Schwalbe KR51/2E gekauft - 230km damit nach Hause fahren?

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  • Hi,


    230km sind für ne Simson kein Thema. Mit nem fremden Moped allerdings gewagt ;)
    Egal, der Spaß wird überwiegen.


    Da du die Wartungsintervalle des Vorbesitzers nicht kennst, bzw. dich nicht drauf verlassen kannst, würde ich es auf der Fahrt ruhig angehen lassen.
    Heißt also nicht durchgängig Vollgas, sich nicht 100% auf die Bremsen verlassen und gut Abstand halten, usw.


    Nen Kerzenstecker und ne Isolator Zündkerze gehört auf alle Fälle in dein Gepäck. Genau wie die Nummer vom Adac und IFA Pannenhilfe.
    Dann kann nix mehr passieren und du machst deiner Freundin in jedem Fall ne lange Nase :thumbup:


    Nico

  • Moin!


    Klar holste die Schwalbe aus eigener Kraft. Ich habs auch schon öfter versucht. Einmal war ich sogar mehr oder minder erfolgreich. Ich kam an, allerdi gs ohne Kupplung. Das Problem bei solchen Fahrzeugen war bei mir immer, dass sie schon lange standen. Aber seh selbst:


    Auf nach Hause...


    Viel Erfolg und berichte dann mal! ;)

    Kann mir mal bitte jemand das Wasser reichen?

  • audh wenns keine große tour ist aber die IFA PANNENHILFE ist immer ne gute lösung wenns mal nicht weiter geht!!!
    KLICK MICH


    lies dir das mal alles durch ist komplett kostenlos und dir wird sovern möglich immer irgendwie geholfen^^


    viel glück und spass
    andré

    Hier bitte signatur eingeben...

  • Hi,




    es hat tatsächlich geklappt!! Bin um 19:30 Uhr nach 8:40h und einer Strecke von 268,8 km fast ohne Zwischenfälle zu Haus angekommen. Fast unglaublich, denn ich hab damit zum ersten Mal überhaupt ein Moped mit Schaltgetriebe im Straßenverkehr gefahren.




    Bin ziemlich groggy, aber in Kürze gibts einen kleinen Bericht. Der Zwischenbericht bei einer Pause verschwand leider vorm Abschicken vom PDA. Ärgerlich, aber das zeigt dass die Simme eindeutig zuverlässiger funzt als die modernen Gadgets :)




    Greets, Peter

  • Herzlichen Glückwunsch zum neuen (alten) Gefährt immer Unfallfreie Fahrt


    LG aus Bochum

  • Glückwunsch!


    ~ 270 km sind auch auf ner Schwalbe (mit lecker Schwingenfahrwerk :rolleyes: ) nich ganz ohne, wie du siehst. Aber es is machbar. Freut mich, dass es ohne Komplikationen abgelaufen is.


    Bin natürlich auch auf den Reisebericht gespannt ;)


    Gruss


    Mutschy

  • Vielen Dank für die netten Wünsche!


    Und hier zum Dank ne Menge Text, bin grad fertig geworden.




    08:00 Abfahrt mit dem Auto in Wolfsburg


    10:10 Ankunft in Rositz beim sehr netten Verkäufer. Da stand sie nun, meine neue Simme, und wollte natürlich erstmal probegefahren werden. Wie war das noch, Kupplung links - 1. Gang unten und wupp, aus ist sie. Gut letztendlich hatte ich den Dreh nach 20min Probefahrt auf Feldwegen einigermaßen raus.


    11:15 Steffi will mit dem Auto ein kleines Stück hinter mir herfahren. Ich starte die Simme und mein Navi. Steffen (der Verkäufer) wünscht mir viel Glück, und vor mir liegen 230km Land-, Kreis- und Bundesstraßen inklusive der Stadt Halle, die es zu nehmen gilt. Da gibts kein zurück!


