Beiträge von [email protected]

    Kilometerstand: 12 869


    Noamde,


    mal wieder ein kurzer Livebeitrag.


    Wenn ich Dich so lese, Timo, erinnerst Du mich an diese kleine russische Groteske aus den Zwanziger Jahren. Ein überzeugter sowjetischer Werktätiger geht am Tag acht Stunden arbeiten. Um den Sozialismus zu stärken, nimmt er eine zweite Arbeit auf und geht nach Feierabend weitere acht Stunden arbeiten. Nach einiger Zeit überlegt er sich, daß es doch Verrat an seinen Idealen sei, ein Drittel des Tages noch für sich zu verwenden und beschließt, sich nach einer dritten Arbeit umzusehen...


    Den ganzen Tag gelang es mir, um die Gewitterfronten herumzufahren. Vorhin war ich von einem Freund zum Abendessen geladen. Ich stellte das Moped in den Hof und ging speisen. Dann kam der Regen und verzog sich auch wieder. Und gerade jetzt als ich losfahren wollte, fällt direkt neben mir die Maschine um. Gottlob blieb der Spiegel ganz. Der Regen hatte den Boden völlig aufgeweicht, aber sie stand und fiel erst, als ich direkt neben ihr stand... (Dummerweise guckte ich woanders hin, sonst hätte ich sie aufgefangen.) Das sind so die Zufälle, die das Leben schreibt.


    Mittwoch vergaß ich, hier ein Bild einzustellen. Nun kommt es zwar nicht mehr zum Tage, ist aber leider doch noch eine Weile aktuell.
    Jetzt geh ich noch ein bißchen Fremdtrollen!


    Gruß Tilo


    P.S. Locke: Naja, vielleicht `n bissl...

    Kilometerstand: 12 819


    Grüzi mitanand!


    Das freut mich, danke für Eure Beiträge!


    Bei der Menge Deiner spannenden Um- und Aufbauprojekte Timo, erübrigt sich fast zwangsläufig die Frage, ob Du noch andere Hobbies hast. Deine Photos sind wieder sehr gelungen! Ich erinnere mich auf Anhieb gar nicht, daß Du schon mal von Deiner TS berichtet hast, sieht aber schön original aus. Da hast Du wohl Deine schicke grüne Maschine gar nicht mehr angemeldet?


    Jaja, das ist so eine Sache mit der Mobilität im Alter. Wenn ich dem Weibe ankündige, mal so dreivier Tage zu einem Simsontreffen zu fahren und sie mit den Orks alleinzulassen, dann fehlt das gewisse Quantum Verständnis. Wahrscheinlich wird es besser, wenn die Zwerge etwas älter sind, erste und dritte Klasse ist doch noch etwas winzig. Gestern abend haben wir es erstmalig gemacht: Ich ging mit dem Weib in die Sauna und von sechs bis halb zehn blieben die beiden unbeaufsichtigt in der Wohnung. Alles klappte. Sie spielten, aßen und gingen zur Zeit ins Bett. Als wir heimkamen, schliefen sie bereits. Wunderbar!! Wieder ein kleines Stückchen Freiheit ist zurückgewonnen!


    Das andere große Problem liegt nun mal in der Geographie. Dieser, unser, mein Dreiländereckzippel Zittau ist nun mal auf drei Seiten von Grenze umgeben. Wer dort rauswill, muß nordwärts fahren. Während Ihr in vier Himmelsrichtungen nach in der Nähe befindlichen Simsontreffen sucht, habe ich nur eine. Und da ist nun mal das An- und Abgrillen in Bautzen mit rund fünfzig Kilometern die naheste Möglichkeit. Mein Roß ist getankt und ich bin willig! Wenn ich mich bemüßigt fühlen sollte (oder einer von Euch) werde ich einen kleinen Wimpel mit der Aufschrift "Sifode" basteln, da erkennen wir einander. Also falls Euch Bautzen nicht zu weit entfernt ist, könnte man dann dort das eine oder andere Landskron Pilsener Bier schlürfen... (Ich bin aber auch noch nicht über Hinweise auf Simson- oder Jawatreffen irgendwo in Nordböhmen gestolpert, sollte mich aber wundern, wenn es da nicht auch eine Szene gäbe...) Und dann ist ja auch noch das nette Kleinstsimsontreffen Mitte Juni bei mir um die Ecke in Niederoderwitz, doch das ist für Euch ja noch weiter.


    In meiner kurzen Schwalbezeit Anfang der Neunziger und bei meinen Freunden, die etwas aus der K/SR4-Reihe fuhren, gab es genau dasselbe Problem mit dem Gas. Aber damals hortete ich noch Kistenweise Essiteile. Und da nahm ich einen von dessen Griffen, die paßten und es fiel nicht auf. Außerdem bedient sich ein Wickelgas leichter als ein Ziehgas.


    Aber Marko, mit der Maschine brauchst Du Dir doch keine Ausrede einfallen zu lassen, da hast Du doch eine! Dein Ausrittsbericht hat mir gefallen. Meine photographische Leidenschaft lag auch zwischen 1990 und 2007 brach. Als die Sippschaft nach der Wende keine Bildentwicklungen von mir mehr wollte und es überall diese kleinen schwarzen Automatikapparate gab, deren Bilder immer quietschebunt waren und gelangen (und deren Bilder immer so viel größer waren als das aufgenommene Motiv) hatte ich keine Lust mehr und gab fast alles weg. Siebzehn Jahre später schenkte mir jemand eine veraltete Digitalkamera, auf deren Speicherkarte bis zu sechzehn grieseliger Bilder paßten! Da fing ich sacht wieder an und als ich im Jahr darauf eine Brückenkamera und zwei Jahre später meine erste Digitalspiegelreflex kaufte, da war ich wieder voll drin. Zur Zeit muß ich mich allerdings echt zum Photographieren zwingen, momentan schreibe ich lieber...


