Beiträge von soljanka

    Fortsetzung Tag 12


    Es zeigte sich das Karsten sich für diese kurze Zeit um Welten besser vorbereitet hatte als wir. Er recherchierte im Internet nach der Maginot-Linie. Allerdings die nicht kommerziellen Stützpunkte und somit die eigentlich verbotenen Stellen.
    Juhu, es geht nochmal nach Frankreich!
    Doch der Erste halt war nochmal eine Tankstelle. Zum letzten Male billigen Sprit fassen.


    Dann hieß es Volldampf voraus. Zum Glück ohne Gepäck!
    Es war wieder richtig tolles Wetter. Doch die Krönung des Ganzen war das unbeschwerte, noch freiere fahren. Und dann auch noch zu dritt!
    Während wir wieder in Richtung Frankreich steuerten nutzten Basti und ich die Gelegenheit um zu erfahren wie schnell unsere Mopeds eigentlich ohne Gepäck sind.
    Auf einem recht langen Stückchen Straße sog ich mich im Windschatten an die Stoßstange des Kombis.

    Nach einem kurzen Blick übers Auto ging ich auf Kampflinie. Mit einem stürmischen Schlenker setzte ich zum überholen an. Die Füße auf den Soziusrasten abgestützt und den Bauch auf den Tank gepresst gab es noch einen freundlichen Huper als ich auf Höhe vom Fahrerfenster war. Karsten war recht überrascht. Ich glaube aber, das er sich mehr über die Haltung meinerseits amüsiert hat.
    Kurz nach mir zog Basti ebenfalls am Trabi vorbei. Sehr zur Verwunderung der anderen Verkehrsteilnehmer. Anhand von 4 TAchos kamen wir auf einen Mittelwert von 75km/h. Sehr zufriedenstellend!
    Jetzt machte sich auch hier die Lenkerkamera bezahlt, da es ja nicht täglich vorkommt das man in Luxemburg nen Trabi mit seinem Moped überholt.
    Wieder in Frankreich angekommen stellte sich sofort ein Gefühl der inneren Zufriedenheit ein. Es ist bemerkenswert wie schnell man sich an etwas Gutes gewöhnen kann und wie sehr man es eigentlich nicht missen möchte.
    Wir bretterten an einigen Touristenstützpunkten der Maginot-Linie vorbei. Da wir beide ja nicht wussten wo Karsten hin wollte fuhren wir ihm hinterher. Auch wenn ich gerne jetzt schon angehalten hätte.
    Auf einer einsamen Landstraße hielt er plötzlich neben einem Wäldchen auf einem Parkplatz.
    Mit einem breiten Grinsen meinte er das wir da sind.
    Etwas verwundert parkten wir und machten dann erstmal eine kleine Brotzeit.


    Frisch gestärkt machten wir uns dann auf den Weg um etwas Geschichte abseits des Mainstreams zu entdecken.
    Überall standen Schilder mit der Aufschrift 'Militärisches Sperrgebiet! Betreten verboten!'. Hier sind müssen wir richtig sein und so suchten wir weiter und gingen immer tiefer hinein.
    Der Wald war nicht gerade groß und nach 10 Minuten wollten wir aufgeben, als wir plötzlich etwas vielversprechendes entdeckten.

    Wir waren auf der richtigen Fährte!

    Überall standen Stolperfallen im Boden. Dicke Stahlstangen, die spiralförmig nach oben angespitzt waren.
    Am Waldrand sahen wir mehrere vermeintliche Holz- oder Erdhaufen. Wir kamen immer näher und entdeckten ein riesiges System an Gräben und Gängen, die in den Erdboden gegraben wurden. Es war zwar alles schon etwas verwachsen, aber trotzdem noch richtig gut zu erkennen.
    Aus den vermeintlichen Erdhaufen wurden dann auch schon die Bunker.
    Es war faszinierend, weil wir keine 20m davor standen und sie nicht identifizieren konnten.
    Auch hier hat die Natur versucht sich wieder ein Stück ihrerselbst zurückzuholen.



    Es war unmöglich die Bunker zu betreten, aber durch die Schießscharten konnten wir wenigstens den den Fotoapparat reinhalten.


    Nachdem wir alles begutachtet hatten machten wir uns wieder auf den Weg. Karsten hatte noch ein zweites Ziel ausmachen können!
    Es stellte sich heraus das er uns diesmal nach Cattenom führte. Auch hier gab es ein Waldstück wo die Franzosen einen weiteren Teil der Maginot-Linie errichteten.



    Auch hier steuerten wir ein Waldgebiet an. Überall hingen Schilder des französischen Militärs und wir wiegten uns auf der Gewinnerseite wieder etwas entdecken zu können. Leider vergebens. Nach einer knappen Stunde brachen wir die Suche ab, da noch nicht einmal die kleinste Spur zu finden war. Während wir wieder zurückfuhren wurden wir vom örtlichen Förster recht barsch aufgefordert zu verschwinden, da er sonst gleich die Polizei holt.
    Da wir aber eh auf dem Rückweg waren interessierte uns nicht wirklich und wir liessen ihn ziehen.
    Nun begann der emotionale Teil unserer Reise. Wir nahmen Kurs in Richtung Deutschland auf. Ein trügerisches Zeichen dafür das unser Urlaub bald vorbei ist!


    Nach recht kurzer Zeit waren wir im letzten französischen Dorf. Nur noch einen Steinwurf von Deutschland entfernt.
    Was Basti und mir heute besonders aufgefallen ist, waren die Blicke der Leute. Während die Aufmerksamkeit der Leute die letzten 11 tage nur auf uns gerichtet war, hatten wir nun gar nichts mehr zu melden, weil sich jeder nur nach dem Trabi umdrehte. Tja, dieses unverwechselbare Design ist nunmal überall unverkennbar.
    Irgendwie unfair. Das Vierrad heimst jetzt alles ein, wo wir doch viel mehr unter die Räder genommen hatten.
    Der Grenzübertritt in die BRD war recht unspektakulär. Kein Schild. Kein Willkommen.
    Trotzdem wollte in diesem Moment keine Freude aufkommen.
    Wir merkten sofort wie stressig der Verkehr hier ist. Wir wurden von hinten fast angeschuppst, von der Seite abgedrängt und so behandelt als wären wir gar nicht auf der Straße. Das nervte....
    Unser erster Weg führte uns zum Supermarkt. Wir mussten erstmal Proviant für den heutigen Zeltplatzbesuch besorgen. Nachdem wir alles hatten war nun auch der Kofferraum vom Auto voll.


    Da wir kurz vor Saarlouis waren, hatten wir uns vorgenommen die Innenstadt ein wenig zu erkunden. Allerdings stellte sich dieses Vorhaben schnell als Flop heraus.

    Wir fuhren über Umwege und kleine Dörfer zu unserem Zeltplatz. Nach einer kurzen Einweisung in die Platzordnung durften wir uns einen Stellplatz aussuchen und bauten in rekordverdächiger Zeit unser Lager auf. Auch wenn es ein ziemlich schwieriges Unterfangen war die Heringe in den Steinboden zu hauen.
    Dann hieß es FEUER FREI!
    Der Rost lief auf Hochtouren, das Bier floss in Strömen und es gab einen herrlichen Sonnenuntergang am See.






