:crying:
Hallo liebe Simsonfreunde!
Leider habe ich heute etwas furchtbares und schreckliches erlebt.
Ich hole ein bisschen aus und bringe es nicht so auf den Punkt, weil ich mit meinen Worten dieses traumatische Erlebnis zu verarbeiten hoffe.
Ich spiele Cello in einem Orchester in Leipzig und wir hatten heute ein Konzert. Ich bin mit meiner Simson und mit Cellokasten zur Generalprobe gefahren, als hinter mir Polizei war. Das Interessante war, dass mir diese Polizei scheinbar hinterherfuhr, denn normalerweise fährt man in Leipzig nicht am Nexöheim an dieser Straße vorbeifährt. Da ich eh in der Straße parken wollte, hielt ich am Rand an und habe der an mir vorbeifahrenden Polizei hinterhergeguckt. Im ersten Bild seht ihr die Ausgangsstellung, mit der alles angefangen hat.
Durch dem „hinterhergucken“ der Polizei hatte ich automatisch auch Blick auf die Kreuzung und sah das sich Zutragen des Unfalls.
Der Opel Astra wollte nach links in die Hauptstraße abbiegen und in die Kreuzung ein. In dem Moment hörte man ein hohes Motorgeräusch – so wie ein unheimlich schnelles Motorrad sich anhört, wenn es auf einen zukommt – und dann sah ich es auch schon krachen. Der muss mit mindestens 100 Sachen, wenn nicht gar 150km/h angekommen sein und ist volle Kanne in den Opel gerast. Der Motorradfahrer besaß so ein richtig „geiles“ Motorrad – eine – mit Laienverständnis gesagt – Rennmotorrad. Der krachte also mit seinem Motorrad in die Beifahrertür des Opels, stieß mit dem Kopf gegen die Tür. Dadurch, dass das Auto eine Bewegung in die Kreuzung machte, wirkten Seitenführungskräfte und der Motorradfahrer schlug vom grauen Opel auf die Haube des gelben Autos, was noch auf der Kreuzung gegenüber stand. Durch seine Eigengeschwindigkeit flog der Motorradfahrer aber noch vor den Opel, welcher anschließend noch über ihn (die Beine) auf den Bordstein drüberfuhr.
Sobald ich das realisiert hatte, nahm ich meine Beine in die Hand und rannte wie der Teufel zum Unfallort. Die Polizei war wie anfangs erwähnt auch gleich zur Stelle und sicherte die Kreuzung mit Auto und Blaulicht. Mit einer Ärztin aus meinem Orchester waren wir die ersten Helfer zur Stelle. Die Polizisten wirkten mit dem Verletzten merklich überfordert. – Der Anblick, der sich mir bot, war auch ein furchtbar grausamer. Der Motorradfahrer (MF) lag vor dem Opel, die Beine unter dem Opel in verquerste Richtungen guckend und aus dem Helm floss in riesigen Mengen Blut. Am Hals hatte er einen Trachialriss oder etwas Ähnliches. Eine riesige Menge Blut sackte da aus diesem Menschen und in mir breitete sich ein riesiges Gefühl der Hilflosigkeit aus. Ich eilte zu dem MF und die Ärztin aus dem Orchester ebenfalls. Wir stellten schnell fest, dass der MF nicht mehr atmete und keinen Herzschlag mehr hatte. Aber wie sollte man ihn beatmen? Wir hatten keine Beatmungsmaske dabei und dem Verletzten quoll das Blut nur so aus allen Öffnungen (Mund, Ohren, Nase, der Halsverletzung). Wir wollten ihm den Helm abnehmen, weil der MF keinen Herzschlag und Puls mehr hatte. Die „Gaffer“ ringsum sagten aber immer wieder (im Fernsehen aufgeschnappt und nicht näher drüber nachgedacht?), dass wir den Helm nicht absetzen dürfen. Das mag bei Unfällen, bei denen der Verletzte noch atmet und das Herz schlägt so sein, allerdings glaube ich, dass man in einem solchen Fall den Helm absetzen MUSS, da man ihm ja sonst gar nicht helfen kann.
Wir also: Herzdruckmassage. Beatmen ging nicht, da lief das Blut wie blöde raus. Wir baten die Polizisten nach einer Plastetüte, irgendwas, mit dem man jemanden vielleicht doch beatmen könnte. Irgendwann kam von irgendwoher tatsächlich eine Atemmaske (für mich eine Ewigkeit), die wir auch aufsetzen und den MF beatmen konnten. Allerdings tat sich da nix. Die inzwischen eingetroffenen Rettungskräfte haben ebenfalls versucht, ihn zu reanimieren, da war allerdings nichts mehr zu machen. Mit Eintreffen der Rettungssanitäter war meine Beteiligung auch gebannt und ich entfernte mich etwas vom Geschehen.
Im Nachhinein stellte sich raus, dass der MF so schwere Kopfverletzungen hatte, dass er sich vielleicht das Genick gebrochen, mindestens eine schwere Schädelfraktur hatte, weshalb er aus allen Löchern geblutet hat.
Am schlimmsten ist in meiner Erinnerung das viele fließende Blut, auf der Motorhaube des gelben Autos…
Die Beifahrertür des Opels hatte es fast bis zur Mittelkonsole eingedrückt, dem Fahrer ist aber bis auf oberflächliche Hautverletzungen (Glassplitter) Gott sei dank nichts weiter passiert. Er saß aber während der ganzen Aktion geschockt im Auto. Als ich dem MF nicht mehr helfen konnte und die anderen Helfer sich seiner angenommen haben, bin ich zum Opelfahrer gegangen und habe ihn nach seinem Wohlbefinden gefragt. Er sagte nur „Es war frei… es war frei…“
Das schlimme ist im Nachhinein, dass einem bewusst wird, wie kostbar das Leben ist – wie schnell es einem genommen werden kann. Hätte der Opelfahrer einen Beifahrer gehabt, wäre der jetzt wahrscheinlich auch tot oder aber schwer verletzt.
Der wird jetzt seines Lebens nicht mehr froh. Und wie die Rechtslage in so einem Fall ist, weiß ich auch nicht – es ist wirklich nicht ohne. Er hat genau genommen dem Motorradfahrer die Vorfahrt genommen. Aber auf der anderen Seite hatte er wahrscheinlich keine Chance, den Unfall zu verhindern, wenn der MF wirklich mit 150 Sachen auf der Hauptstraße gefahren ist.
Diese und tausend andere Gedanken gehen durch meinen Kopf. Ich danke Euch, dass ihr mir so lange „zugehört“ habt. Diese Bilder und das Erlebnis werde ich wohl nie vergessen können oder?
Gruß
Sumpfmonster