Beiträge von [email protected]

    Freut mich auch, von Dir zu hören Marko!


    "Gleich wieder" auf eine Frau einlassen stimmt ja wohl nicht, "überhaupt erst" mal, nach der Drachenerfahrung, träfe es besser... (Guck mich an: Ich tauchte 2004 als männliche Jungfrau aus einer vierzehnjährigen Depression auf und blieb das Jahr darauf auf der Mutter unserer Kinder hängen. Ich bin ihr für diese sehr dankbar, aber leider ist Dankbarkeit keine ausreichende Basis für ein ganzes Leben. Und denk doch mal an diesen alten Schlager, dessen Refrainzeile lautete: "Ich will f..."eilen!!!" - oder so ähnlich. Der langen Rede kurzer Sinn: Ich habe sooo viel nachzuholen...)


    Ich lernte sie im November über einen gemeinsamen Bekannten kennen, der ihr (daher Dank für Dein Histörchen) nicht erlaubte, ihre Zweitzahnbürste bei ihm zu parken. Und da es von jeher meine Art ist, ob mit oder ohne Depressionen, Vakanzen in der gebotenen Höflichkeit einer Dame gegenüber auszugleichen, schlug ich mich in die Bresche und erntete Sypmpathie, deren zielgerichtete Vertiefung (in der der gemeinsame Bekannte schlußendlich landete) in logischer Konsequenz direkt zum Bettbau führte. Also ja, der Vorsatz war da. Dazu gutes Essen, gute (!) Gespräche, ein guter Film und in der Hinterhand eine Badewanne; und alles alles wird wieder gut...


    An Oppa: Na, na, na! Wo bleibt da die professionelle Distanz des Medizinmanns?


    Nur soviel: Es ist eine das Leben eines Mannes ungemein bereichernde Erfahrung, sich mit einer wirklich schönen Frau zu lieben... (...und ohne einem bulligen Typen an der Tür vorher Geld in die Hand drücken zu müssen...)


    ...darüberhinaus mag sie nur motorisierte Männer und liebt Zweiräder, gleich woher oder groß und mag auch mitfahren (unmöglich aus Launen- und Gewichtsgründen beim Altdrachen). Ich freue mich auf den Sommer!!


    Besonders jetzt: Die Hauptverteilung ist umgeklemmt, meine Finger sind elastisch wie ungekochte Makkaroni und ich will mich mal gut ausschlafen, denn morgen gibts ein Wiedersehen... (...und eine 28mm Holzstange muß ich noch wo auftreiben, denn eher gibts keine Bilder.)


    Euer Tilo

    Verzeih Oterka, ich vergaß zu sagen: Danke! Auch Dir Knallfrosch Dank für Deine guten Worte! Ichätts nih kirzer soin kinn, gewißlich nicht...


    "Mein lieber junger Freund" Lehmann, das habe ich auch nur bei der Olsenbande (Kommisssar-Assistent) geklaut, das hat so was liebenswert Herablassendes...


    Die hiesige Variante dieses Opus lautet:


    "Loch gebuddelt,
    Bronze rin.
    Nuffgezogen.
    Bimbambim."


    Ich befinde mich gerade mitten in einer kleinen Elektroinstallation (Eleggdriggr worsch ja omal...) in der Werkstatt eines Freundes. arschkalt, steife Finger, aber Netz.
    Jetzt wieder den Schraubenzieher schwingend (drehend, bohrend, kreisend, genußwurzelnd...?)
    Tilo

    Mein lieber junger Freund,


    was magst Du mir mitteilen? Daß Dich Textbausteine mit mehr als zwoundzwanzig Worten intellektuell überfordern? Daß Du es nicht gut findest, lesen zu müssen? Lesen - im besten Sinne des Wortes - leeeehseeeeen - sich Zeit nehmen, sich vertiefen, sich fallenlassen - und nicht nur schnelles Überfliegen eines wortarmen Gestammels, sondern das wahre kontemplative Versenken in das geschriebene Wort. Du geizt mit Informationen über Dich, schämst Dich vielleicht sogar worüber, traust Dich nicht die Hose hinunterzulassen, versteckst Dich. Vielleicht bist Du es gewohnt, als "Profiler" (watt ooch imma datt is) nur Fachtexte zu lesen und bist darob in einer intellektuellen Sackgasse gelandet und emotional verkümmert, wer weiß; doch wenn Du uns davon nicht berichtest, dann keiner...


