Fortsetzung Tag 12
Es zeigte sich das Karsten sich für diese kurze Zeit um Welten besser vorbereitet hatte als wir. Er recherchierte im Internet nach der Maginot-Linie. Allerdings die nicht kommerziellen Stützpunkte und somit die eigentlich verbotenen Stellen.
Juhu, es geht nochmal nach Frankreich!
Doch der Erste halt war nochmal eine Tankstelle. Zum letzten Male billigen Sprit fassen.
Dann hieß es Volldampf voraus. Zum Glück ohne Gepäck!
Es war wieder richtig tolles Wetter. Doch die Krönung des Ganzen war das unbeschwerte, noch freiere fahren. Und dann auch noch zu dritt!
Während wir wieder in Richtung Frankreich steuerten nutzten Basti und ich die Gelegenheit um zu erfahren wie schnell unsere Mopeds eigentlich ohne Gepäck sind.
Auf einem recht langen Stückchen Straße sog ich mich im Windschatten an die Stoßstange des Kombis.
Nach einem kurzen Blick übers Auto ging ich auf Kampflinie. Mit einem stürmischen Schlenker setzte ich zum überholen an. Die Füße auf den Soziusrasten abgestützt und den Bauch auf den Tank gepresst gab es noch einen freundlichen Huper als ich auf Höhe vom Fahrerfenster war. Karsten war recht überrascht. Ich glaube aber, das er sich mehr über die Haltung meinerseits amüsiert hat.
Kurz nach mir zog Basti ebenfalls am Trabi vorbei. Sehr zur Verwunderung der anderen Verkehrsteilnehmer. Anhand von 4 TAchos kamen wir auf einen Mittelwert von 75km/h. Sehr zufriedenstellend!
Jetzt machte sich auch hier die Lenkerkamera bezahlt, da es ja nicht täglich vorkommt das man in Luxemburg nen Trabi mit seinem Moped überholt.
Wieder in Frankreich angekommen stellte sich sofort ein Gefühl der inneren Zufriedenheit ein. Es ist bemerkenswert wie schnell man sich an etwas Gutes gewöhnen kann und wie sehr man es eigentlich nicht missen möchte.
Wir bretterten an einigen Touristenstützpunkten der Maginot-Linie vorbei. Da wir beide ja nicht wussten wo Karsten hin wollte fuhren wir ihm hinterher. Auch wenn ich gerne jetzt schon angehalten hätte.
Auf einer einsamen Landstraße hielt er plötzlich neben einem Wäldchen auf einem Parkplatz.
Mit einem breiten Grinsen meinte er das wir da sind.
Etwas verwundert parkten wir und machten dann erstmal eine kleine Brotzeit.
Frisch gestärkt machten wir uns dann auf den Weg um etwas Geschichte abseits des Mainstreams zu entdecken.
Überall standen Schilder mit der Aufschrift 'Militärisches Sperrgebiet! Betreten verboten!'. Hier sind müssen wir richtig sein und so suchten wir weiter und gingen immer tiefer hinein.
Der Wald war nicht gerade groß und nach 10 Minuten wollten wir aufgeben, als wir plötzlich etwas vielversprechendes entdeckten.
Wir waren auf der richtigen Fährte!
Überall standen Stolperfallen im Boden. Dicke Stahlstangen, die spiralförmig nach oben angespitzt waren.
Am Waldrand sahen wir mehrere vermeintliche Holz- oder Erdhaufen. Wir kamen immer näher und entdeckten ein riesiges System an Gräben und Gängen, die in den Erdboden gegraben wurden. Es war zwar alles schon etwas verwachsen, aber trotzdem noch richtig gut zu erkennen.
Aus den vermeintlichen Erdhaufen wurden dann auch schon die Bunker.
Es war faszinierend, weil wir keine 20m davor standen und sie nicht identifizieren konnten.
Auch hier hat die Natur versucht sich wieder ein Stück ihrerselbst zurückzuholen.
Es war unmöglich die Bunker zu betreten, aber durch die Schießscharten konnten wir wenigstens den den Fotoapparat reinhalten.
Nachdem wir alles begutachtet hatten machten wir uns wieder auf den Weg. Karsten hatte noch ein zweites Ziel ausmachen können!
Es stellte sich heraus das er uns diesmal nach Cattenom führte. Auch hier gab es ein Waldstück wo die Franzosen einen weiteren Teil der Maginot-Linie errichteten.
Auch hier steuerten wir ein Waldgebiet an. Überall hingen Schilder des französischen Militärs und wir wiegten uns auf der Gewinnerseite wieder etwas entdecken zu können. Leider vergebens. Nach einer knappen Stunde brachen wir die Suche ab, da noch nicht einmal die kleinste Spur zu finden war. Während wir wieder zurückfuhren wurden wir vom örtlichen Förster recht barsch aufgefordert zu verschwinden, da er sonst gleich die Polizei holt.
Da wir aber eh auf dem Rückweg waren interessierte uns nicht wirklich und wir liessen ihn ziehen.
Nun begann der emotionale Teil unserer Reise. Wir nahmen Kurs in Richtung Deutschland auf. Ein trügerisches Zeichen dafür das unser Urlaub bald vorbei ist!
Nach recht kurzer Zeit waren wir im letzten französischen Dorf. Nur noch einen Steinwurf von Deutschland entfernt.
Was Basti und mir heute besonders aufgefallen ist, waren die Blicke der Leute. Während die Aufmerksamkeit der Leute die letzten 11 tage nur auf uns gerichtet war, hatten wir nun gar nichts mehr zu melden, weil sich jeder nur nach dem Trabi umdrehte. Tja, dieses unverwechselbare Design ist nunmal überall unverkennbar.
Irgendwie unfair. Das Vierrad heimst jetzt alles ein, wo wir doch viel mehr unter die Räder genommen hatten.
Der Grenzübertritt in die BRD war recht unspektakulär. Kein Schild. Kein Willkommen.
Trotzdem wollte in diesem Moment keine Freude aufkommen.
Wir merkten sofort wie stressig der Verkehr hier ist. Wir wurden von hinten fast angeschuppst, von der Seite abgedrängt und so behandelt als wären wir gar nicht auf der Straße. Das nervte....
Unser erster Weg führte uns zum Supermarkt. Wir mussten erstmal Proviant für den heutigen Zeltplatzbesuch besorgen. Nachdem wir alles hatten war nun auch der Kofferraum vom Auto voll.
Da wir kurz vor Saarlouis waren, hatten wir uns vorgenommen die Innenstadt ein wenig zu erkunden. Allerdings stellte sich dieses Vorhaben schnell als Flop heraus.
Wir fuhren über Umwege und kleine Dörfer zu unserem Zeltplatz. Nach einer kurzen Einweisung in die Platzordnung durften wir uns einen Stellplatz aussuchen und bauten in rekordverdächiger Zeit unser Lager auf. Auch wenn es ein ziemlich schwieriges Unterfangen war die Heringe in den Steinboden zu hauen.
Dann hieß es FEUER FREI!
Der Rost lief auf Hochtouren, das Bier floss in Strömen und es gab einen herrlichen Sonnenuntergang am See.
Wir erzählten bis tief in die Nacht und hatten noch eine Menge Spaß. Bis irgendwann die Akku´s von uns komplett leer waren und wir alle drei wie Steine in die Zelte fielen.
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