    Hallo Oteka. Was ein hochgebogener Obergurt ist, erklärte mir Timo einst. Aber von der anderen unschönen Sache kann ich mit Schuhgröße 48 einfach nicht lassen: Mein Kickstarter ist zwei Zähne höher, ansonsten ist mir das Antreten zu anstrengend. Wie furchtbar waren erst diese Klappkickstarter, gemacht für Pygmäenfüße! Du hast übrigens Recht, Zehkich, alle, die nicht das stabilisierende Metallschutzblech hatten (egal ob S51 oder S70), hatten ihr Plastecrossschutzblech oben an so einem Metallding hängen, das die Stoßis zusammenhält.


    Manchmal hatte ich schon den Eindruck, daß mir hier ein paar arge Jangster über den Weg liefen, aber das ist lang her und da ich fast nur in diesem Strang unterwegs bin sehe ich sie selten. Hier sind wir doch alles ganz nette ältere Herren, oder? Und auch unser junger Ritter der "Merseburger Schar" ist durchweg erfahren und hilfsbereit, entspricht also auch nicht diesem Klischee. Apropos Alter. Ich kaufte gestern für 37 Zacken mein neues Mopedschild. Ich hole es mir immer in so einer Kleinstnebenzweigfiliale der HUK. Bis vor zwei Jahren noch füllte die freundliche ältere Dame mir den Zettel mit der Hand aus. Das ging schnell. Jetzt muß sie das über den Rechner machen und ausdrucken. Nun dauert es viel länger als vorher. Während ich wartete, fiel mir aus Versehen ein Bonmot aus dem Munde, das ich Euch nicht vorenthalten mag. Sie frug meine Daten ab und ich antwortete: "Sähnse, ich gehöre nun mal zu der immer kleiner werdenden Gruppe von Simsonfahrern, die noch älter sind als ihre Maschine..." (72/78)


    Das Schild ist grün und ich habe die Buchstaben WKG. Aber außer "Wehrmachtkampfgruppe" oder "Wirrkopf Gerd" ist mir noch nichts lustiges eingefallen...


    Gestern endlich war ich bei meinem Simsonengel. Wie er seine Werkstatt öffnete, kamen auch gleich einige Simsonfahrer mit ihren Autos angefahren, brachten dem Meister Devotionalien in Form von Bier und schauten uns über die Schulter. Sie waren auch keine Jangster, alle locker über dreißig und angenehmen Wesens. Sofort machte ich Werbung für Timos Airparktreffen, aber sie waren sehr konventionell und ließen nur das Treffen in Suhl gelten. Auf meinen Einwurf, das sei ja furchtbar weit, grinsten sie und meinten, sie brächten ihre Simson auch nur im Hundefänger dahin.


    Ich drückte die nächste Motorrate ab und der Meister las die Zukunft meiner Maschine aus dem Ölbild. Er war zufrieden. Es sah noch ölig aus, roch ölig und enthielt keine, auch am Magneten nicht, größere Brocken. Dann wechselte er den Simmerring von außen. (Bei kaputten Dichtring auf der Kickstarterwelle Timo, sammelt sich das Öl auf der Unterseite des Ganghebels und verschmiert die Schuhe. Aber der ist erst neu im September, mein Ganghebel trocken. Ich sah es ja aus dem Simmerring herauströpfeln und sich auf der Motorunterseite sammeln. Und der Simmerring war noch vom Erstaufbau 16.) Als Simsonengel das Motoröl nachfüllte, fluchte er ein bißchen, weil er die Schlitzkontrollschraube so schwer aufbekam, doch mein leises Lästern überhörte er geflissentlich. (Auch auf die Gefahr hin, mir bei ihm einen Minuspunkt einzufangen: Ich werde die Imbusschrauben wieder nehmen, wenn ich sie finde, ich hab sie ja noch irgendwo liegen...)


    Zum Abschluß noch was, um die Diskussion hier frisch zu halten: Simsonengel und seine Gefolgschaft unterhielten sich, vor Ehrfurcht fast flüsternd, über das zuletzt gebaute, sagenumwobene, sehr selten zu findende und angeblich ganz ganz dolle Strich vier Duo, mit Lenkungsdämpfern. Geheimnisvoll!


    Bis zum nächsten Mal.
    Tilo

    Kilometerstand: 12 659


    Milde Grüße!


    Ja, was ist denn hier los? Keiner sagt unaufgefordert was, keiner schreibt ungefragt was, muß ich denn alles alleine machen? Ist Euch absolut nichts interessantes mit Euren Mohpeeten passiert, irgendwelche kleinen netten Vorkommnisse, von denen Ihr uns hier berichten mögt? Oder mal ein Bild vom ersten Frühlingsausritt? (Timo zum Beispiel macht gute Bilder!) Fällt Euch gar nichts ein? Das will ich nicht glauben! Ihr seid schon eingeladen, hier 'n bissl mitzumachen, in jedem steckt ein Künstler!


    Es frühlingt allerorten! Ich kann endlich wieder metern. Kraftvoll zieht der Motor durch alle Drehzahlbereiche und bei fünfundsechzig nehme ich das Gas weg. Auch meine Freude an des Fahrwerks Vorzügen ist ungebrochen. Ich habe mich schon wieder bei Umwegen erwischt...


    Ich muß Euch etwas gestehen. Ich habe jetzt endlich den Mut gefunden und mich einem Schatten aus meiner Vergangenheit gestellt. Als ich im September 2016 hier auf Sifode meine ersten tapsigen Schritte unternahm, war dies dennoch nicht mein erster Kontakt zur solcherart Foren und der ihnen eigenen Diskussionkultur. Auf einer anderen Forumsseite war ich 2014 ein drittel Jahr lang aktiv. Weitgehend ahnungsbefreit trollte ich dort mächtig herum, unter Pseudonym selbstverständlich. Anfang 2015 widerfuhr mir etwas, das hier nicht zur Debatte steht, und ich verlor schlagartig jedwedes Interesse daran. Dann vergingen eineinhalb Jahre und ich fand zu Euch. Inzwischen habe ich mich, glaube ich, hier weitgehend eingelebt, weiß, wie der Wind weht und fühle mich wohl.


