Die Simsonfreunde Freiburg planten wie letztes Jahr eine 2 Tagestour in die Alpen. Damals konnte ich, da mein Moped nicht fit genug war nicht mitfahren, die Tour musste damals auch wegen Dauerregen abgebrochen werden.
Geplant waren 550 km in zwei Tagen.. klingt erstmal nicht so wild.. rechnet man die 180 km für die an und Abreise dazu, dann sind es schon grenzwertige 730 km. Bei 90 km Anfahrt zum Start lohnt es sich nicht das Moped auf den Hänger zu packen und mit dem Auto anzureisen. Da der von Aljoscha vor 4000 km regenerierte Motor perfekt wie ein Uhrwerk läuft und ich am geplanten Wochenende Zeit hatte war es selbstverständlich, dass ich mitfahren werde.
NAm Samstag gegen 6:45 Uhr ging es für mich los, erste Etappe zum Treffpunkt nach Freiburg. Kurz vom Treffpunkt, während eines Orientierungsstopps, kam Andy angeflogen. Prima ab jetzt muss ich für die nächsten zwei Tage nur noch hinterher fahren.
Leider hatten dieses Jahr viele abgesagt, so dass nicht wir nicht neun Teilnehmer, sondern nur noch zu vier Teilnehmer waren. Anne, Andy, Chistoph und ich.
Anne konnte mit ihrer S50 leider nur den ersten Tag mitfahren und plante spätestens an der Schweizer Grenze umzudrehen. Andy fährt eine 3Gang Schwalbe Baujahr 81, Christoph ist mit seiner 64er Schwalbe gestartet und ich kam mit meiner 69er 1er Schwalbe.
Bereits auf den ersten Metern ist mir aufgefallen, dass Christophs Schwalbe doch sehr zu kämpfen hat. Sie rauchte heftig und irgendwie hatte ich beim Hinterherfahren den Eindruck, dass sie bei mittlerer Drehzahl ein ausgeprägtes Leistungsloch hat... o-oh das kann ja heiter werden. So kam es dann auch, dass nach einem Stau-Stopp bei der Auffahrt zur B500 die Schwalbe abgesoffen ist. Ich hatte es gerade noch im Rückspiegel gesehen und bin dann nach kurzem Warten zurückgefahren. Christoph schraubte schon und wir verabredeten, dass ich Anne und Andy einhole und Bescheid gebe. Gegebenenfalls stimmen wir uns über's Handy ab. Also Rauf auf den die B500, dort warteten Anne und Andy. Nach kurzem Beratschlagen kam oh Wunder Christoph angeflogen. Er hatte eine neue Zündkerze eingebaut dann ist sie gleich angesprungen. Andy hat darauf hin sich Christophs Vergaser angenommen und die Gemischeinstellung korrigiert. Anschließend war das Rauchen weg und die Schwalbe lief deutlich besser.
Die restliche Strecke durch den Schwarzwald lief problemlos und sogar Christoph's Schwalbe zog jetzt ,statt eine Rauchschwade hinterher, deutlich besser die Steigungen hinauf.
So sind wir mit zwei weiteren kurzen Stopps um Mittag in Waldshut Tiengen angekommen. Nach dem wir uns mit Proviant eingedeckt hatten und einem Abschiedskaffee mit Anne sind wir dann über die Grenze nach Koblenz (CH) gefahren und weiter Richtung Zürich. Bei der ersten kleinen "Schweizer Steigung" lief Christophs Schwalbe nicht mehr so gut wie zuvor im Schwarzwald. Christoph wurde hier klar, dass die Tour für seine Schwalbe zu viel sein wird. Wir hatten zuvor schon geplant, dass er am zweiten Tag die drei geplanten Pässe umfährt, wenn er gut nach Andermatt kommt über flacheren Sustenpass nach Meiringen, oder falls er in den Bergen zu große Probleme hat sogar zurück bis zum Vierwaldstädter See und dort "eben" das Südufer entlang bis Hergiswil. Dort hätten wir ihn wieder auf gegabelt und gemeinsam dann über Luzern nach Basel und die B3 nach Freiburg zurückzufahren. So drehte Christoph leider um und fuhr die gleiche Strecke wieder zurück.