    Wir erzählten bis tief in die Nacht und hatten noch eine Menge Spaß. Bis irgendwann die Akku´s von uns komplett leer waren und wir alle drei wie Steine in die Zelte fielen.
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    Zitat

    Und jedes ver :thumbup: öffentliche Buch wird eins ins deutsche Archiv gehen,tja somit "unsterblich"

    Geht das automatisch, oder muss man da was beantragen? Das wäre ja voll genial, weil mein Kumpel die Idee hatte alles nochmal ausführlicher in Buchform zu bringen.
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    Tag 12


    Nach einer sehr unruhigen und kurzen Nacht quälte ich mich aus unserem Schlafsofa. Auch diese Nacht war mal wieder viel zu kurz. Zusätzlich hielt mich die Vorfreude auf den heutigen Tag ziemlich lange wach. Immerhin gab es heute noch ein Treffen der besonderen Art.
    Mit dezenten Rückenschmerzen fing ich an das Chaos von uns zu beseitigen und sammelte meine Klamotten ein.
    Um die anderen nicht zu wecken, schlich ich auf Samtpfoten in Richtung Badezimmer um meine Toilettenartikel zusammzupacken. Es war alles da, nur auf dem Handtuchständer wo mein großes Handtuch hing, klaffte ein riesiges weißes Loch.
    Ey Mann, wo ist mein Handtuch? Ich ging durch alle Zimmer in denen ich gestern war. Nichts. Ich ging wieder ins Wohnzimmer und zerpflückte meine komplette Gepäckrolle. Das Ding muss doch irgendwo sein!?!
    Ich hörte wie jemand draussen über den Flur lief. Es war der Freund unserer Gastgeberin. Da er Neuseeländer ist, sprach er nur englisch.
    In meinen morgendlichen Tran und etwas angesäuert das mein Handtuch verschollen ist, begrüßte ich ihn und fragte ihn in aller Höflichkeit "Have you seen my towel? It´s orange, big and fluffy.",
    Er überlegte kurz und verschwand in seinem Schlafzimmer.
    Nach einem kurzen Augenblick kam er wieder und drückte mir mein Handtuch entgegen. Es war klatschnass und zusammengeknüllert.
    Ich war schockiert und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
    Während ich mich bedankte musterte ich den Kerl von oben bis unten. Freilich, frisch geduscht und mit meinem Badetuch trocken gerubbelt. Er hat es entweiht!
    Mürrisch und mit angewiderten Unterton machte ich ihm klar das es meins ist. Ihm war es offensichtlich egal und dann verschwand er.
    Ich ging zurück zu Basti, der schon die Augen halboffen hatte.
    Im Bundeswehrton machte ich ihm unmissverständlich klar das es ab jetzt einen Zeitansatz von 15 Minuten gibt und dann stehen wir unten und die Motoren sind schon an.
    Er verstand nicht gleich was ich von ihm wollte. Klar, es ist ja auch noch früher morgen. Nach eindringlichem bitten tat mir Basti den Gefallen und beeilte sich ebenfalls. Vom angebotenen Frühstück konnte ich ihn zum Glück noch abhalten.
    Um halb zehn war alles auf unseren Mopeds und wir konnten los. Erstes Ziel war ein Café oder Bäcker. Immerhin hab ich Basti ein Frühstück versprochen.

    Es war ein wahnsinniges Unterfangen ein geeignetes Lokal zu finden. Urplötzlich waren keine Bäcker oder ähnliches mehr da. Oder sie hatten noch gar nicht geöffnet.
    Wir knätterten Vollgas zur nächsten Tanke.
    Nach dem ersten großen Kaffee und ein paar süßen Teilchen klärte ich die Situation von heute morgen auf.
    Basti hatte dafür nur schallendes Gelächter übrig. Mit seinen Witzen darüber steckte er mich mit an und die schlechte Laune war vergessen. Diese Story sollte sich heute noch zum absoluten Running-Gag entwickeln.
    Bei einem ruhigen Kippchen hieß es nun unser Organisationstalent zu strapazieren.
    Weit vor unserem erwachen stieg mein Kumpel zu Hause ins Auto und machte sich auf den Weg zu uns. Ab heute sollte es im Young-und Oldtimer-Dreierpack weitergehen.
    Wir glichen per SMS unsere Positionen ab. Es zeigte sich das er gerade in Frankreich war. Nicht mehr weit von uns entfernt.
    Wir suchten auf der Landkarte einen Treffpunkt aus, bei dem er und wir grob die selbe Zeit unterwegs waren.
    Das neue Ziel war gesteckt. Auf nach DUDELANGE!
    Richtig gut gelaunt und voller Vorfreude quetschten wir alles aus unseren Höllenmaschinen was ging. Es bestand doch tatsächlich die Chance das wir eher da sind als das Vierrad.
    Die 17km wurden in Rekordzeit zurückgelegt und wir waren die ersten und durften somit auch den eigentlichen Treffpunkt entscheiden.




    Da wir noch ein wenig warten mussten schaute sich Basti das Rathaus von innen an und ich bewachte die Mopeds.
    Ein Busfahrer kam schnurstracks auf mich zu und sprach mich in perfektem deutsch auf unsere Fahrzeuge an. Er war begeistert und ließ sich unsere bisherige Tour und die Technik der Simsons bis ins kleinste Detail erklären. Er war total fasziniert und vergaß fast pünktlich mit seinem Bus los zufahren.
    Dann kam der ersehnte Anruf das Karsten gleich da ist.
    Von weitem hörten wir ihn schon hupen und antworteten natürlich mit passenden Gegenhupkonzert.
    Die komplette Passage wandte sich zu uns und bekamen ein riesiges Lächeln ins Gesicht.
    Suhl und Zwickau treffen sich in Luxemburg!

    Hallo Forum.
    Nachdem der Marcel Dawis von *&* endlich da war geht das Internet nach 2 Tagen Abstinenz endlich wieder. Es kann weiter gehen!
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    Tag 11


    Nach einer viel zu kurzen Nacht und einer komischerweise recht verkratzten Stimme ging es in aller frühe daran unser Lager wieder zu räumen.
    Schon jetzt schien die Sonne erbarmungslos und es standen alle Zeichen dafür das es wieder ein klasse Tag werden sollte.

    Nach dem obligatorischen Zeltplatz-Beauty-Programm gab es eine kurze Lagebesprechung und schon galt es das erste schwerwiegende Problem zu bewältigen.
    Die letzte Büchse Hopfensaft muss wohl gentechnisch behandelt worden sein, da mein Helm nicht mehr auf meinen Kopf passte.
    Wir erwiesen unseren Nachbarn noch die letzte Ehre und veranstalteten einen Zweitakt-Weckruf der Extraklasse.
    Die Straßen der Stadt waren noch recht leer und es lag ein angenehm süßlicher Geruch der Plätzchenfabrik in der Luft.
    Nach kurzer Zeit waren wir wieder auf der Landstraße, immer mit dem Blick gen Landesgrenze.
    Die Straße führte uns abermals durch wunderschöne Landschaften, gekrönt mit herrlichen Serpentinenähnlichen Abschnitten. Bergauf und Bergab.
    Nach 10 Tagen innigster Beziehung zum Moped war es immernoch ein Genuß die Vibrationen zu spüren, die Abgasfahne des Vordermanns in der Nase zu haben und ein unbeschreibliches Freiheitsgefühl zu erfahren. Wir fuhren praktisch ohne Gepäck, da wir uns beide an das Gewicht gewöhnt hatten.
    Auf dem letzten Kilometer durch französisches Gefilde waren wir komplett allein auf der Straße.
    Wir hatten Belgien erreicht!


    Da es schon Mittagszeit war und die Reste des Starkbieres im Körper einiger Behandlung bedurfte, hielten wir Ausschau nach einer passender Gelegenheit.
    Durch akuten Strommangel wollten wir in ein Restaurant gehen um deren Strom nutzen zu dürfen. Da es aber ein Ding der Unmöglichkeit ist soetwas zu dieser Uhrzeit zu finden entschlosssen wir uns an einer kleinen Imbissbude zu halten, die perfekt ausgeschildert war.


    Wenn wir schon in Belgien sind müssen wir wenigstens echte belgische Fritten essen.
    Die beiden Bedienungen wollten zwar gerade schliessen, hatten aber ein Herz mit uns und so konnten wir noch zügig unsere Bestellung abgeben.
    Das wir nun keine Sitzmöglichkeit mehr hatten störte uns in keinster Weise, da hinter der Bude der schönere Ausblick war.


    Nach einem kurzen Mittagsschläfchen auf der Wiese rafften wir uns auf weiter zufahren. Immerhin hatten wir ja noch ein Ziel für heute und lagen noch sehr gut in der Zeit.
    Unsere Route führte uns durch den südlichen Zipfel Belgiens in Richtung Luxemburg.