    Als ich damals mein hiesiges Profil erstellte, stand ich wieder vor der Wahl und ich erinnerte mich meiner Erfahrungen aus jenem Forum. Ich schlief eine Nacht darüber und dann stand mein Entschluß fest, hier unter Klarnamen aufzutreten. Einerseits reden wir nicht über Bomben, Drogen und Attentate, sondern nur über harmlose Mopeds. Andererseits zwingt es mich stets zu Ehrlichkeit und Höflichkeit und so muß ich mich jederzeit für meine Worte mit meinem Namen verantworten können. Und das geht nur, wenn man aus der Deckung kommt und das Visier öffnet...


    Jetzt endlich im Februar 2019 stellte ich mich dem Schatten. Ich ging fremd mit jener Seite und gab mal wieder ein Lebenszeichen dort ab und trolle ein ganz kleines bißchen herum, auf meine charmante Art und Weise!


    Außerdem muß ich seit Herbst Ölwechseln. Gut, ich bin lange nicht gefahren, aber die Zeit ist ran. Ich könnte es ja selber machen, aber mein Monteur, der gute Simsonengel, möchte das Ölbild selbst begutachten. Leider lag er zwei Monate mit einer Lungenentzündung darnieder, doch ist nun gottlob wieder gesundet. Darüberhinaus ölt der Simmerring im Seitendeckel, der ist noch ungewechselt seit dem ersten Motorneuaufbau im September 16. Könnte ich auch selbst wechseln, aber siehe Ölwechsel. Und noch was kommt dazu: Beim ersten Neuaufbau haben wir die Schlitzschrauben alle durch Imbusschrauben ersetzt und dies, fand ich, war war eine richtig gute Neuerung. Simsonengel wiederum ersetzte sie durch Schlitzschrauben, weil die ihm originaler sind. Und die soll er nun in drei Teufels Namen gefälligst selbst aufdröseln! Aber die drei Muttern im Unterboden habe ich heute im abgebockten Zustand (danke Timo für den Tip!) durch drei nichtrostende und selbstsichernde ersetzt. Und morgen nun habe ich einen Termin zum Ölwechsel. Ich werde berichten!


    Bis zum nächsten Mal.
    (Vielleicht hat sich bis dahin auch Oppa wieder gemeldet, ich hoffe, ich war jenem zartbesaiteten Äskulapjünger gegenüber nicht zu grob.)


    Tilo

    Kilometerstand: 12 454


    Salve!


    Vielen Dank für Eure freundlichen Worte. Wenn unsere gemeinsame Simsonleidenschaft der Schlüssel zu Eurem Unterbewußtsein ist und ich somit dort ein wenig mehr Liebe zur und Freude an unserer schönen Sprache zu wecken vermochte, dann ist doch dieses Stranges edelster Zweck erfüllt, oder? Mir fiel schon so ein bißchen auf, daß Eure Beiträge länger, besser formuliert und fehlerärmer wurden, als sie mir noch in meiner Anfängerzeit hier begegneten.


    Selbst Jomans Einwurf, der mir weder provokant oder bösartig vorkam, war ein fast fehlerfreier (Anreden werden groß geschrieben) ganzer Satz. Respekt! Dennoch schießt, zum Thema geschwollener Ausdrucksweise, gerade er den Vogel ab: Was "Diarrhoe" ist, mußte ich erst nachschlagen. Jetzt weiß ich es. Vielleicht kann ich es mir sogar merken...


    Deswegen freue ich mich auch ganz besonders über solche netten Menschen wie Oppa. Liebenswerter Medizinerhumor in Kombination mit lesenswerter Orthographie, da lacht mein Herz und mir bleibt nur zu sagen: "Willkommen!" Aber meines Wissens ist die Tatsache, daß ein großer Teil der Männer ab einem gewissen Alter in erwähnter Hinsicht Probleme haben, kein Geheimnis, sondern ein medizinischer Allgemeinplatz. Habe dennoch Dank für den Rat, ich werde in der bierfreien Fastenzeit mal nach diesen Granufink-Produkten Ausschau halten. Vielleicht gibt es die ja im Biehmschen preiswerter... (Tja, des scheidenden Landarztes Tochter; klein, grazil, distinguiert und dennoch freundlich, verheiratet; aber mehr vermag ich nicht zu sagen, bisher bin ich noch beim Alten in Behandlung.)


    Trotzdem muß ich jetzt mit Dir meckern Oppa: Ich gebe ja zu, daß mir immens das moderne Tuningteilewissen fehlt, aber ich bin ein seit Mitte der achtziger Jahre fahrender Simsonpraktiker und nicht vollendes bekloppt. Diesen unseren Strang hier mit jenem "Ich-bin-zu-arm-für-einen-Porsche-also-kaufe-ich-zum-Bräuteabschleppen-ein-Duo-und-stelle-zu-spät-erst-fest-daß-ich-selbst-zum-Einsteigen-zu-blöd-bin"-Strang zu vergleichen, beleidigt mich außerordentlich! Mensch Junge, auf Deinen Rat hin habe ich gestern eine halbe Stunde meiner kostbaren Internetzzeit geopfert, zu versuchen, mich da durchzuarbeiten. Ich scheiterte.