Da wir schon sehr weit im Zeitplan zurück lagen gaben wir Gas und sind bis Zürich durchgefahren. Kleiner Stopp und Pause für unser Gesäß am Zürichsee bei schönstem Wetter war der See brechend voll. Also weiter Richtung Andermatt, zuerst zum Ägerisee und weiter Richtung Vierwaldstätter See. In Brunnen gab es noch mal eine kurze Pause bevor wir den letzten und schönsten Abschnitt nach Andermatt in Angriff nahmen. Leider war es schon nach 18:00 Uhr so dass wir keine Zeit mehr hatten mit einer Pause am Seeufer des Vierwaldstätter die fantastische Landschaft zu geniesen. Auch die wunderschöne Auffahrt nach Andermatt über die Gotthardstraße sind wir ohne Pause durchgefahren obwohl es dort viele Stellen gab an denen eine Pause zum Bewundern der Landschaft pflicht gewesen wäre.
So sind wir um 19:30 in Andermatt angekommen, und haben uns den teuersten Sprit der Alpen (für 2,01 CHF statt 1,7x CHF pro Liter) gegönnt damit es Morgen gleich weitergehen kann. Beim Pferdestall Reussen, "Schlafen im Stroh" war der Vermieter schon da und musste seiner Frau, "Schatz ... ja ... die Töffifahrer sin dono g'omme" berichten dass zwei wahnsinnige aus Freiburg mit dem Moped bis nach Andermatt gefahren sind. Sogar die "Töffis" durften wir nach dem Abkühlen im Stall unterstellen. Die Übernachtung dort war super, ok es sind nur Dixiklos, aber für eine Nacht geht das. Das Stroh war super bequem und duftet herrlich, nicht mal einen Schlafsack braucht man, es werden Decken gestellt und mit 26 CHF für eine Nacht ist das ganze auch durchaus bezahlbar.
Bei einer Flasche Rotwein zum Tagesausklang diskutierten wir hin und her ob wir die geplante Etappe morgen schaffen können. Da wir auf den Tremola nicht verzichten wollten beschlossen wir die geplanten drei Pässe zu fahren aber dann über Luzern und Basel und die Rheinebene auszuweichen und den Schwarzwald auf dem Rückweg auszulassen.
Der Sonntag fing für mich richtig übel an. Ich bin noch vor 6:00 Uhr mit heftiger Migräne aufgewacht. Wann lerne ich es endlich, Gestern bin ich nur mit Sonnenbrille gefahren und hab mir die Stirnhöhlen erkältet. Übel war es mir dann auch noch, weitere Details erspare ich hier.
Nach dem Frühstück - ein Kaffee reichte mir - sind wir gegen 8:30 Uhr losgefahren und es ging gleich den Gotthard hinauf.
Eigentlich eine Steigung die locker im 2ten Gang zu packen ist, aber die Höhenluft reduziert doch deutlich die Leistung des Zweitakters. In einer Kurve nach 3/4 der Strecke hatten wir Beide den Schwung verloren und sind dann beim Beschleunigen nicht über den ersten Gang hinausgekommen. Andy vermutete erst dass es einer verstellten Zündung liegt, aber als ich ihm berichtete dass ich die gleichen Probleme nur etwas später hatte, beschlossen wir den Rest des Passes im ersten Gang mit gemäßigter Drehzahl ca. 20 km/h zu erklimmen.
Interessanter Weise war beim Fahren die Kopfschmerzen weg oder mir nicht mehr bewusst.
Kurz vor der Passhöhe sind wir dann wieder auf die alte Passstraße Tremola abgebogen. Ein Traum, eine alte kopfsteingepflasterte Straße die dann wieder etwas flacher wurde (2ter Gang bei Höhenluft). Wir flogen so mit einem grinsen bis in die Helmschale den Rest auf die Passhöhe hoch.
Nach dem obligatorischen Passhöhenfoto sind wir, in Anbetracht des riesigen Pensums was noch vor uns lag gleich weitergefahren.
Die Tremola geht auf der Südrampe in traumhaften Serpentinen als Kopfsteinpflaster wieder hinunter. Aus Youtube Videos habe ich gesehen dass die Schweizer zuletzt einige Baustellen auf der Strecke hatten, aber Gott sei Dank haben sie die Straße nicht mit Teer sondern so wie es sich gehört mit Kopfsteinpflaster ausgebessert, klasse. Wir genossen die Abfahrt es waren sehr viele Radler auf dem Weg nach oben, einige wären fast beim "Andy hinterherschauen" vom Rad gekippt oder in ihren Partner gefahren.
