Rennbericht TKM-Selkeracer 24h Rennen Harzring 2006
Am 19.-20. August ging das Team TKM-Selkeracer zum erstem Mal in der 24h Langstreckenweltmeisterschaft für Scooter und Leichtkrafträder, dem legendären 24h Harzringrennen an den Start.
Das Team bestand aus:
Fahrer: Tom Wenzel
Maik Joschko (Joschi)
Christian Peter (Fuddel)
Stefan Haase (Haase)
Dominique Thierfelder
Mechaniker/Schieber: Phillip Bönicke (Pille)
Ralf Wiedenbeck (Appu)
Tommi Weißhaupt
Catering: Heike Wenzel
Claudia Peter
Teamchef: Jens Wenzel
Was wie ein Spaßrennen klingt, ist richtig harter Motorsport. In Zahlen heißt das: rund 1100 Runden a´1,069 km, 38000 Schaltvorgänge und 25-30 Fahrerwechsel.
Im internationalen Starterfeld sind Teams aus Deutschland, Belgien und Spanien vertreten, aber auch Werksteams, beziehungsweise Teams die mit Profifahrern, sogar aus der Motorrad WM antreten.
Das TKM-Selkeracerteam ging in der Klasse LK3 (Leichtkraftrad bis 80ccm) mit einer speziell für dieses Rennen modifizierten Simson S51 an den Start.
Nach dem Zeittraining lagen wir mit unserem Fahrer Dominique auf Startplatz 8 von 37 Startern. Die Rundenzeit betrug 1:02.793 min.
Vor dem Start wurde die Maschine noch einmal komplett überprüft, dann konnte Fuddel zum Start, der pünktlich um 14 Uhr erfolgte. Da ein Sturz in der ersten Runde 10 Sekunden Zeitstrafe brachte, hielt sich unser Fahrer aus allem Getümmel heraus, konnte es jedoch nicht vermeiden, schon in Runde zwei nach einem Rutscher auf einem Ölfleck Bekanntschaft mit dem Asphalt zu machen.
Glücklicherweise konnte er nach diesem Sturz sofort weiterfahren.
Nach einer Stunde lagen wir auf Platz 18 in der Gesamtwertung, konnten uns jedoch in den nächsten Stunden bis auf den 16. Platz vorkämpfen. Eine Platzierung im Mittelfeld und das Ankommen nach den 24h war unser Ziel. Es zeigte sich, das unser Motor prima lief und wir das Tempo des Feldes mitgehen konnten. Um so mehr überraschte uns, das wir in unserer Klasse auf Platz 2 lagen, da die anderen Starter in unserer Klasse durchweg mit echten Rennreifen ausgerüstet waren und bis auf eine weitere Simson auf Honda oder Aprilia setzten. Ein weiteres Plus für uns war auch, das unser Motor mit den TKM Komponenten sich als leistungsstark, aber auch sehr haltbar erwies. Die zweite Simson im Feld, eingesetzt von RZT Racing aus Adorf, hatte dagegen von Anfang an mit massiven Motorproblemen zu kämpfen.
Bis gegen 22.30 Uhr lief es für unser Team optimal.
Dann gab es einen riesigen Schock. Unser schnellster Fahrer Dominique stürzte. Wir sahen hilflos vom Streckenrand mit zu, wie er sich mühte, die Maschine wieder anzubekommen. Als ihm das nicht gelang, mussten wir mit Erschrecken sehen, wie er die Simson von der Strecke schob.
Dann nahmen ihn die Sanitäter in Empfang.
Dominique hatte sich beim Sturz das Schlüsselbein gebrochen und musste ins Krankenhaus.
Für den Rest des Teams hieß es nun das Rennen, das normalerweise von 6 Fahrern gefahren wird, mit vier Fahrern zu Ende zu fahren, da unser sechster Fahrer nach einem Sturz im vorherigen Rennen ebenfalls einen Schlüsselbeinbruch erlitten hatte und nicht starten konnte.
Zu allem Übel begann es gegen 23.00 auch noch an zu schütten wie aus Kübeln. Der Regen sollte uns bis in die frühen Morgenstunden dann auch begleiten.
Im Regen konnten wir das Tempo des Feldes nicht mitgehen und fielen bis auf Platz 19 zurück.
Alle unsere Fahrer kämpften darum den Anschluß zu halten, mussten hierzu aber an das Limit unserer Reifen gehen.