    Seine häßlichen En-bloc-Beiträge mit völlig sinnbefreiter Kommaverteilung sind schlicht nicht lesbar. Warum er Euch beschimpfte, verstand ich auch nicht. Daß Eure Antworten in erster Linie technisch sind, hätte ihm auch klar sein müssen. Aber da es mir so schwerfiel, überflog ich sie nur noch und erheiterte mich an Euren Antworten und verteilte ein paar Sympathiefäuste. Die Wortkunst ist definitiv die des Meisters Ewald nicht. Zitat gefällig? "...habe ich dieses Forum genutzt um verbal meine Seele ins Netzt zu erleichtern. Da geht es weder um Informationen, noch um Rechtschreibung und Grammatik,..., sondern um Worte für den emotionalen Zustand. Dafür braucht es etwas mehr Worte..." Ja Himmelherrgottnochmal, was denn dann? Will er bunte Bildchen nehmen, wenn er sich mit Worten nicht auszudrücken vermag? Diese digitalen Gesprächsrunden bedingen nun mal die Benutzung eines gewissen Mindestwortschatzes...


    Tränen lachte ich bei dem wunderschönen Lied Meister Grebes! Herrlich! So isses! Irgendwo habe ich noch ein paar alte Platten von ihm, ich glaube, die muß ich mal wieder heraussuchen... (Da fällt mir ein, was ich beim vorigen Schnellbeitrag zu erwähnen vergaß: Bei der Schlammpoetereiveranstaltung las ich übrigens das "Mordmoped".)


    So Oppa. Kopp gewaschen. Nun zu Deinen weiteren Fragen. Nein, ich möchte keine Brüste haben. Ich spiele lieber an anderen herum. Vom sozialen Geschlechte her bin ich ein kultureller Selbstausbeuter. Darüberhinaus: Männlich. Weiß. Heterosexuell. Dem herkömmlichen Geschlechterbild verpflichtet. Nach Definition der diarrhoeverursachenden GrünInnen also ein verabscheuungswürdiger Sexist. Dazu stehe ich. Ich bin nicht hom***phob, aber heterophil. (Schließlich finde ich die völlige Abwesenheit von Frauen hier richtig Scheiße, halte es aber trotzdem gern bei Euch aus!) Also einfach ausgedrückt: Ich gehöre der Randgruppe an, die man früher als "normal" bezeichnete.


    Besteht noch ein Interesse an Polizeirufempfehlungen? Gestern sahen wir den "Traum des Vergessens" (Teil 95). Finger weg! Ein häßlich aufwühlender Seelenkrimi. Mein Weib saß neunzig Minuten lang in allen Tonhöhen heulend neben mir. So schnell konnte ich ihr die Tempos garnicht nachreichen. Da empfehle ich doch lieber den Teil 57 "Walzerbahn". In diesem Kriminalfilm fallen alle Klischees meines Weibes zusammen: Der Täter begeht die Tat mit einer Simson und dann taucht noch ein, ebenfalls simsonfahrender, jugendlicher Kleinkrimineller auf. (Allerdings wurde für die Dreharbeiten nur eine Simson genommen: Man erkennt es daran, daß "beide" so eine bekloppte Lenkerstellung haben. Meiner Meinung nach wurde da an der falschen Stelle gespart...)


    Da war doch noch was, da war doch noch was, da war doch noch was...? Ach so. Das Moped. Ich fahre bei dem warmen Wetter jeden Tag mir ihr ins Bureau und ich genieße es! Ich genieße es noch immer, dieses wunderbare Gleiten, wie dieses Superelastikfahrwerk jede Imponderabilie des Fahrwegs mit Leichtigkeit wegsteckt! Eine Liebe fürs Leben... Allerdings mußte ich zum wiederholten Male die drei Schrauben an der Fußrastenbrücke festziehen. Ich brumme sie richtig fest, trotzdem lockern sie sich nach einiger Zeit stets wieder. Was meint Ihr? Soll ich für diese Stelle mal drei selbstsichernde Muttern kaufen (die mit dem Plasteboppel innen drin)?


    Ich war abends bei einem befreundeten Künstler und nahm einige Östrogentrünke zu mir. Da saß einer, grinste im Tee wie ein Buddha und schrie mir den Spruch ins Ohr, mit dem ich heute schließen mag: "Wenn man über vierzig ist, dann ist es schon Romantik, wenn man zum Pupsen vor die Tür geht." Das Weib lachte nicht...


    Bis demnächst
    Tilo

    Ich versuche so zu schreiben, wie ich spreche: Klar und deutlich.Vor allem: Deutsch. Geschriebene Sätze lese ich mir vor und lausche, ob sie klingen. Aber geschwollen? Das würde ich nicht sagen, am allerwenigsten nach so einem, für meine Verhältnisse extraordinär saloppen Beitrag, für den ich mir nicht ganz die übliche Zeit und Sorgfalt nahm, da er, wie Eingangs erwähnt, live von mir hier im Netz verbrochen wurde, statt wie sonst immer offline nachts sorgfältig vorgeschrieben. Ich hatte gestern übrigens meinen zweiten Auftritt bei einer Schlammpoetereiveranstaltung. Det hat wieda urst ville Spaß jemacht!


    Tilo


    P.S.: Danke Simme!

    Kilometerstand: 12 359


    Heidiho Kameraden.


    Mal wieder für Euch eine kurze, live geschriebene Meldung aus meinem kleinen Bureau.


    Heut nachmittag herrschte so vorfrühlingshaft warmes Wetter, daß es mich endlich wieder einmal jieperte. Ich glitt im Sonnenschein über die Landstraßen und freute mich. Bis jetzt ist sogar der Abend erträglich mild, schließlich muß ich dann noch heim. Mal sehen, wie es in zwei drei Stunden aussieht...


