250ccm Fichtel & Sachs Stationärmotor

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  • Hallo!
    Ich weiß, dass ist zwar kein Motor aus DDR oder Ostblockproduktion, aber wahrscheinlich noch aus einer Zeit in der es die DDR noch gar nicht gab, deshalb poste ich den hier mal.
    Immerhin ist es ein 2-Takter, der wohl in der DDR seine Dienste leistete.


    In diesem Thread wollte ich an und für sich ne kleine Dokumentation über den Motor machen und gleichzeitig Daten darüber sammeln, da ich nicht sehr viel über den Motor sagen kann, lediglich, dass er von Fichtel & Sachs ist, als Stamo (Stationärmotor konstruiert) ist, 249ccm hat und höchstwahrscheinlich mit 1:25 Gemisch läuft.


    Den Motor hab ich bei meinem Onkel entdeckt, der muss wohl mal als Antrieb für ne Wasserpumpe (wohl für die Feuerwehr) gedient haben.


    Rein interessehalber hab ich den Motor dann ins Auto geladen und ein paar Tage später versucht den zu starten, was trotz Vergaserreinigung (die eigentlich nicht nötig gewesen wäre, der war im Gegensatz zum restlichen Motor noch relativ sauber) und Starthilfe (Sprit in den Vergaseransaug) nicht erfolgreich gelang, nachdem das Kurbelgehäuse entwässert wurde (heidewitzka da war schon ne Menge von drin...) und der Zündfunke gecheckt wurde (die gute alte Bosch-Magnetzündung :biggrin: ) wollte er trotzdem noch nicht richtig, durch die Zwangsbeimischung von Sprit im Vergaseransaug stotterte er immer mal kurz los (er lief also aus eigener Kraft) um nach etwa 1-3 Sekunden wieder zu verstummen, auch ein montierter Luftfilter brachte nichts (Sportluftfilter als Improvisation)


    Danach wurden die Anbauteile demontiert, also Fliehkraftkupplung, Getriebe, Lüftergehäuse und Schwungrad (gleichzeitig Lüfterrad) (letzteres erwieß sich trotz eines passenden und kräftigen Abziehers als ziemlich hartnäckig festsitzend).


    Dann kam meine Vermutung/Diagnose: Kurbelwellenlager Zündungsseitig hat extremes Spiel ist also defekt, auf der Getriebeseite ließ sich kein Spiel feststellen, hier zog der Motor also jede Menge Nebenluft, der konnte nicht richtig laufen.
    Nun wurden noch Zylinder, Zündung und Startmechanismus entfernt und die Kurbelwelle kam raus.


    Der vorherige Versuch noch das getriebeseitige Ritzel auf der Kurbelwelle (ähnlich wie beim Simson-Motor, nur dass das hier auf einem Konus sitzt und entsprechend den 250ccm natürlich etwas größer ist) zu entfernen erwieß sich als noch weit schwieriger als das Entfernen des Schwungrads und als letztendlich nahezu unmöglich, sodass ich es für den Tag dann doch habe bleiben lassen um nicht irgendetwas zu zerstören (den Abzieher von der Arbeit, das Ritzel selbst (man konnte nur an den Zähnen angreifen) oder die Kurbelwelle welche schon sichtbare Spuren hatte...).


    Die anschließende Kontrolle bestätige die Vermutung, das Kurbelwellenlager war dort einseitig ziemlich eingelaufen, die Kugeln im Messing-Massiv-Käfig waren aber noch heile, also nicht kleingekrümelt oder so.
    Dann musste ich feststellen was ich vorher schon befürchtete: Der Motor hat keinen für die heitige Zeit normalen Wellendichtring, sondern eine Filz-Stopfbuchse, mit anderen Worten einen 6-7mm breiten Filzring der die Welle abdichten soll, dies aber nun dank etwa 1mm Wellenspiel nicht mehr in vollem Umfang tat, auch das Kugellager war mehrteilig, die Kugeln samt Käfig hingen auf dem Innenring und wurden bei der Montage in den Aussenring geschoben, hat sicherlich auch Vorteile, nur sind solche Lager heute sicherlich nicht mehr so handelsüblich
    Das schlimme daran, die Stopfbuchsen sind ja heute wahrscheinlich nicht mehr erhältlich, das Lager ab gibt es in heitiger Form als normales Rillenkugellager 6206 C3, ein SKF-Lager war vorher drin, SKF kommt evtl. auch wieder rein.
    Als Ersatz für die Stopfbuchse wird dann evtl. ein normaler Wellendichtring der Größe 30x48x08/07 (evtl. von Elring) verwendet.


