Diverses vom Knatterschwein

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  • Schon gut, schon gut. Auf dass es nicht hiesse, hier gehts ja gar nicht um Mopeds - präsentieren wir Ihnen doch noch eine astreine Simsongeschichte.


    +++


    Verstopfung
    29.04.2004


    Kurz die Vorgeschichte: Am Montag stellte ich fest, dass mein gutes Knatterschwein nicht mehr richtig fährt. Schon noch, aber es kam auf keine fünfzig Sachen mehr und es fehlte ihm der Biss, den die 3,7 PS sonst auf die paar Kilo wirken - sprich, da waren keine 3,7 PS mehr, ich konnte noch so am Gas ziehen - nichts, nirwana, nitschewo.


    Sehr deprimierend war es, im Stadtverkehr nun statt des unduldsamen Dränglers auf einmal das verkehrsbehindernde Mofa abzugeben. Zumal ich auch nicht bremsen konnte, da mich jedes Beschleunigen wieder unendliche Zeit gekostet hätte; so dass ich, um das Tempo zu halten, erst rücksichtslos überholen und auf dem Bürgersteig fahren musste - um danach wieder alle zu behindern, weil auch das gehaltene Tempo waren irgendwann bloss noch vierzig. Furchtbar.


    Mein Mechaniker riet mir - alle Supportleute tun dies in vergleichbarer Weise - den Vergaser von Schmutz zu befreien, denn diese Arbeit kann ich selbst und gehört auch zu meinen normalen Wartungspflichten. Leider nur brachte es gar nichts, wenn die Wiederholung des Tipps auch bewirkte, dass ich Montag und Dienstag den Vergaser *wirklich* gereinigt habe, mehrmals, mit Wasser und Seife und Kompressoren und im Backofen getrocknet und durchgepustet und alles abgeschraubt, was ein Gewinde hatte - ich kenne mich jetzt gut damit aus, immerhin.


    Als das Problem aber fortbestand, schnüffelten wir am Motoröl und stellten fest, dass es nur nach Benzin riecht: Simmerring zwischen Zylinder und Kupplung durch. Da war es aber schon nach achtzehn Uhr und Zweirad-Gönne hatte schon zu. (Die würden auch ohne Ladenschluss nicht länger öffnen, weil sie sind der beste Simson-Laden in der Stadt und dürfen das.)


    Gestern abend war also mein Freund und Helfer noch einmal da und hat den Simmerring auf der linken Seite des Motors gewechselt. Danach fuhr das Nutztier aber immer noch nicht richtig, wenn auch spürbar besser als zuvor.


    Der Gute Mechaniker war erst ratlos, aber dann fiel uns ein: Der Zylinder hatte sich durch den ausgeleierten Simmerring lauter Öl angesaugt und dieses verbrannt, woraufhin der Auspuff völlig dicht und voller Russ war. Kein Wunder, dass es dann nicht fährt - wenn Ihnen jemand die Nase zuhält und sagt: Schnauben Sie mal!, dann würden Sie auch nicht Folge leisten.


    Wir haben das verstopfte Abgasrohr ab- und auseinandergeschraubt und zunächst die Einzelteile eines Endschalldämpfers geborgen. Diese erinnerten mich an gewisse Teile ausdauernd benutzter MGs - daran man auch nur durch heftiges Kratzen und Stochern feststellen konnte, ob es sich nun noch um Dreck oder schon um Metall handelt. Wie in meiner Bong konnte man auch schon nicht mehr durchgucken und es war alles voll von schwarzem Schmand, der teils eine bröckelige Kruste, teils eisenhart und teils ein öliger Schleim war; aber stets tiefschwarz. Ich danke GOTT, dass ich eine ebenso schwarze Hose anhatte.


    Den Auspuff haben wir dann ausgebrannt und ausgeklopft, den Schalldämpfer (oder zumindest die noch etwas intakten Teile davon) mit dem Schraubenzieher gereinigt und den Hof grosszügig eingesaut. Das Altöl vom Ringwechsel wurde dankenswerterweise von einem Perserteppich aufgesaugt, den jemand auf dem Hof vergessen hatte und der aber zu kaputt ist und zu sehr nach Stubentiger riecht, um noch verwendbar zu sein. Es ist keine Gewissensbelastung dabei, zumal wir das meiste Öl gestern schon abgelassen hatten und noch keine Entscheidung vorliegt, was mit dem Dreck zu tun sei - jedenfalls will ich es nicht einfach in den Fluss werfen.


    Na, jedenfalls das Knatterschwein fährt jetzt wieder wie zuvor. Es ist nur etwas lauter, weil so ein Deckelteil vom Endschalldämpfer jetzt lose in der Mülltonne rumklappert, statt im Endtopf. Aber das soll mich nicht stören - denn ich bin ja längst wach, wenn ich morgens um sechs zur Arbeit fahre, und die Sinfonie voll der Brillanz und Fülle eines 50ccm-Motors ist ohnehin nur dem Banausen ein Dorn im Ohr.

  • Gestern konnte ich nicht, es ist grad soviel zu tun auf Arbeit ... Am WE ist Betriebsfest und das ist vorbereitungsmässig schlimmer als Weihnachten.


    Nun aber weiter im Text. Zunächst kann ich Ihnen sowas wie eine - wenn auch kurze - Fortsetzung des Verstopfungsberichtes anbieten.


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    Der Ölteppich
    30.04.2004


    Nachtrag zu dem blöden Teppich, oder was für ein Abfall das auch immer war: Der moderte seit Wochen auf dem Hof rum und wir empfanden ihn als prima Unterlage für unsere Arbeiten - speziell das Ausklopfen des Auspuffrohrs auf dem Asphaltboden hätte sonst zuviel Krach gemacht und zuviel Kratzer verursacht.