    11:16 wupp- aus. Zwischen dem Drehmoment eines 2,0 L TDI und der 0,05 L Simme liegen eben doch gewisse...WELTEN :)



    11:30 Steffi macht sich auf in Richtung Autobahn und ab hier bin ich wirklich allein unterwegs mit der Schwalbe. Manmanman was hab ich mir da nur vorgenommen. Wow, die läuft echt gut. 65 sind kein Problem. Allerdings vom Fahrgefühl her etwas weich, das Ganze. An irgendeiner Tankstelle kontrolliere ich mal den Reifendruck und erhöhe von schlappen 0,9 bar auf 2,5 bar. Hätte man auch früher drauf kommen können!


    Etwas später begegnet mir eine Gruppe in schwarz-rot-gelb gehüllte Radfahrer, die winken und johlen. Das kann ich auch!


    Die Schaltvorgänge kommen langsam flüssiger. Da aber als Einziges die Leerlauflampe nicht geht, gibt’s im Stadtverkehr immer wieder leicht stressige Situationen beim Anfahren. Anfänger halt.


    Endlich! An einer leichten Steigung ist es soweit: Problemlos wird der erste Plastikgalaktikscooterroller kassiert. Ein erhebendes Gefühl, obwohl der nicht wirklich nen Gegner darstellt.


    12:30 Theißen liegt hinter mir und weiter geht’s durch Weißenfels. Total hübsches Nest, aber zum Verweilen keine Zeit. Mittlerweile fällt mir die geringe Durchschnittsgeschwindigkeit auf. Kein Wunder, wenn man die Bundesstraßen verlässt und sich durch die Städchen fusselt. Das Navi steckt in der Jackentasche, daher muss ich zum drauf schauen immer wieder anhalten und mich neu orientieren. Eigentlich wollte ich die großen Bundesstraßen ja meiden und die Vorteile der Simme auf den kleinen kurvigen Nebenstraßen mit seinen verschlafenen Dörfchen ausspielen. Und dabei viele Fotos machen. Doch dafür bleibt zu wenig Zeit.


    Schnurgerade und zweispurig ausgebaut führt mich die B91 nach Merseburg. Weit und breit bin ich der einzige Rollerfahrer. Ob die B91 überhaupt für Kleinkrafträder erlaubt ist? War da nicht irgendwo ein blaues Schild mit weißem Auto drauf? Ich verdränge den Gedanken lieber und freue mich über das „rasen“ des Kilometerzählers auf dem Tacho der Simson. 17 Minuten von Weißenfels bis Merseburg, das lässt hoffen!


    13:30 Vorbei an Schkopau erreiche ich die Stadtgrenze von Halle. Jetzt wird mir doch etwas mulmig. Wie werden meine Simme und ich uns im dichten Hallenser Stadtverkehr schlagen? Erst mal kurz halten und in den Tank schauen, aber wegen der seltsamen Tankform kann ich die Restreichweite schlecht einschätzen. Gestartet bin ich mit ca. dreiviertel, nachtanken wollte ich 5 Liter wegen meiner 100ml Ölvorratsfläschchen. Scheint noch zu früh zu sein, also Deckel druff und weiter.


    Das Vertrauen zum Moped ist da, und problemlos schwimmen wir im Verkehr durch die Stadt. Nicht der kleinste Zündaussetzer oder Muckser, der Motor versprüht quasi pure Lebensfreude. Plötzlich taucht linker Hand der Wasserturm Nord auf, aber die Zeit im Nacken kann ich mich auch hier nicht zu einem Fotostop durchringen. Selbst schuld, ich bereue es.


    Wieder irritiert mich die zweispurige Streckenführung, jetzt kommen jede Menge Autos von rechts einen Zubringer herunter und nehmen mich in ihre Mitte. Der Gashahn bleibt offen, wenn die mich nicht sehen sollten hören sie mich wenigstens.


