Tag 10
Nach einer entspannten Nacht und einem sehr skurillem französischem Fernsehabendprogramm hieß es gegen 9Uhr Sachen packen.
Da es kein Frühstück gab versorgten wir uns selbst.
Es gab Instant-JA-Kaffee und die restlichen Pommes vom Vorabend.
Beides nicht überzeugend. Der "Kaffee" ungenießbar und die Pommes verdienen keine Worte.
Bei strahlendem Sonnenschein ging es weiter über kleine und wenig befahrene Landstraßen.
Irgendwann mussten wir wieder unser Navi anschalten.
Sämtliche Einstellungen von der Hinreise waren noch eingestellt und so kam es das plötzlich Trampelpfade als öffentliche Straßen angezeigt wurden. Und wenn das Navi sagt fahr da lang, fahren wor halt auch da lang.
Es war ein schlammiger Waldweg mit teils riesigen Steinbrocken. Durch unser enormes Fahrzeuggewicht war es einen große Herausforderung ohne Umfaller da durch zu fahren. Nach mehrmaligen aufsetzen und einmaligen Schlamm abkratzen an den Rädern hatten wir uns aber endlich durchgekämpft.
Gegen 12Uhr meldeten sich unsere Mägen. Irgendwas zu Essen muss her.
In einem kleinen Dörfchen kehrten wir bei einem Bäcker ein.
Hier gab es eine absolute Premiere. Wir gaben unsere Bestellung in reinem französisch auf. Kein Englisch, kein Deutsch. Von der Begrüßung bis zur Verabschiedung alles in Landessprache. Wir waren stolz wie Bolle.
Eine halbe Stunde später erschien Reims am Horizont.
Reims an sich war recht schnell durchquert. Wir hielten nur einmal um uns die Kathedrale anzuschauen.
Wir verliessen Reims und machten wieder die Départements unsicher.
Es ging durch die Ardennen zu unserem nächsten Etappenziel.
Was wir nie zu ahnen gewagt hätten, ist das Wahrzeichen der Ardennen. Es zeigte sich schon von weitem am Horizont.
Da wir heute richtig gut voran kamen und vorallem schneller als erwartet in Charleville-Mezieres ankamen, hatten wir noch viel Zeit und Energie um uns die Stadt anzuschauen.
Doch erstmal hieß es Zelt aufbauen und die Nachbarn begrüßen.
Der Besitzer des Bulli war ein Däne. Ich kam mit ihm ins Gespräch und fragte ob ich mal in seinen Wagen schauen dürfte. Darauf meinte er es ginge nicht da seine Frau im Zelt sei und gerade schläft.
Das passiert halt wenn sich ein angetrunkener Däne und ein Deutscher auf einem Zeltplatz in Frankreich auf Englisch unterhalten.
Wir unterhielten uns noch eine Weile sehr angeregt über unsere bisherige Fahrt und er zollte uns wahnsinnigen Respekt. Er selbst würde es nicht machen, da er schon bedenken hatte das sein Auto durchhält.
Wir machten uns auf in die Stadt. Da sich wieder der Hunger meldete suchten wir uns eine ansprechende Dönerbude um uns danach noch ein wenig umzusehen.
Während wir wieder zu unserem Zeltplatz fuhren stellten wir erschreckenderweise fest das wir gar kein Bier mehr haben.
Zelten ohne Bier ist ein Ding der Unmöglichkeit und so artete die Heimfahrt zu einer Suche aus.
Die Supermärkte hatten schon geschlossen und die meisten kleinen Läden ebenfalls.
Ohne Rücksicht auf das Tempolimit rasten wir durch die Straßen.
Jetzt kam der 6.Sinn ins Spiel. Während wir schnellstmöglich durch die Stadt donnerten ging ich ohne Vorwarnung voll in die Eisen. Diesmal wäre mir Basti fast reingefahren.
Er fragte was denn los sei und warum ich hier so plötzlich anhalte.
Ich zeigte auf einen Obst-und Gemüseladen.
Er verstand nicht was ich dort wollte und ich sagte ihm das ich beim vorbeifahren im Schaufenster eine Flasche Wein gesehen habe. Ungläubig ging er mit mir mit und wir trauten unseren Augen kaum. Im hinteren Eck des Geschäftes, neben dem ganzen Gemüse, standen zwei große Regale mit allen Variationen vom ersehnten Büchsenbier.
Wir deckten uns großzügig ein und fuhren wieder vernünftig und zufrieden, mit unseren unauffälligen blauen Plastiktüten, zum Zeltplatz.
Jeder der uns dort sah wusste genau was wir hineinschmuggelten, aber es war uns egal. Wir suchten uns einen schönen, idyllischen Platz an der Meuse und genossen bis tief in die Nacht unsere Beute.