Hallo zusammen,
ich habe gerade meine zwei Schwalben mit einer Zündung von Powerdynamo ausgestattet und möchte meine ersten Betriebserfahrungen weitergeben. Dies ist somit noch kein Langzeittest. Den Titel habe ich bewusst provokant gewählt Sachlich ist die Aussage ja auch nicht korrekt (siehe unten).
Der große Vorteil der Powerdynamozündung ist die Aufhebung der Trennung von Gleich- und Wechselstrombereich. Hierdurch stehen 12V und 100W AC zur Verfügung. Hierdurch ist sogar ein Betrieb ohne Batterie möglich. Als Nachteil könnte man vielleicht anmerken, dass die Reglerverluste dann für die gesamte Wirkleistung anfallen.
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Nun aber zur konkreten Umsetzung. Im Lieferumfang enthalten sind unter anderem eine Grundplatte (erhätlich mit Löchern oder zur Montage per Halteklammer), das Polrad (mit oder ohne Löcher für das Schaufelrad der Zwangskühlung), der Regler und die Zündspüle. Zusätzlich liegen noch die nötigen Kabel, zwei kabelbinder, die Steckeraufsätze für die Kabelschuhe und ein neues Zündkabel bei. Sehr angenehm ist auch, dass die Installationsanleitung in Papierform beiliegt. Diese lässt sich jedoch auch online abrufen und in Verbindung mit einer sehr ausführlichen FAQ nutzen.
Zur Montage empfehle ich drigend eine Messuhr zur Einstellung des OT (Komplettpaket bei Ebay ca. 40€), da das Polrad keine Aufnahme für den Halbmond hat und man somit in der Wahl des ZZP total frei ist. Damit ausgestattet geht die Einstellung der Zündung in Verbindung mit der Anleitung super einfach und schnell. Das war das erste Mal, dass ich eine Zündung eingestellt habe und es hat auf Anhieb funktioniert. Zur Kontrolle sollte man natürlich bei der Inbetriebnahme noch eine Blitzlampe (ich habe eine für ca. 50-60€ mit eigenen Batterien gekauft) nutzen, damit man sicher sein kann, dass die Einstellung funktioniert hat.
Die Montage des Reglers gestaltet sich sehr einfach, da er etwas weniger breit ist, als die originale Ladeanlage. Somit passt zumindest eine Halteschraube. Für die andere Seite habe ich Kabelbinder genutzt. Das ist vielleicht nicht besonders elegant, sollte aber halten. Zum Regler gehen zwei Kabel von der Lima (DC) und ein Kabel zur Fahrzeugelektrik. Man muss natürlich für eine sehr gute Masseversorgung des Gebers sorgen. Ich habe auch ein extra Kabel zum Motor gelegt, damit der Regler auch ja überall einen Masseanschluss hat.
Die Montage der Zündspule ist hingegen bei der Schwalbe etwas komplizierter, da sie im Gegensatz zum Original nicht komplett rund sind, sondern relativ unförmig. Da ein Betrieb ohne Batterie möglich ist, habe ich eines der Rahmenlöcher unterhalb des Lenkkopfs genutzt und dort eine lange Schraube durchgesteckt. Daran habe ich erst meinen neuen Blinkgeber außen befestigt und innen dann die Zündspule zwischen zwei Muttern auf der Schraube befestigt. Eventuell habe ich davon ein brauchbares Bild auf meinem Handy. Der Weg zum Zündschloss zwecks Abschalten und der Weg zur Zündkerze sind von dort nicht sehr weit. Des Weiteren konnte ich in dem Bereich, in dem sich normalerweise die Batterie befindet, auch das übrige Kabel, das von der Grundplatte kam, unterbringen. Die Kabellänge ist freundlicherweise sehr ordentlich dimensioniert.
