Beiträge von [email protected]

    Kilometerstand: 12 339


    Willkommen im Jahr 2019!


    Habt Dank für Eure guten Wünsche!


    Leider kann ich Euch hier und jetzt keine so spannende Abenteuerreportage präsentieren, wie im vorigen Jahr, dafür war das Wetter einfach zu gut und so altruistisch, mich absichtlich in gefährliche Situationen zu bringen, nur damit Ihr etwas kurzweiliges zu lesen habt, bin ich auch noch nicht.


    Rechtzeitig vor der Abendbrotzeit brach ich am 30. Dezember auf, Gepäck hatte ich keines, ich wollte ja am gleichen Abend zurück. Es war bitterkalt, aber trocken und im Großschönauer Tale schneefrei. Schon kurze Zeit später befand ich mich oberhalb Waltersdorfs genau auf der Grenze zu Böhmen. Hier war ich hoch genug und die Natur konfrontierte mich mit Schnee und Eis. Ich strauchelte heftig, als ich, eine Photographie machen wollend, dies vergaß. Es zwackte ganz ordentlich in den Fingern, aber so etwas ähnliches wie eine Aufnahme bekam ich doch gerade noch so hin. Dann fuhr ich, mich rechts haltend, bergan. Anfangs war der Wanderweg frei und ich machte gut Meter, doch an der Stelle, wo die Steigung ansteigt und das Herunterschalten in den ersten Gang zwangsläufig wird, ging nichts mehr. Tausende Touristenfüße hatten hier die Schneedecke zu einer dicken Eisschicht verdichtet, die tagsüber angetaut, nun wieder gefror. Rechts vom Weg stieg die Bergwand fast senkrecht in die Höhe und links fiel es ins Bodenlose. Ich versuchte noch darüberhinwegzukommen, aber meine fetzigen neuen Schlammäntel griffen nicht auf Eis und drehten sofort durch. Auch meine neuen lammfellgefütterten Winterschuhe, die mir der Rupperch brachte, sind zwar schön warm, aber, wie ich in dieser Sekunde feststellte, haben ihre Sohlen den Grip eines Stückes nasser Seife im Bad. Ich überlegte, ob ich an dieser Stelle, das Moped vor einer Eiswand, noch ein Bild machen solle, aber dafür waren meine Hände noch immer zu klamm. Also wendete ich und fuhr zur Wache an der Grenze zurück.


    Hier hielt ich mich rechts und fuhr den sanften Wanderweg hinunter nach Niederlichtenwalde. Das erste Gebäude, wenn man in das Dorf hineinkommt, ist eine Kapelle und gleich daneben der Kretscham. Letzteren mied ich, dankte aber an ersterer für die bisher gute Fahrt und machte ein Bild. Von hier aus war es dann recht arm an Herausforderungen: Ich fuhr die normale Straße nach Oberlichtenwalde hinan, ein straffer Wind kam hier von rechts über die freien Flächen und bedeckte die Straße mit Schneestaub und kurz hinter dem Ortseingang überraschten mich einige Eisbäche gefrorenen Schmelzwassers auf der Fahrbahn. Von hier aus war aber der Weg ins Jäger- (auch Mäuse-)dörfel nur noch ein Kotzensprung und auch die Steigung ließ nach. Dafür hatte der Wind derartig zugenommen, daß ich dennoch kaum in den zweiten Gang kam. Etwas später hielt ich vor der Baude.


    Große Freude allenthalben. Schnell aß ich von der Fertigessenskarte einen herrlich zerkochten Sauerbraten wunderbaren Geschmacks mit extra Knödeln und dekantierte mein erstes Bier erst, als ich die Doppelkopfkarten in der Hand hatte. Das war gegen zwanzig Uhr. Dann fiel ich ins Spiel...


    Als ich die Karten aus der Hand legte, war es halb drei und ich hatte den dritten Platz von uns vier Nasen inne. Besser als im vorigen Jahr (4. Platz) und schlechter als im vorletzten Jahr (1. Platz), aber mit dem Doppelkopf ist es wie mit dem Mopedfahren: Der Weg ist das Ziel. Ich verabschiedete mich bis zum nächsten 30. Dezember, fuhr denselben Weg zurück und war gegen drei Uhr zuhause. Schiene warsch!


    Ein alter Doktor, seit vielen Dekaden im Gebirge wohnend und immer mit uns feiernd, hob am Tag vor Silvester seine feine Nase in die milde Sturmluft und kündigte an, daß am ersten Januar abends ein Schneesturm komme und Winter bringe. Ich wollte ihm nicht glauben, aber er hatte Recht und mit dem neuen Jahr versteckt sich die Oberlausitz in einem weißen Kleid. Nun liegt meine Lust Moped zu fahren wieder weit unter null. Also heißt es, den Ofen zu heizen und zu harren. So lange dauerts ja nun nicht mehr bis zum Frühling!