    Danke Oppa, daß Du es erklärtest: Ich überflog nur irgendwelche langweiligen Autonamen... Da ist ja ein Witz dahinter! Das fiel mir vorher gar nicht auf: Das sind ja alles unbezahlbare Edelkarossen. (Außer vielleicht, Du bist so ein Edelschickimickigesichtsundsekundäregeschlechtsmerkmalevergrößerungschirurg...) Oder bist Du vielleicht, ähnlich Schwester Agnes, ein alter, im Dienst ergrauter Landarzt, der sommers noch mit seiner Simson zu den Patienten fährt? Das fände ich ja fetzig! Definitiv ein schickes Hobby für einen Landarzt. (Unser Dorfarzt geht jetzt in den Ruhestand, hat seine Tochter eingearbeitet und macht einstweilen, quasi zum Abtrainieren, verkürzte Sprechstunden. Dafür, so erzählte er meinem Hausbesorger, will er sich jetzt einen Laubsauger kaufen, denn er habe ja sonst keine Hobbies... Da bist Du mit der Simson schon besser dran!)


    Aber in anderer Hinsicht verstandest Du mich falsch (oder gewollt nicht): Ich will ja keine intimen Geheimnisse von Euch wissen (meine erzähle ich hier auch nicht) aber die zwei Fakten "Alter" und "Wohnort", die ja eigentlich zum Kennenlernen am interessantesten sind, kann man doch angeben, gell?


    Machen wir mal einen medizinische Offtopicdiskussion auf, um die zu sittenstrengen Wächter ein wenig zu piesacken? Bier ist ursächlich Schuld an meinem Übergewicht. Es läßt sich besser kontrollieren als Schnaps und schmeckt wesentlich leckerer als dieser. Durch die darin enthaltenen Östrogene sinkt allerdings die Libido, der Bauch wird runder und dem Manne wachsen Brüste. Das sind unschöne Begleiterscheinungen eines ansonsten perfekten Getränkes. Wenn ich jetzt aber auf die abendlichen Biere verzichte, sitze ich mit voller Blase auf der Schüssel und es kommt nichts. (Für die unter Dreißígjährigen: Mich haben die Emanzen nicht umgekehrt! Ich bin bekennender Stehpinkler! Aber wenn es schlecht geht, geht es im Sitzen am Besten.) Meine Frage: Welches östorgenfreie Getränk macht nicht dick und kurbelt die Blasenfunktion an? (Mopedfahren hilft auch temporär, durch die Vibrationen wahrscheinlich...) Ein alter Witz nebenbei. Urologennotruf: Prostatü - Prostata...


    Oederan sind, wenn ich über Böhmen fahre, etwa 150 bis 170 Kilometer. Aber der dritte März ist furchtbar früh im Jahr...


    Heute nun das letzte Bild, dann muß ich erst mal neues Material finden!


    Bis dahin,
    Tilo

    Kilometerstand: 12 339


    CQDX, CQDX!


    Und wieder habe ich mich eine ganze Weile nicht gemeldet. Tut mir Leid! Aber ich habe, auf der einen Seite, jetzt einen spannenden Auftrag erhalten, die Organisation eines Teiles des Zittauer Stadtfestes Ende Mai. Da kommt eine Menge auf mich zu. Da bin ich zwar oft im Netz, doch die Ruhe und Muße hier etwas kundzutun, habe ich nicht immer. Und auf der anderen Seite ging ich die letzten vier Wochen mit einer Idee schwanger, der auf die Welt zu helfen den ganzen Mann forderte. (Deswegen, Philos, habe ich auch noch nicht Deine P.N. beantwortet, verzeih!) Aber nun ist das Gedicht fertig und beinahe so geworden, wie ich es haben wollte. Das gelingt nicht immer. Doch es kommt kein Moped darin vor, wird Euch also kaum interessieren... Das wollte ich nur zur Entschuldigung vorbringen.


    Was ist denn dir passiert, Rockerschwalbe? Du machst einen Spontanumzug? Ich hofffe, doch keine Exmittierung!


    Wir besitzen einen Dacia "Logan" (wobei ich das "a" immer ganz besonders betone, denn aus Blödheit verschlucken es die Meisten...), Baujahr 2009, mittlere Ausstattungsvaritante, 75 P.S. (Ich liebe leistungsarme Autos!! Mit P.S.-Bombern kann jeder Idiot schnell fahren! Ich hätte den Logan am liebsten mit 60 P.S. genommen, doch leider gibt es diese Motorisierungsvariante nicht.) Ich habe, aus Versehen selbstverfreilich, beim Kilometerstand geschwindelt: Es sind erst 193 Tkm.


    Im Sommer mußten die Bremsen gemacht werden (nach exakt vier Jahren übrigens - Sommer 14 waren sie das vorige Mal dran - wie lange halten bei Euch Bremsbacken für gewöhnlich?). Und der gute Monteur hat, wohl wissend ob des im Dezember anstehenden T.Ü.V.-Termins, alles dazu Nötige gleich noch mit gemacht: Irgendeine Lenkstange und noch irgendwelchen anderen Kleinkram, für etwa 250 Zacken, wenn ich mich recht erinnere und sagte, daß das gute Stück nun problemlos die Marke bekommen müsse. Uns so war es auch. Irgendeine Bremsleitung mußte noch gewechselt werden und mit dem T.Ü.V. kam ich auf 145 Euretten. Etwas Rost wurde bemängelt, ich sehe nichts, aber es geht wohl langsam los, bis jetzt war nichts... Der Motor wird wohl eher sterben, aber noch klingt er gut. Nur leider fängt er jetzt an, etwas Öl zu fressen. Egal, Billigöl ist preiswert, ich muß nur immer in den Motorraum gucken, aber das mache ich sowieso, denn das Kühlsystem verliert sporadisch Frostschutzmittel und verdient Kontrolle. Einige Male sprangen dem Weibe Torpfosten in die Kotflügel oder verharschte Schneehaufen am Straßenrand waren härter als das Dünnplaste der putzigen (und der darüberhinaus absolut überflüssigen) Unter-"Schutzblech"-Verkleidung. Was noch? Manchmal gehen Lüftung und Radio nicht (das geht gar nicht! Wenn ich autofahre, dann brauche ich elektronische Tanzmusik!! Das entspannt, sorgt für einen flüssigen Fahrstil, übertönt des Weibes nörgelndes Lamento und läßt mich auch das ewige Neuausfechten der Hackordnung der Orks auf den kobenartigen Rücksitzen nur noch gedämpft wahrnehmen...), da muß ich rechts ran und mal kurz die Zündung ausmachen. Ach so, habe ich schon erwähnt, daß auf den billigen Plätzen meistenteils unzivilisierte Halblinge sitzen? Die Rückseiten der Vordersitze sind zerlöchert, zerrissen und zertreten. Alles ist vollgeschmiert. Im günstigsten Fall noch mit Stiften. Essens- und Speichelreste kleben an den Scheiben, neben verblichenen, halbabgeleckten Aufklebern. Unter einem Sediment aus zerstörtem Spielzeug, mit Matschstiefeln zertretenen Autobüchern, Lego- und Playmobilleichen, Kompostabfällen, Verpackungsmüll und allem anderen, was die Weltmeere zur Zeit so inselreich macht, ist das Dekor der Sitzbezüge nur mehr zu erahnen und geht nahtlos über in die Chronologie der Flecke aller liquiden Substanzen, die über die Jahre hinweg dort liebevoll-kindlich-vergeßlich-schußlich-eklig hineingetropft wurden... Er fährt und wir brauchen ihn. Es gibt kein besseres Auto!!


