Beiträge von Knatterschwein

    Aller guten Dinge sind drei, und ebenso verhält es sich mit den Fahrradberichten. Immerhin steht jetzt auf einem Haufen, was auch inhaltlich zusammenhängt.


    Konsistenz hat für mich was befriedigendes, daher werden Sie diesen Dreierfächer bitte umstandslos tolerieren.


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    Die grosse Macht!?
    28.09.2004


    [arial]In den Sätteln spürten wir schon
    die große Macht (City: Meister aller Klassen)
    [/arial]


    Ich fahre ja immer noch mit dem Fahrrad zur Arbeit; das Knatterschwein ist inzwischen komplett zerlegt und der Rahmen wartet in der Karosseriewerkstatt, vom Chefarzt persönlich behandelt zu werden. Freitag soll es fertig sein, und am Sonntagmorgen werde ich hoffentlich schon wieder den SPIEGEL und Brötchen damit holen können.


    Bis dahin siehts richtig cool aus bei mir zu Hause - eine ölbeschmierte Coca-Cola-Stranddecke, darauf die sämtlichen Einzelteile des Knatterschweins auf ihre Wiedervereinigung warten; ein Glück, dass der Benzinhahn dicht ist. Ich bin voll der Vorfreude.


    Gestern der Heimweg jedoch war zunächst mal wieder ein Hochgefühl, das dem einer Knatterschwein-Havarie in nichts nachstand: Irgendwo auf der B96 Ecke Waidmannsluster Damm fällt mir auf, dass der Steuersatz nicht mehr klappert. Häh? Den hatte ich zehn Jahre lang nicht einmal festgezogen, der klapperte sogar beim Treppe hochtragen - und jetzt war er auf einmal still. Zu still; ein Blick aufs Vorderrad liess mich den Grund der Dämpfung erkennen: Das waren jedenfalls definitiv nicht mehr die 4,5 bar, die ich am Morgen noch draufgetan hatte.


    Der Schlenker von der Strasse auf den Bürgersteig offenbarte die weitestgehende Unkonrollierbarkeit des Vorderrades und seine absolut mangelhafte Spurtreue; fast wäre ich unsanft abgestiegen. Ich pumpte Luft nach, aber nach hundert Metern ging das Geeiere schon wieder los. Nach weiteren hundert Metern des Schiebens schnorpelte der Mantel auf der Felge herum - von da waren es aber nicht mehr weit zu Caro-Autoteile, wo sie auch Fahrradschläuche haben.


    Sehr gut sortiert sogar, alle Grössen und alle Ventile - aber natürlich keinen 26\"/1,95\"er mit Autoventil - nur diese blöden Franzosenventile, wo man nur am Rumschrauben ist, eh da mal was geht. (Und pumpen Sie mal vier oder fünf bar mit der Hand auf - dann wissen Sie Autoventile und Tankstellen wohl zu würdigen!)


    - Na, von Caro zum hinterfotzigen Fahrrad-Otto waren es keine zwei Kilometer, und mit knapp 13 kg ist das Rad auch keineswegs untragbar. Fahrrad-Otto hatte den passenden Schlauch und versuchte diesmal auch nicht, mich um zehn Euro zu betrügen wie beim letzten Mal. Im Schlauchwechsel bin ich infolge einer Pechsträhne in den letzten zwei Wochen mittlerweile sehr geübt; heute abend werde ich die beiden schwächelnden Kandidaten mal flicken und dann immer einen davon einstecken haben - denn es wäre ökonomischer Unfug, für ein Fahrzeug mit zwei Rädern mehr als vier Schläuche zu besitzen.


    Irgendwie musste ich beim Aus- und Einbau des Vorderrades aber die Bremse verstellt haben - die bremste zwar noch, löste sich aber nicht mehr von allein. Ein ganz garstiges Verhalten. Auf der Roedernallee schraubte ich daran herum und glaubte das Problem schon gelöst zu haben - bis ich sie an der nächsten Ampel durchzog und feststellen musste, dass ich den Bowdenzug am Cantilever-Hebel nicht anständig festgezogen hatte: Erst bremste es etwas, und dann kam mir der Bremsgriff rasant entgegen; ebenso schnell löste sich die Bremswirkung in Wohlgefallen auf.