    Ins dräuende Schneetreiben blickend
    Tilo

    Kilometerstand: 12 316


    Ruhige Tage wünsche ich!


    Was für eine Meldung! So wenige Worte und so viel Aussage! Das muß man erst mal fertigbekommen. Und was lernen wir daraus? Wenn eine Frau sich einen Bart wachsen läßt, wird sie davon bloß häßlicher, mitnichten schlauer. Lesen schafft Abhilfe!


    Außerdem bin ich nicht der liebe Gott und besitze daher auch nicht die Gabe der Voraussicht, deshalb schreibe ich über Gegenwart und Vergangenheit. Wem das nicht gefällt, der kann sich gerne in einem Strang breitmachen, wo über die nähere und fernere Zukunft debattiert wird. Doch dies hier ist ein solcher nicht! Und wenn einer meiner geneigten Gäste oder ich der Meinung sind, unsere Vorfahren der vergangenen achtzig oder von mir aus auch achthundert Jahre, stünde in direktem Konnex mit einem Simsonschwingenträger, dann ist dem eben so und mitnichten einer Kritik wert!


    Übrigens dachte ich bisher, das, woran wir hier alle mehr oder weniger mitarbeiten, nennt man im Internetzargot einen "Strang", quasi einen Ast des "Baumes Simsonforum". Wer oder was ist nun ein "Fred"? Mein von mir sehr geschätzter Urgroßvater Alfred wurde zeitlebens nur Fred genannt. Darf ich das nun als Ehrennamen betrachten?


    Aber Rennkölner, jetzt muß ich mal auf Deinen Einwurf eingehen.
    Mir ist durchaus bewußt, daß in der heutigen Zeit die Legasthenie weiter verbreitet ist, als die Pest im Mittelalter. Aber ist es schon so schlimm, daß Ihr nicht einmal mehr Willens seid, von meinen liebevoll für Euch gestrickten Beiträgen, die ERSTE ZEILE zu LESEN, dann kann ich nur sagen: Helm ab zum Gebet!
    Zur Erklärung tauche ich kurz tief in die Geschichte dieses Stranges:


    1. Einst hatte ich eine visionäre Idee und suchte Hilfe.
    2. Ich meldete mich auf der erstbesten Sabbelseite "Sifode" an, aber fand diese da auch nicht.
    3. Ergo zog ich mein Ding allein durch und berichtete brav darüber.
    4. Nicht nur wohlwollendes Interesse schlug mir entgegen.
    5. Ich dachte mir: "Jetzt erst Recht!" und machte weiter.
    6. "Das Teil" war fertig, drin und überzeugte.
    7. Wie sollte es dann weitergehen? Eigentlich hätte ich an der Stelle aufhören können, doch nachdem ich hier über die Entstehung "Des Teils" berichtete, gehört es sich meiner Weltschau nach auch, einen Langzeittest anzuschließen, logischerweise im selben Strang. Doch wie stellt Ihr Euch das vor? Etwa so?


    Tag 1. Kilometerstand u.
    Tag 2. Kilometerstand v.
    Tag 3. Kilometerstand w.
    Tag 4. Kilometerstand x.
    Tag 5. Kilom.... et cetera, et cetera...


    Ist solcherlei Profanität mehr in Eurem Interesse? Ich hätte weniger Arbeit und Ihr weniger zu lesen. Aber ich dachte so bei mir, und korrigiert mich, wenn ich irre, wenn ich ein bißchen Blabla links und rechts des Weges fallen lasse, würde dieser Strang dadurch interessanter und kurzweiliger. Das ist schlicht eine Frage der Höflichkeit.


    Fazit: Dies hier ist noch immer der ungeteilte und unteilbare "Wie zimmer ich eine Schwinge in meine S-Klasse"-Strang, nun allerdings in der Langzeiterprobungsphase. Hätte ich nicht hin und wieder sich ändernde Kilometerstände Euch mitzuteilen, fände ich auch nix en passant zu berichten und irgendetwas en passant zu berichten, hätte ich auch keine Lust, gäbe es nicht die Kilometerstände als Aufhänger...


