zu entkommen.
In der Tat war die Chance recht groß. Wir befanden uns in einem Tal und in die Richtung in die wir mussten, sah das Wetter besser aus.
Während wir also vor dem Regen verzweifelt flohen, müssen wir das Zentrum des Gewitters erreicht haben.
Es war zwar nicht heftig, aber ist man erstmal drin, ist knallt auch ein kleiner Blitz.
Plötzlich führte die Straße aus einem Dorf, hinauf auf einen Hügel. Ringsherum nichts, nur in der Ferne war außer uns ein einsamer größerer Baum...
Als ein Blitz nur ein paar hundert Meter vor uns einschlug, bekam ich schon ziemlich schiss und wollte nur noch auf niedrigeres Terrain.
Den Gashebel so kräftig wie möglich gezogen und weit über den Lenker gebeugt suchte ich den schnellsten Weg herunter von dem Hügel.
Im sicheren Tal angekommen wurde der Regen auch etwas weniger.
Felix hatte den Blitz wohl nicht gesehen und auch sonst schien ihm das Gewitter entgangen zu sein, daher war er scheinbar ein bisschen entspannter als ich.
Wir bequatschten uns, versicherten uns dass die geplante Route auch richtung Schönwetter liegt und fuhren weiter, der Regen hörte auch recht bald auf.
Wir fuhren also weiter durch das wunderschöne sanfte Burgund, die Sonne versicherte uns sporadisch ihrer Existenz und wir genossen die Strecke.
Als es zeit für Pause wurde und ich wiederholt an der Spitze eines Hügels auf meinen schwächer motorisierten Mitfahrer gewartet habe, klagte er über wenig Leistung, noch weniger als sonst.
Klar, es hatte geregnet, da kann schon mal die Leistung nachlassen, wer kennt das nicht.
Wie durch Zufall drehte ich an seinem Vorderrad, die Bremse schleifte deutlich, das könnte es doch sein...
Nachdem wir die leistungsfähige Simsonbremse durch Reindrehen der Schraube noch ein wenig mehr ihrer atemberaubenden Bremskraft beraubt hatten, drehte das Rad nun frei.
Frei, aber nicht gut.
Es gab deutliche Laufgeräusche von sich und man spürte deutliche Rastpunkte.
Genug Anlass das Rad zu demontieren.
Während die Handschuhe am Motor "trockneten" und ich meine Socken wechselte, sahen wir das Unglück.
Die Lager seines Vorderrades hatten wir vor der Tour als noch tauglich empfunden und demnach nicht gewechselt.
Dumm nur, dass diese nun völlig kaputt waren.
Der Lagerkäfig lächelte uns an und quittierte seinen Dienst, eine Kugel war auch schon im Nirgendwo unterwegs, definitiv ernst!
Nun, was blieb uns schon übrig.
Die sonst so geniale Netzabdeckung in Frankreich war auch hier nur dürftig, genutzt hätte es uns dennoch nicht viel.
Wir setzten unsere Tour nun gemäßigt fort und hielten an der ersten Werkstatt, die wir fanden.
Wir versuchten dem Chef unser Problem zu verdeutlichen und begannen das Vorderrad auszubauen, damit er unser Unglück verstand.
Der erneut starke einsetzende Regen ließ uns wieder (oder noch mehr) nass werden, der nette Herr bat uns in seine trockenen Hallen und wir bauten das Vorderrad aus.
Sofort wurde im klar, was unser Problem ist.
Leider musste er uns vertrösten, Ersatz hätte er nicht auf Lager und verwies uns an den nächst größeren Ort.
So fuhren wir noch gut 30km weiter und landeten in Vierzon auf einem Campingplatz, dem wenigstens günstigsten unserer Reise.
Es war mal wieder spät geworden, aber es reichte noch, uns mit Bier und Essen einzudecken.
Den Abend suchten wir eine Motorradwerkstatt raus und fuhren diese am nächsten Mittag an.
Wir versuchten den Herrschaften klar zu machen, dass unser "Roulemont" defekt sei.
"Roulemont de Roules", Rollende Rolle oder was auch immer das wortwörtlich bedeutet, das sagte zumindest der Übersetzer.
"Roulemont" reicht im Übrigen aus, um ein Kugellager zu betiteln 
Die 3 Franzosen waren auch ratlos und meinten, sie hätten auch eigentlich geschlossen und viel zu tun.
Trotzdem waren sie hilfsbereit und konnten sogar englisch.
Fast hätten sie uns vertröstet. Kurz bevor unserer Unterhaltung vorbei war, haben sie jedoch begriffen, dass wir Standardkugellager suchen und verwiesen uns auf einen Autoteilehandel gleich um die Ecke.
Dort angekommen sprach natürlich keiner Englisch und unser Französisch ist auch nur dürftig.
Ich konnte dem Herrn ein Bild eines SKF 6201 zeigen und er verstand. Höflich und geduldig mit uns waren sie auf jeden Fall alle.
Wir orderten also 2 Radlager und eins für den Kettenmitnehmer.
Der war bei Felix zwar neu gemacht, allerdings auch schon ziemlich verschlissen, wieso kann ich nicht sagen.
Nachdem wir bestellten, schaute ich mir bei beiden Mopeds alle Lager an.