    Die Fahrt durch Belgien verging leider viel zu schnell. Landschaftlich bot es uns zwar nicht ganz das Bild wie wir es von Frankreich gewöhnt waren, dafür war es auch hier schön ruhig zu fahren und die
    einzelnen Ortschaften lagen recht weit auseinander.
    Nach knapp 90 Kilometern war dann unser Belgienaufenthalt wieder beendet und das Großherzogtum Luxemburg begrüßte uns.
    Auf unserem Weg in die Hauptstadt fuhren wir durch unzählige Kleinstädte. Je näher wir kamen, desto dichter wurde der Verkehr.
    Da wir aber noch den Pariser Fahrstil eingebrannt hatten, fielen wir nocheinmal zusätzlich auf. Fast jeder drehte den Kopf, um uns nachzuschauen.
    Sowas erleben die Luxemburger ja auch nicht alle Tage.
    Die Krönung war ein Porschefahrer. Er fuhr vor uns und ich bemerkte seine dauerhaften, nervöse Blicke in den Rückspiegel.
    2 Mopedfahrer, mit Überbreite weil sie bepackt waren wie die Esel und die verschwanden einfach nicht hinter ihm. Er versuchte im Stadtverkehr durch kurze Gasstösse uns abzuhängen.
    Blöd nur das seine Route exakt da lang ging wo wir auch hin mussten und wir ständig hintendran waren ohne auch nur annähernd zu verschwinden.
    Kurz vor einer Tankstelle erlösten wir ihn dann endlich. Unsere Mopeds hatten Durst.

    Gleichzeitig wurde der Boxenstopp genutzt um nocheinmal kurz die Fahrzeuge zu checken. Freudestrahlend war nichts zu finden. Auch die Dichtmasse spielte zuverlässig Vergaserdichtung.
    Nach einer Erfrischung für uns ging es auf ins Stadtgetümmel.
    Da wir schneller als gedacht angekommen waren fuhren wir direkt zum Marktplatz um uns dann noch in der Stadt umzuschauen.
    Wie wir feststellen mussten waren wir nicht die einzigen mit einem außergewöhnlichen Gefährt.



    Während der Fahrt hatten wir immer unsere normalen Klamotten an, doch ging es auf Sightseeingtour, oder waren wir irgendwo zu Besuch, hieß es die Ausgehuniform anzuziehen. Da es auf einem Marktplatz bekanntermaßen keine Umkleiden gibt schmissen wir uns direkt neben den Mopeds in unsere Tourhemden.
    Sehr zur Freude einer chinesischen Reisegruppe.
    Nun kam das zweite Problem des Tages. Wohin mit dem ganzen Gerödel?
    Wir bauten alles ab und liefen zur Touri-Info. Entweder hatte das nette Mädel Mitleid mit uns, unser Charme hat sie überzeugt oder sie wollte das wir schnell wieder gehen. Zumindest durften wir alles hinter dem Tresen abladen und konnten uns in aller Ruhe Luxemburg ansehen.
    Auch hier möchte ich jetzt keine weiteren Fotos der Stadt einstellen, da das hier ja kein Onlinereiseführerforum ist.
    Nach etwas über zwei Stunden holten wir unsere Klamotten an der Info wieder ab und machten uns auf den Weg zu unseren vierten Couchsurfingexperience.
    Auch hier hatten wir wieder eine sehr nette Gastgeberin, die uns mit einem Glas Sekt empfing.
    Jetzt rächte sich natürlich das Bierchen das ich mir in einem Lokal in der Innenstadt gegönnt hatte.
    Sie bemühte sich deutsch zu sprechen, doch wir waren uns alle drei recht schnell einig englisch zu reden. Der Einfachheit halber. Auch wenn das mentale Höchstleistungen meinerseits forderte.
    Nachdem ihre Mitbewohnerin kam bereiteten beide das Abendbrot vor und wir konnten uns frisch machen.
    Es war ein langer und lustiger Abend. Für Basti.
    Da jeder zweite Satz "What the fuuuuuck..." war, ging meine Laune recht tief in den Keller und man hätte alles machen können. Sie wäre nicht besser geworden. Erschwerend dazu kam, das wir unsere geliebten Mopeds auf der Straße abstellen mussten da es weit und breit keine Abstellmöglichkeit gab.
    Ich entschuldigte mich und verbrachte den Abend in Ruhe und Stille auf dem Balkon. Ich glaube der Couchsurfingkoller hatte mich erwischt.

    Gegen 23Uhr sind wir total geschafft ins Bett gefallen.
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    Tag 10


    Nach einer entspannten Nacht und einem sehr skurillem französischem Fernsehabendprogramm hieß es gegen 9Uhr Sachen packen.
    Da es kein Frühstück gab versorgten wir uns selbst.
    Es gab Instant-JA-Kaffee und die restlichen Pommes vom Vorabend.
    Beides nicht überzeugend. Der "Kaffee" ungenießbar und die Pommes verdienen keine Worte.

    Bei strahlendem Sonnenschein ging es weiter über kleine und wenig befahrene Landstraßen.


    Irgendwann mussten wir wieder unser Navi anschalten.
    Sämtliche Einstellungen von der Hinreise waren noch eingestellt und so kam es das plötzlich Trampelpfade als öffentliche Straßen angezeigt wurden. Und wenn das Navi sagt fahr da lang, fahren wor halt auch da lang.

    Es war ein schlammiger Waldweg mit teils riesigen Steinbrocken. Durch unser enormes Fahrzeuggewicht war es einen große Herausforderung ohne Umfaller da durch zu fahren. Nach mehrmaligen aufsetzen und einmaligen Schlamm abkratzen an den Rädern hatten wir uns aber endlich durchgekämpft.

    Gegen 12Uhr meldeten sich unsere Mägen. Irgendwas zu Essen muss her.
    In einem kleinen Dörfchen kehrten wir bei einem Bäcker ein.
    Hier gab es eine absolute Premiere. Wir gaben unsere Bestellung in reinem französisch auf. Kein Englisch, kein Deutsch. Von der Begrüßung bis zur Verabschiedung alles in Landessprache. Wir waren stolz wie Bolle.


    Eine halbe Stunde später erschien Reims am Horizont.

    Reims an sich war recht schnell durchquert. Wir hielten nur einmal um uns die Kathedrale anzuschauen.


    Wir verliessen Reims und machten wieder die Départements unsicher.
    Es ging durch die Ardennen zu unserem nächsten Etappenziel.
    Was wir nie zu ahnen gewagt hätten, ist das Wahrzeichen der Ardennen. Es zeigte sich schon von weitem am Horizont.



    Da wir heute richtig gut voran kamen und vorallem schneller als erwartet in Charleville-Mezieres ankamen, hatten wir noch viel Zeit und Energie um uns die Stadt anzuschauen.
    Doch erstmal hieß es Zelt aufbauen und die Nachbarn begrüßen.