    Was passierte sonst noch? Heiligabend. An diesem einen Tag im Jahr waren die Kirchen wieder rappelvoll, aber auf dem obersten der drei Ränge der Großschönauer Kirche fand sich dann doch noch ein Plätzchen für uns. Einige Tage zuvor erheischte ich in der Kaufhalle zwei EG-Standartentchen á 2,3 kg, zu deren Füllung wir fast ausschließlich große Apfelstücke verwendeten (was sie exorbitant lecker machte) und verspeisten diese anschließend mit großem Wohlbehagen zu Klößen und Rotkraut. Dafür hielt sich das Christkind angenehm mit Süßkram zurück, das Unterhautfett des Bauches freut es... Mein Sohn hat seine Windpocken überstanden, dafür sprangen sie endlich auf meine Tochter über. Und da sie weiblichen Geschlechts ist, leidet sie naturgegebenermaßen viel, viel mehr. Da haben wir unsere pekuniären Problemchen weitgehend in den Griff bekommen, können aber aufgrund des familiären Seuchenverhaltens nun doch nicht in die Baude. Da man dort aber am 30. Dezember stets, Stammleser werden sich dieser Information erinnern, ein scharfes Doppelkopf drischt, kündigte ich dem Weibe für diesen Abend meine Absenz von der heimischen Quarantänestation an. Selbstverständlich hub da lautes Klagen an, aber, und hier flechte ich mal eines meiner liebsten Hollywoodzitate ein (nur aus welchem Film dies ist, vergaß ich): "Ein Mann muß tun, was ein Mann tun muß!" Wenn es nicht Fäkalien hagelt, werde ich Sonntagabend mein Roß satteln, mich zur Baumgrenze vorarbeiten und später, nach Erwähnung des Kilometerstandes, selbstverständlich hier davon berichten.


    Euch allen einen gesegneten Jahreswechsel.
    Tilo


    P.S. zu Marko: Wieso steht neben Deiner Schwalbe "Ruhe in Frieden"? Wurde sie Dir geschrottet oder gestohlen? T.

    Kilometerstand: 12 316


    Nasse Vorweihnachtsgrüße.


    Mein Großvater trat damals aus Protest aus der S.A. aus, als einer seiner Freunde ins K.Z. kam. Das ging alles. Wahrscheinlich war der Staat gar nicht so diktatorisch, wie man uns heute weismachen will...


    Der Schnee ist weg. Die ganze Oberlausitz ersäuft in einem ergiebigen Dauerregen. Und das ist gut so, denn der Herbst war viel, viel zu trocken. Und die alte Schwengelpumpe draußen in den Wäldern, auf meinem Rittergut, kratzt nur an der Grundwasserschicht und fällt in heißen Sommern schon Ende Juli, Anfang August trocken. Da freue ich mich jedes Regentropfens, der jetzt fällt, muß ich doch im Sommer nicht so viel Wasser rausschleppen...


    Danke Marko, für die Bilder Deines interessanten Fundstückes. Wenn man es so trägt, wie Du es vorschlägst, dann hat das beinahe den Aufbau des Staudruckhelms, ich mag aber bezweifeln, daß es sicher funktioniert, denn dieses Teil schließt an seinem Übergang zum Gesicht bestimmt nicht hundertprozentig ab. Doch, und so verstand ich den Artikel, funktioniert der Staudruckhelm nur, wenn es unten und hinten sicher zu ist. (Gut, die gingen bei der Vorstellung vom Motorradfahren aus; bei der gemütlicheren Simson kann ich mir schon vorstellen, daß es hilft.) Aber der Verortung wegen, noch eine Frage: Ich vermute mal, es ist ein Westprodukt, aber etwa welchen Herstellungsjahrzentes? Solltest Du noch weitere Interna dahingehend ausgraben, bin ich nach wie vor neugierig!


    Ich war jetzt wieder im Kino. Ein Film über uns. Ich meine, über die leicht debile Liebe scheinbar erwachsener Männer zu kleinvolumigen Zweiradfortbewegungsmitteln: "25 km/h". Aber leider habe ich nicht viel zu erzählen. Bjarne Mädels Zündapp fand ich richtig schick, aber das andere Ding war brothäßlich und nur ein besseres Fahrrad. Im letzten Filmdrittel fuhren die Protagonisten zwar durch Mitteldeutschland, aber eine kleine Nebenrolle für eine Simson (oder einen ihrer ausnahmslos liebenswerten Fahrer) einzubauen, dazu langte das Bühdscheh leider nicht mehr. Ich freute mich sehr, die außergewöhnlich schöne Schauspielerin Alexandra Maria Lara wiederzusehen, doch leider nur in einer kleinen Nebenrolle. Trotzdem war es ein nettes Filmchen, über alte Säcke etwa meines Kalibers, und obwohl er gegen Ende hin immer lauer wurde, lautet das Tiloprädikat: "geht schon - man muß nicht panisch aus dem Lichtspielhause rennen". Der niedlichste Gag war: "Du sag mal, müssen wir wirklich jede Blödheit machen, die wir uns mit fünfzehn vorgenommen haben?" Antwort: "Doch!".