    Ich fange jetzt nicht an, wortarme Merksätze und Formeln zu zimmern, wie Du es wünschst. Wir sind hier im Narrativen, im Erzählerischen... Doch auch ich abstrahiere gern und brutal, aber will ich erzählen, brauche ich Raum, lasse mich nicht auf ein Stammelmaß von zwoundzwanzig Worten herunterbrechen, mache so etwas nicht einmal für Freunde, schon gar nicht für Fremde. Was will ich bewirken, fragst Du. Ich sage: Nüscht. Ich will nur parlieren, berichten, Euch die Zeit verkürzen, meine Freuden und Sorgen mit Euch teilen, plaudern, mal mehr, mal weniger geistreich. Ich bin ein Mensch, bin nicht jeden Tag gleich und nicht an jedem Tag gelingt mir alles gleich gut. Vielleicht geht es Dir genauso und ein U-Profil, an dem Du tapfer feilst, degeneriert Dir unter Deinen Händen zum Doppel-T-Profil oder andersherum, wer weiß...


    Du rätst mir, erst zu denken und dann zu schreiben?! Sei Dir gewiß, mein lieber junger Freund, daß ich genau das mache und auch andere auf diesem Strang schon dazu aufrief. Ich muß das tun, denn im Gegensatz zu Dir, der sich hinter einem künstlichen Alter Ego versteckt, hinter einer Larve wie beim Karneval, focht und fechte ich hier mit offenem Visier, denn ich wandel unter Euch mit meinem Klarnamen. Und das aus genau diesem Grunde: Um mich selbst zu zwingen, über meine Worte nachzudenken, bevor ich sie schreibe.


    Meine Aussagen und meine Ziele berühren sich in Schnittmengen, sind aber mitnichten kongruent, definitiv nicht. Ich kann den ersten Schritt immer nur vor dem zwoten machen, nie ihm zeitgleich oder danach. Oder stell Dir vor, ein Politiker riefe: "Wählt mich! Ich werde Euch allen die Köpfe abschlagen!" - dem Ansinnen alle Ehre, nur die Reihenfolge ist verkackt. Meine persönlichen Ziele kann ich in wenigen sehr kurzen Sätzen sagen. Doch mache ich das nicht hier, denn sie sind mein privates Geheimnis. Aber auf dem Weg dahin lüpfe ich hin und wieder ein wenig den Schleier und wer mich begleitet und dabei ein bißchen kennenlernt, lernt es auch, im rechten Moment darunterzublicken und kann mich so peau a peau kennenlernen ... und dann sage ich ihm vielleicht auch meine Ziele...


    Für Deine Gedanken danke ich Dir trotz allem!
    Tilo


    P.S.: Soll das Deine Art von Humor sein: Mir zu sagen, daß ich zwar kurz und prägnant, aber mit zu vielen Worten schreibe? Gibt es Deine Profile auch in Fragezeichenform?

    Mein intellektueller Lieblingswitz:


    Gemäldeausstellung. Drei Bilder.
    Auf dem ersten Bild sehen wir eine bitterlich weinende Halbwüchsige.
    Auf dem zwoten Bild sehen wir zwei verbrannte Toastbrotschreiben. (Warum eigentlich nicht Toastbroat...?)
    Auf dem dritten Bild sehen wir ein Ufer und eine frische Wasserleiche.


    Wie lautet die eine Bildunterschrift aller drei Gemälde?


    Na logisch: "Negozegsuareh täps Uz."


    Tilo

    Und wieder gehen Woche um Woche ins Land und der faule Schwalbe gibt geen Dohn mehr von sich...
    Und wieder habe ich eine saugute Ausrede, warum ich schwieg...
    Und es ist die mir liebste Ausrede, die ich je zu diesen Behufe gebrauchte...