    Der Besitzer des Bulli war ein Däne. Ich kam mit ihm ins Gespräch und fragte ob ich mal in seinen Wagen schauen dürfte. Darauf meinte er es ginge nicht da seine Frau im Zelt sei und gerade schläft.
    Das passiert halt wenn sich ein angetrunkener Däne und ein Deutscher auf einem Zeltplatz in Frankreich auf Englisch unterhalten.
    Wir unterhielten uns noch eine Weile sehr angeregt über unsere bisherige Fahrt und er zollte uns wahnsinnigen Respekt. Er selbst würde es nicht machen, da er schon bedenken hatte das sein Auto durchhält.
    Wir machten uns auf in die Stadt. Da sich wieder der Hunger meldete suchten wir uns eine ansprechende Dönerbude um uns danach noch ein wenig umzusehen.
    Während wir wieder zu unserem Zeltplatz fuhren stellten wir erschreckenderweise fest das wir gar kein Bier mehr haben.
    Zelten ohne Bier ist ein Ding der Unmöglichkeit und so artete die Heimfahrt zu einer Suche aus.
    Die Supermärkte hatten schon geschlossen und die meisten kleinen Läden ebenfalls.
    Ohne Rücksicht auf das Tempolimit rasten wir durch die Straßen.
    Jetzt kam der 6.Sinn ins Spiel. Während wir schnellstmöglich durch die Stadt donnerten ging ich ohne Vorwarnung voll in die Eisen. Diesmal wäre mir Basti fast reingefahren.
    Er fragte was denn los sei und warum ich hier so plötzlich anhalte.
    Ich zeigte auf einen Obst-und Gemüseladen.
    Er verstand nicht was ich dort wollte und ich sagte ihm das ich beim vorbeifahren im Schaufenster eine Flasche Wein gesehen habe. Ungläubig ging er mit mir mit und wir trauten unseren Augen kaum. Im hinteren Eck des Geschäftes, neben dem ganzen Gemüse, standen zwei große Regale mit allen Variationen vom ersehnten Büchsenbier.
    Wir deckten uns großzügig ein und fuhren wieder vernünftig und zufrieden, mit unseren unauffälligen blauen Plastiktüten, zum Zeltplatz.
    Jeder der uns dort sah wusste genau was wir hineinschmuggelten, aber es war uns egal. Wir suchten uns einen schönen, idyllischen Platz an der Meuse und genossen bis tief in die Nacht unsere Beute.


    SiSoSö: Danke, ich muß aber dazu sagen das mir euer Bericht auch eine große Inspirationsquelle gewesen ist. Mit kleinstmöglicher Planung den größtmöglichen Spass haben. Und wenn doch mal etwas passiert wird es sich schon irgendwie lösen lassen :D
    AtzeDatze91: nur ob es ein Verlag gibt der eine Miniauflage drucken wird? Ich war mal so frei deinen Link zu meinen Favoriten zuzufügen. Wer weiß wo es diesen Sommer hingeht :Beer:
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    Fortsetzung Tag 9


    Wir blieben noch kurz um unsere Eindrücke etwas zu verarbeiten.
    An einer kleinen Kirche machten wiir kurz Stopp um nocheinmal die Landkarte rauszuwühlen. Sind wir noch richtig?
    Zu unserem Glück hatten wir uns diesmal nicht verfahren.
    Für den kleinen Hunger bedienten wir uns an einem Maisfeld von der anderen Straßenseite.
    Es ging immer weiter über kleine Sträßchen und noch kleinere Ortschaften.

    Gegen Abend rächte sich zum erneuten Male unsere grobe Routenplanung.
    Laut Karte sollten wir kurz vor unserem Zeltplatz sein.
    Nur da wo wir waren, war kein Campingplatz. Haben wir uns doch verfranzt?
    Um sicher zu gehen fuhren wir rund 20km in beide Richtungen auf und ab, in der Hoffnung ein Schild zu finden was uns den richtigen Weg zeigt.
    Fehlanzeige.
    Wir fragten uns bei diversen Dorfbewohnern durch. Leider sind die Franzosen aufm Land recht eigen, was Fremdsprachen angeht.
    Wir bemühten uns in gebrochenem französisch an Informationen zu kommen, aber stießen nur auf Resignation.
    Genervt fuhren wir wieder zurück.
    Jetzt hatten die wirklich aus einem Campingplatz ein Paintballfeld gemacht.
    Wir beratschlagten uns kurz und fuhren zurück zur nächsten Stadt. In einem kleinen Dorf hielten wir bei einem Bäcker und versuchten es mit Zeichensprache. Es war unmöglich vernünftige Auskünfte zu bekommen.
    In Chateau-Thierry sollte es hoffentlich eine günstige Übernachtungsmöglichkeit geben.
    Etwas verloren irrten wir durch die Straßen und fragten bevorzugt Jugendliche nach Campingmöglichkeiten. Man sollte es nicht für möglich halten, auch diese weigerten sich Englisch zu sprechen.
    Es war mittlerweile schon recht spät geworden und so beschlossen wir uns ein Hotel zu suchen. Wildcampen kam nicht wirklich in Frage, da es hier nirgends sehr einladend aussah.
    Wir steuerten diverse Hotels an, aber entweder waren diese geschlossen oder total heruntergewirtschaftet. Ein Gefühl der Sicherheit wollte so nicht wirklich aufkommen.
    Letzte Möglichkeit war ein Best-Western holten oberhalb der Stadt.
    Zähneknirschend wurde die Urlaubskasse gezählt und ein oberstes Preislimit gesetzt.
    Wir gingen beide zur Rezeption und fragten nach einem Zimmer. Der Herr hinter dem Tresen zählte alles wunderbare auf, blieb aber beim Preis recht bedeckt. Nach intensiven nachfragen was es denn nun koste, meinte er 85€ für beide.
    Wir brauchten einen Moment für uns. Nach einer guten Viertelstunde kamen wir nach allem abwägen zu dem Entschluß das es wohl das sinnvollste wäre zuzuschlagen. Alleine schon deshalb um unsere weitere Planung genauer auszuführen.
    Ich wollte uns das 85€-Zimmer buchen, nur waren keine mehr frei. Ich machte meinem Frust über die Fehlinformation erstmal ordentlich Luft und wollte eine Alternative angeboten bekommen.
    Nach langem diskutieren hatte er ein Zimmer parat.
    Für 97€. Bezahlen mussten wir aber nur die versprochenen 85.
    Freudestrahlend lief ich zu Basti und überreichte ihm die tolle Nachricht. Es wurde eingecheckt und sämtliche Luxusangebote ausgenutzt.
    Wir hatten Sauna, Haman, Schwimmbad und Whirlpool.
    Ja, so lässt es sich aushalten. Auch wenn es schon recht dekadent ist, bei solch einer Tour in so einem Hotel abzusteigen.


    Während Basti abends in die Stadt fuhr um für jeden Döner zu holen, suchte ich im kostenlosen Internet des Hotels nach Campingplätzen die es wirklich noch gibt.
    Noch ein Hotelbesuch war nicht drin.
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    Tag 9


    Durch den guten Wein und das Bier war es eigentlich schon von Anfang an klar das wir verschlafen werden.
    Um 11Uhr genoßen wir das letzte Frühstück und konnten erst um 13Uhr unsere Mopeds beladen.
    Es waren Momente der Freude aber auch der Wehmut. Die Zeit vergeht halt doch viel zu schnell.

    Es ging nochmal zu unserem Tankwart des Vertrauens und dann zogen wir ganz gemütlich in Richtung Ortsausgang.
    Das wir uns immer weiter von Paris entfernten war unschwer zu erkennen.
    Die Ortsteile wurden immer ruhiger, teilweise auch sehr heruntergekommen.
    Man sah das es den Leuten hier finanziell nicht so gut geht und ich war heilfroh das wir ohne Über-und Zwischenfälle wieder raus kamen.
    Bei den Blicken die uns zugeworfen wurden schon ein kleines Wunder.
    Es ging wieder über kleine Landstraßen und noch kleiner Dörfer.

    Streckenweise hatten wir das Gefühl auf geteerten Feldwegen zu fahren.


    Wir fuhren wie die Großen, aber es kam uns beiden so vor als ob wir uns nur auf der Stelle bewegen würden.
    Dann kam es wie es kommen musste.
    Das Navi hatte sich vor geraumer Zeit mal wieder verabschiedet und wir fuhren nach Karte und Gedächtnis.
    Wir versuchten unseren Standort auszumachen,

    und fuhren dann einfach der Nase nach.

    Diese Strategie hatte natürlich Vor-und Nachteile.
    Größter Nachteil ist zweifelsohne, dass wir mal wieder Umwege fahren und unser Zeitplan wie bei der Hinfahrt hinfällig ist.
    Größter Vorteil ist natürlich das wir, fernab der Touristenhochburgen, eine Menge Land und ab und an auch Leute sehen konnten.
    So kam es das wir an einem besonderen Denkmal der Weltgeschichte vorbeifuhren. Es war zwar eher reiner Zufall, bereut haben wir es dennoch nicht.