Die Aufhebung der Trennung von AC- und DC-Teil in der gesamten Elektrik erfordert etwas Denkarbeit und elektrotechnisches Verständnis. Wenn man aber erstmal verstanden hat, wie man Schaltpläne lesen muss, dann ist es gar nicht mehr so schwierig. Ich habe etwas gebraucht bis ich verstanden habe, wie der Anschluss der verschiedenen Pole am Zündschloss erfolgen muss, aber irgendwann hatte ich das raus. Da ich keine Batterie habe, sind Front- und Rücklicht jetzt dauerhaft eingeschaltet (angeschlossen an dem Sicherungshalter mit insgesamt vier Anschlüssen), sodass ich hierfür das Zündschloss umgehe. Es dient jetzt eigentlich nur noch zur Ansteuerung der Zündspule (An/Aus) und zum Einschalten der Tachobleuchtung auf der Rücklichtschaltung. Für Blinker und Hupe nutze ich noch den Dreifachverteiler.
Nun komme ich noch kurz Beschreibung der Funktion. Die Zündung macht hochspannungsseitig was sie soll. Der Zündfunken ist da und der Motor läuft gut. Eine Kontrolle des ZZP anhand aller Markierungen mittels Blitzlampe war erfolgreich und hat an meiner /2 kein Verstellen erfordert.
Der Teil der gesamten Fahrzeugelektrik ist interessanter. Ich betreibe einen H4 55/60 Watt Scheinwerfer (gekauft bei Louis für 30€; passt Plug&Play in die originale Halterung) vorne und hinten ein Rücklicht mit 5Watt (oder doch eher 10W, weiß mich gerade nicht mit Sicherheit). Das Bremslicht geht beim Betätigen der Bremse sofort an und dann brennen beide Lampen hinten parallel. Es ist nicht, wie bei der originalen 6V-Anlage, das Problem zu verzeichnen, dass das Bremslicht erstmal eine gewisse Zeit überlegt, ob es jetzt auch wirklich brennen will, wenn man die Bremse betätigt.
Da in den aktuellen Reglern ein Glättungskondensator verbaut ist, lassen sich die Hupe (meine ist noch nicht umgerüstet und hört sich auch dementsprechend an) und die Blinker betreiben. Ich müsste mir bloß noch einen anderen Blinkgeber suchen, da meiner erst ab einer gewissen Spannung arbeitet. Somit funktioniert das Blinken im Standgas nicht zuverlässig. Bei Betätigung der Bremse klappt das dann natürlich gar nicht mehr. Da meiner Meinung nach das Blinken während der Fahrt sowieso am wichtigsten ist, stellt das aus meiner Sicht jedoch kein großes Problem dar. Durch den Einbau einer sehr kleinen Batterie (geschätzt 1-2 Ah) sollten sich diese Probleme meiner Ansicht anch bestimmt gänzlich ausschließen lassen. Eventuell gibt es aber bestimmt auch Blinkgeber, die toleranter gegenüber Spannungsänderungen sind (Frage an alle)?
Abschließend möchte ich sagen, dass ich von der Helligkeit des Scheinwerfers (auch im Standgas) total begeistert bin, da man nun endlich auch im dunklen was sieht. Mein 6V 35W-System habe ich im Vergleich eher als Kerze in Erinnerung. Die Helligkeit von Rück- und Bremslicht (auch im Standgas) sind einwandfrei und nach meinem Gefühl ausreichend. Einzig die gelegentliche Unwilligkeit des Blinkergebers stört mich ein wenig. Aber daran ist ja nicht Zündung schuld. Bei Erhöhung der Drehzahl wird der Scheinwerfer natürlich heller, aber das ist so marginal, dass es mich persönlich nicht weiter belastet. Das ist bei den 6V-Anlagen wahrscheinlich schlimmer.
Alles in allem kann ich jedem, der sich eine neue Zündung zulegen will, empfehlen sich anstelle der Vape mal mit Powerdynamo auseinanderzusetzen. Für alle, die es noch nicht wissen: Powerdynamo nutzt Vapeteile. Auf dem Polrad ist sogar explizit das Vapelogo abgebildet!
Gibt es noch andere unter euch, die Erfahrungen mit Powerdynamo gemacht haben?