Mit der Simson - An den Antlantik und zurück

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  • Irgendwie scheinen alle Simsonauten dieses Jahr, ordentlich bei Kälte geduscht worden zu sein. Deshalb fahren wir immer über die Alpen, da gibt's Sonnen- und Wärmegarantie.


    Na ja, ich wenigstens erst auf dem Rückweg, für den Hinweg hatte man bei mir zwar auch schlecht Wetter inkl. Gewitter+Unwetter Vorhergesagt. Aber zum Glück ist die Wettervorhersage heutzutage ja :p_aua: ...
    Und ich wollte ja nur bis in die Alpen :thumbup:

  • Der Titel lautet ja "An den Atlantik und zurück"


    Dem aufmerksamen Leser mag aufgefallen sein, dass hier noch etwas fehlt.
    Das Winterloch ist nun so langsam überwunden, die Tage werden länger und der Frühling steht vor der Tür, zumindest behauptet das der Kalender.


    Wir verbrachten einige Tage auf dem Campingplatz "Les Sables", bis wir uns Felix' Simson vornahmen.


    Ich zerlegte die Kupplung um Felix' Kupplungsrutschen zu begutachten. Der konnte schon einige hundert Kilometer kein Vollgas mehr geben, da sie das rutschen begonn.


    Die Beläge waren schon etwas abgenutzt, schade bei einem überholten Motor, aber noch im Rahmen.


    Beim Zerlegen der Kupplung viel mir auf, dass mindestens einer der Zuganker lose war.
    Da diese Teile auf Zug arbeiten und wir eh keine andere Wahl hatten, wurde alles wieder zusammen gebaut.
    Nach 3 oder 4 Tagen Pause, stand nun die Weiterfahrt auf dem Plan.


    Das Wetter war der Hammer, eigentlich schon morgens zu heiß.
    Wir fuhren also direkt drauf los.
    Das Navi spielte völlig verrückt. Dort wo wir waren, gab es eigentlich nur eine Richtung: Kraftfahrtstraße.
    Mit Not und Mühe konnte ich den Naviaufforderungen entgehen und parallel zur Kraftfahrtstraße durchs Wohngebiet.


    Irgendwann hatte ich allerdings die Nase voll und hätte uns fast auf die Kraftfahrtstraße geführt, damit wir der unklaren Straßenlage entgehen und endlich Strecke machen konnte.


    Gut nur, dass ich mich anders entschied und wir weiter durchs Wohngebiet fuhren. Eine Minute später höre ich hinter mir ein Krachen und Felix blieb stehen.
    Sofort war kar, die Kupplung hat sich zerlegt.
    Gut nur, dass wir noch in einer Seitenstraße und nicht auf der Kraftfahrtstraße waren.


    Wir demontierten direkt den Kupplungsdeckel und sahen das Unheil: Besagter Zuganker war abgerissen, die Feder krumm und der Kupplungskorb war beschädigt, weiterfahren unmöglich.
    Es war mittlerweile an die 30 Grad, unser letztes Wasser war bereits lange getrunken, da wir die Trinkflasche als Ölauffanggefäß benötigten.


    Weiter fahren unmöglich?
    Unser Kurs stand fest, zurück zum Campingplatz. Nein, lieber doch der andere Platz, da der erste zu langweilig war und wenn wir wenigstens festhängen, dann auf dem "besseren" Platz.
    Da wir allerdings keine Lust zum Schieben hatte, habe ich mir Felix' Moped geschnappt und bin ohne Kupplung gefahren.


    Das ging auch ganz gut, nur anhalten ist nicht so schön, bzw. das Anfahren danach ;)


    Mit der richtigen Technik kann man zur Not auch ohne Kupplung fahren. Zum Anfahren muss man halt etwas Anlauf nehmen und zum Anhalten, den Leerlauf aus dem zweiten Gang heraus finden, kein Problem, wenn man vorausschauend fährt 8)


    Klingt angenehmer als es ist. Die Praxis zeigte, bis zum Campingplatz geht das, aber bitte auch nicht weiter.
    Wir organisierten noch am selben Tag ein neues Kupplungspaket bei Tacharo, dieser schickte es auch gleich am nächsten Morgen los.
    Blöd nur, dass wir zu geizig für den Expressversand waren, da wir dachten, die Lieferung käme innerhalb von 3-5 Tagen an. (So wie von DHL versprochen)


