Lackieren vom Rahmenfuß S51

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  • Moin,

    nutze die Zeit aktuell um meine S51 auf Vordermann zu bringen.

    Da die MZA Pulverbeschichtung meines Rahmens am Fuß leider teilweise fehlerhaft war habe ich die Stellen nun abgeschliffen und die Restliche Beschichtung mit 240er angeraut.

    Mein Plan wäre jetzt die Übergänge noch etwas zu verschleifen und das ganze dann einfach mit 2k Lack aus der Dose zu lackieren (mit Grundierung).

    Da ich nicht besonders viel Lackiererfahrung habe würde ich mich freuen falls mir jemand sagen kann ob das so machbar ist.

    Mir ist bewusst das das nicht die „schönste“ Lösung für das Problem ist, den Rahmen komplett neu zu beschichten kommt aktuell aber auch nicht infrage.


    Abgesehen davon Wünsche ich allen eine erholsame Weihnachtszeit.


  • mit Grundierung

    Welcher Art?

    2k Lack aus der Dose

    Bringt ein großes Problem mit sich - fehlende Trockenschichtstärke.

    Diese ist ein elementarer Teil des Korrosionsschutzes.

    Unabhängig davon ist eine zu geringe Trockenschichtstärke weder mechanisch, noch chemisch so richtig beständig.

    Mir ist bewusst das das nicht die „schönste“ Lösung für das Problem ist

    Alleine schon desswegen:

    die Restliche Beschichtung mit 240er angeraut.

    Viel zu grob, die Schleifriefen werden sich immer wieder druchdrücken. Auch wenn man sie vorerst mit Grundierung und Decklack zugeschwemmt und verschliffen bekommt. Sie weder sich wieder abzeichnen. Ist an der Stelle aber auch relativ wumpe.

    Abgesehen davon Wünsche ich allen eine erholsame Weihnachtszeit.

    Ick nich

  • EP ist schonmal gut, die Problematik Klackerdose besteht dennoch.


    Auch 320er wird nicht reichen. Bei handschliff ist eher 500 angesagt.

    Du müsstest jetzt aber mit immer feinerem Papier drüber, nicht mehr als 100 Punkte überspringend.

    Lass es wies ist, sieht nachher eh keine Sau so richtig.

  • die Problematik Klackerdose besteht dennoch.

    Sind wir mal ehrlich die wenigstens haben das Geld für lackierausrüstung... Und auch mit klackerdöschen kann man vernünftige Ergebnisse zaubern, auch wenn sie natürlich nie an eine professionelle lackierung rankommen.


    Ist nicht beim Thema rostschutz die Grundierung das wichtigste von allem?

  • Ne du, janz so einfach ists nicht.


    Die Grundierung hat als Kernaufgabe den Korrosionsschutz und für die nötige Haftung zu sorgen.

    So weit, so gut.

    EP basierte Produkte sind hier schonmal recht gut, da EP eine ziemlich diffusionsdichte Schicht bildet. Mit so nen paar Zuschlagstoffen drin ist das schonmal ne recht gute Basis.


    Womit schafft man also guten Korrosionsschutz?

    Möglichst Diffusionsdicht sollte es schon sein, dass keine Feuchtigkeit aufs Metall durchkommt.


    Im "richtigen" Lackaufbau im KFZ-Bereich gibts ja noch den Füller.

    Dieser ist schon diffusionsoffener und weicher als die Grundierung.

    Der Füller dient also nicht nur dazu Unebenheiten wegzufluten und Schleifriefen aufzufüllen.

    Durch seine lechte Flexibilität erhöht er hier die mechanische Beständigkeit. Typisches Steinschlagproblem wird damit z.B. abgemildert.


    Warum nimmt man da aber nun ein diffusionsoffenes Produkt?

    Ganz einfach, es dient als "Schwamm".

    Fällt hier leider weg, daher gehe ich da auch garnicht groß weiter drauf ein, die Sache mit dem Schwamm wird aber wichtig wenn man sich den Decklack ansieht.


    Decklack hat prinzipiell die Aufgabe schön auszusehen.

    Die Diffusionseigenschaften sind alles andere als optimal was den Korrosionsschutz angeht, da Feuchtigkeit und andere chemische Einflüsse quasi ungehindert zum Untergrund durchkönnen.

    Daher haben wir hier einen Füller der das etwas dämpft und abfängt.


    Lange Rede kurzer Sinn, wir haben gelernt, dass die bösen Einflüsse so ziemlich gut durch den eh schon diffusionsoffenen decklack können.