    Also alles ab, die ganze Scheisse neu justieren (Bremsendreck + Nieselregen = BÄH!), wieder ran und dann feststellen, dass man zehn Jahre alte Bremsbacken ab einem gewissen Verschleissgrad anschrauben kann wie man will - dieses sehr bissfeste Ansprechverhalten kriegt man damit nicht mehr hin.


    Zu Hause habe ich die Backen erstemal mit dem Cuttermesser geglättet; SO müssen Bremsen zupacken! Der Steuersatz klappert jetzt auch nicht mehr - der musste bloss mal festgezogen werden, wofür mir immer noch das passende Werkzeug fehlt. Indes wagte ich zum ersten Mal, die schwarz lackierte Überwurfmutter mit der bärenstarken Knipex-Wapuza anzugreifen. Tiefe Schrammen, aber der Steuersatz sitzt jetzt wieder. Nachdem auch der Sattel strammgezogen war, befand sich der gute Tretbär wieder in dem Zustand, wie ich ihn mag: Dass man ihn ohne Gewicht herumhupfen kann, und es klappert NICHTS.


    Hoffentlich ist das Knatterschwein bald fertig - nicht dass es eifersüchtig wird. Grund dazu hätte es jedenfalls; zumindest solange es noch zerlegt auf der Coladecke liegt, während ich den Tretbär nach langer Pause wieder wohl zu gebrauchen lerne...

    Und gleich weiter. Natürlich wieder mitem Fahrrad, allweil wir dann doch eine Weile gebraucht haben, eh der Steuersatz wieder schnucklig war.


    Aber wenn Sie sich an den themenfremden Einsprengseln störten, hätten Sie mir das ja längst mitgeteilt.


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    Fehlgeleiteter Purismus
    17.09.2004


    War ich gestern noch stolz auf mein nothing but pure bicycle? Das war ich, und die Betonung liegt auf der Vergangenheitsform. Es ist nämlich zweierlei, im Hellen fernab des Verkehrs zu sitzen und über die Notwendigkeit einer Fahrradbeleuchtung zu meditieren - und zu dieser Entscheidung auch in schwärzester Nacht noch zu stehen, wenn die Leute hupend mit 80 überholen und den Stinkefinger nicht mal sehen könnten.


    Gestern habe ich mir also erstemal eine Beleuchtung für mein Fahrrad gekauft. Ich habe am Mittwoch und am Donnerstag eine ganze Weile in der Badewanne liegen müssen, ehe ich guten Gewissens losfahren konnte - es war einfach noch zu dunkel und in einem Jahr Moped-Fahren habe ich mir offenbar angewöhnt, mich auch mal wieder an ein paar Strassenverkehrsregeln zu halten; so konnte ich ohne Licht erst in der Morgendämmerung losfahren und war erst jeweils kurz vor acht Uhr in der Firma.


    Heute aber konnte ich frohen Mutes in die Dunkelheit hinausschiessen, da jetzt sehr helle LEDs vorn und hinten die anderen Verkehrsteilnehmer blenden. Dabei hätte mich der Fahrradhändler Otto in Wittenau fast um zehn Euro beschissen und behauptete dann - nachdem ich hellwach den Versuch bemerkt hatte - dass seine Kasse schuld daran sei; irgendsowas in der Art hätte ich an seiner Stelle sicher auch berichtet.


    Das Rücklicht braucht im übrigen drei (!) Batterien; das ist wieder mal so ein typischer Trick zur Umsatzsteigerung: Denn Batterien gibt es natürlich nur in Zweier- oder Viererpacks, so dass man immer eine mehr kauft, als man braucht.


    Immerhin hat das Rücklicht bloss eine LED, so dass die Batterien dann vielleicht wenigstens etwas halten. Der Scheinwerfer vorn kommt mit zwei Batterien aus, an denen dafür auch drei statt einer LED saugen - mal sehen, wie lange das funktioniert und wie lange es dauert, bis irgendeinem blöden [c=#ff0000]POLIZISTEN[/code] auffällt, dass diese an sich ganz vorzüglichen Beleuchtigungen natürlich alle miteinander nicht StVZO-zugelassen sind.