    Pro Kreuz lagen 4-8 Soldaten aus dem 1.Weltkrieg. Sie wurden alle namentlich erwähnt. Zusätzlich war noch das Geburtsdatum und ihre Funktion in der Einheit angegeben.
    Ein ergreifendes Bild was sich uns da bot, mit diesen vielen Kreuze in Reih und Glied aufgestellt.
    Ein kleiner Friedhof mitten im Nirgendwo mit über 2000 Gefallenen Soldaten.
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    Tag 7


    Nach einer erholsamen langen Nacht stand heute das absolute Touri-Programm auf dem Plan.
    Unsere Mopeds durften sich die ganze Zeit in der Garage ausruhen.
    Wir zogen sozusagen Undercover durch die Stadt.
    Ich werde es mir jetzt verkneifen die Sehenswürdigkeiten genauer zu beschreiben, da wir ja hier in einem Mopedforum sind und nicht bei einem Onlinereiseführer.
    An diesem Tag war es übrigens das einzigste Mal das es regnete und es begann wo? Genau, während wir den Eiffelturm stürmten.
    Hier hatten wir zudem noch unnverschämt viel Glück. An der Sicherheitskontrolle ist mir eingefallen das ich noch einen 10-er Pack Zündkerzen samt Schlüssel im Rucksack spazieren trage.
    Dank geschickter Ablenkung des Kontrolleurs mit unseren ausgefeilten Sprachkenntnissen wühlte er sich nicht bis zum Boden durch.
    Puh, Glück gehabt.
    Der Rest des Tages lief dann nach typischen Standard ab. Etwas Kutur gehört halt mit dazu.
    Aus Zufall entdeckten wir hinterm Notre-Dame eine Schlossbrücke.
    Es war klar das wir uns hier verewigen mussten.
    Nur mit einem Baumarktschloss kann ja jeder kommen. Wir überlegten uns was besonderes und es war uns eine große Hilfe das ich meinen Rucksack nicht ausgeräunt habe.


    Falls mal jemand zufällig in der Nähe ist kann er ja mal schauen ob die Kerze noch hängt.
    Die Brücke ist hier:

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    Tag 8


    Auch heute durften sich die Mopeten ausruhen da wir noch einen Touri-Tag einlegten.
    Es gibt eigentlich nur eines zu sagen. Mit Muskelkater durch Paris zu stappfen ist nicht feierlich. Es gibt wahrlich schöneres.
    Abends setzten wir uns dann mit der Landkarte hin um unsere Rückfahrt zu planen. Die Einzeletappen wollten wir etwas kürzer planen.
    Beim wollen blieb es dann auch. Wir suchten uns einen Zeltplatz aus und legten dann alles beiseite.
    Immerhin waren wir zum Bier und Wein trinken eingeladen.

    Zitat

    Ist das am Tag 5 eine Pizza, mit einer Scheibe Kochschinken??

    Jupp, es musste halt schnell gehen :lol:
    Auf drängen von Basti wurde sie dann aber etwas besser ausgestattet.

    Zitat

    fürs nächste Vergaserprovisorium: in den nächsten Supermarkt

    Warum so einfach wenn´s auch komliziert geht? :panic:
    Aber jetzt wo du es sagst...


    @rewis1: Mit dem Fahrrad find ich echt ziemlich hart. Amüsanterweise haben die Jungs von der Tankstelle ähnlich lange Etappen gefahren wie wir. Die waren nur besser in Form und besser organisiert :)
    charminBär: Vom sitzen her ging es eigentlich. Die neue Sitzbank war anfangs auch noch recht bequem nur hat die sich nach ein paar Tagen ganz unangenehm durchgesessen. Aber irgendwann hab ich es zumindest nicht mehr gespürt. Nach der Metz-Paris Strecke war eh genung Hornhaut da :lol:
    prinzfan: Bei diesem dunklem Hinterhof war mir jedes Mittel recht mein Möpschen zu sichern. Und damit der Bösewicht im dunkeln sich schmierige Fingers holt und blöd aus der Wäsche guckt und dann auch noch abhaut, war es in dem Moment das effektivste neben 2 großen Schlössern :D


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    Fortsetzung Tag 6


    Mit vollem Tank und leerem Magen war das nächste Tagesziel recht schnell bestimmt. Während wir aßen hängten wir ein Zettel an unsere Mopeds. Da wir ca. 5m entfernt saßen war es eine recht ungefährliche Aktion. Mal schauen wer drauf anspringt?

    Nur irgendwie hat es am Eiffelturm auch nicht geklappt. Einzig drei Jugendliche wollten sich an unseren Mopeds zu schaffen machen. Doch diese waren recht schnell verscheucht.
    Wir fuhren noch einige lohnenswerte Höhepunkte an und machten uns dann wieder auf den Heimweg.
    Wir fuhren wieder in Richtung Louvre. Dummerweise stehen dort alle paar Meter Ampeln und mit grüner Welle war da nichts.
    Während wir direkt auf eine noch grüne draufhielten schaltete diese auf gelb. Basti schaffte es noch drüber und ich musste anhalten, da sofort die Fußgänger losliefen.
    Einige Sekunden später drängelten sich von hinten drei große Roller zwischen den Autos durch.
    So ergab sich folgende Startaufstellung von rechts nach links. 250ccm Luxusroller, kleinerer Roller französichem Fabrikats, meine gute alte Simson und dann noch ein Automatikplastebomber. Basti wartete hinter der Kreuzung und blickte zu mir.
    Es lag Spannung in der Luft. Blicke nach rechts und nach links. Jeder musterte seinen Gegner.
    Ich, als kleines unscheinbares Entlein, hatte nur eine Chance. Grün perfekt erwischen, Vollgas, nicht verschalten und dann mal schauen was passiert. Ziel war für mich das Ende der Kreuzung wo Basti wartete.
    Es waren endlose Sekunden und dann kam der entscheidende Moment...GRÜN!!
    Die Kupplung kam auf den Punkt. Der erste Gang katapultierte mich sofort auf die Pole-Position. Innerhalb weniger Millisekunden war der Zweite eingelegt und der Motor schrie und gab sein bestes. Ich rauschte durchs Ziel und kam kurz hinter Basti in einer Lücke zum anhalten. Erst dann zogen die anderen drei vorbei!
    Das ham´se halt davon!
    Im Adrenalinrausch rief ich Basti euphorisch zu ob er es gesehen hat wie ich die Roller platt gemacht habe. Lautstark lachend gab es ein Highfive und wir fuhren weiter.
    Wir überholten noch ein wenig rechts und links und schlängelten uns durch den ganzen Verkehr.
    Zum Glück war auch hier die Lenkerkamera an und es ist alles für die Ewigkeit festgehalten. Auch als wir einen Polizei-Peugeot mit 60 rechts in einer 30-Zone überholt haben.
    Mit einem leckeren Abendbrot und Bierchen ließen wir diesen spannenden und lustigen Tag ausklingen.
    Uns wurde wieder einmal bewusst das es schon etwas besonderes ist was wir hier gerade machen.
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    Tag 6