    Was passiert jetzt wenn wir die Produkte mit der Klackerdose verarbeiten?

    In einer üblichen 400ml Dose befindet sich je nach Hersteller und Preis irgendwas zwischen 70 und 100ml Lackmaterial.

    "Und die anderen 300ml die da draufstehen, du Kackstelze?"

    Ja ja, oft gehörte Frage.

    Das Zeug sind Lösemittel und Treibgas.


    Nun wird also das Produkt aus der Klackerdose aufgetragen. Sieht erstmal gut aus, klebt auch irgendwann nicht mehr und ist "trocken".

    Scheint zumindest so.

    Die oberflächlichen Lösemittel sind durch physikalische Trocknung verschwunden und die Chemische Härtung hat auch schon eingesetzt.

    Was man hier nicht sieht sind die Lösemittel, welche im Lackfilm eingeschlossen sind. Die haben nunmal das Bestreben wieder raus zu kommen und das machen sie auch über die nächsten Wochen/Monate.

    Was bleibt zurück?

    Der ausgehärtete Lack in seinen Bestandteilen (Bindemittel, Pigmente, usw.) das ehemals drin enthaltene Lösemittel ist nun weg.

    Na, was haben wir nun an den Stellen wo vorher das Lösemittel war? Genau, nichts.


    An was erinnert uns das von der Struktur her? Einen Schwamm, genau.

    Schwamm und Feuchtigkeit, weiß jeder was passiert, oder?


    Der eh schon offene Decklack saugt sich durch seine Struktur voll und gibt die Feuchtigkeit an die ebenso offenporige Grundierung weiter, die das ganze an den Untergrund abgibt.

    Toll is mal nich, wa.


    Wie kann mans umgehen?

    Lösemittelreduziertes Applikationsverfahren wählen und/oder Schichtstärke erhöhen.

    Mehr Schichtstärke an Teilen wie dem Rahmenfuß ist so lange sinnvoll bis der Fußrastenbock verschraubt wird.


    Nun solls keine professionelle Lackierausrüstung werden, weil das Taschengeld kneift o.ä.

    Keine Frage, nachvollziehbar.


    Dann reisen wir mal in die Geschichte zurück. Womit wurde lackiert bevor der gute Dr. Allen DeVilbiss ne tolle Idee hatte?

    Mitm Pinsel.


    Und sind wir mal ehrlich. Am Rahmenfuß wärs auch Mittel der Wahl, da optisch zweitrangig.

    Man umgeht das Lösemittelproblem und hat nen ganz gut brauchbaren Lackaufbau.

    Nicht ideal, aber das beste draus gemacht.

  • Sterni sehr geil erklärt, und ich habe wieder deutlich dazu gelernt. Das erklärt dann unter anderem auch warum eine rostschutzgrundierung mit dem Pinsel verarbeitet und dann glatt geschliffen in meiner Erfahrung deutlich besser vorsorgt als aus der Dose.


    Und weshalb manche Lackierer ep wirklich Pinseln, und nicht sprühen. Hab erst gedacht was das werden soll, aber damit wird er eine eventuell porenbildung/luftbildung (besonders in rostporen) vorbeugen wollen. Den rostporen war mehr als genug vorhanden.


    Insgesamt sehr schön erklärt, danke dafür :thumbup:

  • Er zeigt sich stets bemüht ;]

    Bei Rostporen, egal mit welcher mechanischen Methode "gereinigt" ists ratsam eher auf nen Washprimer und anschließendem Füllerauftrag zu gehen.

    Durch die Säure im Washprimer bekommt man den unweigerlich vorhandenen Restrost besser in den Griff. Durch seine geringere Viskosität legt er sich auch besser in die Poren.


    Bei chemisch behandelten Sachen kann man dann wieder bedenkenlos auf EP setzen.



    Man sollte bloß nicht versuchen die Sache der "Überoptimierung" zum Opfer werden zu lassen.
    Erst Washi und dann EP wird nichts, da sie sich nicht vertragen. Der EP bindet in dem Fall nicht ab.

  • Der rost saß relativ oberflächlich im radhaus. Er hat es komplett alles blank gemacht (die karre gammelte unter der grundierung) nahtabdichtung alles entfernt, und hat nen kompletten lackaufbau drauf gezaubert. Sieht optisch gut aus, mal sehen wielange es halten wird. Ich denke (hoffe) mal das er das beste raus geholt hat.

    Regel nummer eins, gammel kommt immer wieder, nur die zeit bis dahin kann variieren.

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