    Immerhin, um Zweiräder geht es hierbei auch. Aber so ist das nunmal mit Simsonmopeds - manchmal ist eben doch was daran zu tun, und dann muss man solange eben mit dem Fahrrad fahren.


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    Ja, mir san mi\'m Radl da!
    16.09.2004


    Am Knatterschwein habe ich am Montag den Steuersatz wechseln wollen und dabei festellen müssen, dass ein feiner Haarriss sich an der Schweissnaht zwischen Rahmen und dem Rohr vom Steuerkopf entlangzieht. Der Mechaniker wusste auch gleich jemanden, der das schweissen würde, aber der hatte dann am Dienstag doch keine Zeit und jetzt muss ich mal irgendeine Karosseriebude auftun, die sich damit befasst. Kein wirkliches Problem; den Riss mit der Millimeterscheibe einmal ausfräsen, Farbe ab und dann wieder zugeschweisst das ganze.


    Dies nur als Begründung, warum ich gestern und heute mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr. Ich war von verschiedenen Seiten gewarnt worden, dass 25 km kein Pappenstiel seien, und genau so verhält es sich auch. Die ersten paar Kilometer auf dem Radweg der Stralauer liessen mich ja wenigstens noch glauben, als Radfahrer sei ich von Schlafmützen und Sonntagsfahrern nicht so betroffen; aber diese gibt es in allen Klassen und auf einem 50 cm breiten Radweg stören sie ungleich mehr.


    Die schleichen da mit Schrittempo rum, vorn die Kette auf dem kleinsten Kranz - und ich Idiot hab mir beim Mopedfahren angewöhnt, rote Ampeln zu beachten (Nummernschild!) - und wenn ich da also jetzt auch mit dem Fahrrad anhalte, dann kommen diese Sonntagsfahrer von hinten angeschlichen und stellen sich genau vor mich. Einen solchen Knalldeppen habe ich gestern auf dem Heimweg bestimmt viermal überholt, bis ich dazu übergegangen bin, das runde rote Licht als ein Signal für StrassenTeilnehmer zu interpretieren. Unglaublich; es sind wirklich nur Bekloppte unterwegs.


    Dann sind mir noch so ein paar Punkte aufgefallen:


    (1) Der Senat schert sich einen Scheissdreck um Radfahrer. Jedenfalls gelangt man zu diesem Schluss, wenn man die Qualität der Fahrbahndecke von Radwegen und Strassen vergleicht.


    (2) Bauarbeiter, Müllmänner, Bäcker und Schulkinder sind die natürlichen Feinde des Tretbären und seines Bewegers - denn nahezu ihr gesamtes gesellschaftliches Leben spielt sich auf Radwegen ab. Sie entladen dort ihre Fahrzeuge, trinken Kaffee, rauchen Zigaretten, halten einen Plausch bzw kommen nicht mit ihren Schulmappen klar. Und sie reagieren genervt bis unhöflich, wenn man sie im Vorbeifahren beleidigt. (Nennen Sie mal einen vierschrötigen Bauarbeiter \"Ihr Nutten!\", wenn er glücklich auf dem Radweg seinen Kaffee schlürft. Dann sehen Sie erstemal, wie schnell sich ein Gesichtsausdruck ändern kann!)


    (3) Der Steuersatz am Fahrrad ist mindestens so durch wie der am Knatterschwein. Zehntausend Kilometer scheinen da eine natürliche Grenze zu bilden. Dieser gute Tretbär hat mich immerhin seit der 11. Klasse treu getragen, sieht immer noch zeitlos schön aus (kein Licht, kein Tacho, kein Schutzblech, keine Federung - nothing but pure bicycle!) und lediglich der vordere Kettenwerfer ist nicht mehr das, was er mal war; aber den braucht man in der Stadt eh nicht.


    (4) Ich bin ruhiger geworden. Wenn ich mir früher vornahm: Die letzten Kilometer fährst du mal nicht ganz so wild, auf dass du am Ziel nicht völlig durch den Wind seiest - hatte das nie geklappt, vermutlich aufgrund irgendeiner Endspurt-Mentalität. Vielleicht ist es der Arbeitsalltag, der mir die ausgetrieben hat; jedenfalls gestern ab der Warschauer bis nach Hause gelang es mir, wie ein Sonntagsfahrer zu fahren und wieder zu Puste zu kommen. Vielleicht war ich auch einfach nur zu fertig, um weiter so schnell zu fahren.