    Gestern abend sprach mich einer der Alkis aus dem Hinterhaus an: Ob ich wohl meinen Vergaser auf seinem Teppich gesäubert hätte? Ich tönte erst fröhlich: Nee, den Auspuff - weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass dieses Stück Fäulnis nochmal als Teppich benutzt werden sollte! Der Alki meinte aber, er wollte sich \"irgendwann\" heisses Wasser machen und den Teppich reinigen; solange lässt er ihn halt auf dem Hof liegen - wo er nicht trocknet, wo die Tauben draufscheissen und die Müllmänner in ihrer rohen Art die Container drüberrollen. Und zu mir kommt er dann an und regt sich auf, weil ich da mal ein paar Sachen saubermache! Unglaubliche Typen wohnen im Haus.


    Auf dem Sozialindex des Landes Berlin für das Jahr 2003 rangiert Friedrichshain auf Rang 19 von 23 - aber das war vor der Bezirksreform. Jetzt haben sie es mit anderen Gebieten vereinigt, in \"Friedrichshain-Kreuzberg\" umbenannt und nun steht es immerhin auf Rang 12 - dafür gibts auch bloss noch 12 Bezirke, aber irgendwas ist halt immer.


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    Das Betriebsfest führt übrigens dazu, dass ich am WE von Berlin bis an die Oder fahren muss/will/werde, dorthin, wo die EU bis vor einer Weile noch zuende war. Die zweimal 90km werde ich wohl havariefrei verbringen, den Bericht wird Ihnen das aber nicht ersparen.

  • Ja, und gleich weiter. Lesen Sie nun ein Loblied auf den besten Mechaniker der Welt: Der hat mich durch fortwährendes Schwärmen erst angefixt, mir dann so ein Moped zusammengebaut und bringt mir seitdem alles bei, was man dabei können muss; immer seltener muss ihn kontaktieren.


    Im vorliegenden Bericht indes war seine Hilfe unerlässlich, und ich freue mich heute noch, wie gut dies Malheur ausgegangen war.


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    Schalten und Walten
    25.05.2004


    Heute früh in der Roedernallee/Ecke Lengeder an der Ampel stelle ich fest, dass ich nicht mehr runterschalten kann. HMPF. Rolle rolle rolle runter von der Strasse, die Karre aufgebockt und alle sichtbaren Hebel und Winkel geprüft: Alles ist frei, nix klemmt und dennoch komme ich nicht aus dem vierten Gang raus.


    Anlassen konnte ich es nur, weil in aufgebocktem Zustand das Hinterrad frei läuft; einen Leerlauf gibt es natürlich auch nicht mehr. Und anfahren ... nun gut, immerhin hat niemand behauptet, dass das im vierten von vier Gängen eine Freude wäre, aber am Ende geht es irgendwie. Und früh um halb sechs muss man zwischen Roedernallee und Frohnau im Grunde auch nicht mehr anhalten, so dass ich noch ganz gut zur Arbeit gekommen bin.


    Nachher aber am Nachmittag werde ich sicherlich nicht durch die Stadt fahren wollen, ohne alle meine Gänge - es ist mir noch von dem verstopften Auspuff her in unangenehmster Erinnerung, mit dem Knatterschwein auf einmal ein Verkehrshindernis zu sein ...


    Aber ich habe schon mit meinem Mechanikus telefoniert. Er kommt nachher und bringt eine neue Schaltklaue mit, da die alte vermutlich abgenutzt ist - ich freue mich immer wieder, wie präzise Telefondiagnosen der Mann stellt.


    So \"gegen zweie, dreie\" werde ich wissen, wie es neben der Präzision um die Korrektheit der Diagnose bestellt ist. Ich will Sie auf dem Laufenden halten.


    (etwas später) Eben war der gute Mechaniker hier - und siehe, seine Ferndiagnose entbehrte nicht der Korrektheit! Tatsächlich war die Schaltklaue abgebrochen. Nach seinen erfahrenen Angaben ist die das erste, was abbricht, und in der Folge dann das häufigste - aber offenbar nicht öfter als alle 10.000 km, weil soviel hab ich jetzt runter und es ist das erste Mal.


    Ohohoho, wie ich mich freue! Das gute, brave, treue Knatterschwein fährt wieder; warmes Wonnegefühl wallt in mir. Erwartungsgemäss hat der gute Mann geflucht, weil er den Weg ans äusserste Ende der Stadt unterschätzt hatte und mit dem Rad gefahren ist - aber wir alle wissen, auf welche Weise man solchen Unmut rapide besänftigen kann: Durch die Aushändigung eines erhöhten Beförderungsentgeldes.


    Daraufhin leuchteten nicht nur meine, sondern auch die Augen des Mechanikus, und voll Tatendrang fuhrwerkte er dann im filigranen Getriebe des besten Mopeds der Welt. Seine Probefahrt liess mein Herz höher schlagen, als ich das PRRÖÖARM - PRRÖÖÖARM - PRRÖÖÖÖARM - PRRÖÖÖÖÖARM von viermal Hochschalten hörte, und danach das PROOUM - PRÖPRÖP - PROOUM - PRÖPRÖP - PROOUM - PRÖPRÖP - PROOUM - PRÖPRÖPRÖPRÖP vom Runterschalten. Jetzt steht das treue Nutztier und wartet nur mehr darauf, dass ich die halbe Stunde nacharbeite, die die Reparatur gekostet hat.


    +++


    Ein sehr guter Mechaniker, da kann man echt nix sagen.

  • Jetzt aber auch mal wieder was ernstes: Kurbelwelle iA. Früher oder später geht jedes Nadellager den Weg alles Irdischen, und man müsste sich Sorgen machen, wenn nicht auch bei meinem geliebten Knatterschwein irgendwann so ein Gelenkverschleiss aufgetreten wäre.


    Sorgen am Morgen
    13.06.2004


    Heute früh fahre ich mit dem Knatterschwein los, um wie jeden Sonntagmorgen frische Brötchen und den neuen SPIEGEL zu kaufen. Der Sonnenschein, die leeren Strassen und mein also erfreutes Gemüt verleiteten mich, etwas weiter als nötig zu fahren und die schlummernden Suburbs mit einem fröhlichen Lied aus der Abgaströte zu beglücken.


    In der Kiefholzstrasse war der Spass jedoch vorbei, zur Freude aller unsanft geweckten: Erst machte es ein paarmal BLORP inmitten des gleichmässigen Knatterns und verstummte dann vollends, so dass nur mehr das Schroppeln des Getriebes und der Kette zu hören waren - und dieses ärmliche Fluppern eines Zylinders, in dem keine Detonationen mehr stattfinden.