    Endlich konnten wir mal wieder ausschlafen. Immerhin hatten wir ja den verlorenen Tag wieder aufgeholt. Welch Luxus es ist erst um 10 Uhr aufzustehen. Herrlich!
    Basti war so freundlich schnell zum benachbarten Bäcker zu laufen um Baguette und süße Teilchen zu besorgen. Während dem langen, ausgedehnten Frühstück beratschlagten wir was zuerst gemacht werden sollte. Es war klar das wir durch Paris fahren, nur wohin und was zuerst galt es noch zu klären.
    Wir entsinnten uns an die letzten Worte die wir von Tim bekamen. Regel No.1: Vergiß nie zu blinken! Regel No.2: Gib den anderen die Lücke und du wirst sie auch bekommen! Regel No.3: Wenn du im Kreisverkehr des Triumphbogens bist hast du die Vorfahrt zu gewähren. Wenn´s knallt gilt es versicherungstechnisch 50:50.
    Unser erster Weg führte uns natürlich zum Eiffelturm.
    Befreit von sämtlichen Gepäck und anderem Gerödel schwangen wir uns auf unsere Maschienchen und kämpften uns durch das Großstadtgetümmel.
    Sofort bemerkte sich zwei wesentliche Dinge. Meine Blinker blinken bei hohen Drehzahlen nicht mehr sondern leuchten dauerhaft und es ist ein unglaublich tolles Gefühl nach so langer Zeit mal ohne Gepäck zu fahren.
    Um nicht gegen die erste Regel zu verstoßen ging ich bei jedem Blinkvorgang vom Gas um sofort in eine freie Lücke zu schlüpfen um dann gleich wieder Vollgas zu geben. Diese Strategie erwies sich als unglaublich zuverlässig. Es gab keine einzige brenzlige Situation.
    Beim frühstücken stellte Basti den heutigen Tag unter ein ganz besonderes Motto. Ich zitiere:
    "Wir werden sie mit unserem defensiven Fahrstil zerstören!"
    Zum Glück mussten wir dies nicht tun. Ganz alleine färbte der Fahrstil der anderen auf uns ab und so wurden wir auf dem Weg zum Eiffelturm immer mutiger es den ganzen Rollerfahrern gleich zu machen.
    Es machte einen Heidenspaß so durch die Stadt zu bügeln.
    Am Ziel angekommen fuhren wir erstmal eine Ehrenrunde um den Turm herum. Immer einen Blick zur Seite gewandt wo denn ein geeigneter Ort zum fotografieren ist.
    Auf dem Fußweg der Brücke vor dem Eiffelturm ließen wir uns nieder.




    Wir erregten schon etwas aufsehen. Einige Deutsche sprachen uns an und wollten wissen wie wir die Mopeds hier her bekommen haben. Auf die Antwort das wir 5 Tage gefahren sind um hier zu sein zogen alle ganz erstaunt die Augenbrauen nach obenund zollten uns vollen Respekt.
    Aber nicht nur Deutsche fanden uns aufregend.
    Ein kleiner indischer Junge sah uns vermutlich als Attraktion an und spielte sofort an Basti´s Moped rum. Augenblicklich kamen seine Eltern, die ihn sofort wegzogen und sich bei uns entschuldigten. war ja nichts kaputt gegangen und so unterhielten wir uns ein paar Minuten. Der Inder-Vater aus England fand das Alter und die Technik sehr interessant. Als wir ihm erzählten das es das Land an und für sich nicht mehr gibt wo die Simsons gebaut wurden wollte er unbedingt noch ein Foto machen. Natürlich mit seinem Sohn.


    Wir saßen eine ganze Weile einfach nur in der Sonne und genossen es regelrecht von so vielen Leuten verschiedener Nationalitäten bestaunt zu werden.
    Ja, wir fühlten uns wie Prominente. Immerhin hatten wir ja gestern auch Blaulichtbegleitung...
    Selbst das Militär, was mit angehaltener Waffe immer wieder an uns vorbeigelaufen ist schaute immer wieder zu uns und die patroullierdende Polizei stufte uns diesmal als harmlos ein.
    Wir schoßen noch ein paar Fotos von uns und den mopeds und müssen dabei wohl so hilflos ausgesehn haben, dass eine Gruppe Engländerinnen auf uns zukam und fragte ob sie schnell ein paar Fotos von uns machen sollen.
    Dankend nahmen wir das Angebot an und revanchierten uns mit einer kleinen Fotosession von ihnen mit unseren "Bikes".


    Selbst das Mosel-Vergaser-Provisorium verrichtete treu seinen Dienst!



    Danach fuhren wir zum Triumphbogen.
    Da es Spritmäßig bei uns beiden nicht mehr so gut aussah fragte Basti sich bei diversen Taxifahrern durch, während ich in aller Ruhe den Verkehr und die Leute beobachtete.
    Auch hier blieben wir nicht lange unerkannt und wurden schnell von einem Pärchen aus Jena angesprochen. Es war eine sehr lustige Begegnung. Es gab noch ein Erinnerungsfoto und dann fuhren wir zur Tanke.

    Tankstellen in Paris-Innenstadt sind eigentlich nichts weiter als eine Zapfsäule auf dem Fußweg.
    Dazu gehört meist eine Mopedwerkstatt oder ein Rollerverkauf.
    Nachdem wir zweimal daran vorbeigefahren sind konnten wir endlich unsere Benzinreserven aufstocken.
    Wie gewohnt wollten wir selbsst tanken. Pustekuchen, man wird betankt!
    Wir blieben auf unseren Böcken sitzen und teilten dem Tankwart mit das wir gern 5 Liter feinstes Super-Plus haben wollten. Er war ein recht mürrischer Geselle und erledigte einfach seine Arbeit. Als ich ihm mitteilte das ich gern eine Quittung haben wollte, verdrehte er die Augen und stampfte mürrisch in sein Geschäft.
    Bis er endlich wiederkam kramten wir unsere Ölbuddeln raus und fingen an zu mischen.
    Wir bemerkten nicht gleich das er schon wieder da war, doch anstatt weiter rumzumaulen war auch er plötzlich sehr interessiert und wollte alles von uns wissen.
    Da der Herr wahrscheinlich ein Franzose alter Schule war, redeten wir natürlich nur auf französisch mit ihm.
    Zehn Minuten später stand er lachend neben uns und war total begeistert. Doch wir waren nicht allein. Ein Boutiquebesitzer gesellte sich mit zu uns und dokumentierte unseren Mischvorgang minutiös mit einer digitalen Spiegelreflexkamera.
    Auch ihm wurde alles erzählt und er zeigte mir im Gegenzug die Bilder.
    Sie sahen ganz besonders aus. Die Posen, aus denen er uns fotografierte, strahlten etwas ganz besonderes aus.
    Es waren Bilder die vor Kraft strotzten aber auch eine gewisse Ruhe ausstrahlten. Ich war hin und weg und gab ihm meine E-Mail Adresse. Leider sind bis heute keine Bilder angekommen.
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    Ich muss morgen in die Frühschicht und muss leider aufhören. Habt Nachsicht, im 1-Finger-Suchsystem dauerts bedauerlicherweise etwas länger :s_pc:

    Vielen Dank für die Blumen.

    Zitat

    Super Reise! Ich könnte noch 10 stunden lesen ..

    Es gibt ja auch noch die Rückfahrt mit einigen tollen Überraschungen :Beer:

    Zitat

    beim couchsurfen gehts darum um leute kennenzulernen, nicht um gratis nen bett abzugreifen

    Es ist ja nicht wirklich abwertend gemeint. Die Leute die wir kennenlernen durften waren alle sehr nett. Teilweise aber auch recht anstrengend. Ich bin halt nicht wirklich der Mensch der gern jeden Abend bei fremden Leuten übernachtet. Ich sag mal so, es war eine Erfahrung die ich im nachhinein nicht missen möchte. Ich bin sogar sehr froh darüber, auf den Vorschlag mit dem Couchsurfing eingegangen zu sein.(die fleischlosen Gerichte haben ja auch geschmeckt)
    :Beer:

    Fortsetzung Tag 5


    Während wir uns wieder uns wieder anzogen flüsterte mir Basti ganz unauffällig zu das ich nicht vergessen soll die Kamera an meinem Lenker anzumachen. Ich zog also meinen Helm wieder auf und lächelte noch schnell ins I-Phone eines Polizisten.
    Diesen Schnapper musste er garantiert auf der Wache zeigen.
    Während nun der Lärm von insgesamt 6 Zweirädern durch die Luft donnerte fiel der kleine, leise Piep der Kamera gar nicht auf. Diese Aktion ist nun für alle Zeiten digital festgehalten!
    In einer ganz klassischen Eskortformationn ging es bis zur nächsten Ausfahrt. Ganz vorne ein Gendarme, dann Basti, dann ich und die restlichen drei sicherten den rückwärtigen Raum. Um alle zu warnen schalteten sie noch ihr Blaulicht an. Einfach genial! Mit Sondersignal und knapp 60 über die Autobahn!
    Während uns alleine keiner auf dieser Straße beachtete waren uns nun alle Blicke sicher! Unter Garantie dachten ganz bestimmt welche das wir Prominente sind!
    An der Ausfahrt angekommen sagten sie uns das wir über zwei Landstraßen, sogenannte Departéments, bis nach Paris kommen würden. Wir schüttelten allen noch die Hand und fuhren mit einem ganz ganz breiten Lachen im Gesicht weiter.
    Der nächste Feldweg gehörte uns. Diese Aktion musste erstmal kurz verdaut werden. Was war uns gerade passiert? Man sagt ja das die Gendarmerie recht streng sein soll und nun das!?
    Jetzt hatten wir allerdings ein neues Problem.
    Unsere direkte Verbindung wurde uns genommen und wir wollten unser Glück nicht nocheinmal riskieren und wieder von der Polizei angehalten werden.
    Das Navi wurde ausgekramt und eine neue Route berechnet. Doch dieses einfätige Ding der modernen Technik wollte immerwieder auf die N4. Also fuhren wir so wie es uns beschrieben wurde und ließen das Navi nebenher an. Vielleicht rappelt es sich ja wieder. Dumm nur das wir uns nach kurzer Zeit mal wieder verfahren haben. Das Navi war immer noch nicht fit und da standen wir nun.
    Auf der Landkarte suchten wir unseren Standort und riefen in Paris an. Der Ehemann meiner Freundin kennt sich an und für sich gut aus. Leider konnte er uns aus dem Stehgreif auch nicht helfen, rief aber einige Minuten später zurück und erklärte uns eine Alternativroute.
    Da ich aber ein ausgesprochen kurzes Kurzzeitgedächtnis habe und kein Kuli in der Nähe war, waren alle wichtigen Straßen nach dem Auflegen vergessen.
    Wir spielten noch ein wenig mit dem Navi. Muss doch irgendwie gehen.
    Nachdem Autobahnen und Mautstraßen meiden, Bundesstraße meiden und die Option Fahrrad fahren eingestellt aktiviert waren, zeigte es uns endlich eine passende Route nach Paris. Größter Wermutstropfen hierbei: Ankunft in 6 Stunden.
    Schön, vorhin waren es noch knapp 2!
    Wir fuhren also los. Immer stumpf unserem elektrischen Helferlein nach. Es schickte uns durch die kleinsten Dörfer, durch Fußgängerzonen und am allerschlimmsten auch noch über Feldwege und durch Wälder!
    Wir wurden fast verrückt, aber unser Ziel kam immermehr in greifbare Nähe. Auch die geschätzte Fahrtdauer wurde vom Navi runterkorrigiert.
    Mit einem Schlag befanden wir uns kurz vor 20Uhr in einem Vorort von Paris.
    Wir haben´s geschafft!
    Jetzt nur noch einmal durch die Innenstadt und schon sind wir da!
    Während wir weiter fuhren schaute ich mit dem linken Auge aufs Navi, mit dem rechten nach vorne. Mit der linken Hand schrieb ich eine SMS das wir gleich da sind und mit der rechten gab ich Gas.
    Da sag nochmal jemand Männer können kein Multitasking!
    Auf einmal sahen wir Häuser und Straßen wie man sie aus dem Reiseführer und Fernsehen kennt.
    Einzig der Verkehr stellte sich an diesem Abend als ziemlich verzwicktes Problem heraus. Unsere Reaktionszeiten waren extremst verlängert und der Verkehr verdammt schnell. Trotzdem kamen wir unverletzt aus dieser Situation.


    Kurz vorm Louvre, bei untergehender Sonne, rief Basti an einer roten Ampel das sein motor zicken macht.
    Das darf doch jetzt nicht wahr sein. Noch eine halbe Stunde und jetzt das!
    Ein kurzer Blick zum Triebwerk entspannte aber die Situation. Luftblasen im Benzinschlauch zeigten das er einfach keinen Sprit mehr hatte.
    Kurzerhand schoben wir uns auf den Fußweg, genau vor ein Modegeschäft. Die Pariser schauten nur verdutzt oder interessiert.
    Leicht amüsiert steckte ich mir eine Kippe an und hielt mit der Videokamera voll drauf, während Basti sich gänzlich unaufgeregt hinstellte und den Reservekanister von meinem Moped bastelte. Routiniert zog er das Öl aus dem Rucksack, schüttelte kräftig den Kanister durch und tankte ganz entspannt aufm Fußweg.
    Einfach nur köstlich. Dann konnten wir endlich weiter und waren um 21 Uhr in Neuilly-sur-Seine angekommen.
    Wir hatten unser Ziel erreicht und konnten es kaum glauben! Wir sind nach 12 Stunden reiner Fahrzeit von Metz nach Paris und hatten sogar ein Begrüßungskomiteé das uns winkend in Empfang nahm!
    Die Freude war riesig und unsere beiden Schätze bekamen ihre wohlverdiente Pause.


    Als wir gerade die Garage abschließen wollten kam ein junger Franzose auf seiner Vespa daher. Er fand unsere Simsons total klasse und wollte alle Details wissen. Er hatte übrigens einen 90ccm Motor und war dementsprechend marginal schneller als unsereins.

    Im Kühlschrank standen sogar ein paar Bierchen reserviert. Extra für uns!
    Wir machten uns noch schnell ein deftiges Abendbrot und wurden uns beim anschließendem Resümee des Tages der ganzen Situation bewußt.

    Wir waren uns schnell einig das wir sowas während unserer Reise nie wieder machen werden!
    Die Bierchen waren recht schnell geleert und wir fielen wie Steine ins gemeinsame Bett.
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    Tag 5


    Um halb acht schepperte der Wecker. Um acht standen wir auf.
    Für großartige Konversationen hab ich am frühen Morgen nicht viel übrig und tendiere durch meine stark ausgeprägte Morgenmuffeligkeit schnell zu schlechter Laune. Die Tatsache in einem viel zu kleinem Schlafsofa zu zweit zu liegen, mit dem Kopf ständig gegen die Wand zu rammeln und geschätzt nur zwei Stunden geschlafen zu haben führten zu einem extremst schmalen Grat zwischen "Ich bleib ruhig und versuche nett zu sein" und "Ich hab die Schnauze voll. Macht euern Mist doch alleine".
    Mit dem Wissen heute noch eine Megaetappe zu reißen und gewaltigen Kopfschmerzen sammelten wir alle Klamotten ein und bekamen netterweise noch ein Frühstück.

    Wir verabschiedeten uns und schlichen aus der Wohnung. Wir wussten beide das wir die gleichen Sorgen teilten. Sind die Mopeds noch da?
    Zu unserem Glück ist nichts passiert.
    Kurzerhand wurde aufgesattelt, Wegfahrsperre deaktiviert und an der nächsten Zapfsäule nochmal die Luft aus dem Tank gelassen.
    Die Devise war alles oder nichts. Wir müssen es schaffen. Wenig Pausen,diesmal nicht verfahren und alles wird gut.
    Recht schnell waren wir wieder auf der Landstraße.
    Was keiner von uns ahnte war, das es nur geradeaus ging.
    Der Blick zum Horizont zeigte eine schnurgerade Straße. Am Horizont angekommen ging es wieder nur geradeaus. Bis zum Horizont. Immer und immer wieder.