    Es gibt kein besseres Auto! Hecktüren!! (Die haben beim Nachfolgelogan die Türen weggelassen - wie blöd muß man sein - ein perfektes Produkt absichtlich zu verschlechtern!) Keine Scheißklappen, wo man sich über einsachtzig den Kopp einhaut. Ich habe mal einen sechseinhalb Meter langen Balken transportiert, es ging. Man konnte die Beifahrertür nicht mehr öffnen, da dort ein vorderer Meter rausschaute, aber es ging. Mein fetzigster Transport waren 2011 zwei (!) von den größeren DDR-Dauerbrandöfen (von "Ohra") nebeneinander, plus der Familie und dem Einladehilfsfreund. Die Türen schlossen noch und die Öfen standen so saugend, daß sie kaum klapperten. Aber die Straßenlage Jungs ... die Straßenlage! Das war ein herrliches Fahren! Wir klebten am Asphalt. Aber als ich im vorigen Sommer diesen Riesengrabstein und seinen Sockelstein in einer Fuhre transportierte, da war es fast genauso...


    Holla Oppa. Schön mal ein neues Gesicht zu lesen. Danke für Deinen Beitrag. Das Training rentiert sich: Ich komme schon spürbar besser die Treppen hoch. Aber leichter werde ich nicht, das weiß ich von vergangenen Sportversuchen, aus Fettmasse wird nur Muskelmasse. Wenn ich mich sporadisch wiege, Waagen untereinander tolerieren auch heftig, bin ich bei irgendwas zwischen 112 und 116 kg. Die Unterhundert werde ich wahrscheinlich im Leben nicht mehr schaffen...


    Warum eigentlich führst Du Deine Simson in Deiner Vita nicht auf? Aber ich denke mal, das ist egal. Mich machen nur immer diese leeren Visitenkarten nervös. Ich stehe hier mit heruntergelassener Hose und denke mir so: Was haben die denn alles Schlimmes zu verbergen? Du planst doch nicht etwa ein Attentat gegen die Geschäftsleitung in Suhl?


    Bis demnächst.
    Tilo

    Kilometerstand: 12 339


    Heidiho allerseits!


    Zuallererst möchte ich um Verzeihung bitten. Ich habe Euch, hier in diesem streng wissenschaftlich-technischen Fahrwerksstrang, ohne jede Warnung, einfach so, quasi meuchlings, einen Offtopicbeitrag untergeschoben. Vergebt mir!


    Wenn Euch aber die Geschichte gefallen hat, freut es mich. Wir danken dem, der sie mir erzählt hat.


    Ja Lord Helmchen, das ist schön, daß es nach einhundertachtundsechzig Beiträgen jemanden auffällt, daß die Simson nicht meine ausschließliche Passion ist. "Bitte mehr davon" ist aber leicht gesagt; ich kann auch nur verarbeiten, was mir zugetragen wird. Deswegen schätze ich auch ganz besonders jene unter Euren Beiträgen, in denen eine Geschichte, oder, Eure wortfaulheit berücksichtigend, ein Fetzchen einer schönen Geschichte erzählt wird, wie die zwei mein Herz erwärmenden Beiträge von Real Knallfrosch und Rockerschwalbe von Ende November. Ich halte sie im Hinterkopf...


    Nochmal zu Rockerschwalbes Filmbeitrag: Komischerweise ging es mir genauso. Ich weiß nicht, wieviele Wessis Ostfernsehen hatten, aber ich glaube mich zu erinnern, einmal wo gelesen zu haben, daß der "Polzeiruf" dort über eine treue Fangemeinde verfügt haben soll. Und wenn sich dann herumspricht, daß Simsonfahren aufgrund der teuren Ersatzteile zur Verarmung und darüberhinaus im Allgemeinen zur Asozialität führt, wie der ganze Film unterschwellig suggeriert, kann das der Exportbilanz ins N.S.W. ("Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet") nicht zuträglich sein. Da haben die Genossen von der Zensur einmal nicht richtig aufgepaßt...


    Aber in anderer Hinsicht irrst Du. Probleme gab es immer und sie wurden auch nie geleugnet, sie standen im Raum und konnten offen diskutiert werden. Es gab im Hochsommer die Ernteschlacht. Es gab im Winter den Kampf um die Kohle. Wen hat's interessiert? Und daß der Mensch einfach nicht so schnell sozialistisch werden wollte, wie er sollte, und noch immer dem bürgerlich-parasitären Denkmuster verhaftet blieb, auch das war den Staatsfinanzen nicht bekömmlich und bot damit den ideologischen Unterbau jedes DDR-Gegenwartskrimis.


