Hallo Community!
Nachdem ich nun schon fast ein Jahr lang vorhabe, hier mal von meinem bisher einzigen echten Liegenbleiber zu berichten, habe ich mich heute, hier und jetzt an den Rechner gesetzt, um es endlich in die Tat umzusetzen. Also... *räusper*
Es ist schon mehrere Jahre her (war noch zu DM-Zeiten). Es war in einer x-beliebigen Sommernacht. Ich war bei meiner (damaligen) Freundin und habe mich irgendwann auf den Heimweg gemacht. Schönes Wetter, warm, Sterne. Was denkt also der begeisterte Simsonfahrer? Richtig: \"Der Weg ist das Ziel.\" Ich habe also nicht den kürzesten Weg gewählt, sondern den schönsten. Und der war natürlich erheblich länger. Ich fuhr und fuhr und fuhr. Und mir fiel immer noch ein weiterer Umweg ein, noch eine Ecke, die ich noch mitnehmen wollte.
Zwischen Start und Ziel lagen 5 km Luftlinie, doch als das Unvermeidliche passierte war ich ca. 20 km von zu Hause weg. Es war ca. 22:30 als ich auf einer kleinen Landstraße durch einen Wald fuhr. Plötzlich tat es einen Schlag, Teile splitterten und das Hinterrad blockierte. Reflexartig die Kupplung gezogen. Durch das blockierte Rad kam ich schnell zum stehen. Es war stockfinster. Der Motor lief noch, deshalb hatte ich wenigstens Licht vom Scheinwerfer.
Mein erster Gedanke: Reifen geplatzt. Ein prüfeder Griff unter die Sitzbank belehrte mich aber eines besseren, denn der Reifen hatte Druck.
Zweiter Gedanke: Kette gerissen. Also ein Griff weiter runter. Der Kettenkasten am Hinterrad war zersplittert. Ich konnte die Kette anfassen, sie hatte aber Spannung. Das war es anscheinend also auch nicht.
Als nächstes also erstmal den Leerlauf gesucht. Als ich das Möp schieben wollte war das Hinterrad immer noch halb blockiert. Ich versuchte zu schieben. Mal ging es kurz, dann klemmte es wieder.
#$%###!!22!!!
Ein paar hundert Meter weiter war eine Straßenkreuzung mit einer Verkehrsinsel und einer großen Laterne drauf. Ich beschloss, mich dort hin zu schleppen, um den Schaden zu diagnostizieren. Also hab ich den Bock dort hin gezerrt.
Unter der Laterne habe ich zunächst das Möp aufgebockt und versucht, das Rad mit der Hand zu drehen. Doch das Rad wollte immer noch nicht. Also Bordwerkzeug raus und angefangen, das Hinterrad rauszubauen.
By the way: Ich hatte eine gute Hose an, heller Stoff. Also optimale Mechanikerkleidung...
Als das Hinterrad draußen war kamen mir schon Teile entgegengefallen, die normalerweise nicht lose sein sollten: Kugeln eines Kugellagers. Das hintere Ritzel baumelte zudem irgendwie komisch in der Kette rum. Als nächstes schraubte ich die Mutter am rechten Schwingenarm ab. Jetzt hatte ich plötzlich einen Bolzen mit einem Lagerring drauf in der Hand. Jetzt begann ich a) zu begreifen, wie der Hinterradantrieb funktioniert und b) zu ahnen, was passiert war.
Das Kugellager des hinteren Kettenritzels war blockiert. Scheinbar waren Kugeln am Innenring aufgelaufen, so dass das Lager blockierte und sich in Folge dessen selbst zerstörte. Nun war ich ein Stück schlauer, aber der Weiterfahrt noch nicht weiter.
Nun habe ich überlegt, wie ich mein Möp notdürftig wieder flott kriegen könnte. Ich habe versucht, alles wieder zusammenzubauen. Bolzen wieder in die Schwinge geschraubt, Ritzel in die Kette gelegt und auf den Bolzen gesteckt. (Das Lager war ja Geschichte). Dann das Rad in die Gummikupplung des Ritzels gesteckt, die Achse durchgeschoben und festgeschraubt.
Mopped vom Ständer geschubst und erstmal gaaanz vorsichtig \'Probe gerollt\'. Es ging! Die Kette schurbste etwas verlegen in der Gegend rum, aber sie blieb drauf und der Formschluss zum Hinterrad war wieder hergestellt!
Also das ganze Werkzeug wieder eingepackt, Motor an und gaaaaaaaanz vorsichtig losgefahren. Das Fahrgefühl war wie auf Eiern, aber das war mir in dem Moment \"Wurscht\". Ich wollte nur heim kommen, ohne alles noch einmal auseinanderbauen zu müssen. Ich bin ganz langsam gefahren, 2. Gang im Leerlauf. Aber mein Möp humpelte tapfer los, Meter für Meter. Nach dem ersten Kilometer wurde ich zuversichtlich, doch noch heim zu kommen.
Ich machte mir auch keinen Kopf darum, nach der Notreparatur weitere Teile kaputt zu fahren. Das Ritzel war eh hinüber, es ging nur noch darum, heim zu kommen. Und tatsächlich: Obwohl auf dem verbleibenden Heimweg ein recht steiler Berg lag hat sich mein schwer verletztes Möp tapfer und ohne erneuten Ausfall bis nach Hause geschleppt.
Am nächsten Tag habe ich dann bei Tageslicht Bestandsaufnahme gemacht:
1.) Ritzel und hinteres Lager muss erneuert werden. (Die Kette natürlich mit.)
2.) Kettenkasten muss erneuert werden
3.) Keine weiteren Schäden
4.) Die Hose ist sauber geblieben.
Jetzt konnte ich auch ein Phänomen einordnen, das ich einige Zeit zuvor bemerkt hatte. Wenn ich während der Fahrt die Füße auf die hinteren Fußrasten gestellt hatte (fragt mich nicht warum, ich mach das halt manchmal...) merkte ich mit dem rechten Fuß, dass das Hinterrad irgendwie \"humpelte\". Ich konnte das nicht einordnen, denn ich konnte nichts bemerken, was darauf deutete, dass das Rad nicht richtig rund war. Dieses \"Humpeln\" kam von einem Pitting im Innenring des Ritzellagers. Dieses Pitting hat sich im Laufe der Kilometer ausgeweitet und hat schließlich zum Blockieren des Lagers geführt.
Die Lehren aus diesem Erlebnis?
1.) Wechselintervall von Kette und Ritzel einhalten. Kette 15.000 km, Ritzel 30.000 km (= 2 Ketten)
2.) Immer mindestens einen Putzlappen dabeihaben.
3.) Simson ist im Grunde unverwüstlich. (Denn das war mein einziger Liegenbleiber auf mittlerweile 19.000km mit meinem schicken grünen Möp.)
Bin auf Eure Kommentare gespannt.