    Doch was hielt mich dem Netz fern? Ich hatte Damenbesuch! Und ich sah, wie ich mit der Badewanne punktete und ich sah auch, wie ich diese wieder verlor, beim Blick der Schönen in meine Kammer. Dort lag noch immer, als letztes Übergangs- und Einzugsprovisorium, meine alte muchtige Baumatratze. Aber eine Wohnung ohne vernünftige Schlafstatt ist absolut unsexy! So fühlte ich mich genötigt, die Bettkonstruktion (mit einunsiebzig Zentimetern exakt heizkörperoberkantenhoch, errichtet am Fenster mit dem schönsten Ausblick der Wohnung, über die Grube, auf die Berge des Jeschken-, Iser- und Zittauer Gebirges; ich grübelte lange über eine stabile Konstruktion, dann kam mir die Lösung und ich zog das gesamte Bett gleich über die Zimmerschmalseite von 318 Zentimetern und verkeilte es beschädigungslos mit der Wand - steht wie Atze und ich habe einen Riesenkeller in der Kammer), für die ich mir mehr Zeit lassen wollte, in einer Woche zu errichten. Und ich scheiterte an siebzig Zentimeter Rauhspunddeckung (auf den Bäggln a sechs Stück steht zwar die abgedeckte Fläche, aber nicht die abgedeckte Breite - ergo verrechnete sich der leicht arithmasthenische Tektos...). Aber es war später Sonnabendnachmittag und mir egal: Das Fertige reichte, die Matratze zu tragen. Dann kam der Sonnabend, ich kochte was Gutes und das Wunder geschah: Sie blieb über Nacht...


    Jetzt werde ich indiskret und verrate sogar, was ich kochte: "Boston Baked Beans" nach Gert Prokops Rezept. Diese buk vierzehn Jahre eher das vorige Mal und der Drache blieb hängen. Nun tat ich es wieder, sie gelangen wie eh und je, nur in seiner weibeseinfangenden Wirkung hat dies Gericht sich exorbitant verbessert! (Ich kann es Euch auch gern verraten, aber nur wenn Ihr wollt, will heißen, mich wenigstens ein bißchen darum bettelt!)


    Ansonsten ist die Wohnung fertig, nur Quisquilien noch hie und da (eigentlich bloß noch Gardinen und Vorhänge - nur hat in unserem guten alten Zittauer "Praktiker"-Baumarkt, der vor einiger Zeit plötzlich orange wurde und sich nun nur noch mit drei Buchstaben schreibt, ein Fachverkäufer mir kundgetan, daß die holzverarbeitende Firma, die die 28mm-Holzstangen, auf der fast das gesamte Gardinen- und Vorhangangebot aufbaut, herstellt, fallierte und nun niemand dort weiß, wann sie wieder reinkommen --- 'sis'n bissl wie frieher, nih?). Wenn die Raumtextilien dann in der Senkrechten sind, bin ich absolut fertig, und dann mache ich Interieurpanoramen meiner Räume - wenn, ja wenn ich mit dem neuen Panoramaprogramm, das mir mein Administrator aufs Auge drückte, klarkomme...


    Nun habe ich noch ein Plakat für Euch. Dies zeichnete mir meine Tochter, verbunden mit der geheimen Hoffnung, daß ich es hier veröffentliche. Was hiermit geschehen ist. Euch hat das kleine Biest ja ganz nett gezeichnet, doch ist ihre Darstellung ihres werten Erzeugers mir ein klein bißchen zu despektierlich geraten... Nun ja, ich habe durchaus den Mut, über mich zu lachen...


    Und nun zieht es mich zum Weibe - für mich eine fast neue, da lange entbehrte Erfahrung.


    Euer, diesmal nicht von Zweitaktbenzin sondern von Testosteron getriebener
    Tilo


    P.S.: Da muß ich mir mal ein grenzintellektuelles "Hääääh?" aus dem Mundwinkel fließen lassen: Wieso kann ich keine Bilder mehr anhängen, nur Links zum Bilde? Hat sich da was geändert, oder bin ich mal wieder zu blöd?

    Danke Marko! Und Irrtum: Nun kann ich meuchlings den zwoten Teil doch gleich bringen!


    (Wenn ich mit der Wohnung in Bälde rum bin -Küche fertig und Hochbett- muß ich den Schuppen sanieren und dann bekommt das Rößlein auch sein Ställchen...)