    (5) Man frisst viel mehr, wenn man mal ein bisschen was tut. Nicht dass ich mich sonst zurückhielte, aber es ist jetzt viertel elf und ich kann es kaum noch erwarten, nachher 750g Makkaroni-Auflauf auszutilgen.

    Ha, ich hab noch mein altes Schulfahrrad von 1994 - Megabike Blackfriar, früher 21 Gang, jetzt 7 (vorderer Werfer fehlt, braucht kein Mensch sowas), ungefedert, aber mit dem dem bequemsten Brooks-Ledersattel der Welt.


    Damit fahr ich immer, wenn das Knatterschwein mal so richtig darniederliegt, also sehr selten.

    Sprühbeschichtungen sind was ganz anderes, weil dabei keine chemischen Reaktionen zum Auftragen stattfinden müssen.


    Sobald aber die Beschichtung im Zuge einer Reaktion in wässeriger Lösung entstehen soll, sehe ich Probleme, weil Aluminium in wässerigen Lösungen - bei Anwesenheit anderer Metalle - eben nicht gerade dazu neigt, seine metallische Form beizubehalten.


    Das mit dem Rostschutz durch das Öl im Gemisch ist einerseits richtig, andrerseits sagt mir meine Erfahrung, dass sich in halbleeren Tanks gern Kondenswasser bildet. Man müsste das Schwein dann nach jeder Fahrt an die Tränke führen, damit der Tank immer voll ist.


    Was das Teil betrifft, das du zu Testzwecken eingewickelt hast: Lass es mal ein paar Wochen draussen liegen, denn nur so simulierst du korrekt die überaus korrosionsfördernden Einflüsse von Kondens- und Tauwasser. In speziellen Korrosionskammern, in denen sowas getestet wird, werden auch in rascher Folge die Temperaturen geändert.



    Ansonsten will ich gar nicht dementieren, dass es am Ende auch mit Alu klappen kann. Ich sage nur: Ich habe noch nie davon gehört (im Gegensatz zu Verkupfern, Vernickeln, Verzinken etc) und mein bescheidenes Wissen um die chemischen Eigenschaften diverser Metalle scheint darauf hinzudeuten, dass Alu nicht die optimale Variante ist.


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    Sorry übrigens wegen Feuerverzinken - ich hab grad mal bei soner Bude angerufen und die meinen, das geht nicht: Weil das Teil dafür zwei Öffnungen bräuchte, die sich diagonal gegenüberliegen - sprich, eine an der höchsten und eine an der untersten Stelle. Die nehmen da gern Priovatkunden, aber beim Wort \"Mopedtank\" hat er die Luken gleich dichtgemacht.


    Der Typ hat aber gesagt, Tankbauer wüssten sowas, die hätten da irgendein Zeug zum Ausschwenken.

    Schon wieder eine Auspuffgeschichte. Aber das ist eine zufällige Häufung, dass mir die Tüte jetzt aktuell verstopft war, während ich grad die ganzen alten Auspuffgeschichten vorhole.


    Da müssen Sie durch und ich mache mir da auch gar keine Platte, weil es ist ja alles freiwillig und kostenlos.


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    Schon wieder der Auspuff!?
    24.07.2004


    Gestern auf dem Heimweg war das Knatterschwein ab Reinickendorf schon etwas schwach auf der Brust; es wollte nicht mehr so richtig, das Gas hing nur am Anschlag und ich wurde dennoch zusehends zum Verkehrshindernis. Das wie üblich beherzte Kommenlassen der Kupplung brachte nicht den gewohnten Schub, sondern liess den Motor kläglich ´winseln. Ewiglich dauerte es, bis das Schwein mal auf Touren kam, und dann war da meistens schon die nächste Ampel oder ein Einparker - und wieder das langwierige Beschleunigen, alles von vorn.