    13:50 Ich verlasse die B6 hinter Halle um auf der geruhsameren Landstraße weiter nach Bernburg zu fahren. Nach einer dreiviertel Stunde hatte ich mich leicht verfahren, man kann ja nicht immer anhalten und aufs Navi gucken. Nachteil der Landstraße mit diversen Abzweigungen, aber mit wunderhübschen Dörfchen, Bächen und Weihern. Also erstmal wieder ein Halt mit Blick in den Tank. Joa, so demnächst könnte man langsam mal was reinkippen. Der Meinung ist mein Magen auch, also werden erst mal die Käse-Schinken-Brötchen ausgepackt und gefuttert. Eigentlich könnte man auch mal einen kleinen Zwischenbericht auf dem PDA tippen und ins Forum posten. Das endet jedoch nach einiger Zeit in wüsten Flüchen, da der mühsam getippte Text sich durch einen falschen klick jäh verflüchtigt hat. Also lieber die Schwalbe anschmeißen, die Osttechnik macht mir grad deutlich mehr Spaß als das elektronische Gadget. 45 Minuten Pause hab ich mir gegönnt und mittlerweile ist es kurz nach drei!


    15:15 Gleich im nächsten Städchen verspricht das Navi eine Tankstelle. Wird auch Zeit. Nochmal kurz falsch abbiegen, dann liegt das verheißungsvolle Brennstoffdepot vor mir. Und zwar geschlossen! Autsch. Kurz die Lage gecheckt, ein Umweg kommt nicht in Frage. Noch bin ich nicht auf Reserve. Also schnurstracks nach Bernburg, da wimmelts nur so von Tankstellen.


    15:36 War da etwa eine leichte Arbeitsverweigerung zu spüren? Nö…doch! Bei voller Fahrt kurz kuppeln und im Rollen auf die Reserve umschalten. Sachte einkuppeln, Gas aufdrehen… zum Glück tut der Sprithahn genau was er soll.


    15:44 Das ist Timing. Nach genau 125 km Fahrtstrecke lockt Bernburg mit 95 Oktan zu 1,41 der Liter. Öl aus dem Dosierfläschchen rein, am Vogel rütteln damit es sich mit dem Rest Benzin vermischt und genau 5l Sprit drauf. Gut, mit dem bezahlten Geld kommt mein Diesel auch über 100 km weit, aber nicht so langsam und so schön!!!


    Eigentlich wären es jetzt nur noch ca. 100 km bis nach Hause, aber mir dämmert dass ich nicht ganz die kürzeste Strecke nach Navi getroffen habe. Egal, und wenn´s bis zehn Uhr abends dauert. Wenn die Schwalbe durchhält, halt ich auch durch. Zwar scheint der 1. Gang etwas unwillig reinzugehen aber das kann auch an mir liegen.


    16:35 Die gewählte Route sollte mich eigentlich auf kleinen Straßen über Förderstedt nach Wanzleben führen, doch in Stemmern ist plötzlich Schluss. Die Ortsdurchfahrt ist wegen Straßenbau gesperrt. Mist, die Umleitung hab ich irgendwie nicht ernst genommen. Bevor ich mit meinen Fahrkünsten da jetzt im lockeren Kies verrecke dreh ich halt um und komme nach 20 verlorenen Minuten wieder auf Strecke. Google Earth enthüllt später die ganze Schmach: die gesperrte Ortsdurchfahrt hätte sich ganz einfach im Kaff umfahren lassen. Gerade mit einer Schwalbe, die mich wahrscheinlich auslacht.


    17:40 Magdeburg liegt in greifbarer Nähe, doch nicht auf meiner Route. Aber ab hier kommen mir schon viele Ortsnamen bekannt vor! Da ich nicht mehr ganz so häufig anhalten und aufs Navi schauen muss, frisst die Schwalbe Kilometer um Kilometer. Wanzleben, Umleitung, Seehausen, Umleitung, Eilsleben. Sachsen Anhalt, das Land der gesperrten Ortsdurchfahrten. Doch noch mal halten und aufs Navi schauen. Sauber tuckert die Schwalbe im Leerlauf, eine Schraube tanzt lustig auf dem rechten Fußbrett.