    Mein erster Verdacht bestätigte sich leider nicht, denn ein leerer Tank wäre das geringste Malheur gewesen. Der HERR machte jedoch, dass ich in meinem Tran (gerade aufgestanden!) nicht den kompletten Vergaser zerlegte, sondern zunächst die Kerze herausdrehte. Und siehe, das wars schon: Ein putziges kleines Bleikügelchen zwischen den Polen. Fort damit, Kerze wieder rein und PRRRÖÖÖM! weiter gehts.


    An der Tanke in der Bulgarischen dann will ich frohgemut den SPIEGEL kaufen und stellte aber zu meinem Schrecken fest, dass der Motor verreckt, sobald ich auskupple. Zu meinem noch grösseren Schrecken stellte ich fest, dass ich den Anlasser auch gar nicht mehr durchtreten konnte, sprich da bewegte sich gar nix. Schalten konnte ich aber noch, so dass das unübersichtliche Wirrwar der Zahnräder im Getriebe hoffentlich nicht betroffen war. Ich habe den Bock dann erstemal in die Sonne geschoben, weil da schraubt es sich netter und man sieht auch mehr.


    Im Getriebe war nichts auffälliges zu entdecken - alles drehte sich wie es sollte, wenn die Kupplung gezogen war - und wurde andernfalls durch die Kurbelwelle blockiert, die völlig festsass.


    Au Backe. Ich schraubte den Zylinderkopf ab, während das Wort \"Kolbenfresser\" immer grössere Teile meines vor einer Stunde noch so frohen Gemüts verdüsterte. Der ganz oben stehende Kolben sah aber soweit gut aus: frische Ölreste markierten die Lage der Ansaugkanäle, gleichmässiges Schwarz bedeckte den Zylinderkopf von innen und ein korrektes Rehbraun die Metallteile der Kerze. Alles easy.


    Wo liegt das Problem? Ich beschloss, es den harten Jungs auf ihren grossen 1800er Cruisern nachzutun und stellte mein ganzes Lebendgewicht auf den Anlasser, und da! FLUPFLUPFLUPFLUP! Und beim nächsten Mal gehts schon leichter, beim dritten Mal noch ein bisschen besser - so dass ich den Zylinderkopf wieder drauftue, Kerze rein und angetreten - hei löpt! Hei löpt!


    Ungewohnt knattert es aus dem nicht abgedeckten Motor, aber die Proberunde über die Tanke offenbart keine Probleme. Bloss dass er beim Hinstellen wieder ausging; liess sich aber wieder antreten.


    Also bloss schnell die Zeitung gekauft und dann ab nach Hause, denn auf Laufen hatte ich nach einer Stunde Öldreck ohne Frühstück, ohne Kaffee und ohne Kippe nun wirklich keine Lust mehr. Pünktlich vor der Haustür ging er auch aus, aber bis dahin hat er mich treu getragen. Das gute Schwein.


    Wenn da nicht doch am am Kolben irgendwas ist, wird es sich wieder mal um ein ausgelaufenes Lager handeln, vermutlich das der Kurbelwelle. Und was sollte es am Kolben schon sein, wenn er nach ein paarmal Hinher wieder deutlich leichter läuft als vorher? Am Ende ist bloss Dreck drin. Der Zylinder sah auch noch gut aus von innen, so dass ich nur halb besorgt bin.


    Sobald eine christliche Uhrzeit erreicht ist, muss ich mal den Mechaniker anrufen. Fachmännischer Rat verkürzt sehr die Ursachensuche und dadurch die Zeit, die man widrigenfalls mit dem Zerlegen nicht betroffener Regionen zubrächte.


    Man muss aber die Vorteile sehen:


    (1) Wenn ich den üblichen Weg gefahren wäre, hätten die Havarien erst morgen zugeschlagen - und am Montagmorgen um halb sechs auf dem Weg zur Arbeit steh ich ja ganz besonders auf sowas.


    (2) Ich bin trotz alledem nach Hause gekommen. Also musste ich weder laufen, noch ist es irgendwas ernstes.


    (3) Gestern haben wir noch gestöhnt, als der gute Mechaniker seinen Besuch für heute ankündigte, denn einen Tag in der Woche hat man denn doch auch ganz gern mal seine Ruhe. Nun aber kann ich das Erscheinen des Wohltäters kaum mehr erwarten.

  • Lesen Sie gleich weiter! Denn das nachfolgende ist die direkte Fortsetzung der Morgensorgen - what goes up must come down, und was kaputtgeht muss repariert werden.


    Reparieren ist schwieriger als havarieren, dauert länger - und ist aber am Ende mit der grösseren Befriedigung verbunden.


    Aus alt mach neu
    14.06.2004


    Am gestrigen Sonntag vormittag sah es bereits so aus, als würde unser Held am Montag mit der Bahn zur Arbeit fahren müssen; zu schwer schienen die Verschleisserscheinungen, die er justament an seinem Reittier bemerkt hatte. Würde der Mechaniker die rettenden Teile erreichen? Womit würden die Götter das Wartungspersonal weiter schlagen?


    Das Ablassen des Altöls war noch der geringste Teil dessen, was nun folgte. Neue Kurbelwelle und neue Lager waren irgendwann da (am Sonntag!), und wir konnten beginnen, uns in das Innere vorzuarbeiten.


    Dabei ist uns das Altöl ausgekippt (sieht man kaum auf anthrazitfarbenem Fussbodenbelag - sauber entsorgt) und wir haben den tags zuvor erst leidlich aufgeräumten Werktisch in ein Schlachtfeld aus Lagern, Schrauben, Muttern, Ringen, Dichtungsfetzen und grösseren Mengen undefinierbaren Drecks verwandelt. Dies Chaos teilten wir in brauchbare und unbrauchbare Teile.