    Fortsetzung:


    Zum Abend bin ich wieder zurück. Unverändert plärren die Fernseher. Ich trage alles nach oben. Zuerst meinen Weinballon. Dann ein altes Hängeregal, das ich im Bad anschraube. Das ist mein Anfang. Von hier aus beginne ich. Die Wohnung ist finster, nur in der Küche spendet eine Wand­leuchte müdes Licht. Bis in die Kammer reicht es nicht. Deren Südfenster ist das Bon­bon der Woh­nung. Weit kann man Tags schauen, über das größte men­schen­gemachte Loch Europas, bis hin zur karstigen Linie der Gebirge, die uns von Böhmen trennen. Manchmal gar zeigt sich der Jeschken. Nachts sieht man die Großgeräte, hört wie sie sich durch Flöze aus minderem Lignit fres­sen, unserem einzigen heimischen Bodenschatz. Und man sieht Mordor. Mordor ist nahe. Wenn sie offenstehen, die Pforten in den Hades, fällt ein blutig Schein heraus, der macht den Him­mel lohen. Darin sehe ich sie ab­stei­gen, der Eumeniden Knechte, auch Winters zu ernten der Hölle Frucht, die man im Süden des deutschen Sprachraumes wohl deshalb iro­nisch „Paradeiser“ nennt. Woher die das so viel eher schon wußten? Komisch…


    Ich will nachschauen und betätige den Fenstergriff. Wie ein Raubtier fauchend springt mir der Sturm ins Gesicht. Das erste und höchstgelegene Haus der Siedlung: Der Ostwind holt über dem Türchauer Loch or­dentlich Schwung, bläst den Berg hoch, schlägt sich an unserem Haus eine Beule und faucht beleidigt durch die Gassen von hinnen, wü­tend auf die Briefkästen trommelnd. Bei einer Deckenhöhe von 2,27cm ist mein Obergeschoß der Straße immer noch sehr nahe, aber ich fühle mich trotzdem wie in einem Turm. Dort igel ich mich ein und baue aus. Doch bevor auch nur der Hauch eines Idylls entstehen kann, kommen neue Widrigkeiten. Tief im Sü­den Zittaus liegt das „Haus-das-Verrückte-macht“. Bosheit und Mißtrauen sind dort zu Hause und ich preise jeden Tag, an dem seine Metastasen nicht nach mir grap­schen. Doch leider ha­ben die Götter zwischen mich und meine staatliche Stütze eine pri­vat­wirt­schaft­li­che Verwaltung geschoben. Aber das Schlimme ist, daß diese Firma, die im Mäntelchen eines Amtes daherkommt, auch wirklich Macht über mich hat, denn sie kontrolliert meine Brieftasche. Und wenn sie mir schaden kann, denn die Gewalt dazu hat sie, dann tut sie es auch. Sie arbeitet präzise wie eine Maschine und ist dabei ebenso gewissenslos wie absolut. Wieder und wieder werden die Menschen des Abgrunds von ihr durchkämmt…


    Am Monatsersten sehe ich, daß mich einige Streicheleinheiten aus der Zittauer Südvorstadt pekuniär er­reicht haben. Am Zweiten ist noch keine Rechnung bezahlt, mein Konto weist stolze 2,78 Euro aus und bis zum Einunddreißigsten ist mit keinen weiteren Zahlungen zu rechnen. Ich bin wieder unten, um Er­fahr­­ung­en reicher, aber arm wie früher. Ob die anderen Mieter helfen können? Außer mir wohnt in dem Haus noch ein alter Assi. Das ist der, der das Stiegenhaus zumüllt. Ich hab seinen Rümpel jetzt zu­sam­men­gesucht, in eine Kellerecke gestapelt und ihm weiteres Zustellen der Rettungswege ener­gisch ver­bo­ten. Das Zuckerbrot zur Peitsche ist mein altes Schuhregal, das paßt bei mir nicht mehr. Ich über­ließ es ihm mit der Anweisung, es auch zu benutzen. Ferner wohnt über mir ein etwa gleichalter Drei­schicht­ar­bei­ter. Leider mag der keine elektronische Tanzmusik. Kommt klingeln, als ich gerade mein Regal strei­che, der kleckrigen Lasur wegen nackt, und bittet mich mit zuckendem Augenlid wenigstens um Zim­mer­lautstärke. Froh, mit ihm ins Gespräch gekommen zu sein, willige ich ein. Trotzdem: Spießer! Es ist ge­ra­de mal früh halb fünf… Der letzte lebende Mitmieter ist ein Deutscher aus Prag. Er floh jung in die Bun­des­republik, arbeitete ein Leben lang auf dem Bau und als sein Weib starb, wollte er zwar dies­seits der Grenze bleiben, aber seiner Heimat so nahe wie möglich. So strandete er hier…