    So, nun aber erstmal genug, als Anhang sind ein paar Bilder zu finden, auf denen aber schon ein paar Teile demontiert sind.
    Vielleicht hat ja noch jemand Informationen dazu wie z.B. genaues Baujahr - meine grobe Vermutung liegt irgendwo zwischen 1940 bis 1960 - technische Daten (Leistung laut Typenschild wahrscheinlich 5,5 PS, mehr hatten die Motoren damals ja nicht) usw.


    Gruß
    Denis

  • So, nun noch ein paar Bilder mehr





    Die Bosch Magnetzündung




    Das Pol- und Lüfterrad


    ... von hinten


    Zylinder mit -Kopf


    Zylinder von innen


    Der Dekompressionshahn


    Der Drehzahlregler



    Der Vergaser





    Das Getriebe



    Der gusseisene Auspuff


    Motorgehäuse



    Nochmal das Typenschild


    Lageraussenring (oben), Käfig mit Kugeln (unten links) und die
    Filz-Stopfbuchse


    Käfig mit Kugeln im Aussenring


    Die Stopfbuchse


    Gruß
    Denis

  • Hmmm, das Ding hat was :shocked:
    Da es die Firma Fichtel&Sachs heute wohl noch gibt (die bauen doch Kupplungen, Stoßdämper, Fahrradschaltungen usw) würde ich da einfach mal nachfragen ob und was sie Dir dazu sagen können. Da die Motornummer noch gut lesbar ist, könntest Du ne Chance haben. Auch diese Firma wird eine Abteilung haben, in der Firmengeschichte von Interesse ist. Eventuell haben sie sogar ein Hausinternes Museum und wollen das Teil haben - sowas wird dann meist recht gut bezahlt.
    Auch bei Bosch würde ich mal fragen - die haben auf jeden Fall Leute an der Hand, die von der Firmengeschichte Ahnung haben und weiterhelfen.


    Zu dem Dichtring: ich würde mal versuchen, ob nicht ein moderner eines event völlig anderen Motors passt. OK, ist sicher leicht gesagt - aber einer wird sich garantiert finden.
    Grüße
    Micha

  • Ja, bei Sachs/Bosch anzufragen wäre sicherlich denkbar, darüber hab ich auch schonmal nachgedacht, ich werd mal sehen ob die da evtl. so ne Abteilung haben zur Firmengeschichte.


    Zum Wellendichtring: ich denke der 30x48x08/07 könnte evtl. passen, ich muss halt nur erstmal das Ritzel abbekommen, dann sehen wir weiter.


    Gruß
    Denis

  • So, nun hab ich den halben Tag nen Abzieher für das Ritzel gebaut und mit Unterstützung des neuen 2-Arm-Abziehers kam das Teil nach einem gezielten Hammerprellschlag (Alter, saß die Sau fest....), die Kurbelwelle hat sich durch den heftigen Druck breitgedrückt, bis die Mutter wieder draufging vergingen auch wieder knapp 2 Stunden
    An der Stelle an der der Dichtring auf der Kurbelwelle läuft hat die Welle aber Einlaufspuren, mal sehen ob sich da mit Schmirgel und Öl was machen lässt....


    Bilder folgen dann...


    Gruß
    Denis

  • Also die neuen Bilder sind Spitze! Da kann man echt prima alles erkennen.
    Was mir als erstes aufgefallen ist: der Vergaser! Irgendwie sieht das Ding verdammt abenteuerlich aus. Auch der Auspuff ist ein Fall für sich.
    Wie stehen denn jetzt die Chancen ihn wieder ans Laufen zu bringen? Schon neue erkenntnisse? Mich interessiert das Teil....eben weils so alt ist, ist es doch etwas besonderes.
    Hast Du schon mit Bosch bzw F&S versucht Kontakt aufzunehmen?
    Halt uns weiter auf dem laufenden...ich bin sicher nicht der einzige Neugierige.


    Grüße
    Micha

  • Der Vergaser ist ein Aussenschwimmervergaser (also in dem zylindrischen Gehäuse was da dran hängt, sitzt der Schwimmer drin, von sowas ist man dann irgendwann abgegangen, wahrscheinlich wegen der Probleme bei Neigungen und Fliehkräften (bei Motorrädern im Kurvenfahren), dabei steigt und sinkt nämlich der Spritstand recht extrem, das steigen würde zum Überfetten bzw. Überlaufen führen was noch erträglich wäre, jedoch würde ein absinken zum Abmagern führen (also zu wenig Sprit im angesaugten Kraftstoff-Luft-Gemisch und daraus folgt eine geringere Motorinnenkühlung aufgrund fehlender Kraftstoffteilchen, die nicht verdampfen können, der Motor wird im dümmsten Fall (langgezogene Kurve und kräftig Gas) zu heiß und geht fest....