    Erstere wuschen wir zum Entsetzen des Mitbewohners im Bad mit der einzigen verbliebenen Abwaschbürste sauber; ich hatte auch hoch und heilig versprochen, heute eine neue Bürste mitzubringen. Immerhin jedoch vermieden wir das Backen der Motorhälfte in der Ofenröhre, denn wir haben die Herdplatte benutzt; und nach dem Abwaschen waren das dann auch auf einmal sehr saubere Alu-Gussteile, die ich ohne zu zucken in den Backofen gestellt hätte.


    Das Einsetzen normal temperierter Lager in erhitzte Flansche und sonstige Öffnungen ist das lustigste dabei, denn hierbei muss alles sehr schnell gehen, so dass die im Umgang mit heissem Metall notwendige Sorgfalt rasch geopfert wird. Autsch.


    Irgendwann aber sassen die Lager wieder, das Getriebe kehrte langsam zu seiner ursprünglichen Gestalt zurück bei alledem vergassen wir auch nicht die neue Kurbelwelle.


    An der alten hatte sich das Nadellager zwischen Welle und Pleuel aufgelöst und seine Einzelteile im Kurbelgehäuse verteilt. Ein paar davon musste der Zylinder angesaugt haben - jedenfalls waren oben im Kolben die entsprechenden Abdrücke zu sehen. Er muss sie aber mit dem nächsten Stoss gleich wieder ausgepufft haben, denn die berüchtigten druckmindernden Längsriefen (von mitschleifenden Bruchstücken) in der Laufbuchse fanden wir nicht.


    Am Zylinder selbst war auch gar nix, so dass den draufzuschrauben eine abschliessende Freude war. Auf dem Hof war es bereits zu dunkel, um noch sicher etwas zu montieren. Wir sauten den Hausflur ein, der neben den hässlichen Graffitis jetzt auch noch ein paar formschöne Öltapsen neben den Lichtschaltern trägt.


    Dabei trafen wir noch den Typen mit der Vespa, der sagte: \"Sieht ja nicht gut aus\" - dabei war das, als wir unter Fluchen und Schwitzen gerade den Motor in den Rahmen einhängten und fast fertig waren, nach ca sechs Stunden Schrauberei. Grosses Glück, als es dann endlich lief und wir die Nachbarn zu später Stunde noch mit einem jetzt sehr ebenmässig tackernden Knatterschwein erfreuen konnten.

  • Hi Knatterschwein!


    Ich fand Deine Geschichten allesamt sehr lesenswert. Um nicht zu sagen supi amüsant. Dir werden sie aber doch noch nicht ausgegangen sein oder?


    :bounce: [c=#ff00b6][f3]ICH WILL NACHSCHUB[/f3][/code]


    Also lass jucken Kumpel - oder erzähl noch ein paar mehr von Deinen Erlebnissen.


    Gruß


    Sumpfmonster

    Meine S51 B1-4 Bj. 1980 (original) verbraucht

  • Danke der Nachfrage! Aber ich war die Tage nur etwas beschäftigt.


    Ausgegangen sind sie mir noch nicht, aber ich schieb trotzdem erstemal ein aktuelles ein, vom Wochenende.


    Naseputzen
    11.09.2005


    Am Wochenende war also dieses Betriebsfest; gutes Wetter, ein zwölfstündiger Biermarathon, Lagerfeuer, fett gegrillt und überhaupt alles easy.


    Die Hinfahrt verlief ganz reibungsfrei. Treu trug mich das Knatterschwein über 90 km leere Landstrassen in den tiefsten Osten der Republik, dorthin, wo man Polen sehen kann.


    Das war mal sehr schön ostalgisch.


    Jedoch bereits auf der Hinfahrt merkte ich, dass das Schwein nicht wirklich auf sein volles Leistungssprektrum zugreifen mochte. Wohl lief es, brachte aber nach Ampeln und am Berg nicht die Beschleunigung, die ich sonst so kenne.


    Das wunderte mich auch nicht weiter, denn mir war klar, dass der Auspuff mal wieder von schwarzem Schnotz würde entleert werden müssen. Ich hatte gehofft, dass ich mir das sparen könnte, indem ich mal ein paar zehn Kilometer mit Vollgas durchheize, alles trockenbrenne und es dann einfach hinten rausgepufft wird.


    Aber dem war nicht so. Statt immer schneller, wurde das Schwein immer langsamer. Ich konnte aber nicht auf dem Betriebsfest den Auspuff saubermachen, denn ich hatte zwar Schaltklauen, Zündkerzen, Schrauben, Öle und Unmengen Werkzeug dabei - aber keine Waschpaste, und ohne die hätte ich meine Finger danach nicht ansatzweise saubergekriegt.


    Also sprach ich ein Gebet und schwang mich zur Rückfahrt auf das Schwein mit seiner immer noch verstopften Nase. Ein paar Kilometer weiter verreckte der Motor. Ich rollte auf eine Bushaltestelle und packte mein Werkzeug aus.


    Während ich noch die Kerze besah, kam der erste Kollege vorbeigefahren, wünschte viel Glück und konnte nicht helfen. (Wie auch; ein Autofahrer hat ja idR nicht mal Werkzeug dabei.)


    Da die Kerze ok war, liess ich noch ein paarmal den Kolben herumfluppern, aber auch das hörte sich gut an. Nachdem die Kerze wieder drin war und ich in einer Art rituellen Handlung den Vergaser draussen hatte, kam der zweite Kollege und konnte auch nicht helfen.


    Im Vergaser war zwar kein nennenswerter Dreck; aber nachdem die Mischbatterie wieder eingebaut war, lief das Schwein wie zuvor. Etwas schwach auf der Brust, aber es lief.


    Und wie schwach auf der Brust! Was hier in Berlin an Hügeln und Steigungen ist, da ballert der SR50 sonst ohne merklichen Drehzahlverlust im vierten hoch - und da musste ich dann auf einmal im dritten an den Hang und dann immer noch runterschalten.


    Auf gerader Strecke hat er noch so seine 50...55 gemacht (laut Tacho), und sich vor allem wie ein Plasteroller angehört; voll schwul irgendwie.