    Ein saudummer Filmfehler gegen Anfang regte mich allerdings heftig auf: Die Bimmeln sind ja wohl astreine Zweitakter und sie standen knapp dreißig Jahre in einer zugemüllten Abseite herum. Trotzdem schieben die beiden Protagonisten sie heraus, trampeln mehr oder weniger kurz aufs Pedal, lassen sich eine Auffahrt hinunterrollen und die Kisten springen tatsächlich sofort an, kein Vergaser ist verölt und sogar ausreichend Luft ist noch drauf. Also dieser Drehbuchschreiber ist, und da mag ich meine Hand ins Feuer legen, in seiner Jugend Maienblüte nur Fahrrad gefahren, der Langweiler! Was ich hingegen richtig gut fand, war, daß die beiden Nasen den ganzen Film über konsequent keinen Helm trugen. Herrlich anarchoaltmodisch!


    So. Zum Abschluß heute ein kleines Histörchen aus unserer noch nicht begonnenen Reihe "Hurra Deutschland":
    Heiligabend steht vor der Tür. Mein Sohn ist siebeneinhalb Jahre und hat die Neigung, alles auseinanderzunehmen, auch Dinge, die nicht auseinanderzunehmen gehen. Selbige haben somit eine kurze Halbwertszeit. Nun wünscht er sich ein neues Taschenmesser, da sein altes einszweidrei Tage nach seinem Geburtstag im Sommer nur noch in nutzlosen Einzelteilen aufzufinden war. Nun mied mein Weib, in der Absicht Geld zu sparen, die teuren Fachverkaufsgeschäfte in der Innenstadt und wandte sich an der Peripherie an einen dieser allerorten anzutreffenden Billigmärkte wie "Pfennigbombe" oder "Preisfuchser" oder wattet da allet jiebt. Doch fand sie dort keinerlei Taschenmesser und frug darob eine dortens weilende Fachverkäuferin. Diese schlug die Hände über den Kopf zusammen und sagte: "Ogottogottogott - die fallen doch unter das Waffengesetz und wir dürfen so etwas ja gar nicht verkaufen!" So weit, so doof. Nun wollte sich mein Weib bekümmert abwenden, da hatte diese Einzelhandelsleuchte noch eine Idee, die allem den Boden ausschlug: "Ach wissense, dann nehmse doch 'n Kattermesser, die sinn gannz billig!" Enstsetzt floh mein Weib des Ladens...


    (Passend dazu ein Literaturzitat: „Der Hauptunterschied zwischen etwas, was möglicherweise kaputtgehen könnte, und etwas, was unmöglich kaputtgehen kann, besteht darin, daß sich bei allem, was unmöglich kaputtgehen kann, falls es doch kaputtgeht, normalerweise herausstellt, daß es unmöglich zerlegt oder repariert werden kann.“ Douglas Adams: „Per Anhalter durch die Galaxis“)


    Falls wir uns bis Heiligabend nicht mehr lesen, dann wünsche ich Euch ein gesegnetes Fest und daß der Rupperch uns allen eine Simson unter den Baum legen (na, besser stellen) möge.
    Tilo

    Kilometerstand: 12 316


    Tautropfende Grüße.


    Ja, es taut bei uns und fast der ganze Schnee ist schon weg. Ich weiß zwar nicht, wozu das vor Heiligabend gut sein soll, aber der große Wolkenschieber hat sich dabei bestimmt etwas gedacht. Bloß mir offenbarte sich noch kein Grund, die Simson aus dem Schuppen zu holen. Nun ja, ich influenze ein wenig vor mich hin und mein kleiner Sohn hat die Windpocken, so daß er aussieht wie Krätzeluigi aus dem Film "Der große Bluff" mit Anthony Quinn und Adriano Celentano. Also gucken wir aus dem Fenster oder alte Filme.


    Tja die Filme. Danke, Marko, für Deinen Beitrag. So habe ich das noch nie gesehen, aber ich dachte darüber nach. Und Du hast Recht. (Wobei "Ballon" dahingehend eine Ausnahme darstellt, daß in diesem Film derartig viel geraucht wird, daß man sich wundert, daß es die Jungpioniere noch nicht tun - also durchweg glaubhaft; der Film ist ja auch pyramidial! Da wir gerade von Pionieren reden, dachten alle daran? Am 13. Dezember war Pioniergeburtstag und die ABC-Schützen des Septembers dürfen nun erstmalig ihr blaues Halstuch umbinden und die bescheuerte orange Mütze in die Ecke werfen!)