    Fürchterbar. Ab Ostbahnhof bin ich ganz rechts gefahren, um die Überholenden nicht zu behindern - ich blockiere die Spur sonst grundsätzlich, um mehr Raum um mich zu haben - und ab der Warschauer hielt ich mich auf dem Radweg. Ich selbst mag solche untermotorisierten Gefährte nicht, denn sie sind im Stadtverkehr von 50...60 km/h ein übles Hindernis, halten alles auf und betätigen sich als Wellenbrecher gegen die grüne Welle; das nervt und nervt noch mehr, es selbst zu verursachen.


    Auf dem Radweg braucht man ausserdem nicht anhalten. Aber schlussendlich musste ich über die Stralauer Allee, stand dann doch und kam nicht mehr los. HMPF. Es ist jedes Mal sehr erniedrigend, das Schwein von der Strasse zu schieben.


    Was konnte geschehen sein? Es fühlte sich genauso an wie ein zugeschlotzter Auspuff, aber den hatten wir doch neulich erst saubergemacht! Indes hielt ich die Hand vor die Mündung der Tröte und verspürte nicht die sonst üblichen Drückwellen; dabei im Leerlauf tuckerte das Schwein noch still vor sich hin - leiser zwar, aber weit entfernt davon, auszugehen.


    Leiser! Das war das Stichwort. Laufschwäche und Druckverlust können alle möglichen Ursachen haben - aber wo Benzin explodiert, da macht es Remplemm: Und das kann nur mehr hinter dem Zylinder, sprich im Auspuff aufgehalten werden. Zum Glück musste ich das Schwein nur mehr hundert Meter schieben und war zu Hause - hundert Meter von 25 km Heimweg; ich freute mich sehr.


    Und siehe, was die Öffnung des widerlich heissen Rohrs erbrachte: Tatsächlich sass ein einzelner Dreckklumpen genau auf der Öffnung der sich nach innen wölbenden Mündung und verstopfte diese. Ich hätte lediglich mit einem Schraubenzieher einmal hinten reinstochern brauchen, und es wäre wieder 1A gelaufen. Aber so hab ichs nochmal *gründlich* ausgebrannt und porentief rein gekratzt.


    Während ich am Kokeln war, frug mich einer der Trinker aus dem Fenster, was denn schon wieder sei, und begann eine längliche Konversation - aus dem vierten Obergeschoss in den engen Hof hinunter. Ich hielt mich bedeckt.


    Bald kam er hinunter und setzte sich auf einen Stuhl, der dem Hausrat des anderen Trinkers entstammt und dort seit Wochen steht; machte sich ein Bier auf und schaute mir beim Zusammenbauen zu. Er hatte aber seine schwarze Katze dabei, die sehr nett aussah und am Schwein gerochen hat. Idyllisch.


    Bald kam auch der andere Trinker von der Arbeit und die beiden berieten, dass sie eine Terrasse auf dem Hof anlegen wollten - der Vermieter sei ja jetzt pleite und sie könnten von daher machen, was sie wollten. Ich freu mich drauf; die olle Matratze liegt immer noch zwischen den Mülltonnen und ist schon ganz schwarz.


    Zwischendurch kam auch noch der andere Nachbar mit dem Spitzbart angelaufen und trug mir auf, doch besser eine Benzin-Lötlampe zu benutzen (ich setzte den guten Rothenberger-Gasbrenner ein) - die sei heisser; richtig bullern müsse das. Meinen Einwand, dass ich keine hätte und es mit dem Gasteil auch ginge, wischte er hinweg. Aber er konnte es nicht wissen - als alter Ossi kannte er nur die höllische Kraft der Benzin-Lötlampen, denn für Gasbrenner gabs im Osten keine Kartuschen.


    Während der Rauch des verglühenden Auspuffdrecks im engen Hof gen Himmel stieg, schlossen sich viele der zuvor noch offenen Fenster, und ich hatte auch recht penetrant an dem Blechteil herumgeklopft. So ging ich nach getaner Arbeit (\"Knatterschwein knattert wieder!\") immerhin extra nochmal hinunter und fegte den Haufen schwarzer Krümel zusammen, den ich aufgetürmt hatte. Der Trinker sass noch da und kommentierte: \"Ja, ümma orntlisch! Macht ja heute keena mehr!\"


    - Ich hoffe nur, dass die zugequalmten Nachbarn das auch so sehen; bisher hat sich aber noch keiner beschwert.