    Ab und an kamen wir durch kleinere Ortschaften. So verträumte und ruhige Dörfer sucht man in meiner Ecke vergebens. Allein durch dieses Flair kam uns unsere eigene Geschwindigkeit mindestens doppelt so schnell vor.
    Auch heute war uns Petrus wieder sehr wohlgesonnen. Sonne mit ein paar kleinen Wolken. Allerbestes Fahrwetter.
    Leider zeigten sich auch schnell die ersten Folgen einer langen eintönigen Fahrt. Bei einer Ortsdurchfahrt bemerkte ich nicht das Basti vor mir in die Eisen ging. Eher zufällig, aber viel zu spät sah ich sein Bremslicht. Mit knapp 60 versuchte ich eine Gefahrenbremsung. Da die paar Meter nicht mehr ausreichten um rechtzeitig zu stoppen wollte ich nach links ausweichen. Mit knapp 30 oder 40 Sachen kam zwar mein Moped an ihm vorbei, nur mein Ellenbogen hatte keinen Platz mehr und so krachte ich mit rechts gegen seinen Spiegel und kam 2 Mopedlängen vor ihm zum stehen.
    Der sofortige schmerzverzerrte Blick nach hinten zeigte die Folgen. Das Gewinde des Spiegels hat es nicht überlebt. Gänzlich überdreht hing er recht unmotiviert nach vorne über. Entsetzen in Bastis Gesicht.
    Auf dem Fußweg holten wir schnell zwei passende Schlüssel aus der Werkzeugtasche und versuchten alles wieder festzuziehen. Auf den ersten Blick gelang uns das auch recht gut. Wir lachten nochmal kräftig über den Vorfall und fuhren dann weiter. Keine 50m später sah ich wie sich der Spiegel voller Elan dem Fahrtwind hingab und Basti notdürftig versuchte per Hand alles zu richten. Er tat mir schon ein bisschen leid um ihn, allerdings sahen seine Verenkungen von hinten betrachtet sehr amüsant aus.
    Ohne weitere Zwischenfälle ging es durch die Champagne.
    Nach insgesamt 4h Fahrt ging es an einer kleinen Dorftanke zum kurzen Rast machen. Wir gönnten uns was zu trinken,tankten nochmal nach und richteten den Spiegel, aber diesmal richtig.
    Da wir recht lautstark unserem Spaß fröhnten kamen 2 Radfahrer auf uns zu.
    Oje, jetzt gibt´s Ärger!
    Doch das Gegenteil war der Fall. Die beiden kamen aus Jena und waren dabei mit ihren Fahrrädern an die Atlantikküste zu fahren.
    Die beiden hatten unseren vollen Respekt und sie gaben uns ihren.
    Ja, mitten im Nirgendwo treffen sich 4 Thüringer an einer Tankstelle und haben in groben Zügen dasselbe vor. Verrückt!
    Nach einer halben Stunde machten wir uns wieder auf die Socken.


    Weiter ging es über endlos-gerade Straßen.
    Zu allem Überfluss zog jetzt auch noch Wind auf. Gegenwind um genau zu sein. Unser Vortrieb wurde enorm abgebremst und so langsam meldete sich auch die Nackenmuskulatur.
    Allen Widrigkeiten zum Trotz kämpften wir weiter. Mussten aber immer öfters ein Päuschen einlegen um nicht in eine Muskelstarre zu fallen.
    Jetzt rächte sich auch noch die viel zu kurzen Nächte und die anstrengenden Tage.
    Der Blick für´s Wesentliche wich. Es waren nicht mehr die Landschaften und Leute interessant, es wurden vielmehr erste Hochrechnungen angestellt. Wann sind wir los? Wie weit ist es noch? Wann könnten wir da sein? Die Motivation sank immer mehr. Die eigenen Akkus allerdings noch schneller. Um wach zu bleiben machte ich mein Visier komplett auf, so das die volle Winddröhnung ins Gesicht peitschte. Nach einer guten Stunde wusste ich dann auch das es doch keine gute Idee war einen Helm aus dem günstigen Preissegment zu kaufen. Durch die schlechte Geräuschdämmung bekam ich auch noch Ohrenschmerzen.
    Zwangspause! Ich plünderte meine Reiseapotheke um mich für den Rest des Weges kräftig zu dopen. Wäre doch gelacht wenn Wind uns von unserem Ziel abhält.
    Bis die Wirkung der Tabletten eintrat holten wir nochmal die Landkarte raus und schmissen das Navi an. Wo sind wir eigentlich?
    Schon jetzt war klar das unsere Rechnung nicht aufging. Theoretisch sollten wir in einer Stunde am Ziel sein. Geschätzt waren es noch locker 5. Eher mehr.
    Auf diesem Teil der Etappe zeigten uns die LKW´s was sie alle können. Nämlich fahren ohne Tempolimit. So fast wie ziemlich jeder überholte uns mit mindestens 100km/h und einem Sicherheitsabstand von nem Kasten Bier. Kreuzgefährlich in Kombination mit dem Wind.
    Was ebenfalls sehr unlustig ist, ist Sekundenschlaf auf dem Moped inklusive Gegenverkehr. Die Lider wurden immer schwerer und schnalzten erst wieder nach oben, als ein entgegenkommender LKW mein Gefährt in ein gefährliches Wanken brachte und ich fast im Straßengraben landete.
    Höchste Zeit was zu essen um wieder fit zu werden.


    In einer Kleinstadt hieß es Essen fassen.
    Um Geld und vorallem Zeit zu sparen gab es einen 10er Pack Wiener Würstchen, gefolgt von einer Packung Kekse. Für Energienachschub sorgte die billigste Zitronenbrause die wir finden konnten.
    Der Blick auf die Uhr versprach nichts gutes.
    Mittlerweile war es 16Uhr. Zeitplan, adé. Hauptsache wir schaffen es noch im hellen anzukommen.
    Laut Karte konnten wir die Route Nationale 4 bis nach Paris durchdengeln. Die Legende verriet uns das es sich um eine Bundesstraße handelt und da diese auch in Deutschland von uns befahren werden dürfen entschieden wir uns für den direkten Weg.
    Da solche Streckenabschnitte aber so richtig langweilig und eintönig sind, sind sie umso anstrengender. Ich lockerte meine Sitzposition etwas und ließ einfach mal alles baumeln erst die Beine, dann die Arme.
    Um die uns überholenden Autos kümmerten wir uns gar nicht mehr. Da es eh zweispurig war lief auch hier alles sehr zivilisiert ab.
    Im Augenwinkel sah ich den Kotflügel eines Motorrades. Ich dachte mir nichts dabei und stützte mich weiterhin auf dem Tank ab. Der wird nur gucken und uns dann überholen.
    Tja, falsch gedacht.
    Als ich komplett nach links schaute, zeigte sich das es ein Motorrad der Polizei war. Blitzschnell nahm ich wieder eine STVO-konforme Sitzhaltung an. Der Polizist zog an uns vorbei und im Rückspiegel sah ich das wir bereits von insgesamt 4 Beamten eingekesselt waren.
    Sofort lief das Notprogramm ab. Immerhin hatte ich ein BW-Messer mit und ein anderes Gerät zur Selbstverteidung die nicht zu 100% legal sind. Vielleicht könnte ich es ja als Simson DDR-Spezialwerkzeug verkaufen. Wir wurden auf den vorhandenen Seitenstreifen gedrängt.
    Nachdem wir die Helme abgesetzt hatten gingen 2 Polizisten zu Basti und 2 zu mir. Hoffentlich wird es nicht allzu schlimm.
    Um herauszufinden was wir hier machen wurden wir getrennt voneinander befragt. Da wir ja aber nichts zu verbergen hatten, erklärten wir unser Vorhaben. Sagten das wir von Thüringen bis hierher gefahren sind,wollen ein Wochenende in Paris bei einer Freundin bleiben und fahren dann eine andere Strecke wieder zurück. Verdutzte Blicke in allen vier Gesichtern. Basti nutzte diesen Moment um einen Polizisten unsere Landkarte zu zeigen. Er erklärte das wir nur die rote Straße befahren und nicht die doppelte die eine Autobahn ist. Ich bemerkte dies und sagte meinen beiden Beamten das wir in Deutschland auf der Bundesstraße fahren dürfen. Er verlangte meine Papiere.
    Ich zog routiniert den originalen und einlaminierten Fahrzeugschein hervor. Er war veblüfft die Originalpapiere in der Hand zu halten und in seinem Mundwinkel erspähte ich ein kleines lächeln.
    Alle vier berieten sich einen Moment lang und erklärten uns das genau dieses Stück als Autobahn geändert wurde. Das stand natürlich nicht auf der Karte, toll.
    Nach einem kurzem Gespräch im Kreis entschlossen sie sich uns die nächsten 3km zur nächsten Abfahrt zu eskortieren.


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    Ich würde gerne weiterschreiben, aber ich muss morgen beizeiten raus. Habt Nachsicht. Morgen gehts weiter!