Kilometerstand: 8856
Höi allesammt!
So. Eine Woche war ich in Böhmen, in Thammühl am Hirschberger Großteich, doch sah ich leider keine Simsons und auch keine einzige Jawa Mustang. Schade.
92/93 war ich öfters am Hirschberger Großteich urlauben - nah, gut und preiswert (wir waren bettelarme Lehrlinge aber konnten dort gut urlauben). Nun ein Vierteljahrhundertchen später ist es noch derselbe See, sind es genau dieselben Siebzigerjahre-Baukastenchatas und derselbe Staat - aber wir vier zahlten für die Nacht in der Vierbettchata 35 Teuretten zuzüglich 5 für einen Tesla-Elektrokonvektorheizkörper. --- Wahrscheinlich habt Ihr recht: Die Zeit der Fünfzigmarkmopeds ist vorbei. Eure Meinungen decken sich mit meinen Vermutungen; schön, daß es sogar im Westen nun spürbar mehr werden, Qualität aus Mitteldeutschland setzt sich halt durch!
Ich habe ausnahmsweise mal auf der Vorseite ein Faustzeichen vergeben: So wird es bestimmt werden, uns bricht nicht die Zeit das Genick, sondern irgendwelche Huren der GrünInnen und ihre devoten VasallInnnen. Dann wird man glauben, es rettet die Welt, wenn man Simsonzweitakter verbietet... Oder man dreht uns einen Strick daraus, daß das Moped, wenn es umfällt, nicht selbsttätig die Bullerei ruft... (Ich weiß nicht, wie es Euch geht: Mich ergrimmte diese Meldung furchtbar.)
Aber nun ist endlich das Wetter schön und so nutzte ich den freien Sonnabendnachmittag und baute mein Roß zusammen.
Alles klappte saugend, die Teile paßten, sehen schick aus und auch das rostfreie Schraubenzeug hatte ich in ausreichender Quantität zur Hand. Nur war da ein Moment, an dem drei Fragezeichen über meinem Haupte im Sonnenlicht tantzten. Im Ständer befindet sich oben ein Rohrstück mit Buchsenfunktion, welches dafür da ist, daß nach dem kräftigen Anziehen der Ständerbefestigungsmutter der Ständer sich noch leichtgängig bewegen läßt. So ist auch bei der Fußbremsgestängebefestigung eine Buchse im Rohr. Diese nun nahm ich heraus (nochmals herzlichen Dank an Zehkich, der mir das empfahl - hättest Du mich nicht darauf hingewiesen, hätte ich sie übersehen und alles so zusammengebaut) entrostete sie gründlich und fettete alles ordentlich ein mit "Sovisco C Gerätefett LAI + h2 (2/36)" aus dem "VEB (Volkseigenen Betrieb) Technische Wachse Jena", wovon eine Einkilodose seit einer Betriebsbesichtigung meinerseits Mitte der Neunziger Jahre die Ausrüstung meiner Bastelgaragen komplettiert und begleitet.
Dann baute ich alles zusammen, steckte die Schraube durch, zog sie fest an und wischte das herausgetretene Fett ab und staunte. Die Bremse saß fest. Ich hängte die Feder ein und wieder kam der Hebel nicht zurück. Ich hängte die zweite Feder des Bremsgestänges ein und noch immer kam der Hebel nicht zurück. So löste ich schweren Herzens die Mutter so viel, daß die Bremse gerade noch leichtgängig zurückkommt. Nur sitzt die Mutter jetzt halt nicht mehr fest und ich befürchte, das teure Ding zu verlieren... Vielleicht muß sich alles erst ein bißchen einschleifen (ich vermute, die Beschichtung ist einige Mikros dicker als der Originallack) und ich kann die Mutter später sukzessive festziehen.
Dann fuhr ich 'ne Proberunde in die Sitti, zum Luftaufpumpen und Abspritzen, der Winterdreck klebte noch arg in den Kotis, und erwischte mich dabei, wie ich immer wieder Gas zurücknehmen mußte, so willig zog mich das Roß durch einen Frühlingssonnabendabend, wie ihn der große Wolkenschieber lange nicht wachsen ließ. Heimwärts bremste ich noch bei meiner Stammbilligstmopedschildvertretung, doch war leider niemand da. Da hole ich mir kommende Woch eins - ich weiß noch nicht mal, welche Farbe wir haben. Die Mutter war zuhaus noch dran. Beide Blinker hinten funktionieren übrigens auch nicht, da muß ich demnächst mal noch ein wenig massekratzen...
Dann laßt uns mal den Frühling genießen! Es grüßt
Tilo
P.S.: Was sind'n das für neumodsche grüne Achteckboppel, die nun einige Profile unter dem Dienstgrad anzeigen?