Abstandshülse blockiert Radlager + theoretische Fragen

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  • Moin,

    habe mir letztes Jahr eine KR51/2 gekauft und bin gerade dabei sie fahrbereit zu machen.

    Folgendes Problem:
    Habe die alten Radlager ausgeschlagen und dann neue eingesetzt (Lager abgekühlt und Radnabe mit Heißluftföhn erhitzt - mit leichten Schlägen zum Nachhelfen gingen die Lager dann auch rein). Beim Hinterrad hat das scheinbar ganz gut funktioniert (Lager sind leichtgängig und drehen die Hülse und das jeweils andere Lager mit; Hülse wackelt nicht aber lässt sich noch mit einem Schraubenzieher hin und her schieben), aber beim Vorderrad ließen sich die Lager nach dem Abkühlen gar nicht drehen - ich vermute, weil die Hülse die Innenringe der Lager nach außen drückt.

    Leider habe ich vorm Ausbau der originalen DDR nicht überprüft wie das da war...


    Also mal ein paar theoretische Fragen:

    1. Die Hülse ist dafür da, dass die Innenringe der Lager durch den Druck der angezogenen Achse nicht zu weit nach innen gedrückt werden und soll somit ein Blockieren verhindern, richtig? und die verstärkte Radhülse, die es zu kaufen gibt, soll weniger anfällig gegen Stauchung sein um genau diesem Problem entgegenzuwirken oder?

    2. Das Lager mit dem Sicherungsring soll direkt auf dem Absatz in der Nabe aufliegen (passt ja auch nicht anders), aber auf der anderen Seite muss das Lager ja auf der Hülse auflegen. Warum ist hier der Absatz nicht auf der "richtigen" Höhe?

    3. Sollen sich die Lager, wenn das Rad ausgebaut ist, drehen lassen, ohne dass sich die Hülse mitdreht, oder ist es dann schon zu locker?


    Habe mir jetzt auf jeden Fall nochmal neue Lager bestellt und wüsste gerne, wie ich das auf der Seite ohne Sicherungsring möglichst sinnvoll montieren sollte. Soll die Hülse mit erwärmt werden damit sie sich auch ausdehnt und das Lager nicht so weit in die Nabe passt? oder sogar auch abkühlen? (Habe mir die verstärkte Hülse jetzt auch schonmal mitbestellt.)


    Danke für eure Hilfe

  • Eieieiei...

    Die Hülse soll eine Verspannung der Lager verhindern, da nur Lagerring-Hülse-Lagerring gegeneinander gespannt werden. Die alten Lager kalt auszuschlagen war schonma keine gute Idee. Damit haste den Lagersitz ggf schon beschädigt.


    Ich machs immer so:

    Lager auf der Seite ohne Sprengring einsetzen (Lager kalt, Lagersitz warm, Lager fällt von alleine rein), dann messen (vom Lagerinnenring zum Absatz auf der anderen Seite, Tiefenmaß is an fast jedem Messschieber), auf das ermittelte Maß 0.1mm drauf rechnen und gucken, welche Länge meine Hülsen haben. Die passende (das ermittelte Maß + 0.1mm) nehmen, einsetzen, kaltes Lager in warmen Lagersitz fallen lassen, fertig. Ja, das geht. Schläge sind NICHT notwendig wenns richtig gemacht wird. Denn dadurch werden die Laufbahnen der Kugeln im Lager geschädigt, brechen aus, und es rattert oder blockiert sogar im schlimmsten Fall. Hab ich keine passende Hülse, lass ich sie abdrehen, wenn zu lang (hab mal welche mit Übermaß fertigen lassen) , oder füttere ne Scheibe unter, wenn alle greifbaren Hülsen zu kurz (weil gestaucht) sind. Bei meiner Bärbel (MZ TS 150) musste ich seinerzeit 1.0mm unterfüttern. Hab ne Anlaufscheibe vom Simson-Kolben genommen, den Innendurchmesser mit ner Schlüsselfeile vergrößert, und alles verbaut. Hält seit etwa 60 tkm ohne Probleme.