    Zum Glück bin ich gut nach Hause gekommen. 90 km auf dem Bock sind so schon nicht ganz ohne, und dann noch mit diesem Schwäche-Stress ... aber gut gefahren. WIE gut, das sollte ich gleich merken:


    Nämlich hoch, einen rauchen und wieder runter, dem Schwein den Rüssel ausputzen.


    So eine Sauerei! Das hintere Rohr vom Endschalldämpfer war komplett dicht: Offenbar hatte sich der Dreck wirklich trockengebrannt und losgepustet - meiner Erwartung entsprechend - und war dann aber erwartungswidrig nicht hinten rausgeflogen, sondern hinten steckengeblieben.


    Ein Wunder, dass es damit überhaupt noch gefahren ist.


    *kratz*stocher*schab*bohr*


    Nachdem ich eine Unmenge schwarzer Krümel aus dem verwinkelten Innenleben des Auspuffs entsorgt hatte, steckte ich das Gerät wieder zusammen. Eine halbe Stunde später hatte ich auch die enorm garstigen Ständerfedern wieder eingehängt, die die Krümmermutter zusätzlich halten. Mühsam war das trotz der guten 300er Knipex, denn nach dieser Nacht konnte auch ich nicht mehr auf mein volles Leistungsspektrum zugreifen.


    Doch welch eine Freude war die anschliessende Probefahrt! Laut knattert das Schwein durch seinen freien Rüssel, und zieht nun wieder ohne Ende.


    Wer den Auspuff nicht sowieso öfter saubermacht und sich fragt, wie man so ein Moped mit wenig Aufwand schneller und ziehfreudiger machen kann, der sollte sich damit mal beschäftigen. Wirklich traumhaft.

  • Weiter in der Historie. Wir beschreiben das Glück wiedergewonnener Freiheit; aber fragen Sie mich nicht, was da vorher eigentlich das Problem gewesen war.


    Jedenfalls hatte es dann irgendwann wieder funktioniert, was mich zu den folgenden Allgemeinplätzen animiert hatte.


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    Der Personennahverkehr
    08.07.2004


    Ach wie schön - das Knatterschwein fährt wieder! Es gibt zwar noch irgendwelche Hakeligkeiten mit der Zündung im oberen Drehzahlbereich, aber es kommt wieder voran und vor allem schaltet es jetzt wie eine Eins; die Justierung des Getriebes ist zu vorher wirklich ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht.


    Mit der Zündung fahren wir morgen nochmal nach Alt-Stralau zum Glaswerk, wo wir ihn ungestört mal richtig aufdrehen können und nachschauen, was denn da nun eigentlich noch ist.


    Ich bin aber sehr glücklich über den auch jetzt schon erreichten Zustand, denn nun kann ich überhaupt erstemal wieder mein eigener Herr sein - anstatt mit hunderten von Deppen am Bahnsteig zu stehen und darauf zu warten, dass ich mich mit ihnen zusammen in die überfüllte und stickige Bahn drängeln darf. In der geniesse ich dann eine dreiviertel Stunde des Stehens - gewürzt mit der Chance, aufgrund der allgemein nicht gerade gelösten Stimmung (morgens vor der Arbeit oder abends nach Feierabend...) in Streit mit betrunkenen Subjekten zu geraten, die einen bemerkenswerten Anteil der Passagiere stellen.


    Dies zu meiden, schweifen die Augen dann ziellos über die verstopften Gesichter von Leuten, denen ihre Arbeit oder wo sie auch immer hinfahren (a) keinen Spass macht und die (b) auch alles andere Scheisse finden - nach dem Ausdruck in diesen Gesichtern zu urteilen. Andere sind so gnädig, ihr gerade dem Bett entknittertes Antlitz hinter einer Zeitung zu verbergen - aber dafür muss man dann mit den verstopften Gesichtern der Zeitungsfotos vorlieb nehmen.


    Manchmal sind junge Mädchen unter den Gästen, und der arglose Leser mag denken: Wohlan, es ist Sommer und die können ja nicht alle hässlich sein! Doch doch, das können sie, jedenfalls die um die Uhrzeit mit der S42 fahren.


    Die können dazu noch eine ungeheure Scheisse labern - so eine Mischung aus Werbung, Seifenopern und Klagen über die negativen Effekte eigener Verblödung - und das mit dem Sommer nützt gar nichts, denn bravo-lesendes fettes Volk in freien Tops ist viel schlimmer als zB gestern früh, da mir der komplette Kickstarter mit Welle entgegengekommen ist.


    Fettig und ölig ist das eine wie das andere, aber den Kickstarter fasse ich viel lieber an - weil wenn der wieder sitzt, erfüllt er eine sinnvolle Aufgabe. Während wenn die pickeligen Weibspersonen sitzen, dann nehmen sie mir nur den Sitzplatz weg - idealerweise aber den Sitzplatz genau gegenüber dem Rentner, der seine Fitness - nicht aber seine Kontinenz - bewahrt durch den allmorgendlichen Konsum von achtzehn frischen Knoblauchzehen.


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    Also gegen diese Bahnfahrerei ist es gar nichts, ab und zu mal ölige Finger zu haben oder morgens am Strassenrand zu meditieren, ob jetzt die 35er Düse für den Leerlauf und die sechziger für den Schock war, oder umgekehrt...

  • Schon wieder eine Auspuffgeschichte. Aber das ist eine zufällige Häufung, dass mir die Tüte jetzt aktuell verstopft war, während ich grad die ganzen alten Auspuffgeschichten vorhole.


    Da müssen Sie durch und ich mache mir da auch gar keine Platte, weil es ist ja alles freiwillig und kostenlos.


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    Schon wieder der Auspuff!?
    24.07.2004


    Gestern auf dem Heimweg war das Knatterschwein ab Reinickendorf schon etwas schwach auf der Brust; es wollte nicht mehr so richtig, das Gas hing nur am Anschlag und ich wurde dennoch zusehends zum Verkehrshindernis. Das wie üblich beherzte Kommenlassen der Kupplung brachte nicht den gewohnten Schub, sondern liess den Motor kläglich ´winseln. Ewiglich dauerte es, bis das Schwein mal auf Touren kam, und dann war da meistens schon die nächste Ampel oder ein Einparker - und wieder das langwierige Beschleunigen, alles von vorn.