    Aber wenn wir an dieser Stelle weiterdenken, begeben wir uns auf dünnes Eis über grundloser Tiefe. Nur soviel: Es ist weniger die politische Korrektheit der Heutigen, so etwas könnte man noch als simple Dummheit verbuchen; es ist das schädliche Spiel einer Meinungselite, die gewesene Geschichte im Sinne einer politischen Umerziehung heutiger und kommender Generationen umzuschreiben. Wer sich, tiefer als ein Guido Knopp erlaubt, mit der Geschichte befaßt, stößt schnell an einen Rubikon und muß sich entscheiden, weiterzugehen oder umzudrehen. Und aus Angst wenden sich die Meisten hier ab und wollen wieder glauben, was ihnen die Qualitätsmedien auftischen. Alle kennen George Orwells Dystopie, aber niemand sieht, das diese GERADE JETZT Wirklichkeit wird...


    Ende der ernsten Zwischentöne. Die Narren haben heiter zu sein und wenn das Volk satt ist, denkt es nicht. Steck doch mal den Kopf ins Klo, immer heiter, immer froh, wie der Mops im Paletot... (Oder so ähnlich.) Und wenn draußen die Welt im Chaos versinkt, dann müssen wir etwas für die Seele tun. So auch unser heutiges Schmankerl aus dem alten Buch. Für gelangweilte Schnelleser ist es nur ein Fachartikel über Gespannmaschinen, also eher ein peripheres Thema einer Simsonseite. Aber ich empfehle, mal den ganzen technischen Hekuba wegzulassen, und es bleibt übrig, eine wunderbar geschriebene Liebeserklärung an das Motorradfahren (und da schließe ich uns Simsonrocker mal ein).


    Ich hoffe, es erwärmt Euer Herz.
    Tilo

    Kilometerstand: 12 316


    Noamde.


    Schade. Außer dieser verblassenden Erinnerung in einem alten Buch entsinnt sich also niemand dieser Erfindung...


    Dein Erinnerungsvermögen trog Dich nicht, Rennkölner, da fuhr ich tatsächlich ins Gebirg, doch schlicht weil es mich, dies möge man mir verzeihen, ein wenig jokelte das Tor zum Garten der Jugend wieder ein wenig aufzustoßen. Prinzipiell bin ich ein Ganzjahresfahrer, doch nur wenn es unumgänglich ist. Als ich heut spätnacht gegen sieben Uhr bibbernd mit meinen Kindern zum Wagen ging, um sie zum Bahnhof zu fahren, schob der dick vermummte Steppke einer anderen Mietpartei seine S51 gerade aus dem Schuppen und ich dachte so bei mir: "Na, in Deiner Haut mag ich jetzt nicht stecken...".


    Winterfest gemacht bedeutet bei einer Vapesimson ja gar nüscht, ich muß mich ja nun gottseidank nicht mehr um diesen blöden Bleisammler kümmern. Der Tank ist gut voll, damit es nicht rostet, aber ansonsten pflege ich nichts zu machen. Ich habe sie noch nicht einmal abgekärchert (abgehochdruckreinigt? - wie auch immer, sonst die einzige Pflege, die ich meinem Rosse angedeihen lasse: in der Selbstwaschkammer der Tankstelle Motor und Vergaser schön mit Felgenreiniger einnebeln, dann das Programm mit heißem Seifenwasser und abschließend Glanzspülen mit entkalktem Wasser - da ich Glanz an der Karre sowieso nicht mag und eine Mattbeschichtung besitze, entspricht das exakt meinen Ansprüchen an die Fahrzeugpflege) und der Dreck vom vorigen Photo ist auch noch drauf. Vielleicht schützt er ja ein bißchen vor dem aggresiven Eis-Salz-Kältegemisch, wenn ich doch einmal fahren muß. Langer Rede kurzer Sinn: Ich kann jederzeit losdüsen!


    Jaja die Baude. Da wir dieses Jahr leider ein wenig pauperisierten, steht unser Aufenthalt dort zum Jahreswechsel noch in den kalten klaren Sternen eisiger Winternächte. Vielleicht ergibt sich noch etwas - w.w.s. - wir werden sehen. Wenn ja und wenn mich das Wetter jokeln macht und ich die Kamera nicht vergesse, dann folgt hier auch ein neuer Abenteuerreport, versprochen!


    Übrigens erfuhr ich heute, daß es nächste Woche tauen soll. Und ratet mal, woran ich als erstes dachte?
    Und nun, passend zum Thema Winterfahren, kommt die Werbung.


    Tilo

    Kilometerstand: 12 316


    Eisige Grüße Euch!