    Gruss


    Mutschy

  • Danke für deine Antwort. Also beim Ausschlagen habe ich auch vorher mit dem Heißluftföhn erwärmt - hielt das nur nicht für wichtig zu erwähnen. Die Lager gingen auch relativ leicht raus.


    Dass das Lager von alleine reinfallen soll, habe ich auch schon überall gelesen und in Videos gesehen. Hatte die Lager vorher draußen bei unter 0°C liegen und dann nochmal zusätzlich etwas Eisspray drauf; und Lagersitze wie gesagt ein paar min mit dem Heißluftföhn erwärmt. Warum das bei mir nicht funktioniert hat verstehe ich nicht.... Wobei das Einschlagen (mit einer Nuss) dann immer noch recht schwer ging.


    Danke für die Anleitung. Ich werden wenn die neuen Lager da sind mal messen und hoffentlich passt die verstärke Hülse da auch direkt.

  • Ich hatte mir fast gedacht, dass du sie nich kalt rausgeprügelt hast ;) Nich nur stumpf erhitzen, sondern mit der Heißluft schön gleichmäßig rundherum gehen. Sobald Spucke zischend verdampft, Rad aufstauchen, und das Lager fällt raus. Das neue Lager im Tiefkühler (packs in ne kleine Plastetüte, dann schimpft die Frau auch nich 🙈) ein paar Stunden runterkühlen und NICHT mit bloßen Händen am Außenring anfassen. Finger im Handschuh im inneren Ring is kein Problem. Lager reinfallen lassen und dann ärgern, dass du beim zweiten Lager die Hülse vergessen hast 🤣🤣🤣


    Noch ein Tipp: Lager niemals einschlagen, lieber mit ner Gewindestange und Druckstücken sachte reinziehen bzw einpressen. Und den Druck immer auf den Lagerring ausüben, der dann sitzen soll. Hier also außen drücken.


    Gruss


    Mutschy

  • Danke, gute Tipps. Muss zugeben, dass ich die gekühlten Lager mit Handschuhen am Außenring angefasst habe...

    Hatte gestern Abend nochmal die blockierten Lager ausgeschlagen und probehalber wieder eingesetzt. Dabei sind sie direkt in die Sitze gefallen und haben auch nicht blockiert. Bin also zuversichtlich, dass es dann mit den neuen Lagern genauso funktioniert.


    Gewindestange klingt auch sinnvoll. Ich hatte beim Einschlagen eine Nuss, die genau auf den Außenring passt, genommen und die Schläge waren auch nur schwach. Beim Hinterrad hat das ja auch alles super funktioniert und die Lager drehen sich gut, also denke ich mal, dass ich da nichts kaputt gemacht habe.


    Hülsen hatte ich noch nicht vergessen ^^

    Danke nochmal für deine Hilfe.

  • Es geht beim Einschlagen ausschließlich um die Massenträgheit☝🏻 Du schlägst auf den Außenring, der Schlag überträgt sich auf die Kugeln und den Innenring. Die Kugeln werden "außerplanmäßig" seitlich auf die Lagerbahn gestaucht und nehmen selber Schaden oder aber die Laufbahn wird beschädigt. Diese Beschädigung kannste mit bloßem Auge anfangs nichma sehen, is aber da. Deswegen zieh ich Lager grundsätzlich ein. Is einfach besser fürs Material, auch, wenns vllt 10 Minuten länger dauert. Die Zeit nehme ich mir gerne, wenns hinterher problemlos funktioniert. Und gerade Radlager sollten beim Einbau nich über Gebühr beansprucht werden. Im laufenden Betrieb wird schonender Einbau mit langer Lebensdauer belohnt.


    Gruss


    Mutschy

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