    Außerdem wohnt hier ein Toter. Oder eine Tote? Ist auch egal, sie starben kurz hintereinander und ohne Erben. So darf irgendwelcher juristischer Verknispelungen wegen ihre Wohnung ein paar Jahre lang nicht beräumt werden. Und keine Leibesfrucht einte sie, sondern eine gemeinsame Passion: Sie wa­ren, jeder auf seinem Gebiet, manische Hamsterer. Sensationell! Ich dachte immer, die seien aus­ge­stor­ben. Als ich das letzte Mal über sie las, war es in einer Zeitung der fünfziger Jahre. Da erbreche ich einen ver­­wahrlosten Kellerraum und finde unter unzählbar vielen anderen Dingen eine Sammlung Fisch­kon­ser­ven, die äl­tes­ten haltbar bis 1997. Sie ergeben zwei volle Baueimer mit Berg! So muß ich nur Benzin und Tabak er­bet­teln, Teewasser kommt aus der Leitung, Brot von der Tafel und dazu gibt es guten, alten Fisch. Was soll’s? Ich lebe! Aber plötzlich bete ich wieder vor’m Essen…



    (Tilo Schwalbe MMXX)

    Ojeojeoje, doch schon so lange her...
    Die Küche liegt in den letzten Zügen, endlich wieder leben wie ein Mensch, danach das Hochbett, und wenn alles geschafft ist, mache ich Interieurphotos für Euch und mich.
    Und für Euch, als kleines Präsent fürs warten, einer der Gründe, warum ich keine Zeit für Nebensächliches, wie Moped im Winter, hatte und habe:


    Mein Beitrag zum Poetryslam im Kronenkino zu Zittau am 13. Februar 2020, der erklärt auch 'ne ganze Menge:


    O r t d e r E r d u n g


    Die Schlüssel könne ich heut noch holen, sagt die Stimme am Telephon und erklärt mir wo. Keine hal­be Stun­de später parke ich den Wagen vor einem verlotterten Mietshaus. Kinderspielzeuge längst weg­ge­zogener Erwachsener sedimentieren auf dem verwilderten Bleichplan, ein Gleis trennt ihn von der Bra­che dahinter, einst Rangierbahnhof; ein Kraft­werk gab‘s hier, Spin­ner­ei­en, das legendäre Ferrowerk, doch alles ist eingeebnet und in der Zeit verweht, nur die Fett­chemie ar­beitet noch, aber die rangieren nicht und im Birkenhain über dem Gleis­schotter sa­gen sich Fuchs und Grenzschutz „Gute Nacht!“, die Nei­ße ist nah. Alles ist tot. Außer denen, die es müs­sen, will niemand hier leben. Nach­dem ich eine Wei­le auf dem Klin­geltableau her­um­ge­spielt habe, erscheint auch wirk­lich ein Haus­­meister. Fröhlich an ihm ist nur das Rot seines Overalls. Sei­ne Augen sind müde und leer, wie die von ihm umsorgten Häuser, in deren Woh­nungen nur Tapeten und Dübellöcher noch davon kün­den, daß solch mauerumschlossenes Nichts einst Heimstatt war, bevor der ewig sich er­neu­ernde Flie­gendreck einzog. Ich will mich erklären, doch der Hausmeister winkt ab, ich bin avisiert. Um­standslos zaubert er einen Schlüsselbund aus einer sei­ner vielen Taschen. Und als würde ihm erst jetzt bewußt, wie selten solche Momente in seinem Be­rufs­alltag noch vorkommen, lächelt er nun doch zaghaft und wünscht gutes Gelingen. Ich winke zu­rück und gebe Gas. Die Sonne rast auf zum Ho­ri­zont zu und ich mit ihr um die Wette. Der alte Motor weitet seine Lunge und saugt mich aus dem Tal.