    Nun steht mein Roß doppelt angeschlossen im dreifach gesicherten Schuppen unseres Winterdomizils und harrt, wie ich, kommenden Sonnenstunden entgegen. Nach drei Tagen Dauerschneefall steckt die Oberlausitz im Eispanzer. Aber gottseidank haben wir neue Winterreifen auf unserer Karpatenkalesche, ein Muß hier im unmittelbaren Gebirgsvorland.


    Ein großes Dankeschön von mir an Realknallfrosch und Rockerschwalbe. Solche Geschichten mag ich hören, da freue ich mich!


    Apropos Geschichten: Ich war jetzt mal wieder im Kino und habe mir einen Film angesehen, "Ballon" von Bully Herbig. In der Hauptsache war ich neugierig auf die Regiearbeit dieses ansonsten im komödiantischen Fache brillierenden Künstlers. Und was soll ich groß sagen, ich war begeistert! Ich kannte die Geschichte und ihr gutes Ende und hatte trotzdem zwei Stunden lang schweißfeuchte Hände. Dieser Thriller übt eine sogartige Spannung aus und läßt den Zuschauer nicht mehr los. Brilliant besetzt und gespielt, wunderbare und glaubwürdige Außenaufnahmen und gut, aber nicht überreichlich ausgestattet. Danke Bully! Weiter so.


    In dem Film, und jetzt erklärt sich Euch, warum ich davon anfing, spielen ferner mit eine Schwalbe und eine Jawa Mustang. Die erstere nur in einer kleinen Nebenrolle, aber dafür gelenkt von einer äußerst sehenswerten Jungschauspielerin, doch die Jawa hat in dem Film sogar eine tragende Rolle. Und wenn sich einer von Euch den Film anguckt, dann weiß er auch, warum diese Rolle keine Simson bekam...


    Eine kleine Sache allerdings störte mich etwas. Wann kam bei uns die Helmpflicht für Mitfahrer, 1986 oder 88? Das weiß ich nicht mehr genau, aber genau weiß ich, daß vorher niemand auf einer Simson hintendrauf je freiwillig einen Helm aufsetzte, eher 'ne warme Bommel oder 'ne Tschapka, oder er ließ die Metalmähne frei im Winde wehen; aber in dem Film haben alle Soziusse stets brav einen Helm auf. Bin ich da zu krümelkackerig oder sehe ich das falsch?


    Als kleines Schmankerl, wenn draußen die Welt im Eise versinkt, freue ich mich, Euch nun wieder etwas präsentieren zu können! Es folgt: "Aus der Klamottenkiste - Zweite Staffel". Kürzlich nämlich fand ich in meiner Hausbibliothek ein Buch wieder, das ich weggeborgt verloren glaubte, und zwar das "Motor-Jahr 1961" aus dem Transpress-Verlag, einstens ein Geschenk meines Schwiegervaters (ich meine natürlich, vor einer handvoll Jahren erst, nicht einundsechzig, da lag ich als Quark noch im Schaufenster...). Die für uns interessantesten Sachen lichtete ich ab und werde sie peuapeu hier zeigen.


    Um die Diskussion frisch zu halten, fange ich mal mit etwas Skurrilem an. Der Staudruckhelm. Wenngleich für mich als Brillenträger, wie der Text verrät, nicht von Belang, scheint es doch eine urst fetzige Erfindung zu sein. Kennt jemand von Euch noch so etwas? Hat jemand von Euch noch so ein Ding herumliegen? Hat gar einer selbst Erfahrungen damit gesammelt?
    Oder wie sagte im DDR-Fernsehen Moderator Wolle immer so treffend: "Bleiben Sie schön neugierig!"


    Bis demnächst
    Tilo

    Kilometerstand: 12 316


    Noamde Jungs!


    Ich war jetzt endlich bei meinem (nun nicht mehr ganz so neuen) Stammonteur zur Abgabe des Einfahrberichtes. Weil ihm vor mir ein jugendlicher Simsonrocker sein Leid klagte, mußte ich warten. So las ich die intellektuellstmögliche Vorzimmerlektüre einer M.Z.A.-Vertragswerkstatt (das ist er nämlich sogar wirklich, sagte er mir später), die im Wartezimmer seines Salons so aushängt: Den M.Z.A.-Kalender und vertiefte mich darin in die Schönheiten diverser Fahrgestelle...
    Schickes Novemberbild, hab ich recht Timo? Ich habs ihm abgebettelt und darf es mir zum Jahresende holen. Interessant fand ich das Septemberbild: Idiotisch ist es zwar, keine Schutzbleche anzubauen, aber die Tankform ist ja wohl nur noch endgeil, oder? Ich dachte erst, ein Mustangtank, etwas abgewandelt zwar, aber mein Monteur, den ich geneigt bin, Simsonengel zu nennen, sagte, es sei ein Eigenbau. Tja, was solls, Fragen kost nüscht...
    Also besprachen wir meinen Motor. Gleich am Anfang meiner Rede sagte ich ihm noch, er solle mich nicht jetzt fragen, ob sein Motor gut sei, denn das sei er momentan tatsächlich; er solle mich nach zwanzig-, dreißig- oder neunzigtausend Kilometern Laufleistung noch einmal befragen, dann erst könne ich ihm wahrheitsgemäß Auskunft geben. In sich ruhend lächelte er.