    Den Auspuff werde ich bei Gelegenheit nochmal im offenen Zustand fotografieren, denn das ist kein Auspuff wie für moderne Zweitakter (Simson kann man da auch zu zählen) sondern im Prinzip wohl einfach nur ein Schalldämpfer, also kein Resonanzauspuff (kein Wunder das man nur auf so geringe Literleistungen kommt), dort geht der Länge nach eine Stahlstange durch, die die beiden Teile einmal zusammenhält und die zweitens gelochte Scheiben trägt (so etwa 10 Stück, dadurch hat man dann eine ganze Menge Prallbleche, die den Schall dann evtl. auch irgendwie Dämpfen.


    Bei Sachs hab ich noch keine Kontakt-Adresse gefunden und seitdem ich dort neulich geguckt hab, bin ich auch nicht nochmal ins Internet gekommen, heute habe ich leider auch keine Zeit, da noch eine Ausarbeitung (Datenbus...) gemacht werden muss.
    Bei Bosch hab ich noch nicht nachgesehen, ich hab hier aber mal gehört, dass es dort eine Abteilung geben soll oder geben wird, die sich um historische Fahrzeuge oder so dreht, evtl. können die einem helfen zur Zündung eine ungefähre Jahreszahl zu finden...


    Bilder hab ich noch keine Online gestellt, da ich noch nicht bei meinem Cousin war (wir haben noch Modem...), ich hab auch nur welche vom Abziehen des Ritzels gemacht, seitdem noch keine weiter da ich gestern arbeiten musste, jedoch hab ich die restlichen Motoren und Getriebeteile auf Arbeit gereinigt.


    Wie die Chancen für den Motor stehen kann ich momentan nicht genau sagen, ich muss mir überlegen ob es lohnt die 20-30€ zu investieren (beim bis jetzt geleisteten Aufwand wäre es wohl jetzt Quatsch aufzuhören :teufel: ), da ich noch nicht weiß für was ich den Motor einsetzen könnte wenn wir ihn nicht bei ebay reinstellen oder sonstwo loswerden, dann muss ich Wellendichtringe mit der entsprechenden Größe finden (Aussendurchmesser ist Getriebeseitig ein etwas eigenartiges Mass, evtl. müsste man da die Bohrung vergrößern um auf ein gebräuchliches Mass zu kommen...), auch die getriebeseitigen Einlaufspuren am Wellendichtring wären auf Dauer nicht gut für Lippendichtringe, zündungsseitig ist man scheinbar beim letzten Lagerwechsel (evtl. sind´s noch die Erstlager) nicht ganz sanft umgegangen, da sind der länge nach leichte Riefen drin.


    Wenn ich wieder Zeit finde werde ich weiter danach schauen, Bilder machen und diese online Stellen und auch mal nach Kontaktadressen bei Sachs sehen und evtl. zuerst mal bei http://www.oldsachsmotor.de anfragen.


    Scheinbar muss der Motor wohl noch von vor 1950 sein, denn auf der Seite http://www.newsachsmotor.de (Motoren nach 1950) ist er nicht mit aufgeführt, dort gibt es nämlich eine Sparte für Stamos, das sind allerdings schon plastikverkleidete.


    Gruß
    Denis

  • So, als ich mich heute mal wieder dem Motor zugewandt habe (hatte bis jetz keine Zeit dafür und irgendwie keine Lust), also die Teile noch etwas gereinigt habe (Dichtflächen usw.) musste ich feststellen, dass auf dem Motorgehäuse (also das Teil wo der Starter und die Kurbelwelle drinsitzt) scheinbar ein Datum eingestempelt ist, dort steht mit roten Zahlen 14.III.1938 , die letzte Zahl ist vermutet, es könnte auch ne 6 sein, sieht einer 8 aber am ähnlichsten.


    Das hat also die Angabe bestätigt wie ich sie in meinem Buch gefunden, demnach wurden wohl nach dem Krieg praktisch keine Motoren mehr gebaut, die solche Stopfbuchsen als Wellendichtung hatten.
    Der Motor ist also demnach noch Vorkriegsware, das könnte das Ding natürlich recht begehrt machen, ich will nochmal nachsehen ob es evtl. ein Sachs-Museum oder sowas gibt oder vllt. ein Technikmuseum, dass sich für sowas interessiert, bei Sachs konnte ich nichts richtiges finden (son historisches Archiv oder sowas).


    Wahrscheinlich komme ich die Woche auch mal in einem Klempnerladen vorbei, wo ich nach solchen quadratischen Dichtschnüren fragen kann, bis jetzt bin ich dazu noch nicht gekommen, da die hier scheibar spätestens um 16:00 zu machen...


    Gruß
    Denis

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