Da es ja alle Nasen lang vor kommt, dass einige Leute hier im Forum fragen, wie man denn bestimmte Teile am besten entrosten kann und ich in der Hinsicht viele Erfahrungen gemacht habe, möchte ich mal hier eine Zusammenstellung anbieten, die dann ja vielleicht auch angepinnt werden kann . Generell gilt für mich: Nur Material abtragen, was wirklich abgetragen werden muss, sodass hinterher sich eine metallisch blanke Fläche ergibt (die nicht zwangsläufig glänzt!). Ebenso kann es sein, dass die Fläche hinterher Fressspuren hat, weil eben das unbeschädigte Material nicht abgetragen wurde. Solche Stellen müssen dann entsprechend nachbearbeitet werden. Da ich vom Entrosten spreche, gelten diese Tipps logischerweise für Eisen bzw. Stahl. Für Alu gebe ich einen Extra Hinweis
Weiterhin gebe ich den Hinweis, dass es sich hierbei nicht zwangsläufig um die allerbesten Varianten handelt, aber um welche, die jeder Zuhause selbst machen kann. Sandstrahler und Säurebäder bringen zwar bessere Ergebnisse, jedoch besitzen die wenigsten so etwas.
Ich weiß, es gibt in bestimmten Punkten verschiedene Herangehensweisen, die sicher auch alle zum Ziel führen. Ich für meinen Teil habe die Folgenden als die für mich besten herausgefunden.
Große Teile wie Seitendeckel, Tank von außen Schutzblech etc.
Da mir das mit Schleifpapier zu lange dauert, mehr Material als nötig abgetragen wird und man eventuell Riefen ins Material zieht, die hinterher erst noch ausgebessert werden müssen und durch Erfahrungen aus ein paar Praktika, greife ich hier zu einem Drahtbürstenaufsatz für Winkelschleifer und Bohrmaschine. Das geht sehr schnell und effektiv. Ihr könnt dafür die Edelstahlbürsten nehmen. <-Auf Grund berechtigter Einwände in einem anderen Thread (Das passiert wenn man eine große Zopfbürste an eine kleine Flex macht) gestrichen! troll
So sieht das Ding für den Winkelschleifer aus
Und so für die Bohrmaschine
oder auch so
Den Aufsatz für die Bohrmaschine gibts in verschiedenen Dicken. Für kleinere Ecken also die dünne Variante nehmen. Auch gibts für die Bohrmaschine Topfbürsten, wie die hier gezeigte vom Winkelschleifer. Die sind dann allerdings kleiner und nicht geflochten. Falls man also nur eine Bohrmaschine Zuhause hat, ist das noch immer kein Hals- und Beinbruch
Beides erfordert ein bisschen Übung. Die Variante mit Winkelschleifer geht schneller, man sollte hier aber wenigstens ein bisschen was anhaben, da sich ab und an einzelne Drähte lösen und den Körper dann piken Also besser etwas zu dick einpacken und Schutzbrille tragen!
Weiterhin bleibt hier das Grundmatrial weitestgehend erhalten, sodass die angesprochenen Fressspuren zu sehen sind. Die sind nicht dick, müssen aber vorm Lackieren ausgeglichen werden. Dabei kann man auch mal getrost zu Spachtelmasse greifen, da es sich ja nur um ganz wenig handelt.
Mit den Edelstahl-Drahtbürsten geht auf keinen Fall an Alu ran! Ich hab diese Dummheit selbst begangen Alu ist viel zu weich. Viele empfehlen hier Messingbürsten. Damit habe ich allerdings keine Erfahrung. Solltet ihr das ausprobieren, bitte darauf achten, dass wirklich der komplette Draht aus Messing besteht und nicht nur beschichtet ist.
Sind die Stellen allerdings so verwinkelt, dass man mit der Drahtbürste nicht ran kommt, dann...
verwinkelte Stellen und Kleinteile
Hier habe ich zuletzt sehr gute Erfahrung mit Zitronensäure gemacht (Essigsäure würde es auch tun, stinkt mir persönlich nut zu doll ^^). Bevor noch einer fragt, wo man die her bekommt: Jede beliebige Drogerie hat sowas im Angebot
Einfach ein Gefäß nehmen, wo die zu entrostenden Stellen/Teile gut hineinpassen. Dann Wasser in das Behältnis (schönes Wort :D) geben und Zitronensäure dazugeben - nicht umgekehrt, denn wie ihr sicher alle aus dem Chemieunterricht noch wisst: Erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschieht das Ungeheure :smokin: . Nun wird ein Tauchsieder ins Wasser gehalten. Je wärmer das Wasser ist, desto schneller wird der Rost gelöst. Das Teil ist dann rostfrei.
Ich gebe aber noch ein paar Hinweise:
- Bevor ihr die Teile ins Gefäß legt, macht am besten einen Draht oder ähnliches dran. Ihr müsst das Teil ja auch wieder aus dem heißen Säurebad herausbekommen...
- ...was auch so schnell wie möglich passieren sollte. Da Eisen nun ein recht unedles Metall ist, wird bei der Methode auch prinzipiell vom gesunden Material was abgetragen. Das ist nicht viel, muss aber trotzdem nicht sein
- Hiermit wird kein metallischer Glanz erzeugt. Die Oberfläche sieht eher wie grauer Mattlack aus, ähnlich einer Grundierung.
