Ich lese aus dem Thread nur heraus, dass es gefühl subjektiv einen Unterschied gibt.
Also hier die wissenschaftliche Betrachtung.
Das Anlasserrad lässt sich als flacher Zylinder annähern, es hat zwar in der Mitte ein Loch, dafür aber außen Zähne. Da die äußere Masse aber deutlich mehr zum Trägheitsmoment beiträgt als ein größeres Loch in der Mitte kommt das schon recht gut hin. Es geht hier auch nur um eine Größenordnungsbetrachtung.
Das Massenträgheitsmoment aus dem Durchmesser des Anlasserrades von 14,5 cm sowie der Masse des Rades von 600 g berechnet sich zu 0,0015769 kg*m².
Nehmen wir des Weiteren eine S51 mit ganz normalem Getriebe und den normalen Übersetzungen an.
So entsprecht eine Geschwindigkeit von 60 km/h einer ungefähren Kurbelwellendrehzahl von 6400 U/min.
Das entspricht 106,67 Umdrehungen pro Sekunde was einer Winkelgeschwindigkeit von 670,23 rad/s entspricht.
Damit ergibt sich aus dem Massenträgheitsmoment und der Winkelgeschwindigkeit eine Rotationsenergie von 354 J.
Es braucht somit 354 J um das zusätzliche Anlasserrad vom Stillstand auf 6400 U/min, was 60 km/h Fahrzeuggeschwindigkeit entspricht, zu bringen.
354 J, was fangen wir nun mit dieser Zahl an? Wir vergleichen es mal mit etwas viel Greifbarerem.
Ein zusätzliches Gewicht, dass ich auf dem Moped platziere, braucht ebenfalls eine bestimmte Menge an Energie, um auf 60 km/h gebracht zu werden.
Wenn ich nun 2,55 kg zusätzlich auf das Fahrzeug packe benötigt dieses Gewicht genau 354 J um auf 60 km/h beschleunigt zu werden.
In höheren Gängen spielt das Anlasserrad also keine wirkliche Rolle.
Betrachten wir aber das Anfahren. Wenn man das Moped im ersten Gang aus dem Stand auf 15 km/h beschleunigt, benötigt das genau so viel länger wie ein Zusatzgewicht von etwa 20 kg. Da sind wir dann schon bei einem großen Rucksack, aber immernoch erträglich.
Allerdings ist die Energie, die das Anlasserrad benötigt, quadratisch von der Winkelgeschwindigkeit abhängig. Hier noch zwei eher extreme Beispielrechnungen:
Mein 85/4 Motor hat das S70 Primär, ein 16er Ritzel und einen mittleren fünften Gang. Beim gemütlichen Anfahren im ersten Gang auf 15 km/h mit Anlasserrad spüre ich ein Zusatzgewicht von rund 13 kg. Beim beschleunigen im fünften Gang auf 80 km/h spüre ich 1,4 kg mehr. Das wird nicht zu spüren sein.
Anfahren eines Tuningmotors, der komplett auf Drehzahl ausgelegt ist, sogar noch einen Zahn kürzer übersetzt und beim Anfahren mit 11.000 U/min auf 34 km/h gezwungen:
Mit Anlasserrad genau so viel länger wie mit einem recht stattlichen Sozius von etwa 110 kg.
Hier ist jedes Gramm an der Kurbelwelle zu viel.
Zusammenfassend:
Für den Einsatz in Motoren ohne extreme Drehzahlen ist das Anlasserrad kein wirkliches Hinderniss. Da kann man kaum von einem sehr starken Unterschied sprechen, diese eher geringen Unterschiede machen sich hauptsächlich beim Anfahren bemerkbar.
Sobald es aber in Richtung höhere Drehzahlen geht, gibt es einen mächtigen Unterschied
Bei einem seriennahen Setup mit LT60 RESO hätte ich nach wie vor absolut keine Bedenken.
Was noch wichtig wäre zu erwähnen:
Die Energie, die in die Beschleunigung des Polrades geht, ist natürlich keinesfalls verloren.
Beim Anfahren in der Praxis (nicht wie in meinen Betrachtungen quasi im Stand eingekuppelt und dann beschleunigt) braucht das Polrad zwar etwas länger um auf Drehzahl zu kommen, wenn man aber die Kupplung kommen lässt würgt man den Motor schwieriger ab, da etwas Energie in der rotierenden Masse gepuffert ist.
Auch gelten meine Betrachtungen nur in der Ebene, am Berg würde das Zusatzgewicht natürlich noch potentielle Energie aufnehmen (vor allem der 110 kg Sozius), was das rotierende Polrad kaum tut (nur sein Eigengewicht von 600 g) und das Gleichgewicht würde nicht mehr stimmen.
Auch ist man bei kleinen Steigungen mit gedachtem Zusatzgewicht nicht schneller, da das Gewicht zwar schiebt, aber eben selber Energie braucht um die Steigung hochzukommen. Rotierende Masse schiebt bei Steigungen zumindest ein kleines Bisschen an ohne zusätzlich auszubremsen.