Unten in Ariolo angekommen haben wir dann gleich den Nufenen Pass erklommen. Man war das hart , die Strecke war sehr lang und wurde hinten im Tal immer steiler. Die letzten Kilometer waren bei Andy und mir nur im ersten Gang möglich. Da er eine luftgekühlten Motor der KR51/2 hatte haben wir zur Sicherheit regelmäßige Pausen gemacht um dem Motor wieder abkühlen zu lassen.
Durch die Pausen haben wir am Nufenenpass richtig Zeit verloren. Aber lieber nach 22:00 Uhr zu Hause ankommen als sich mit verglühtem Motor aus der Schweiz abholen zu lassen. Oben am Nufenen Pass gab es Laola von ein paar Amerikaner. Sie konnten es nicht glauben was da den Pass hochtuckert. Ey Guys nice vintage scooters, let's take a picture - please keep on your helmets and take your aviator-google on - tumbs up and cheeeese 'klick'...
Mist ich hab vergessen ihnen meine e-Mail Adresse zu geben. Der Porsche und Ferrari die neben uns standen waren uninteressant, die sind eh zu hauf auf den Pässen unterwegs.
Jipiee Nufenen mit fast 2500 hm geschaft und runter in's Tal. Super tolle Abfahrt, richtig geile Kurven und als wir ein Wohnmobil eingeholt hatten, machten wir einfach Pause und genossen die Landschaft, statt riskant zu überholen oder hinter dem Wohnmobil zu versauern.
Unten in Ullrichen ging es rechts ab die Furka Straße bis Getsch hoch. Bei einer Pause ist von oben ein super toller, alter Reisebus Baujahr 1952 mit komplett verglaster Passagierkabine heruntergekommen und parkte direkt neben uns.
War echt lustig, wir die Handys gezückt und den Bus fotografiert und die Fahrgäste haben unsere Schwalben abgelichtet.
Weiter die Furkastraße, ich freute mich, dass ich gleich in Getsch ankomme und sehe gerade die Zahnradbahn im Tunnel verschwinden, fahr um eine Kurve und bäääm da sieht du eine senkrechte Wand mit den Serpentinenbauwerke des Grimselpasses. Ich hab fast eine Genickstarre bekommen als ich diese erblickte, whow da geht's hoch...
In Getsch wurden wir von einem Schweizer angesprochen. Sein Bruder ist in einem Simsonforum (er glaubt das Schwalbennest) aktiv und hat eine S51 in der Schweiz zugelassen - "Dös woren Gschiiss, bidr Zulassig".
Weiter den Grimsel hoch, beeindruckend ist, wie die Schweizer hier in die Berge die Passtraßen gebaut haben - atemberaubend und gleichzeitig wahnsinnig. Bei mir passte der Anschluß in den zweiten Gang, also bin ich etwas vorne weg gefahren und habe an einer Serpentine auf Andy gewartet.
Da spricht mich der Motorradfahrer der dort bereits Pause machte im breitesten ostdeutschen Dialekt an... dooo kömste midda Schwolbe hier noff dooo ei biste geflosche ... nee im ersten / zweiten Gang geht's schon . Nach kurzem Benzingespräch kam auch Andy angeflogen und ist um seinen Schwung zu halten gleich vorbeigerauscht.
Also ab die Post den Rest des Passes rauf. Oben angekommen... uääh was ist das? Nebel und Nieselregen? Nein Schnee ! „Son Saich“ höre ich einen Schweizer fluchen, als wir auf die Schnelle das Pass Überschreitungsfoto gemacht hatten.
Man war das eine Suppe man hat kaum 20 m gesehen. Alles schleicht nach unten und so ein paar Halbstarke mit möchte gern GTA – Auto meinten, obwohl vor mir kein Platz war, unbedingt überholen also nebenher zu fahren. In einer Kurve hätten sie mich beinahe in den Schnee abgedrängt, und ich musste dem Fahrer durch's das geöffnete Beifahrerfenster Lauthals anbrüllen damit er seinen Fahrstil korrigiert . Die Abfahrt vom Grimsel war nicht so prickelnd, erst als ich nach der Tour die Strecke in Google Earth nachverfolgt habe ist mir aufgefallen, dass wir am Grimsel- und Räterichsbodensee vorbeigefahren sind, von denen war, obwohl die Straße direkt daran vorbei führt nichts zu sehen.