    Fürchterbar. Ab Ostbahnhof bin ich ganz rechts gefahren, um die Überholenden nicht zu behindern - ich blockiere die Spur sonst grundsätzlich, um mehr Raum um mich zu haben - und ab der Warschauer hielt ich mich auf dem Radweg. Ich selbst mag solche untermotorisierten Gefährte nicht, denn sie sind im Stadtverkehr von 50...60 km/h ein übles Hindernis, halten alles auf und betätigen sich als Wellenbrecher gegen die grüne Welle; das nervt und nervt noch mehr, es selbst zu verursachen.


    Auf dem Radweg braucht man ausserdem nicht anhalten. Aber schlussendlich musste ich über die Stralauer Allee, stand dann doch und kam nicht mehr los. HMPF. Es ist jedes Mal sehr erniedrigend, das Schwein von der Strasse zu schieben.


    Was konnte geschehen sein? Es fühlte sich genauso an wie ein zugeschlotzter Auspuff, aber den hatten wir doch neulich erst saubergemacht! Indes hielt ich die Hand vor die Mündung der Tröte und verspürte nicht die sonst üblichen Drückwellen; dabei im Leerlauf tuckerte das Schwein noch still vor sich hin - leiser zwar, aber weit entfernt davon, auszugehen.


    Leiser! Das war das Stichwort. Laufschwäche und Druckverlust können alle möglichen Ursachen haben - aber wo Benzin explodiert, da macht es Remplemm: Und das kann nur mehr hinter dem Zylinder, sprich im Auspuff aufgehalten werden. Zum Glück musste ich das Schwein nur mehr hundert Meter schieben und war zu Hause - hundert Meter von 25 km Heimweg; ich freute mich sehr.


    Und siehe, was die Öffnung des widerlich heissen Rohrs erbrachte: Tatsächlich sass ein einzelner Dreckklumpen genau auf der Öffnung der sich nach innen wölbenden Mündung und verstopfte diese. Ich hätte lediglich mit einem Schraubenzieher einmal hinten reinstochern brauchen, und es wäre wieder 1A gelaufen. Aber so hab ichs nochmal *gründlich* ausgebrannt und porentief rein gekratzt.


    Während ich am Kokeln war, frug mich einer der Trinker aus dem Fenster, was denn schon wieder sei, und begann eine längliche Konversation - aus dem vierten Obergeschoss in den engen Hof hinunter. Ich hielt mich bedeckt.


    Bald kam er hinunter und setzte sich auf einen Stuhl, der dem Hausrat des anderen Trinkers entstammt und dort seit Wochen steht; machte sich ein Bier auf und schaute mir beim Zusammenbauen zu. Er hatte aber seine schwarze Katze dabei, die sehr nett aussah und am Schwein gerochen hat. Idyllisch.


    Bald kam auch der andere Trinker von der Arbeit und die beiden berieten, dass sie eine Terrasse auf dem Hof anlegen wollten - der Vermieter sei ja jetzt pleite und sie könnten von daher machen, was sie wollten. Ich freu mich drauf; die olle Matratze liegt immer noch zwischen den Mülltonnen und ist schon ganz schwarz.


    Zwischendurch kam auch noch der andere Nachbar mit dem Spitzbart angelaufen und trug mir auf, doch besser eine Benzin-Lötlampe zu benutzen (ich setzte den guten Rothenberger-Gasbrenner ein) - die sei heisser; richtig bullern müsse das. Meinen Einwand, dass ich keine hätte und es mit dem Gasteil auch ginge, wischte er hinweg. Aber er konnte es nicht wissen - als alter Ossi kannte er nur die höllische Kraft der Benzin-Lötlampen, denn für Gasbrenner gabs im Osten keine Kartuschen.


    Während der Rauch des verglühenden Auspuffdrecks im engen Hof gen Himmel stieg, schlossen sich viele der zuvor noch offenen Fenster, und ich hatte auch recht penetrant an dem Blechteil herumgeklopft. So ging ich nach getaner Arbeit (\"Knatterschwein knattert wieder!\") immerhin extra nochmal hinunter und fegte den Haufen schwarzer Krümel zusammen, den ich aufgetürmt hatte. Der Trinker sass noch da und kommentierte: \"Ja, ümma orntlisch! Macht ja heute keena mehr!\"


    - Ich hoffe nur, dass die zugequalmten Nachbarn das auch so sehen; bisher hat sich aber noch keiner beschwert.


    (Dazu haben sie auch keinen Grund - solange ich mein Schwein stets erst auf der Strasse anknattere und ausser mir noch ein Schweinehirt im Haus wohnt - der seins jeden Tag im Hof umhertrompeten lässt.)


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    PS. Gestern spielte ich in einer Posse mit, und zwar mimte ich den Angeklagten vor dem Amtsgericht Tiergarten. Da es schon der zweite Akt des Stückes war, gibt es seit gestern auch die zweite Geschichte darüber. Es hat sowas von überhaupt nichts mit Mopeds zu tun, das sage ich Ihnen gleich - aber sobald ich den ersten Akt finde, stelle ich die Farce hier rein.


    So können die Teilnehmer auch solche Dinge übereinander und übers Leben lernen, die nichts mit Mopeds zu tun haben. Das Forum wirkt dadurch persönlicher, nicht so anonym.

  • Immerhin, um Zweiräder geht es hierbei auch. Aber so ist das nunmal mit Simsonmopeds - manchmal ist eben doch was daran zu tun, und dann muss man solange eben mit dem Fahrrad fahren.


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    Ja, mir san mi\'m Radl da!
    16.09.2004


    Am Knatterschwein habe ich am Montag den Steuersatz wechseln wollen und dabei festellen müssen, dass ein feiner Haarriss sich an der Schweissnaht zwischen Rahmen und dem Rohr vom Steuerkopf entlangzieht. Der Mechaniker wusste auch gleich jemanden, der das schweissen würde, aber der hatte dann am Dienstag doch keine Zeit und jetzt muss ich mal irgendeine Karosseriebude auftun, die sich damit befasst. Kein wirkliches Problem; den Riss mit der Millimeterscheibe einmal ausfräsen, Farbe ab und dann wieder zugeschweisst das ganze.