    Um das Ganze etwas abzukürzen: Wir verbrachten am Ende 8 Tage damit, auf das Paket zu warten.
    Am Morgen des 8. Tages stand fest, wir trennen uns.
    Wehmütig aber trotzdem in gesinnlicher Stimmung verbrachten wir damit, unsere Sachen zu packen.
    Felix war mit ADAC+ ausgestattet und telefonierte bereits mit den Herren.
    Ich hingegen war mutig (oder einfach dumm) genug, ohne Versicherung zu fahren und musste noch über 1000 Kilometer zurück nach Hause.


    Ich verbaute noch die besten Teile bei mir, z.B. das gute Radlager mit Babycreme und den Blinkgeber, sowie seine USB-Ladeanlage, da meine den Geist aufgegeben hatte.


    Gegen 12 Uhr verabschiedeten wir uns und ich trat den Rest der Reise alleine an.
    Mein Ziel stand fest.
    So lange nach Norden fahren, bis ich am Meer bin.
    Dann in ein Hotel oder irgendwo auf einer Bank schlafen - Ich wollt einfach Strecke machen und wäre auch bereit gewesen, die halbe Nacht durch zu fahren.
    Fortsetzung folgt :P

  • Ich fuhr nun also, ganz alleine.
    Mit einem Schlag ist es eine ganz andere Atmosphäre.
    Man ist alleine, ohne moralische Unterstützung, ohne Jemanden, der neben einem hält, wenn
    die Maschine ihren Dienst quittiert.
    Es ging nunmehr weniger um die Reise, als um das nackte Vorankommen.
    Rund 1000 Kilometer trennten mich von der Sicherheit des eigenen Staates, der Muttersprache
    und auch der Gewissheit, dass mit jedem Kilometer den ich näher an Zuhause wäre, es einfacher
    wäre, mich zu retten.
    Es stand zwar fest, dass Felix mich aus meiner Situation befreien und mich abholen würde, sofern
    etwas passierte, doch diesen Joker wollte keiner von uns ins Spiel geworfen sehen, das stand fest.
    Und je näher ich der deutschen Grenze sei, desto zumutbarerer wäre diese Option auch für den Retter.
    Also galt nur eins, so weit nach Hause zu kommen, wie möglich.


    Doch vorher hatte ich eine Mission: Unsere Rundreise komplettieren.
    Der Umweg von meinem Ausgangspunkt La Rochelle über die Normandie hielt sich in Grenzen,
    vielleicht 300 Kilometer.
    Diese wollte ich an diesem angebrochenen Tag noch schaffen, sodass ich 2, maximal 3 Tage
    für die Rückreise von ab da an immer noch guten 1000Kilometer hätte.


    Mein Weg führte mich also gen Norden.
    Nur blöd, dass das Glück nicht auf meiner Seite stand.
    Kurz nach Verlassen des Campingplatzes resignierte meine Elektronik.
    Kein Frontlicht, kein Blinker und das schlimmste, die Navigations- und Kommunikationsgeräte
    waren in ihrer Funktionsdauer beschränkt.
    Bereits unter Zuhilfenahme meines Ersatznavis, wuselte ich mich über Nebengasse durch das
    Stadtzentrum von La Rochelle.
    Die einzige Option wäre Kraftfahrtstraße und danach stand mir der Sinn momentan überhaupt nicht.
    Nun konnte ich also alle paar Kilometer halten, das Navi kurz um Strom berauben, meinen Standort überprüfen
    und die weitere grobe Fahrtrichtung schätzen.