Zu allem Übel ging der Nebel in Regen über , erst leichter Nieselregen und ab Meiringen dann richtig heftiger Regen, so dass meine billig Regenhose nicht mehr alles Wasser abgehalten hat. Da Andy seine Regenhose erst nach einsetzen des Regens angezogen hatte, hatte er dabei auch gleich die bereits klamme Hose mit gewechselt. Beim Einpacken ist ihm dann ein Missgeschick passiert dem zufolge ich zwei Kilometer weiter sehe wie sich plötzlich Andys Geldbeutel über die Straße verteilt. Er selbst hat es nicht bemerkt. Also umdrehen, einsammeln und eine Kehre weiter hat er auch schon auf mich gewartet. Puh Glück gehabt, doch leider mussten wir beim nächsten Tankstopp feststellen dass auch seinen Schlüssel abhanden gekommen ist. Er fragte mich nach einem Schraubenzieher und während ich noch grübelte wie er trotz abgeschlossener Sitzbank tanken kann, hatte er das das Sicherheitsschloss ausgehebelt. An dieser Tankstelle hatte ich dann doch den Motortunnel von meiner Schwalbe unten. Irgendwie hatte ich ein komisches, gleichmäßig, schwingendes Rauschen sobald der Motor Leistung bringt . Es wurde die letzten Kilometer immer lauter. Ich hatte den Verdacht, dass der Luftberuhigungskasten irgendwo anstößt und das Rauschen verursacht. Also kurz etwas Panzerband an der verdächtigen Stelle dazwischen geklebt und weiter ging es Richtung Luzern.
In Luzern angekommen schauten wir auf die Uhr und oh man schon Vier Uhr durch und noch ca.200 km Strecke vor uns. Wie am Abend zuvor besprochen haben wir uns dann entschieden den Schwarzwald auszulassen und über Basel zurückzufahren. In Luzern haben wir jedoch die richtige Ausfallstraße verpasst so dass wir plötzlich Richtung Bern unterwegs waren. Über eine Nebenstrecke fanden wir zurück auf die Landstraße 2 welcher wir bis Basel folgten.
In Basel hat uns die Beschilderung nach Deutschland zum Wahnsinn gebracht da diese immer wieder in Richtung Autobahn verwies . Man war ich froh dass ich hier nur hinterher fahren musste. Spätestens da ärgerte ich mich, dass ich die geplante Handy Halterung und eine 12 V Bordsteckdose noch nicht umgesetzt hatte und wir traditionell mit Roadbook navigierten. Andy patente Videokassentenhüllen-Roadbook mit den Etappen für Rückfahrt über den Schwarzwald half leider in Basel nicht weiter. Gegen 19:30 waren wir dann endlich wieder in Deutschland. 50 km weiter, in Krötzingen verabschiedete sich dann Andy von mir und ich bin in die Dämmerung hinein weiter Richtung Freiburg gefahren.
Oh man der Hintern kribbelt immer mehr. Ich hab inzwischen einige auch nicht ganz verkehrssichere Positionen probiert. Neben dem Verändern der Position vorne und hinten auf der Sitzbank hab ich noch den "Frosch", Füße auf die Beifahrerstütze und mit den Innenschenkeln den Po entlasten, den "Budda", Füße auf den Motortunnel mit sehr aufrechter Position, versucht gegen das Kribbeln zu kämpfen. Am Besten war jedoch immer noch Moped aus und für 2 Minuten sich die Füße zu vertreten, oder an einer roten Ampel einfach aufzustehen.
In Offenburg war es dann wieder da, das komische schwingende Rauschen. Hmm... mein Tank ist fast wieder wie beim letzten Mal leer und tatsächlich 10 km später, das Rauschen wurde immer lauter, setzte der Motor wegen Spritmangel aus. Also kurz angehalten und den Reservekanister umgefüllt, siehe da, das Rauschen war wieder weg. Super eine akustische ich bin bald leer Warnung vom Tank.. wer hat das schon.
Als ich dann endlich um 22:45 zuhause angekommen bin, das Moped weggeräumt hatte bin ich halb tot in's Bett gefallen. Die Tour war der Hammer, ich würde sie jederzeit wieder fahren auch wenn die Streckenlänge mit 357 km am Samstag und 444 km am Sonntag deutlich zu hoch war.