    Dies nur als Begründung, warum ich gestern und heute mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr. Ich war von verschiedenen Seiten gewarnt worden, dass 25 km kein Pappenstiel seien, und genau so verhält es sich auch. Die ersten paar Kilometer auf dem Radweg der Stralauer liessen mich ja wenigstens noch glauben, als Radfahrer sei ich von Schlafmützen und Sonntagsfahrern nicht so betroffen; aber diese gibt es in allen Klassen und auf einem 50 cm breiten Radweg stören sie ungleich mehr.


    Die schleichen da mit Schrittempo rum, vorn die Kette auf dem kleinsten Kranz - und ich Idiot hab mir beim Mopedfahren angewöhnt, rote Ampeln zu beachten (Nummernschild!) - und wenn ich da also jetzt auch mit dem Fahrrad anhalte, dann kommen diese Sonntagsfahrer von hinten angeschlichen und stellen sich genau vor mich. Einen solchen Knalldeppen habe ich gestern auf dem Heimweg bestimmt viermal überholt, bis ich dazu übergegangen bin, das runde rote Licht als ein Signal für StrassenTeilnehmer zu interpretieren. Unglaublich; es sind wirklich nur Bekloppte unterwegs.


    Dann sind mir noch so ein paar Punkte aufgefallen:


    (1) Der Senat schert sich einen Scheissdreck um Radfahrer. Jedenfalls gelangt man zu diesem Schluss, wenn man die Qualität der Fahrbahndecke von Radwegen und Strassen vergleicht.


    (2) Bauarbeiter, Müllmänner, Bäcker und Schulkinder sind die natürlichen Feinde des Tretbären und seines Bewegers - denn nahezu ihr gesamtes gesellschaftliches Leben spielt sich auf Radwegen ab. Sie entladen dort ihre Fahrzeuge, trinken Kaffee, rauchen Zigaretten, halten einen Plausch bzw kommen nicht mit ihren Schulmappen klar. Und sie reagieren genervt bis unhöflich, wenn man sie im Vorbeifahren beleidigt. (Nennen Sie mal einen vierschrötigen Bauarbeiter \"Ihr Nutten!\", wenn er glücklich auf dem Radweg seinen Kaffee schlürft. Dann sehen Sie erstemal, wie schnell sich ein Gesichtsausdruck ändern kann!)


    (3) Der Steuersatz am Fahrrad ist mindestens so durch wie der am Knatterschwein. Zehntausend Kilometer scheinen da eine natürliche Grenze zu bilden. Dieser gute Tretbär hat mich immerhin seit der 11. Klasse treu getragen, sieht immer noch zeitlos schön aus (kein Licht, kein Tacho, kein Schutzblech, keine Federung - nothing but pure bicycle!) und lediglich der vordere Kettenwerfer ist nicht mehr das, was er mal war; aber den braucht man in der Stadt eh nicht.


    (4) Ich bin ruhiger geworden. Wenn ich mir früher vornahm: Die letzten Kilometer fährst du mal nicht ganz so wild, auf dass du am Ziel nicht völlig durch den Wind seiest - hatte das nie geklappt, vermutlich aufgrund irgendeiner Endspurt-Mentalität. Vielleicht ist es der Arbeitsalltag, der mir die ausgetrieben hat; jedenfalls gestern ab der Warschauer bis nach Hause gelang es mir, wie ein Sonntagsfahrer zu fahren und wieder zu Puste zu kommen. Vielleicht war ich auch einfach nur zu fertig, um weiter so schnell zu fahren.


    (5) Man frisst viel mehr, wenn man mal ein bisschen was tut. Nicht dass ich mich sonst zurückhielte, aber es ist jetzt viertel elf und ich kann es kaum noch erwarten, nachher 750g Makkaroni-Auflauf auszutilgen.

  • Und gleich weiter. Natürlich wieder mitem Fahrrad, allweil wir dann doch eine Weile gebraucht haben, eh der Steuersatz wieder schnucklig war.


    Aber wenn Sie sich an den themenfremden Einsprengseln störten, hätten Sie mir das ja längst mitgeteilt.


    +++


    Fehlgeleiteter Purismus
    17.09.2004


    War ich gestern noch stolz auf mein nothing but pure bicycle? Das war ich, und die Betonung liegt auf der Vergangenheitsform. Es ist nämlich zweierlei, im Hellen fernab des Verkehrs zu sitzen und über die Notwendigkeit einer Fahrradbeleuchtung zu meditieren - und zu dieser Entscheidung auch in schwärzester Nacht noch zu stehen, wenn die Leute hupend mit 80 überholen und den Stinkefinger nicht mal sehen könnten.


    Gestern habe ich mir also erstemal eine Beleuchtung für mein Fahrrad gekauft. Ich habe am Mittwoch und am Donnerstag eine ganze Weile in der Badewanne liegen müssen, ehe ich guten Gewissens losfahren konnte - es war einfach noch zu dunkel und in einem Jahr Moped-Fahren habe ich mir offenbar angewöhnt, mich auch mal wieder an ein paar Strassenverkehrsregeln zu halten; so konnte ich ohne Licht erst in der Morgendämmerung losfahren und war erst jeweils kurz vor acht Uhr in der Firma.


    Heute aber konnte ich frohen Mutes in die Dunkelheit hinausschiessen, da jetzt sehr helle LEDs vorn und hinten die anderen Verkehrsteilnehmer blenden. Dabei hätte mich der Fahrradhändler Otto in Wittenau fast um zehn Euro beschissen und behauptete dann - nachdem ich hellwach den Versuch bemerkt hatte - dass seine Kasse schuld daran sei; irgendsowas in der Art hätte ich an seiner Stelle sicher auch berichtet.


    Das Rücklicht braucht im übrigen drei (!) Batterien; das ist wieder mal so ein typischer Trick zur Umsatzsteigerung: Denn Batterien gibt es natürlich nur in Zweier- oder Viererpacks, so dass man immer eine mehr kauft, als man braucht.