    Ausgeträumt. Das ist es. Ausgeträumt. Wir hatten mal einen Hund. Das Weib war dagegen. „Er ist das Test­kind“, sagte ich. Dreieinhalb Jahre darauf fraß ihn die Bundesstraße. Da war die Tochter schon da. Einen Sohn und neun Jahre später ist auch dieser Traum vorbei, der Traum vom braven Papa ei­ner un­auffälligen Durchschnittsfamilie. Nun kann ich sie ablegen, die Mimikry des verfetteten Vaters, die Larve des Spießers. Ich muß nicht mehr hinter der Gardine hocken, kann wieder auf der anderen Sei­te das Dun­­­kel beleben und dafür sorgen, daß ihr nicht ganz umsonst zittert, ihr da, in Wär­me und Sattheit. Und zu sein, wie ihr seid, will ich nie wieder versuchen. Mir geht es wie Riddick, gestrandet auf dem fremden Planeten: Ich bin ganz unten. Ich muß neu beginnen. Die alte Kraft wie­derfinden. Alles auf null setzen. Bisher fehlte dazu nur die Basis. Als mein Wagen in den Schatten des Hauses taucht, weiß ich, ich habe sie gefunden. Das Blubbern des Motors stirbt. In die Stille hinein schwöre ich noch einmal: „Nie wieder will ich versuchen, euch zu gleichen!“.


    Ich finde auf Anhieb den richtigen Schlüssel. Das Treppenhaus ist eng. Kisten und Stie­gen machen den Durchgang noch schmaler. Die Tür geht nicht ganz auf, dahinter auch Schachteln und Beu­tel. Die Decke hängt voller Spinnweben, an den Wänden sind Mit­teil­un­gen des Ver­mie­­­ters, Pinnwandnadeln ste­cken im Putz. Drei Türen, vor zweien tanzen ebenfalls Spinnweben, aus der dritten dröhnt lauter Fernsehton. Die Treppe knarrt. Ihre zweite Stufe ist ka­putt, Schrauben ragen heraus, aber Krach macht jede von ihnen. Das Obergeschoß. Schu­he liegen herum, ein schmie­ri­ges Kasserolle, ein Bier­ka­sten, eine Ba­na­nen­kiste mit Grillbesteck und Blumentöpfen. Auch hier plärrt der Fern­­seher. Aber die re­chte ist Tür ist frei. Meine Tür! Bedächtig führe ich den Si­cher­heits­schlüs­sel in den Schließzylinder. Die Tür schwingt auf. Ich trete ein. Tote Luft empfängt mich. Ich durch­schrei­te den Flur. Ich habe die Sonne besiegt: Ein letzter staub­durchtanzter Strahl il­lu­mi­niert die winzige Stube und mir diesen Moment. Doch schon er­zit­tert er, färbt sich rot und erlischt. Und die endlose Novembernacht be­ginnt…


    Oh, wie gerufen kommt mir dieser neue Kobel! Das Winterdunkel hatte Ein­laß ge­fun­den und hub an, am Fundamente der Seele zu nagen. Das ganze Gebäude wäre eingestürzt unter der er­zwun­genen Un­tä­tig­keit der Hände. Doch nun, diese Wohnung! Was ich darin mache, wie ich es ma­che, all das ist meine Ent­scheidung. Sie ist mir Werkzeug und Heilmittel gegen die Küm­mer­nis­se des Novembers. Sie ist Ret­tungs­ring. Sie lenkt ab. So hilft sie mir und das Wunder geschieht: Währ­end drau­ßen alles ins Dunkel fällt und die Finsternisse immer gieriger nach dem Gemüte grei­fen, gewinnen sie es trotzdem nicht, denn es ist be­schäftigt mit der Logistik einer Re­novierung. Komme ich voran, plane ich Einbauten und Ver­bes­ser­un­gen. Und während ich denke, gehen die Hän­de nicht müßig, wird emsig gegipst, ge­stri­chen, geleimt und ge­schraubt. Die Nacht wird durch­ge­ar­bei­tet und erst wenn die Augen vor Mü­dig­keit schmerzen, falle ich auf die Matratze. Und kein böser Gedanke erreicht mich mehr…



    WAAAS, nur 10 000 Zeichen??! Ihr Legastheniker!
    Fortsetzung folgt irgendwann (nichma Doppelpost geht mehr...)
    Der eilige Tilo

    Guten Abend!