    Unter diesen Umständen eierte ich mehr schlecht als recht richtung Nantes und schaffte es irgendwie,
    dieses auch zu umfahren oder in die Nähe kommen. Die Details schwinden unter solchen Umständen leider.
    Mit einer Karte und etwas Planung, wäre das alles kein Problem. Die Straßen in Frankreich
    sind weitestgehend sehr logisch aufgebaut, nur hatte ich diese nicht.
    Kurz hinter Nantes, es war gegen 16:30, hielt ich und überprüfte mein Handy.
    Felix hatte mir in der Zwischenzeit geschrieben, dass unsere lang ersehnten Teile agekommen seien.
    Kurz flammte in mir die Hoffnung, er spielte den Mac Gyver, hätte alles bereits repariert und wäre mir
    bereits auf den Fersen, allerdings war seine Mopete schon längst abgeschleppt.
    Ich hatte die Schnauze einfach nur noch voll.
    Hätte ich licht für die Nachtfahrt und eine vernünftige Navigation, wäre das alles kein Problem gewesen.
    An diesem Punkt brach ich die Planung ab und suchte nur noch eine Richtung: Westen, Deutschland, so schnell
    wie möglich hier raus.
    Das Tagesende gipfelte darin, dass ich verzweifelt versuchte, die Stadt Angers zu umfahren.
    Nicht einmal das gelang mir, obwohl ich schon lange auf Kraftfahrtstraßen umgestiegen war, welche ich dank meines
    Tempos von souveränren 65Kmh auch halbwegs vernünftig befahren konnte. Es geht in Frankreich lange nicht so
    unfreundlich zu wie auf deutschen Straßen, das muss hier auch bemerkt werden!


    Ich gab schließlich auf und verlies die Straße ins Stadtzentrum von Angers, vorbei an den Motorradpolizisten, welche übrigens an jeder Ecke stehen.
    Irgendwo fand ich einen Supermarkt und suchte vergeblich eine Landkarte.
    Die Dame an der Rezeption sprach mich etwas misstrauisch an, da ich ohne etwas zu kaufen den Laden verlassen wollte.
    Als ich ihr klar machte, ich spräche kein Französisch, ließ sie mich gehen und ich fragte schnell noch
    ob sie wüsste, wo ich eine Karte bekäme. Ich muss gestehen, ich habe in dem Moment auch nicht sonderlich seriös ausgesehen.
    Als sie meine Lage erkannte, war sie dennoch freundlich und hilfsbereit, das beschriebene Einkaufszentrum habe ich
    dennoch nicht gefunden. Dafür ein Schild zu einem Campingplatz, gut dass es auch noch Schilder gibt!


    Gegen 19:45 checkte ich auf dem 5 Sterne Platz ein. Dass sie jemanden wie mich auf den Platz gelassen habe,
    war wahrscheinlich dem Umstand geschuldet, dass sowieso nichts los gewesen war. Ich wäre aber so oder so nicht mehr abgehauen und
    hätte zur Not vor der Rezeption geschlafen, also haben die noch mal glück gehabt :D


    Die Dame an der Rezeption beschrieb mir sogar den exakten Weg zu dem Einkaufszentrum, welches - oh Wunder - bis 21 uhr
    geöffnet war - in Frankreich sehr selten!


    Ich kaufte Landkarte, Powerbank, ein Ladegerät und eine Flasche Wein.
    Den Abend verbrachte ich damit, mir die Flasche Wein hinter die Löffel zu kippen, meine Elektronikgeräte zu laden und plante meine Route per Landkarte.
    Mein Zelt hing ich ohne Überplane an einen Ast auf, es war kein Regen angesagt.
    Mir war zum Heulen.
    Ganz alleine, den Tag mit Umherirren verbracht und dem trauten Heim kaum näher gekommen.
    Ich hatte immer noch rund 1000km vor mir und 2 Tage zeit...
    Den Tag über bin ich glaube ich 350km gefahren (ab 13Uhr)
    Schreibfehler und Details werde ich bei Zeiten mal bearbeiten, Fortsetzung folgt.

  • Respekt. Ich glaube so was zerrt ganz schön an den nerven, diese Ungewissheit, diese Spannung, fremdes Land, weit weg von zu Hause. Manchmal sind es nur kleine Dinge die fehlen oder schief gehen, die aber eine große Auswirkung oder nervliche Anspannung hervorrufen.


    Anderseits das macht irgendwie auch den Reiz einer Simson Tour aus; das Abenteuer, die Ungewissheit, das "verrückte", Freiheit, Spannung, einfach im Endeffekt über Mensch, Maschine und Natur gesiegt zu haben.
    Für den einen sinds 1000km irgendwie auch an einem Tag mit'm Auto schaffbar, für den anderen eine Weltreise, das ganz große Abenteuer auf der Simme.

