Kilometerstand: 12 339
Willkommen im Jahr 2019!
Habt Dank für Eure guten Wünsche!
Leider kann ich Euch hier und jetzt keine so spannende Abenteuerreportage präsentieren, wie im vorigen Jahr, dafür war das Wetter einfach zu gut und so altruistisch, mich absichtlich in gefährliche Situationen zu bringen, nur damit Ihr etwas kurzweiliges zu lesen habt, bin ich auch noch nicht.
Rechtzeitig vor der Abendbrotzeit brach ich am 30. Dezember auf, Gepäck hatte ich keines, ich wollte ja am gleichen Abend zurück. Es war bitterkalt, aber trocken und im Großschönauer Tale schneefrei. Schon kurze Zeit später befand ich mich oberhalb Waltersdorfs genau auf der Grenze zu Böhmen. Hier war ich hoch genug und die Natur konfrontierte mich mit Schnee und Eis. Ich strauchelte heftig, als ich, eine Photographie machen wollend, dies vergaß. Es zwackte ganz ordentlich in den Fingern, aber so etwas ähnliches wie eine Aufnahme bekam ich doch gerade noch so hin. Dann fuhr ich, mich rechts haltend, bergan. Anfangs war der Wanderweg frei und ich machte gut Meter, doch an der Stelle, wo die Steigung ansteigt und das Herunterschalten in den ersten Gang zwangsläufig wird, ging nichts mehr. Tausende Touristenfüße hatten hier die Schneedecke zu einer dicken Eisschicht verdichtet, die tagsüber angetaut, nun wieder gefror. Rechts vom Weg stieg die Bergwand fast senkrecht in die Höhe und links fiel es ins Bodenlose. Ich versuchte noch darüberhinwegzukommen, aber meine fetzigen neuen Schlammäntel griffen nicht auf Eis und drehten sofort durch. Auch meine neuen lammfellgefütterten Winterschuhe, die mir der Rupperch brachte, sind zwar schön warm, aber, wie ich in dieser Sekunde feststellte, haben ihre Sohlen den Grip eines Stückes nasser Seife im Bad. Ich überlegte, ob ich an dieser Stelle, das Moped vor einer Eiswand, noch ein Bild machen solle, aber dafür waren meine Hände noch immer zu klamm. Also wendete ich und fuhr zur Wache an der Grenze zurück.
Hier hielt ich mich rechts und fuhr den sanften Wanderweg hinunter nach Niederlichtenwalde. Das erste Gebäude, wenn man in das Dorf hineinkommt, ist eine Kapelle und gleich daneben der Kretscham. Letzteren mied ich, dankte aber an ersterer für die bisher gute Fahrt und machte ein Bild. Von hier aus war es dann recht arm an Herausforderungen: Ich fuhr die normale Straße nach Oberlichtenwalde hinan, ein straffer Wind kam hier von rechts über die freien Flächen und bedeckte die Straße mit Schneestaub und kurz hinter dem Ortseingang überraschten mich einige Eisbäche gefrorenen Schmelzwassers auf der Fahrbahn. Von hier aus war aber der Weg ins Jäger- (auch Mäuse-)dörfel nur noch ein Kotzensprung und auch die Steigung ließ nach. Dafür hatte der Wind derartig zugenommen, daß ich dennoch kaum in den zweiten Gang kam. Etwas später hielt ich vor der Baude.
Große Freude allenthalben. Schnell aß ich von der Fertigessenskarte einen herrlich zerkochten Sauerbraten wunderbaren Geschmacks mit extra Knödeln und dekantierte mein erstes Bier erst, als ich die Doppelkopfkarten in der Hand hatte. Das war gegen zwanzig Uhr. Dann fiel ich ins Spiel...
Als ich die Karten aus der Hand legte, war es halb drei und ich hatte den dritten Platz von uns vier Nasen inne. Besser als im vorigen Jahr (4. Platz) und schlechter als im vorletzten Jahr (1. Platz), aber mit dem Doppelkopf ist es wie mit dem Mopedfahren: Der Weg ist das Ziel. Ich verabschiedete mich bis zum nächsten 30. Dezember, fuhr denselben Weg zurück und war gegen drei Uhr zuhause. Schiene warsch!
Ein alter Doktor, seit vielen Dekaden im Gebirge wohnend und immer mit uns feiernd, hob am Tag vor Silvester seine feine Nase in die milde Sturmluft und kündigte an, daß am ersten Januar abends ein Schneesturm komme und Winter bringe. Ich wollte ihm nicht glauben, aber er hatte Recht und mit dem neuen Jahr versteckt sich die Oberlausitz in einem weißen Kleid. Nun liegt meine Lust Moped zu fahren wieder weit unter null. Also heißt es, den Ofen zu heizen und zu harren. So lange dauerts ja nun nicht mehr bis zum Frühling!
Ins dräuende Schneetreiben blickend
Tilo