    (Dazu haben sie auch keinen Grund - solange ich mein Schwein stets erst auf der Strasse anknattere und ausser mir noch ein Schweinehirt im Haus wohnt - der seins jeden Tag im Hof umhertrompeten lässt.)


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    PS. Gestern spielte ich in einer Posse mit, und zwar mimte ich den Angeklagten vor dem Amtsgericht Tiergarten. Da es schon der zweite Akt des Stückes war, gibt es seit gestern auch die zweite Geschichte darüber. Es hat sowas von überhaupt nichts mit Mopeds zu tun, das sage ich Ihnen gleich - aber sobald ich den ersten Akt finde, stelle ich die Farce hier rein.


    So können die Teilnehmer auch solche Dinge übereinander und übers Leben lernen, die nichts mit Mopeds zu tun haben. Das Forum wirkt dadurch persönlicher, nicht so anonym.

    Weiter in der Historie. Wir beschreiben das Glück wiedergewonnener Freiheit; aber fragen Sie mich nicht, was da vorher eigentlich das Problem gewesen war.


    Jedenfalls hatte es dann irgendwann wieder funktioniert, was mich zu den folgenden Allgemeinplätzen animiert hatte.


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    Der Personennahverkehr
    08.07.2004


    Ach wie schön - das Knatterschwein fährt wieder! Es gibt zwar noch irgendwelche Hakeligkeiten mit der Zündung im oberen Drehzahlbereich, aber es kommt wieder voran und vor allem schaltet es jetzt wie eine Eins; die Justierung des Getriebes ist zu vorher wirklich ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht.


    Mit der Zündung fahren wir morgen nochmal nach Alt-Stralau zum Glaswerk, wo wir ihn ungestört mal richtig aufdrehen können und nachschauen, was denn da nun eigentlich noch ist.


    Ich bin aber sehr glücklich über den auch jetzt schon erreichten Zustand, denn nun kann ich überhaupt erstemal wieder mein eigener Herr sein - anstatt mit hunderten von Deppen am Bahnsteig zu stehen und darauf zu warten, dass ich mich mit ihnen zusammen in die überfüllte und stickige Bahn drängeln darf. In der geniesse ich dann eine dreiviertel Stunde des Stehens - gewürzt mit der Chance, aufgrund der allgemein nicht gerade gelösten Stimmung (morgens vor der Arbeit oder abends nach Feierabend...) in Streit mit betrunkenen Subjekten zu geraten, die einen bemerkenswerten Anteil der Passagiere stellen.


    Dies zu meiden, schweifen die Augen dann ziellos über die verstopften Gesichter von Leuten, denen ihre Arbeit oder wo sie auch immer hinfahren (a) keinen Spass macht und die (b) auch alles andere Scheisse finden - nach dem Ausdruck in diesen Gesichtern zu urteilen. Andere sind so gnädig, ihr gerade dem Bett entknittertes Antlitz hinter einer Zeitung zu verbergen - aber dafür muss man dann mit den verstopften Gesichtern der Zeitungsfotos vorlieb nehmen.


    Manchmal sind junge Mädchen unter den Gästen, und der arglose Leser mag denken: Wohlan, es ist Sommer und die können ja nicht alle hässlich sein! Doch doch, das können sie, jedenfalls die um die Uhrzeit mit der S42 fahren.


    Die können dazu noch eine ungeheure Scheisse labern - so eine Mischung aus Werbung, Seifenopern und Klagen über die negativen Effekte eigener Verblödung - und das mit dem Sommer nützt gar nichts, denn bravo-lesendes fettes Volk in freien Tops ist viel schlimmer als zB gestern früh, da mir der komplette Kickstarter mit Welle entgegengekommen ist.


    Fettig und ölig ist das eine wie das andere, aber den Kickstarter fasse ich viel lieber an - weil wenn der wieder sitzt, erfüllt er eine sinnvolle Aufgabe. Während wenn die pickeligen Weibspersonen sitzen, dann nehmen sie mir nur den Sitzplatz weg - idealerweise aber den Sitzplatz genau gegenüber dem Rentner, der seine Fitness - nicht aber seine Kontinenz - bewahrt durch den allmorgendlichen Konsum von achtzehn frischen Knoblauchzehen.