Nachdem auch Fuddel und Joschi im Regen leichtere Stürze hatten, versuchte Stefan Haase uns mit einem Gewaltritt wieder näher heranzubringen, flog dann aber in einer Schikane heftig von der Strecke.
Die gute Nachricht, Haase unverletzt, die schlechte, die Maschine hatte schwere Schäden.
Nun hieß es, Schrauben was das Zeug hält. Das komplette Heck inklusive Bremse hinten und Fußrastenträger wurde gewechselt.
Als die Sonne dann aufging, wurde die Strecke trockener und unser Tempo auch wieder besser.
Scheinbar hatten aber auch die anderen Teams in der Nacht mehr Probleme wie wir dachten, wir lagen immer noch auf Platz 17 gesamt und Platz zwei in unserer Klasse. Auch die RZT Simson kam uns nicht wirklich näher. Ihr Rückstand betrug 33 Runden.
Unser Motor lief noch immer perfekt, gegen 8 Uhr wechselten wir dann nur die Reifen und Bremsbeläge und die Fahrt ging mit einstündigen Fahrerwechseln weiter.
Um 10 Uhr war es soweit, wir hatten uns auf Platz 16 verbessert und unseren Vorsprung auf die zweite Simson auf 40 Runden erhöht.
Das erste Mal dachten wir vorsichtig daran, daß es tatsächlich möglich war, aufs Treppchen zu kommen!
Unsere Fahrer waren mittlerweile völlig erschöpft, aber wild entschlossen, die Zielflagge zu erreichen.
Gegen 12 Uhr dann plötzlich Aufregung!
Die zweite Simson gab auf! Nach massiven Motorproblemen während des ganzen Rennens und etlichen Stürzen war für RZT Racing Schluß.
Für uns hieß das, Platz 3 und damit das Podium war sicher.
Hinter uns lag noch ein Hondateam mit nur acht Runden Rückstand und das Apriliateam mit 187 Runden Rückstand.
Die Honda konnte uns jedoch noch gefährlich werden.
Mit der Gewissheit aufs Podium zu kommen, wollte wir nun unseren zweiten Platz unbedingt verteidigen.
Ein heißer Zweikampf entwickelte sich! Mit Blickkontakt zur Hondabox wurden Zeiten gestoppt, unsere Berechnung ergab, das wir mit einer Runde Vorsprung den zweiten Platz ins Ziel retten könnten. Ein verdammt knappes Ergebnis nach 24h.
Was passiert aber, wenn es ein technisches Problem oder einen Sturz gab?
Haase fuhr trotz einer langsam doch rutschenden Kupplung und mit zu geringen Luftdruck fast identische Rundenzeiten wie die Honda.
Eine Stunde vor Rennende betrug unser Vorsprung noch 6 Runden. Der letzte Fahrerwechsel stand an. Es wurde nur kurz nachgetankt und unser Schieberteam Pille und Appu brachte die Simson in Rekordzeit zum Vorstart mit der Anweisung, Tom sollte bis zum Schluß durchfahren, egal was passiert.
Nur noch drei Runden Vorsprung.
Keinen von uns hielt es mehr in der Box. Auch gegenüber bei Honda war helle Aufregung. Plötzlich kommt die Nachricht. Die 91, also Honda schraubt in der Box!
Wir konnten sehen, wie man versuchte, die Honda wieder zum Laufen zu bekommen, ohne Erfolg.
Tom bekam die Anweisung langsamer zu fahren, um den Motor zu schonen.
Unser Vorsprung wuchs auf 21 Runden, ehe die Honda wieder auf der Strecke war.
Platz zwei war sicher!
Endlich 14 Uhr, die Uhr zeigte null und der Rennleiter schwenkte die Zielflagge.
Wir hatten es geschafft.
Was selbst wir vorher für unmöglich hielten, war passiert. Wir standen auf dem Podium und sogar auf den zweitem Platz.
Die Sektkorken knallten und wahrscheinlich das komplette Team hatte Tränen in den Augen vor Freude.
Der ganze Druck und die Anspannung waren weg! Es war geschafft!!
Überglücklich wurde der Motor, der uns 24h absolut treue Dienste leistete und durch den wir dieses Traumergebnis erst erreichen konnten ein letzte Mal beansprucht. Tom bournte unseren Reifen in einem wunderschönen Donut.
Zur Siegerehrung waren alle dann nur noch glücklich und saumüde.
Eins stand da aber schon fest, 24h Harzring 2007, wir sind wieder dabei!!!
Weitere Bilder sind auf unserer Homepage: http://www.selkeracer.de.vu