    SCHRAUBE???!!! Wo-her-kommt-die? Verdammt… ganz ruhig bleiben. Piloten würden jetzt ihr Handbuch für Notfälle befolgen. UND ICH??? Sammle die Schraube auf und untersuche den Gasgriff. Keine Ahnung wo die nu fehlt, soviele Schrauben kann die Schwalbe eigentlich nicht übrig haben ohne dass was abfällt? Etwas verunsichert setze ich die Fahrt fort, mitleidig an Achim denkend der mich im Fall des Falles mit dem Hänger zurückholen würde.


    18:15 Ich brauch was Süßes. Der Eilslebener Netto-Markt wird angesteuert und diverse Schokoriegel vertilgt. Ich rufe meine Freundin an und kündige meine Ankunft für 19:30 an. Das verpflichtet. Der Stopp hat 15 Minuten gekostet, es wird keinen weiteren geben. Um 18:30 kicke ich die Schwalbe an und mache mich bereit für die Ausreise über Marienborn in den ehemals goldenen Westen.


    Kurz vor Morsleben biege ich auf die Bundesstraße 1. Der Hintern tut einfach noch nicht weh genug, und so blitzt es kurz in mir auf: Die B1? Die führt quer durch Deutschland von Aachen nach Küstrin-Kiez an der polnischen Grenze. Das wär doch mal was!


    19:00 Aber diesmal begleitet mich die B1 nur wenige Kilometer um Helmstedt, dann geht’s das letzte Stück durch altbekannte Dörfer Richtung Heimat. Für das „erfahrene“ Maschinchen kein Ding, die Höchstgeschwindigkeit wird auf den letzten Kilometern genauso erreicht wie zu Beginn der Fahrt. Einzig das Runterschalten aus dem 4. Gang will grad nicht so klappen, immer öfter lande ich im Leerlauf statt im dritten. Außerdem geht der erste Gang nun wirklich kaum noch rein, da die Schaltwippe dafür mehrfach aufs Trittblech getreten werden muss. Aber nach der Strecke hat sie sich eine gewissenhafte Inspektion sowieso verdient.


    19:22 Geil, noch´n Plastikroller voraus! Ohne Probs vorbeigezischt. Die treibt man mit ner Simme wohl reihenweise zum Tuner. Außerdem scheint´s mit der gesetzten Ankunftszeit zu klappen. Allerdings will ich an dieser Stelle nicht verschweigen, dass ich anfangs mal mit 17-18 Uhr gerechnet hatte J


    19:31 Ankunft. Zündung aus, Begrüßung, Begutachtung. Mit einem kalten Bier in der Hand ist das Statement klar: Ja, ich würd´s wieder machen.




    P.S.


    Ich hatte an dem Abend noch nicht genug und machte mich nochmal kurz auf ins Nachbardorf zu meinen Eltern. Und da steht die Schwalbe jetzt auch! Was war passiert? Der Gasdrehgriff nahm urplötzlich den Bowdenzug nicht mehr mit. Meine Freundin musste mich tatsächlich da abholen, ich hatte an dem Abend einfach keine Lust mehr zum Basteln. Nichts wildes, aber ein ziemlich witziger Zufall!




    Vielen Dank für die tolle Unterstützung von euch aus dem Forum! Es hat niemand von der Aktion abgeraten. Jetzt ist mir auch klar warum








    Edit 29.06.: Zu einem Reisebericht gehören einfach Bilder. Auch wenn´s etwas kärglich ausfällt:




    Eine wie keine





    Nicht mal 10 Dinge, die ich an ihr hasse


    3 Mal editiert, zuletzt von BlueCharge ()

  • Toller Bericht super geschrieben
    ich wünsch dir ne tolle Zeit mit deiner Errungenschaft


    LG Sven

  • Schöner Bericht, solche Touren kenn ich auch. Leider verpasst man bei der Raserei die Fotos :D aber man will ja auch ankommen :wacko:
    Leider klappt bei mir der Rückweg seltener :lol: :lol: aber ein Leihwagen von den gelben hat auch was.....

    Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen

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