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    Also gegen diese Bahnfahrerei ist es gar nichts, ab und zu mal ölige Finger zu haben oder morgens am Strassenrand zu meditieren, ob jetzt die 35er Düse für den Leerlauf und die sechziger für den Schock war, oder umgekehrt...

    Danke der Nachfrage! Aber ich war die Tage nur etwas beschäftigt.


    Ausgegangen sind sie mir noch nicht, aber ich schieb trotzdem erstemal ein aktuelles ein, vom Wochenende.


    Naseputzen
    11.09.2005


    Am Wochenende war also dieses Betriebsfest; gutes Wetter, ein zwölfstündiger Biermarathon, Lagerfeuer, fett gegrillt und überhaupt alles easy.


    Die Hinfahrt verlief ganz reibungsfrei. Treu trug mich das Knatterschwein über 90 km leere Landstrassen in den tiefsten Osten der Republik, dorthin, wo man Polen sehen kann.


    Das war mal sehr schön ostalgisch.


    Jedoch bereits auf der Hinfahrt merkte ich, dass das Schwein nicht wirklich auf sein volles Leistungssprektrum zugreifen mochte. Wohl lief es, brachte aber nach Ampeln und am Berg nicht die Beschleunigung, die ich sonst so kenne.


    Das wunderte mich auch nicht weiter, denn mir war klar, dass der Auspuff mal wieder von schwarzem Schnotz würde entleert werden müssen. Ich hatte gehofft, dass ich mir das sparen könnte, indem ich mal ein paar zehn Kilometer mit Vollgas durchheize, alles trockenbrenne und es dann einfach hinten rausgepufft wird.


    Aber dem war nicht so. Statt immer schneller, wurde das Schwein immer langsamer. Ich konnte aber nicht auf dem Betriebsfest den Auspuff saubermachen, denn ich hatte zwar Schaltklauen, Zündkerzen, Schrauben, Öle und Unmengen Werkzeug dabei - aber keine Waschpaste, und ohne die hätte ich meine Finger danach nicht ansatzweise saubergekriegt.


    Also sprach ich ein Gebet und schwang mich zur Rückfahrt auf das Schwein mit seiner immer noch verstopften Nase. Ein paar Kilometer weiter verreckte der Motor. Ich rollte auf eine Bushaltestelle und packte mein Werkzeug aus.


    Während ich noch die Kerze besah, kam der erste Kollege vorbeigefahren, wünschte viel Glück und konnte nicht helfen. (Wie auch; ein Autofahrer hat ja idR nicht mal Werkzeug dabei.)


    Da die Kerze ok war, liess ich noch ein paarmal den Kolben herumfluppern, aber auch das hörte sich gut an. Nachdem die Kerze wieder drin war und ich in einer Art rituellen Handlung den Vergaser draussen hatte, kam der zweite Kollege und konnte auch nicht helfen.


    Im Vergaser war zwar kein nennenswerter Dreck; aber nachdem die Mischbatterie wieder eingebaut war, lief das Schwein wie zuvor. Etwas schwach auf der Brust, aber es lief.


    Und wie schwach auf der Brust! Was hier in Berlin an Hügeln und Steigungen ist, da ballert der SR50 sonst ohne merklichen Drehzahlverlust im vierten hoch - und da musste ich dann auf einmal im dritten an den Hang und dann immer noch runterschalten.


    Auf gerader Strecke hat er noch so seine 50...55 gemacht (laut Tacho), und sich vor allem wie ein Plasteroller angehört; voll schwul irgendwie.


    Zum Glück bin ich gut nach Hause gekommen. 90 km auf dem Bock sind so schon nicht ganz ohne, und dann noch mit diesem Schwäche-Stress ... aber gut gefahren. WIE gut, das sollte ich gleich merken:


    Nämlich hoch, einen rauchen und wieder runter, dem Schwein den Rüssel ausputzen.


    So eine Sauerei! Das hintere Rohr vom Endschalldämpfer war komplett dicht: Offenbar hatte sich der Dreck wirklich trockengebrannt und losgepustet - meiner Erwartung entsprechend - und war dann aber erwartungswidrig nicht hinten rausgeflogen, sondern hinten steckengeblieben.