    Ich habe jetzt "Schwere Jahre" gesehen. Der Hauptbösewicht fuhr eine schöne Gespannmaschine und in einer späteren Szene stand mal eine häßliche ETS 250 vor einem Hof. Darüberhinaus war er aus Zweiradsicht uninteressant. Aber in dem Nachfolgekrimi "Draußen am See", fährt das Opfer eine TS 150 und bricht damit ein Mädchenherz. Unglaublich. Ist halt Film. In meiner hundertfünfziger TS-Zeit hatte ich dies Vergnügen nicht...


    Mein stolzes Roß ruht noch immer im Schuppen und legte keine Kilometer zurück. Dies liegt aber schlicht daran, daß es keinen Fahrtanlaß gab und ich bei diesem Wetter auch keine Lust habe, einen zu suchen. Dafür bekam unsere Karpatenkalesche mit beinahe 200 Tkm gottlob anstandslos den TÜV. Und die Tage werden auch schon lang wieder länger!


    Und jetzt gehe ich, den guten Vorsätzen vom Jahresanfang treu bleiben wollend, zum Training.


    Sport frei!
    Tilo

    D a s M o r d m o p e d

    Die folgende Geschichte ist wahr und sie beginnt im Jahre 1975. Erzählt wurde sie mir von Meister Witt, einem freundlichen Mann in den Sechzigern. Seine Familie wohnte damals in Hainewalde und seinem Vater ging eines Tages das SR2 irreparabel kaputt. Nun arbeitete er aber als Meister in einer wenige Kilometer entfernten Sandgrube und er brauchte einen fahr­­ba­ren Untersatz. Doch leider gab es in jener Zeit keine Simsons einfach so im Laden zu kaufen, es hieß, sich an­melden und warten oder nach einem gebrauchten Moped Ausschau zu hal­ten. Nach ei­ni­ger Zeit bekam er Kontakt nach Dresden. Eine blaue S 50. Wie der Ver­käu­fer erzählte, hatte sie einst in einem Unfall Totalschaden erlitten und der Fahrer, ein na­her Verwandter, sei dabei ums Leben gekommen. Jetzt habe er sie neu aufgebaut und er sei heilfroh, sie nach weit weg zu verkaufen. Für rund eintausend Mark wechselte die Maschine den Besitzer. Von nun an fuhr der Vater mit ihr täglich in seine kleine Sandgrube.


    Die Jahre vergingen, es wurde 1981. Am ersten Dezember hatte seine Frau Ge­burts­tag, er machte kurz nach dem Mittag schon Feierabend und fuhr heim. Mit seiner Frau und ei­ni­gen Gäs­ten vesperte er gemeinsam und fuhr dann in die Kreisstadt. Dort kaufte er in der stets überfüllten „Broilerbar“ auf der Frauenstraße zwei, na was wohl, Broiler logischerweise, für das abendliche Festmahl. Auf dem Heimwege geschah es. Er be­fand sich be­reits auf einer aus der Stadt herausführenden Hauptstraße, aus seiner Um­hängetasche dufteten lecker die zwei gebratenen Hühner, die ihm so angenehm warm auf der Hüfte waren, er freute sich auf das abendliche Gelage und dachte nichts Bö­ses, als er sich dieser kleinen Nebenstraße nä­her­te…


    Der örtliche Betriebsteil des VEB „Gütertrans“ leidet seit einigen Jahren unter Per­so­nal­man­gel. So kam es, daß am späten Nachmittage ein völlig übermüdeter Berufskraftfahrer in sei­ner zwei­­ten Schicht am Tag in Folge, mit Schwung aus einer Nebenstraße kommend, das blaue Moped einfach übersah und rammte. Dessen Fahrer flog mehrere Meter durch die Luft und landete kurz vor einer Mauer auf der Wiese, das Moped wurde überrollt. Schnell kam der alte Mann in die Not­auf­nah­me. Dort fand man aber keinerlei Frakturen, außer ei­ni­gen exorbitant großen Blutergüssen und Schürf­wun­den. Der komplette Schwung des ton­nen­schweren Lastkraftwagens traf fokussiert nicht den Vater, sondern die Tasche mit den Hühnern. Diese wurden damit zwar ungenießbar, pufferten aber komplett die kinetische Energie der rollenden Masse. Trotzdem wurde der Vater zur Beobachtung im Krankenhaus einbe­halten, die Brathühner bestattet und das Moped brachte die Polizei in eine örtliche Werkstatt. Die Feier fiel aus.


    Einige Tage später kam der Vater wieder heim und gebärdete sich normal. Es passierte dann am Sonnabend, den zwölften Dezember, in der Mittagsstunde, oder um es numerisch aus­zu­drücken, am 12. 12. kurz nach 12 Uhr: Der Vater setzte sich an die Tafel, griff sich ans Herz, murmelte: „Oh, wie wird mir denn…“ und sank tot vom Stuhl. Eine Lungenembolie, wie die Gerichtsmedizin herausfand, hervorgerufen durch ein Blutgerinnsel, als Spätfolge des Un­falls. Dazu kam, daß er vergessen hatte, seine blutverdünnenden Mittel zu nehmen…


    Die Versicherung des VEB „Gütertaxi“ trug vollumfänglich den Schaden. Die Witwe erhielt eine Teilrente und der Neuaufbau der Simson wurde bezahlt. Eines Tages dann stand sie repariert und unschuldig glänzend wieder in der Abseite des Hainewalder Hofes. Doch hier wurde sie nun nicht mehr geduldet. Die Mutter sprach immer häufiger davon, „…daß sie das Ding hier nich‘ mehr sehen könne…“ und es bald verschwinden müsse. Meister Witt verstand.