  • Ich kann dich gut verstehen.
    Sobald was an den Moppeds nicht mehr funktioniert, läuft im Hintergrund Plan b und c gedanklich ab.
    Wir hatten bis jetzt Glück, schlimmstenfalls mit Plan b haben wir es immer nach Hause geschafft.
    Bin gespannt wie es weiter geht.

    geht nich und kann ich nich sind die brüder von will ich nich

  • Der Tag startete früh.
    Den obligatorischen Sleepmodus, den ich Wochentags bis ins Limit ausreize, habe ich direkt verworfen, ich war hellwach und voller Adrenalin.
    Zusammen mit der Morgendämmerung brachte ich die Flasche Wein zum Waschhaus, holte meine Powerbank und machte mich abreisefertig.
    Dein kurzer Wettercheck ließ verlauten, dass es kalt würde.
    Mein Navi programmierte ich auserhalb von Anders so ein, dass es mich an den Anfang meiner Kartenroute führt.
    Aus der Stadt heraus, nur mit Karte zu navigieren, erschien mir zu riskant - die Entscheidung war richtig.


    In Frankreich herschte zu diesem Zeitpunkt der Ausnahmezustand auf Grund der Terroranschläge, demnach war die Polizeipräsenz hoch und ich fühlte mich ohne mein Vorderlicht
    wie ein fahrender Polizeimagnet, was dem sowieso schon hohen Stresslevel nicht gerade Zugute kam.


    Als die Straßen lichter wurde und mich das weite flache Franzosenland begrüßte, sattelte ich auf Karte um.
    Die Strecke war gut zu fahren.


    Lange Landstraßen und alle 10km mal ein Kreisel.
    Da ich mir in größter Sorgfalt alle kleinen Orte und Straßennamen aufgeschrieben habe, konnte ich an jedem Kreisel stumpf die Ausfahrt nach Nummern verlassen und musste nur alle 30km kurz halten, um die Seite der Karte zu wechseln.


    So verfuhr ich in Windeseile gute 200km.
    Pausen gab es keine, Spritstand wurde nach Tacho ermittelt und bei langsamer Fahrt durch einen Blick in den Tank, so habe ich nur eine Pause von 10min einlegen müssen.
    Ein Tankstopp verging wie im Flug - Abgesprungen, Rüssel rein, bezahlt und weiter.


    Nach ca. 300km gingen mir die Karten aus, das war geplant, denn ab hier wollte ich wieder stumpf nach Navi fahren.
    Dem Navi also die kürzeste Route direkt nach Hause befholen und um Energie zu sparen, auf Kopfhörerbetrieb umgestellt - eine super Entscheidung.
    Von da an ging es noch schneller voran, das ständige Nachschauen auf den Karten und überlegen braucht auch immer etwas Zeit, so bin ich einfach nur nach Kommando gefahren und steigerte mein Tempo enorm.
    Mein Durchschnittstempo lag hier schon bei rund 50kmh!
    Stoppschilder gab es zu diesem Zeitpunkt schon lange keine mehr und auf der gesamten Rückreise habe ich mindestens 200 davon überfahren, jeder Verkehrshügel und davon gibt es in jedem Kaff etliche, wurden so hart genommen wie möglich :D


    Am frühen Abend, es war ca. gegen halb 9, erreichte ich Sezanne. Ein beschauliches Örtchen und Kriegsschauplatz des 1. Weltkrieges.
    Ich wollte eigentlich weiter fahren, allerdings war mein Tank dagegen und alle Tankstellen waren bereits geschlossen, sodass ich den Campingplatz des Ortes, leider eine Stunde früher als ich wollte, ansteuern musste.
    Die Rezeption hatte leider kurz bevor ich kam dicht gemacht, die Dame wohnte dort allerdings und lies mich den Platz trotzdem betreten.


    Ich konnte also einchecken und am nächsten Morgen bezahlen.
    Der Haken dabei allerdings, die Rezeption öffnet erst ab 9Uhr.


    So verbrachte ich den Abend wieder mit Akkus laden, den letzten Seiten meines Buches und dem Vernichten der (halben) Flasche Wein, die ich in weiser Voraussicht unterwegs bei einem Lidl erworben hatte.