    Anschließend nahm ich uns die Zeit, Timos Beitrag, den ich nun schon ein paar Wochen ausgedruckt mit mir herumtrug, mit ihm zu diskutieren. Folgende Behauptungen wuchsen also nicht auf meinem Mist, es sind des Fachmanns eigen Worte.
    - Timo sagt, Zweiringkolben von M.Z.A. seien nicht so toll. Hier widersprach er und sagte, dies stimmt nicht. (Obwohl: "Wes Lied ich pfeif, zu dessen Kolben ich greif..." - werweißwerweiß...)
    - Bei F.E.Z. empfahl er dringend, auf die Kolbenbolzen aufzupassen.
    - Er klärte mich auf über die Unterschiede von "Almet" (Tschechischer Hersteller) und "Almot" (Polnischer Hersteller), sagt aber auch, beide seien Mist.
    - Dasselbe sagt er auch über Barikit.
    - Hingegen lobte er in den höchsten Tönen die Produkte von Megu.
    - Aber, und das sagte er mir sogar zweimal ganz eindringlich, fast noch wichtiger gute Kolben und Zylinder, sei eine gute Schleiferei.
    - Darüberhinaus empfiehlt er Lang-Tuning, aber das sagte ich bereits.
    - Verbaut bei mir ist momentan ein Megu-Kolben und ein original DDR-Zylinder. (Aber letzteres, und da muß ich noch mal nachfragen, mag ich nicht glauben, denn die Kühlrippen haben Bohrungen für den Dämpfungsgummiboppel; und das gab es, glaube ich mich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu erinnern, damals bei uns nicht, das sah ich erstmalig in der jüngeren Vergangenheit. --- Oder durchbohrte irgendwer von Euch einst Kühlrippen, um diesen Gummi da durchzuschieben? Schwingen die Kühlrippen heutigentags stärker? Ich sehe da noch einen gewissen Gesprächsbedarf...)


    Ich hatte jetzt mal ausnahmsweise wieder etwas Zeit im Netz und las mich spaßeshalber durch einige frühe Seiten dieses Stranges. Eine Menge Nasen von damals haben sich lange nicht mehr gemeldet, Sterni, Chrisman, Homer, Carpediem und wie sie alle hießen. Da fiel mir aber auch eines auf: Hin und wieder sieht man ja Straßenverkehr schneckengelenkte Simsen auf denen heiße Mopedbienen durch die Gegend brausen, aber kann es sein, daß wir hier auf Sifode keine Derartigen unter uns haben?! (Es gab zwar hier eine Strapsmaus, aber die roch auch irgendwie nach Mann...) Woran mag das liegen? Wollen die lieber fahren, statt zu schreiben oder ist ihnen das intellektuelle Niveau zu hoch? Schließlich sind es ja Frauen... Dann ist dies hier vielleicht das letzte gepflegte Refugium von Männerkultur, weitab von jedwedem Feminismusirrsinn und so etwas Grützigem wie einer Frauenquote?! Das fetzt! Dann müssen wir ja schon fast aufpassen, daß die GrünInnen uns diese Seite nicht verbieten und jeder Beitrag hier ist gelebter Widerstand! So hab ich das noch nie gesehen; interessant, mal darüber nachzudenken...