Seine neuen hinteren Radlager waren auch defekt, hier schien jedoch die Distanzhülse schuld gewesen zu sein.
Bei meinem Moped waren die Lager so schwergängig, dass sie sich per Hand kaum drehen ließen, auch hier muss die Distanzhülse Probleme machen. Aber irgendwie schienen sogar auch die neuen Lager allesamt defekt zu sein, vielleicht sind es doch keine originalen SKF, sondern irgendein Plagiat. Ich werde auf jeden Fall Kontakt zu dem ebay Händler herstellen.
Die Nacht in Vierzon war mal wieder saukalt. Trotz langen Klamotten und dicker Motorradjacke kaum auszuhalten.
Wir opferten eine Edelstahlschüssel und versuchten ein Feuer zu machen.
Außer dass wir den ganzen Campingplatz eingeräuchert haben, kam nicht viel bei rum...
Den nächsten Morgen verbrachten wir zügig mit packen und gegen 10 holte ich die 3 Lager für satte 31€ ab und kaufte noch den billigsten Hammer im Supermarkt.
Voll Glück und mit den Radlagern in der Tasche, steuerten wir den Supermarkt an, um Proviant für die Weiterfahrt zu besorgen.
Unterwegs trafen wir auf eine jugendliche Gruppe mit getunten Rollern, das war ein Spaß! 
An der Ampel gab es interessante Beeugungen, die Gendarmerie die gerade zufällig vorbei fuhr, hat nur blöd geguckt.
Ich hoffte nur, dass die nicht zurück kommen und uns zusammen mit den Jungs kontrollieren.
Wir ließen alle die Motoren heulen und an der Ampel habe ich denen erstmal gezeigt, was so eine Simson alles kann.
Ich schoss davon und der King der Gruppe brauchte einen Moment, um den Vorsprung aufzuholen.
So irre wie die dort alle sind, überholte er innerorts alles was ging, nur um nach dem nächsten Kreisverkehr direkt am Supermarkt zu halten.
Witzig wars auf jeden Fall.
In Rekordzeit wechselten wir nun die beiden Radlager. Natürlich hatten wir kein Fett, also musste gute Kindercreme und 2 Taktöl zur Schmierung her, kein Problem!
Das nun heile Vorderrad mit intakter Hülse wanderte nach hinten, das mitgenommen aber durchaus noch nutzbare Hinterrad wurde nach vorne gebaut und die Radmutter einfach nicht so fest angezogen, sodass dieses sich auch frei drehen konnte 
Mein Lagerproblem habe ich einfach ignoriert.
Wir zahlten den Campingplatz, die Kosten beliefen sich auf 16€ für 2 Personen, 2 Mopeds, 2 Zelte und 2 Nächte und dieser war gar nicht mal schlecht! - Die Dame muss sich verrechnet haben...
Weiter ging es erstmal ohne Regen, lange sollte das aber nicht anhalten.
Wir wollten es den Tag bis ans Meer schaffen, es waren 300km zu stemmen. Hart aber machbar.
Von der Strecke weiß ich leider nicht mehr viel, viel gäbe es auch nicht zu erzählen.
Es war den ganzen Tag am Regnen wie aus Eimern.
Nach einer kurzen Pause sprang mein Moped nicht mehr vernünftig an. Ich schob es auf die Feuchtigkeit aber seit diesem Tag wollte die Gute nur noch angeschoben werden, vermutlich Spätfolgen der zu großen Hauptdüse, drum gekümmert habe ich mich bis heute noch nicht.
Meine Blinker sind den Tag auch abgesoffen. An Felix' Moped hatten wir die Tage zuvor bereits das Blinkerrelais abgeklemmt, da dieses dauerhaft am Klacken war (Wasser im Schalter + weiterer Defekt irgendwo)
Meine gingen irgendwie noch und ich war zu faul das Relais abzuklemmen, sie leuchteten schließlich noch, auch wenn ganz schnell.
Diesen Tag schafften wir glaube ich gerade mal 116km und landeten irgendwo auf einem 5 Sterne Campingplatz.
Kein Schnäppchen aber gut bezahlbar.
Der Abend endete mit einem schönen Burger mit Pommes, der Burger sah fantastisch aus, schmeckte aber dermaßen abartig.
Satt aber unzufrieden gaben wir uns unserer einzigen Flasche Wein hin und ließen den langen Abend mit Schuhetrocknen unter dem Handfön im Waschhaus ausklingen.
Neuer Tag, neues Glück.
Der Wecker klingelte früh, wir hatten viel vor.
Das Plätschern um 8 ließ uns jedoch einstimmig in unseren Zelten verharren und ausschlafen, ohne dass wir uns überhaupt darüber abstimmen mussten. Nass war sowieso schon alles, die ersten Pfützen bildeten sich in meinem Zelt, noch ein Tag nass fahren war definitiv keine Option.
Gegen 10 Uhr ließ der Regen nach und wir krochen aus unseren Zelten...
Kleiner Funfact am Rande: Wem die Froschhupe an meinem Moped aufgefallen ist... Diese wurde natürlich tatkräftig benutzt und bei jedem Moped oder Mädel das uns begegnete, entfaltete der Frosch seinen Charme