    Ich musste also "ausschlafen" und konnte bis 8Uhr liegen bleiben.
    Tagesstatistik: 488km, 11 Stunden unterwegs gewesen, davon reine Fahrtzeit 9,5
    Macht ein Durchschnittstempo von 51kmh


    Um Punkt 9 Uhr stand ich an der Rezeption und konnte los, die Tankstelle im Ort wurde angesteuert und diesmal direkt das Navi befeuert, da der Akku am Vortrag über den Kopfhörerbetrieb so gut gehalten hatte, dass ich optimistisch war, mit 2 Powerbanks bis nach Hause zu kommen.
    Es gab nur noch 2 Variablen: 520km und Zeit solange Licht ist. Leider hatte ich durch das späte Aufstehen gut 2 Stunden verloren.


    Diesmal gab ich noch mehr gas.
    Das Moped rannte so gut, dank des 60ers war in fast jeder Lage 60 souverän zu schaffen.
    Es ging durch wunderschöne Landschaften (Champgange) rein nach Belgien.
    Ab hier klebte ich auf der N89 und gab einfach nur noch vollgas ohne Rücksicht auf den Motor.
    Die Strecke war eine breit ausgebaute Kraftfahrtstraße. Kilometerlang bergauf und ebenso bergab.
    Bergab ging die Nadel richtung 80, bergauf war immerhin wenigstens 50drin.
    Das ging so 150km quer durch Belgien.
    Zwischendurch fuhr ich ab, machte 10min Pause und versuchte, eine ruhigere Route zu suchen, keine Chance ohne Zeitverlust.


    Also zurück auf die Straße und weiter vollgas ohne Rücksicht auf Verluste.
    Mittlerweile machte ich bergab nicht mal mehr den Choke rein, einfach nur: Gib ihm.
    Mein Durchschnittstempo lag mittlerweile bei rund 60kmh, Pause war bis auf Tanken keine mehr drin.
    Pinkeln muss man schließlich nicht, wenn man nicht trinkt ;(


    Die Strecke war eine der schönsten und irgendwie genoss ich die Rückfahrt trotzdem und weinte innerliche Tränen, dass ich in den wunderschönen Ardennen nicht mal halten konnte.
    Überall standen alte Panzer und Museen und Gedenkstätten der großen Kriege, sowas finde ich sehr interessant.


    Doch es nützte nichts, es gab nur eine Option: Gas geben oder scheitern.
    Meine Ankunft errechnet ich auf viertel nach 9, zu der Jahreszeit gerade nach im Hellen.


    In Deutschland, ca 30km vor Köln fuhr ich einen endlosen Berg, ca. 5km ging es stetig bergab und meine Simson war immer am Anschlag.
    Der Berg ging gerade zuende und ich fuhr noch mit Vollgas in den Ort rein und plötzlich war es vorbei.


    Ich weiß nicht wie sich ein Klemmer anfühlt, aber das war einer.
    Gut, dass ich immer die Hand an der Kupplung habe und binnen einer halben Sekunde getrennt habe.
    Der Motor starb und alles war aus.
    Ich hielt am Straßenrand, schraubte die Kerze raus.
    Kerzenbild wie immer.
    Dann trat ich den Kickstarter, es gab keinen Widerstand ;(
    Ich befürchtete ein Loch im Zylinder, allerdings war die Kerze nicht eingebaut, weshalb es auch keinen Widerstand geben konnte :a_zzblirre:


    Dann habe ich erstmal einen Tropfen 2Takt Öl in den Brennraum gegeben, ein paar Mal durchgetreten und... sie sprang an 8o
    Ich habe dann vorsichtshalber den Tank um einen Schluck Öl bereichtert und machte mich gaanz vorsichtig auf die Weiterfahrt.
    Zu meiner Überraschung lief die Möhre, als sei nie etwas gewesen.


    Nach einiger Zeit traute ich mich normal zu fahren aber bis Köln ging ich nicht mehr ganz so hart ans Limit wie zuvor und der Bergabchoke war auch wieder im Einsatz.