    Zum Thema Frauen und Simson fällt mir noch etwas ein:
    Als ich 2006 mein schweres Motorrad verkaufte, schwieg mein Weib darob und klagte nicht. Als ich ankündigte, mich nach einer Simson umzusehen, hub leichtes Klagen an. Als ich im Sommer 2009 eine in Aussicht hatte, steigerte sie sich zu einem herzerfrischend dissonanten Zetern. Als ich ihr Heiligabend 2009 die teilrestaurierte Maschine erstmalig zeigte, klemmte sie sich unsere neugeborene Tochter unter den Arm und erklärte uns, von der Weihnachtsfeier davonlaufend, für geschiedene Leute. Motto ihrer Suada: "Nur Jugendliche, Verbrecher und jugendliche Verbrecher fahren Simson." Dazu steht sie bis heute ungebrochen. Doch eine Partnerschaft kann nur funktionieren, wenn beide über ein gewisses selektives Gehör verfügen. Sein Fehlen macht manches unnötig schwer...
    Ich bin Oberlausitzer. Ich bin stur. Ich redete ich mit Engelszungen, bis die Ratio schlußendlich siegte. Kind und Moped blieben bei mir. Die Frau auch. Doch ihre monotone und immer wiederkehrende Klage ob des kleinen Zweitaktrackers begleitete mich von da ab bis heute. 2015 endlich wurde sie schwächer, ohne je ganz aufzuhören: Da sagte sie mir erstmalig, daß es doch gut sei, wenn die Familie zwei Fahrzeuge angemeldet zur Verfügung habe. Steter Tropfen höhlt halt doch den Stein...
    Also Timo, machs Dir einfach. Sag Deinem Weibe, Du mögest dort ein Plakat aufhängen, grübeltest halt nur noch, ob es eines von, ja watt issn nu on vogue?, Erika Eleniak, Samantha Fox oder Deiner Simson sein soll. Dann geht das, glaube ich, ganz schnell...


    Es wurde noch mal mild, windstill und um die fünf Grad plus. Da mag ich noch ein Ründchen drehen.
    Bis zum Wiederlesen
    Tilo

    Kilometerstand: 12 229


    Hallo allerseits!


    Nun habe ich die Einfahrphase glücklich und schneller als erwartet hinter mir. Wahrscheinlich habe ich alles richtig gemacht, denn der Motor schnurrt wie eine Hummelelfe. Ich hatte ihn jetzt, zum O.T.-Abschleifen, auch schon mehrfach auf einer fünfundsechzig, die er locker erreicht. Was mich aber besonders begeistert, das ist seine Durchzugsstärke. Selbst in den hohen Gängen ist das Beschleunigen an einer Steigung und aus dem Drehzahlkeller heraus immer wieder ein Vergnügen. Auch kein Gegenwind schreckt mich nun mehr... Die 75er Düse, die jetzt drin ist, ist also die genau richtige. Etwas durstiger ist das gute Stück allerdings geworden und den Choke bei kaltem Motor muß ich jetzt länger gezogen lassen.


    Es ist auf jeden Fall ein herrliches Gefühl, wenn rundum alles funktioniert! Sogar die Blinker leuchten viel heller und selbst der Scheinwerfer blinkt nicht mehr mit. Da bin ich bis zum Wochenende noch gern manche Sinnlosrunde gefahren, einfach, weil es so viel Spaß machte. Ich hatte ja auch einen Fahrriemen von zwei Monaten abzuschleifen. Aber seit dem Wochenende ist es bitterkalt bei diesen kritischen Temperaturen genau um null Grad. Als ich gestern in die Sitti düste, da flämmelte es leicht und ich dachte mir schon, ich müsse durch Schneewehen heimwärts brechen. Doch es hörte wieder auf und der Eiswind blies die Straßen frei. Also dachte ich mir in meiner Jugend Maienblüte, ich könne ja noch einen kleinen Umweg durch diverse Dörfer drehen. Aber nach zwei Dritteln der Strecke starb mir die rechte Hand ab und ich war heilfroh, als ich sie daheim auf dem Ofen wieder auftauen konnte. Nun ja, so wird das Mopedfahren zur existentiellen Grenzerfahrung, oder wie mein alter Freund Gamat 3000 es einst so treffend zusammenfaßte: "Männerwetter!".


    Da nutzte ich die letzten Sonnenstrahlen dieser Tage, um mal wieder eine Photographie meines Rosses aufzunehmen. Ich stelle sie in zwei schicken Bearbeitungen mal unten ein. (Falls irgendjemand sie sich als Poster abziehen lassen möchte, dann kann ich ihm auf Wunsch auch die große Originaldatei zusenden.) Da ist es mir im Lauf der Jahre doch tatsächlich geglückt, aus der biederen S50 einen mächtigen Testosteronbomber zu bauen! Und wenn ich die Reperatur abgestottert habe, nehme ich auch die MZ-Nabe in Angriff. Versprochen! Wenn nur dieser Motor etwas länger durchhält...!


    Bis zum nächsten Mal
    Tilo


    P.S.: Der Werkstattmann, von dem ich das nächste Mal hoffentlich etwas mehr erzählen kann, sammelte die Bemerkungen seiner Kunden, wenn sie meines Rosses ansichtig wurden. Einhellige Meinung aller zum Schattenreiter: "Irgendwie häßlich - aber irgendwie geil." Damit bin ichs zufrieden! T.