Daniels Reiseberichte

Willkommen! Melde dich an und mach mit – schreiben, antworten, austauschen.
Jetzt registrieren

  • Tag 6 , 14.5.24

    Tuzla - Banja Luka 173 km


    Bereits am Vorabend ergab der Wettercheck nichts Gutes. Wir sondierten wieder mal alle Optionen, etwa vorzeitig BIH nach Norden hin Richtung Kroatien zu verlassen und dadurch dem schlechten Wetter möglichst davonzufahren. Auch von einer möglichen weiteren Übernachtung und Museumstag in Tuzla war plötzlich die Rede. Es wird dem Leser vielleicht deutlich, die vorhergesagten Regenmengen waren erheblich. Es wird zwar nicht den ganzen Tag regnen und hört wohl irgendwann auf, doch eine präzisere Planung war nicht möglich. Die Entscheidung über den Fortgang wurde auf den Vormittag vertagt, Ziel war nach Möglichkeit Banja Luka.


    Es schüttete am nächsten Morgen volle Kanne. Wirklich so, dass die Wassermassen auf der Straße standen. Kein gutes Milieu für Mopedfahrer. Und es hörte einfach nicht auf und wurde nicht leichter. Die Wetterapp war sich sicher, es endet irgendwann 13 Uhr plus minus 2 Stunden. Wenn wir regulär gestartet wären, hätten wir durchaus 2-3 h bei diesen Bedingungen fahren müssen. So warteten wir ab und es war dann ein ziemlich zähes Dahinwarten. Wir hätten nebenbei um 10 Uhr aus-checken müssen. Das machte uns die Besitzerin auch wiederholt auf eindringliche, unfreundliche Weise klar. Um die Botschaft zu verstehen, musste man kein serbisch können. Ich schob ihr ein paar Mark zu und letztlich wurden wir noch geduldet. Viele Kaffee und Schachpartien später schauten wir wieder mal nach draußen. Der Chinese vom Appartement nebenan, mit dem wir uns am Vortag länger unterhielten, traute sich bereits raus in Richtung Supermarkt.


    Als es minimal schwächer wurde, wollte Daniel bereits aufsatteln, ich war jedoch für weiteres Abwarten. Wir ließen den Regen noch etwas schwächer werden und das Wasser etwas von den Straßen ablaufen. Binnen voraussichtlich einer Dreiviertelstunde würden wir den Regenkorridor wohl verlassen sobald wir losfahren. In der ausgiebigen Wartezeit hatten wir dafür die ideale Route nach Banja Luka konfiguriert. Auch ein Hotel hatten wir bereits im Auge, mit Wellnessbereich und Sauna. Dies in Aussicht, machte der Ausblick auf Durchnässen und Auskühlung etwas erträglicher. Es wurden gleich zwei Nächte gebucht für einen Aufenthaltstag, da wir noch einen Tag „über“ hatten. So fuhren wir bei mittelstarkem Regen irgendwann gegen 12 Uhr los. Die Fahrt aus der Stadt raus war nicht gut. Viel Spritzwasser, und Pfützen, von oben kam es auch nochmal großzügig runter. Daniel hatte uns nach den Erfahrungen der letzten Jahre Überziehschue besorgt als Wasserschutz für die Hinterläufe. Diese funktionierten wirklich gut und waren wesentlich salonfähiger als die altgedienten Müllsäcke.


    Es ging dann sehr unspektakulär dahin, immerhin hörte der Regen auf und die Wasseraufnahme unserer Kleidung hielt sich in Grenzen. Das meiste verdunstete wieder dank des Fahrtwindes. Da wir noch nichts gegessen hatten außer Kekse zum Kaffee bogen wir ab, machten in einer kleinen Parkbucht Halt und aßen Chips zu Mittag. War doch nicht so gemütlich als wir dachten, da sich die Straße als viel befahren herausstellte. Die Route wurde nun umgebaut um den Hauptstraßen zu entgehen. Es ging in eine Gegend, wo die Tankstellen 20-30 km auseinanderliegen können. Es war damit wenig Spielraum für Planungsfehler. Wir prüften unsere Reserven an Betriebsflüssigkeiten und waren hinsichtlich Zweitaktöl komplett ausgebrannt. Da wir jedoch recht dringend einen Tankstopp benötigten, blieb uns nur die Hoffnung auf halbwegs hochqualitatives Öl an der anvisierten Pampatankstelle.


    Es wurde wieder schöner zu fahren und wir erreichten die Zapfsäule. Dem Tankwart versuchten wir mit Händen und Füßen klarzumachen, was wir benötigen und er konnte liefern. Schnell stellte sich das Öl als miserabel heraus. Es stank so sehr, dass wir mehrere hundert Meter Abstand voneinander hielten um als Nachfahrender nicht vom Sattel zu kippen. Leider war es auch noch windstill und das Abgas wurde nicht verweht. Wir fahren aus gutem Grund eigentlich nur Vollsynthetisches auf Tour. Aber das Öl schmierte die Motoren. Die Straßen wurden abenteuerlicher, oft war abschnittsweise Schotter. Als wären zu viele Baustellen begonnen worden um alle auch beenden zu können. Arbeiten sahen wir nirgends jemanden. Außerdem fielen uns in der Republika Srbska, in der wir uns seit dem Tag davor befanden äußerst viele serbische Flaggen auf. Den anderen Landesteil, die Föderation Bosnien und Herzegowina, lernten wir ja in der ersten Hälfte der Tour kennen.


    Es war schon recht spät am Tag. Wir machten aber gut Strecke und kamen Banja Luka immer näher. Landschaftlich war es nett, die großen Highlights blieben aber aus. Im Großraum der Stadt staute es sich sehr, was uns dann unserer schlanken Bauform kalt ließ. Am Hotel konnten wir die Mopeds in der Tiefgarage sicher abstellen. Wir waren nicht durchgefroren, tatsächlich wurde uns aufgrund der vollen Montur eher warm im Laufe des Tages. Dennoch reservierten wir den Wellness Bereich für je 2 h an diesem Tag und am Nächsten. Diesen nahmen wir gleich noch in Anspruch, bevor wir uns auf den Weg in die Innenstadt machten.


    Eine nette Stadt, mit weitläufiger Fußgängerzone und einigen kleinen Lokalen und Bars. Daniel kundschaftete den Fanshop von Borac Banja Luka aus, hatte aber schon zu. Wir gingen essen, dachten wir gönnen uns heute in einem sehr guten Restaurant etwas. Also wurde dry aged Burger geordert. Ein Reinfall leider, der Burger hatte eine sehr ekelige Beschaffenheit und uns wurde etwas schlecht. Ich konnte es garnicht aufessen, Daniel zog es durch. Wir prüften noch den Irish Pub und wurden aber auch nicht richtig froh, immerhin der Magen konnte abgelenkt werden. Als wir uns eigentlich schon auf den Heimweg begaben, war von weiter weg Musik zu hören. Wir dachten, es käme von einem Club und suchten ein bisschen herum. War aber falsch, denn es stieg ein Festival im Burggelände des Tvrdava Kastel. Die Abschlussklassen einiger Schulen hatten dieses Event organisiert, es war aber offen für jedermann. Da gingen wir also hin, somit wurde unser Abend kulturtechnisch noch angereichert und es kam uns gelegen, dass der nächste Tag kein Fahrtag war.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!