    So erreichte ich also Köln, allerdings zur Rushhour.
    Die Kolonne fedelte sich Kilometerlang richtung Stadtzentrum.
    Ab hier begann der Krieg auf deutschen Straßen und ich war in Kampfeslaune.
    Kurzerhand wurde also auf den Fahrradweg ausgewichen und der Stau bis zur Ampel umfahren und sowieso jeder Autofahrer an jeder Ampel zu einem Rennen aufgefordert, das ich zu meiner Zufriedenheit meist auf der rechten Spur gewann.
    Sobald frei war, wurde innerorts das Tempo auch bis vmax > 60 gedehnt, nur die nervigen Ampeln kosten zeit.
    Köln kostete mich 1,5 Stunden, eim Umfahren ist bis auf Autobahn allerdings nicht möglich.


    Die Zeit wurde knapp und meine Ankunftszeit verspätete sich auf 10 Uhr, keine Option, um halb 9 ist es stockduster.


    Irgendwann war ich in Wuppertal und mir ging die Zeit aus, zudem überall deutsche Polizei und ich ohne Licht.
    Im Zwielicht überholte ich irgendwann sogar innerorts widerrichtlich die Autos und fuhr einfach nur noch wie ein irrer :/


    Die restliche halbe Stunde musste ich im Dunkeln fahren, ohne Licht. Ich ließ den Blinker dauerhaft blinken, sodass man von vorne wenigstens irgendwas sieht und sah einfach nur noch zu, dass ich ankam.


    Um 21:35 erreichte ich im Dunkeln mein Ziel und viel zitternd vom Moped in die Arme meiner Freunde, welche mich bei sich in Empfang nahmen und mich mit Bier und Nürnbergen aufpeppelten.
    Tagesetappe: Über 550km, unterwegs von 9 bis 21:35, 12,5 Stunden unterwegs. Reine Fahrzeit weiß ich auch nicht, es müssen aber 11,5 Stunden gewesen sein. Eine Pause, ansonsten nur Tankstopps und Ampelgymnastik.

  • Ich zieh den Hut vor deiner Leistung. Auch wenn ich es komisch finde das ihr so viele Defekte hattet. Den Mut dann noch weiter zu fahren ist beachtlich. Eine wahnsinnig Leistung.

  • Der Alte: Weiß ich bis heute nicht, habe noch nicht ernsthaft geguckt. Aber nachdem ich irgendwann bemerkt habe, dass das Rücklicht geht und irgendwann die Batterie wieder voll war, vielleicht doch nichts schlimmes. Bald habe ich zeit und lust für sowas, dann schaue ich :)


    Naja, wo hatten wir denn viele Defekte? ?(


    Unser erstes Problem war ein DDR-Radlager, das einzige das wir nicht gewechselt hatten, weil es vor Fahrtbeginn noch gut war. (Faul und dumm)


    In dem Zuge haben wir bemerkt, dass auch die anderen Lager Probleme machten und haben diese getauscht.


    Bis auf die rutschende und danach defekte Kupplung hatten wir auf 1300km keine Probleme.
    Nach 1300 km ging dann leider die Kupplung ganz kaputt und meine hat seitdem auch noch mal etwa 1500km abgespult, ohne Probleme. (Klemmer und Elektronik ausgenommen)
    Also für fast 3000km und die erste große Tour finde ich das keine schlechte Leistung.
    Und für die Kupplung konnten wir nichts. Wir haben gesagt, dass wir die Motoren komplett machen lassen, das war einfach pech.


    Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von Timb0o ()

  • Beim Demontieren der Kupplung musste ich feststellen, dass die große Kupplungsmutter lose war und nur noch vom Arretierungsblech gehalten wurde, das hat das Rutschen wohl verursacht.
    Nur leider hat die Demontage den vermutlich bereits beschädigten Zuganker weiter beschädigt, sodass er nur noch ein paar Kilometer hielt.
    Wir hatten die Motoren komplett vom Profi machen lassen, um das als Fehlerquelle auszuschließen.
    Leider war das das größte Problem unserer Reise und hätten wir gewusst, dass der Ersatz so lange unterwegs ist, hätten wir uns auch irgendwo eine Schrauberwerkstatt gesucht und das schweißen lassen :/


    Grüße

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