    Nun gab es in der DDR, hervorgerufen durch ihre ganz spezielle Wirtschaftssituation, einen besonders florierenden Gebrauchtwagenmarkt. Jene waren nämlich sofort verfügbar und sie wurden deswegen mitunter teurer gehandelt, als es ihr Neupreis einst war. Und da ein gutes Auto, sowie Ersatzteile oder Werkstattermine mit Valutas aufgewogen wurden, hieß es, auf Teufel heraus zu konservieren. Das Wort „Kraft­fahr­zeug­pflege“ wurde in der DDR aus­schließlich in Ver­sa­li­en und mit drei Ausrufezeichen ge­braucht. Meister Witt betrieb in der Südvorstadt eine gut­gehende Au­to­pfle­ge­an­stalt. Doch wer nun glaubt, daß er sich da­mit dumm und dämlich verdiente, der irrt. In der DDR war alles knapp und ganz besonders die Arbeitskräfte. So war es ihm nicht möglich, den Betrieb zu einer kleinen Goldgrube zu erweitern, es blieb bei der Schinderei allein oder mit ein, zwei Hilfskräften.


    Hierher nun brachte Meister Witt die blaue S 50. Er schob sie in seiner hintersten Garage weit in die Ecke, deckte sie zu und gab sich Mühe, sie zu vergessen. Dort schlief sie bis 1987. In jenem Jahr hatte Meister Witt das Glück, wieder einen anstelligen Kol­legen zur Mitarbeit in seiner Firma gefunden zu haben. Leopold war frisch aus der Trin­ker­heil­an­stalt entlassen und frohen Mutes, sein Leben nun ohne den Teufel Alkohol und durch ehrlicher Hände red­li­cher Arbeit gut bewältigen zu können. Schnell arbeitete er sich ein und kannte bald den Be­trieb in- und auswendig. Logischerweise entdeckte er dabei das Moped. Von da ab bekniete er Meister Witt ununterbrochen; ob er es denn kaufen könne, er würde es ja abstottern, das wäre doch so schön, da könne er mit seiner Frau ins Grüne fahren und die alte Halbschale habe er ja auch noch liegen… Meister Witt hat ein großes Herz. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen zögerte er noch vier Wochen, bis er, mit sich selbst nicht ganz im Reinen, das Moped auf Abzahlung an Leopold verkaufte.


    Nun ging es schnell. Am darauffolgenden Sonntag fuhr Leopold mit seiner Frau als Sozia über die südliche Ausfallstraße auf die Stadtgrenze zu. Sie wollten in das Gebirge, um Pilze zu su­chen. Kurz vor der Klein­bahn­brücke kreuzt noch eine große Querstraße. Nun hatte man lei­der in den vielen Jahren, in denen weitab Leopold versuchte, seine Dämonen in den Griff zu bekommen, aus Gründen der Landesverteidigung, die Kaserne der städtischen Gar­ni­son liegt nahebei, die Vorfahrt an ebenjener Kreuzung geändert. Leopold fuhr ent­spannt auf sie zu und wähnte sich vorfahrtberechtigt. Von links näherte sich ein Wartburg und war es. Wenn man davon ausgeht, daß beide Kraftfahrzeuge vorschriftsgemäß fünfzig Ki­lo­me­ter in der Stun­de fuhren, dann waren es beinahe einhundert Kilometer in der Stunde, mit der Leopolds Hals, knapp unterhalb der rettenden Hartschale, und die Dachreling des Wart­burgs kol­lidierten. Er war sofort tot. Seine Frau wurde heruntergeschleudert und blieb leicht­verletzt, das Moped erneut überrollt und erlitt Totalschaden.


    Die Versicherung der Witwe war es dann auch, die den Neuaufbau bezahlte. Kurz darauf ver­steckte Meister Witt wieder eine ladenneu funkelnde Simson S 50 ganz hinten in seinem Refugium. Lange blieb sie nicht unentdeckt. Sein Stiefsohn war damals ganz zufällig in eben­jenem Alter, in dem sich entscheidet, ob sie Benzin im Blut haben oder lebenslang Fahr­rad­fahrer bleiben. Er sah und begehrte sie. Jetzt platzte Meister Witt aber der Kragen. Er schlug mit der Faust auf den Tisch und schrie: „Nichts da! Diese Kar­re hat schon drei Menschen um­gebracht. Du bekommst sie nicht!“ So blieb sie einst­wei­len noch stehen…


    1990 dann, im Jahr der Wende und des Werteverfalls, meldete sich sein leib­licher Sohn mit der Frage, ob er denn ein preiswertes Moped besorgen könne, er brauche eines für einen entfernten Be­kann­­ten. Dies nun dünkte Meister Witt endlich weit genug weg und er gab zum zweiten Male sei­ne Zustimmung zum Verkauf für einhundert DM. So verschwindet die­se blaue S 50 aus unseren Augen und wir wissen nicht, was sie sich selbst und anderen noch alles angetan hat…


    Meister Witt und Tilo Schwalbe MMXIX

    Kilometerstand: 12 339


    ...und wie sie wieder alle mit mir reden wollen...


    Nun ja, schließlich bin ich momentan auch nicht besonders gesprächig, aber das liegt zum einen daran, daß ich gerade wieder dabei bin, einen besonders netten Beitrag für Euch zu stricken, doch das braucht ein wenig Zeit und Arbeit...


    Ich habe jetzt, von Konserve, mal einen alten "Polizeiruf 110" gesehen und möchte alle freundlichen Nutzer dieser Seite hierdurch vor ihm warnen: Teil 84 "Es ist nicht immer Sonnenschein". Die drei Haupthelden sind Simsonfahrer, jugendlich und kriminell und es wird den ganzen Film über gegen die bösen Mopeds und ihre Fahrer und deren schlimmes und ach so teures Hobby gewettert. Wenn dieser Teil im Westen gezeigt wird, kauft dort nie wieder jemand eine Simson! Also: Finger Weg!


    Und nun halte ich mich wieder wortarm und präsentiere die Neuerscheinungen der Saison.
    Tilo