    Ein Wunder, dass es damit überhaupt noch gefahren ist.


    *kratz*stocher*schab*bohr*


    Nachdem ich eine Unmenge schwarzer Krümel aus dem verwinkelten Innenleben des Auspuffs entsorgt hatte, steckte ich das Gerät wieder zusammen. Eine halbe Stunde später hatte ich auch die enorm garstigen Ständerfedern wieder eingehängt, die die Krümmermutter zusätzlich halten. Mühsam war das trotz der guten 300er Knipex, denn nach dieser Nacht konnte auch ich nicht mehr auf mein volles Leistungsspektrum zugreifen.


    Doch welch eine Freude war die anschliessende Probefahrt! Laut knattert das Schwein durch seinen freien Rüssel, und zieht nun wieder ohne Ende.


    Wer den Auspuff nicht sowieso öfter saubermacht und sich fragt, wie man so ein Moped mit wenig Aufwand schneller und ziehfreudiger machen kann, der sollte sich damit mal beschäftigen. Wirklich traumhaft.

    Selfmade-Galvanisieren bringt idR und nach meiner Erfahrung keine dicht abschliessende und abriebfeste Schicht auf, bzw nur örtlich begrenzt.


    Was kein Problem ist, solange es sich bei der Beschichtung um ein unedleres Metall als Eisen handelt. Welches Metall unedler ist als Eisen, lässt sich aus der Potentialreihe (auch genannt \"Elektrochemische Spannungsreihe\", googelt sich besser) ablesen, die ich zu fahrzeugtechnischen Zwecken auf die gängigeren Elemente reduziert habe:


    Gold
    Platin
    Silber
    Kupfer
    Blei
    Nickel
    Cadmium
    Eisen
    Zink
    Chrom
    Zinn
    Aluminium
    Titan
    Magnesium


    Alles über Eisen ist edler, so dass die Beschichtung deckend sein muss, um die Korrosion des Eisens zu verhindern.


    Alles unter Eisen ist unedler und es reicht davon auch eine unvollständige Schicht, um die Korrosion des Eisens zu verhindern - indem nämlich zunächst der Überzug wegkorrodiert.


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    Alu per Elektrolyse aufzubringen halte ich für schwierig. Dunkelgraue Schichten, die sich elektrolytisch aus Aluminium gebildet haben, sind idR Aluminiumoxid oder -hydroxid. Alu ist einfach zu unedel, was bedeutet, dass es eine hohe Neigung hat, aus seinem metallischen Zustand (den wir wollen) in Lösung zu gehen, sprich Salze zu bilden (was wir nicht wollen).


    Kupfer kann theoretisch klappen, ich hatte selbst schon sehr schöne Eisen- in Kupfernägel verwandelt - allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das bei einem grösseren und teilweise komplexen Teil wie einer Tankinnenseite auch so einfach geht. Auf jeden Fall würde ich vorher das Aluzeugs wieder rausholen, das wird meines Wissens als Beschichtung praktisch nicht verwendet.


    KLUGE RATSCHLÄGE: Entscheidend für saubere Beschichtungen per Elektrolyse sind saubere Oberflächen. Entscheidend für den Beschichter ist Sorgfalt im Umgang mit Kupfersalzen, die durchweg giftig sind und bei Elektrolysen mit hoher Wahrscheinlichkeit anfallen. Aidshandschuhe reichen, Atemschutz ist nur bei exzessivem Geplansche notwendig. Während der Arbeit nicht rauchen, trinken oder essen. Offene Flammen, Funken etc vermeiden, da ggf Wasserstoff entsteht, der sich mit Luftsauerstoff zu einem zündfähigen Gemisch (\"Knallgas\") vereinigen kann. Die regelmässige Prüfung des Temperaturverhaltens der Stromversorgung hilft, Wohnungsbrände zu vermeiden.



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    PS. Denken Sie doch mal über Feuerverzinken nach.

    Ich habe ein Knatterschwein. Weil es davon nur eins gibt, braucht es keinen Namen. Aber wenn ich mit ihm rede und es überzeugen möchte (dass es zB angeht oder so), dann nenne ich es einfach \"Schwein\", oder \"gutes Schwein!\", um ihm zu schmeicheln.