    Mensch Blaumeise, Du Vogel: Welcher Depp rechnet noch um? Es geht um den reinen Wortschutz und -erhalt!! Ich weiß schon, daß wir in der B.R.i.D. den Euro als gesetzliches Zahlungsmittel haben. Also hiermit und nur für Dich: Wenn ich von x Mark schreibe, dann meine ich exakt x Euro. Und ich habe etwas für das schöne Wort "Mark" getan. Warum sagen nicht alle "Mark" zur Eurette? Klingt doch allemal besser... Man muß sich ja nicht völlig rückgratlos anpassen, oder? Ich habe der bösen Eule auch gerade einen bösen Brief geschrieben, ausgedruckt und steck ihn jetzt noch rein, da ärgert sie sich zum Wochenanfang wenigstens. --- Ich sage noch "Groschen" zum Zehnpfennigstück (für Blaumeise: zum Zehncentstück)! Wer noch? --- Aber nach etwa fünf Jahren Vakanz fahre ich Dienstag wieder zur Tafel. Mich kennen die bestimmt noch!!


    Ansonsten habt Dank für Eure Worte! Der Kleiderschrank ist fertig, bin an der Küche! Alles wird gut!
    Einige Bildchen noch von der Anfangszeit Ende November. Ich habe den ganzen Dezember kein Bild gemacht, kein Schwung mehr, obwohl ich mit Orks und Drachen ein schönes Christfest verbrachte... Muß auch wieder werden...


    Bis bald,
    Tilo

    Kilometerstand: 19 029


    Ich wünsche Euch allen ein gesegnetes neues Jahr!


    Noch immer stressen mich die Umstände. Aber ich/wir haben glücklich die Altwohnung abgegeben, mal schauen, in welcher Höhe wir die Kaution wiederbekommen. Die Woche war hart, jede zweite Nacht schlief ich sogar, der Jahreswechsel glitt fast unbemerkt an mir vorüber, fast einhundert Geviertmeter Wohnraum, von mir allein vergipst, geweißt und gereinigt. Zuvor hatte uns der Umzugsdienst böse gelinkt und nur dreiviertel von des Weibes Rümpümpel mitgenommen, am Rest packte sie quasi bis zur letzten Minute, so verblieben alle übrigen Arbeiten bei mir...


    In der Neuwohnung sind Flur, Bad, Herrenzimmer (Stube) und Kammer (Schlafzimmer) fertig, jetzt sind nur noch zu machen: Kleiderschrankbau, Komplettküche und Etagenbett (in der Reihenfolge)...


    Und dazu kommen noch die übsendüssen Dinge, die ich liegenließ, Aufträge, die ich verschob, Ummeldungen, die ich liegenließ... Ich sehe immer noch kein Land, Euch mal wieder in Ruhe was zu schreiben! Dazu kommt meine Pauperisierung, die schlimme Ausmaße angenommen hat: Da sitzt so eine Eule auf dem "Amt", die mir nur böses will, und da sie Macht über mich hat, schafft sie es auch. Quintessenz: Nach einer Stange Rückbuchungen habe ich bis Monatsende noch stolze 2,78 Mark auf meinem Konto. Wohl dem, der da wo noch ein altes Mütterlein weiß....


    Das nächste Mal hoffentlich mehr habend, Euer gehetzter
    Tilo

    Kilometerstand: 19 029


    Guten Abend Euch!


    Danke Timo! Schön zu lesen!
    Eigentlich habe ich zu nüschtn Zeit, daher in aller Kürze: Bin seit Mittwoch in meiner neuen Wohnung, über die ich bei Gelegenheit mehr schreiben werde, schraube Dielenbretter fest, ersetze Alttapete durch Neuanstrich, finde kein Ende und mache die Nacht zum Tage. Mein Roß steht im Überwinterungsstall, nachdem es mir noch einmal fett Kosten und Mühen verursacht hatte, aber unterm Strich war es mein Fehler. Auch hier, bei Gelegenheit, mehr...


    Bis dahin, der farbverschmierte Nachtmaler
    Tilo