    Immerhin hat das Rücklicht bloss eine LED, so dass die Batterien dann vielleicht wenigstens etwas halten. Der Scheinwerfer vorn kommt mit zwei Batterien aus, an denen dafür auch drei statt einer LED saugen - mal sehen, wie lange das funktioniert und wie lange es dauert, bis irgendeinem blöden [c=#ff0000]POLIZISTEN[/code] auffällt, dass diese an sich ganz vorzüglichen Beleuchtigungen natürlich alle miteinander nicht StVZO-zugelassen sind.

  • Aller guten Dinge sind drei, und ebenso verhält es sich mit den Fahrradberichten. Immerhin steht jetzt auf einem Haufen, was auch inhaltlich zusammenhängt.


    Konsistenz hat für mich was befriedigendes, daher werden Sie diesen Dreierfächer bitte umstandslos tolerieren.


    +++


    Die grosse Macht!?
    28.09.2004


    [arial]In den Sätteln spürten wir schon
    die große Macht (City: Meister aller Klassen)
    [/arial]


    Ich fahre ja immer noch mit dem Fahrrad zur Arbeit; das Knatterschwein ist inzwischen komplett zerlegt und der Rahmen wartet in der Karosseriewerkstatt, vom Chefarzt persönlich behandelt zu werden. Freitag soll es fertig sein, und am Sonntagmorgen werde ich hoffentlich schon wieder den SPIEGEL und Brötchen damit holen können.


    Bis dahin siehts richtig cool aus bei mir zu Hause - eine ölbeschmierte Coca-Cola-Stranddecke, darauf die sämtlichen Einzelteile des Knatterschweins auf ihre Wiedervereinigung warten; ein Glück, dass der Benzinhahn dicht ist. Ich bin voll der Vorfreude.


    Gestern der Heimweg jedoch war zunächst mal wieder ein Hochgefühl, das dem einer Knatterschwein-Havarie in nichts nachstand: Irgendwo auf der B96 Ecke Waidmannsluster Damm fällt mir auf, dass der Steuersatz nicht mehr klappert. Häh? Den hatte ich zehn Jahre lang nicht einmal festgezogen, der klapperte sogar beim Treppe hochtragen - und jetzt war er auf einmal still. Zu still; ein Blick aufs Vorderrad liess mich den Grund der Dämpfung erkennen: Das waren jedenfalls definitiv nicht mehr die 4,5 bar, die ich am Morgen noch draufgetan hatte.


    Der Schlenker von der Strasse auf den Bürgersteig offenbarte die weitestgehende Unkonrollierbarkeit des Vorderrades und seine absolut mangelhafte Spurtreue; fast wäre ich unsanft abgestiegen. Ich pumpte Luft nach, aber nach hundert Metern ging das Geeiere schon wieder los. Nach weiteren hundert Metern des Schiebens schnorpelte der Mantel auf der Felge herum - von da waren es aber nicht mehr weit zu Caro-Autoteile, wo sie auch Fahrradschläuche haben.


    Sehr gut sortiert sogar, alle Grössen und alle Ventile - aber natürlich keinen 26\"/1,95\"er mit Autoventil - nur diese blöden Franzosenventile, wo man nur am Rumschrauben ist, eh da mal was geht. (Und pumpen Sie mal vier oder fünf bar mit der Hand auf - dann wissen Sie Autoventile und Tankstellen wohl zu würdigen!)


    - Na, von Caro zum hinterfotzigen Fahrrad-Otto waren es keine zwei Kilometer, und mit knapp 13 kg ist das Rad auch keineswegs untragbar. Fahrrad-Otto hatte den passenden Schlauch und versuchte diesmal auch nicht, mich um zehn Euro zu betrügen wie beim letzten Mal. Im Schlauchwechsel bin ich infolge einer Pechsträhne in den letzten zwei Wochen mittlerweile sehr geübt; heute abend werde ich die beiden schwächelnden Kandidaten mal flicken und dann immer einen davon einstecken haben - denn es wäre ökonomischer Unfug, für ein Fahrzeug mit zwei Rädern mehr als vier Schläuche zu besitzen.


    Irgendwie musste ich beim Aus- und Einbau des Vorderrades aber die Bremse verstellt haben - die bremste zwar noch, löste sich aber nicht mehr von allein. Ein ganz garstiges Verhalten. Auf der Roedernallee schraubte ich daran herum und glaubte das Problem schon gelöst zu haben - bis ich sie an der nächsten Ampel durchzog und feststellen musste, dass ich den Bowdenzug am Cantilever-Hebel nicht anständig festgezogen hatte: Erst bremste es etwas, und dann kam mir der Bremsgriff rasant entgegen; ebenso schnell löste sich die Bremswirkung in Wohlgefallen auf.


    Also alles ab, die ganze Scheisse neu justieren (Bremsendreck + Nieselregen = BÄH!), wieder ran und dann feststellen, dass man zehn Jahre alte Bremsbacken ab einem gewissen Verschleissgrad anschrauben kann wie man will - dieses sehr bissfeste Ansprechverhalten kriegt man damit nicht mehr hin.


    Zu Hause habe ich die Backen erstemal mit dem Cuttermesser geglättet; SO müssen Bremsen zupacken! Der Steuersatz klappert jetzt auch nicht mehr - der musste bloss mal festgezogen werden, wofür mir immer noch das passende Werkzeug fehlt. Indes wagte ich zum ersten Mal, die schwarz lackierte Überwurfmutter mit der bärenstarken Knipex-Wapuza anzugreifen. Tiefe Schrammen, aber der Steuersatz sitzt jetzt wieder. Nachdem auch der Sattel strammgezogen war, befand sich der gute Tretbär wieder in dem Zustand, wie ich ihn mag: Dass man ihn ohne Gewicht herumhupfen kann, und es klappert NICHTS.


    Hoffentlich ist das Knatterschwein bald fertig - nicht dass es eifersüchtig wird. Grund dazu hätte es jedenfalls; zumindest solange es noch zerlegt auf der Coladecke liegt, während ich den Tretbär nach langer Pause wieder wohl zu gebrauchen lerne...

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