- Die Entsorgung ist so eine Sache...Irgendwo in der Natur auskippen will ich immer nicht so recht. Man könnte es auch ins Klo kippen, dann wird der Abfluss gleich kalkfrei
- Solltet ihr keinen Tauchsieder haben, hilft wohl nur ein Wasserkocher. Also Wasser aufkochen und in den Behälter gießen
Zum Thema Aluminium: Auch wenn man das nicht so recht glauben mag, aber Alu ist noch unedler, als Eisen. Hier besteht also noch eher die Gefahr der Materialauflösung. Ich habe dazu aber noch keine Erfahrungen gemacht.
Edit: Habe jetzt doch Erfahrungen zu dem Thema gemacht. Alu wird nicht weiter angegriffen. Zumindest konnte ich bei meinen Tests keine optischen Veränderungen des Materials feststellen.
Mal noch ein Wort zum "Wundermittel" Cola: Es bringt rein gar nichts, ich habs probiert und tagelang stehen lassen und immer mal wieder geguckt -> keine Veränderungen. Sicher: In der Cola ist Phosphorsäure enthalten, die prinzipiell Rost umwandelt und Eisenphosphat übrig bleibt, was seinerseits Rostschutz ist, wie er bei Wetterstählen eingesetzt wird. Aber die Konzentration ist herzlich gering. Da ist der Kohlensäureanteil schon deutlich höher. Nur hilft der beim Entrosten auch nicht, weil wie ihr alle wisst, löst sich die Kohlensäure wieder sehr schnell aus der Flüssigkeit. Ein weiteres Problem ist der hohe Zuckergehalt, der sich an den zu entrostenden Teilen ablagern kann. Und da ihr das Eisen nicht lutschen wollt, gehört das da nicht ran. (ja, es gibt auch Diätcola )
Deswegen: Wenn ihr schon mit Säure wumpanschen wollt, dann mit konzentrierten. Am Besten macht sich da eben Zitronensäure, weil es billig überall zu kaufen ist und geruchsneutral ist. Außerdem bildet auch die eine leichte Passivschicht, sodass das Teil nicht sofort, aber dann doch recht bald wieder Rost ansetzt.
Tank von innen verrostet
Auch wenn jetzt einige Aufschreien: Es sind wie gesagt meine Methoden, die bei mir mehrfach zum Erfolg führten (insgesamt 4 verschiedene Tanks, die alle noch rostfrei sind).Ich nehme auch hier wieder den großen Rostförderer Wasser zu Hilfe. Der Tank muss für die Methode ausgebaut werden (Bezinhahn auch vom Tank abnehmen). Außerdem empfiehlt es sich, das im Freien zu machen.
Zuerst überlegt ihr, ob ihr irgendwo an Rollsplit herankommt oder ähnlich grobes Gestein (Durchmesser nicht unbedingt größer wählen, ich sag mal so maximal 5 mm). Sand ist nicht günstig, weil ihr die letzten Sandreste meist sehr schlecht raus bekommt. Und wir wollen doch keinen Dreck im Vergaser
Habt ihr soetwas gefunden gebt davon ruhig 2 Hand voll in den Tank hinein. Nun den Tank gut zur Hälfte mit Wasser befüllen. Gartenschläuche bieten sich an. Dabei logischerweise das Loch vom Benzinhahn zuhalten Nun auch noch oben das große Loch zuhalten. Da ihr im Freien seid, ist das egal, wenn etwas Wasser heraus tropft
Jetzt nur noch kräftig schütteln....und schütteln....und schütteln. Hooch und runter. Auch den Tank mal über Kopf halten und so weiter schütteln. Wir wollen ja den ganzen Tank von innen rostfrei haben Nur der Wulst in der Mitte, wo der Rahmen durchläuft, lässt sich relativ schlecht machen, aber auch den bekommt man blank Ich habe immer so 5-10 Minuten den Tank geschüttelt. Zur Not ab und an reinschauen, ob noch Rost zu sehen ist
Nun den Tank wieder richtig rum halten und das Wasser aus dem Loch vom Benzinhahn herauslaufen lassen. Wenn der Tank vorher stark rostig war, wird die Suppe schön braun sein :D. Dabei werden euch schon einige der Steinchen mit auf die Füße fallen. Wollt ihr diese Sammeln, könnt ihr euch entsprechende Maßnahmen denken Nun den Tank wieder über Kopf halten und die ganzen anderen Steinchen rausfallen lassen. Ihr werdet eventuell nicht alle Steine durch einfaches Schütteln heraus bekommen. Um den Tankstutzen ist innen eine Kante, über die die Steine nicht rüber kommen und sich manchmal auch darunter leicht verkanten. Da braucht ihr also ein bisschen Klavierfinger und pult die auch noch raus. Wenn nichts mehr klappert, ist es ein gutes Zeichen Nebenbei könnt ihr das Blech von innen mal Streicheln und werdet feststellen, dass es sich wunderbar glatt anfühlt
Da sich jetzt ja noch Wasser im Tank befindet und ich nicht eine Freund von der Alkohol-in-Tank-zum-Wasser-binden-Methode bin, legt einfach den Tank hinterher schön in die Sonne. Nach wenigen Minuten werdet ihr feststellen: Was beim Auto in der Sonne funktioniert, funktioniert auch beim Tank. Wie lange das dauert, müsst ihr selbst kontrollieren. Bewegt ihr jetzt den Tank, kann es eventuell wieder klappern, weil vorher ein paar Steine durch das Wasser noch klebten. Die natürlich auch raus
Sollte die Sonne nicht scheinen, geht logischerweise auch ein Backofen (50 °C reichen). Wenn ihr noch Zuhause wohnt, vorher Mutti fragen Eine weitere Möglichkeit wäre mit einem Fön den Tank zu erhitzen. Heißluftfön ginge noch schneller, nur dabei dann aufpassen, dass der Lack nicht zu heiß wird!
Nebenbei: Für die Leute, die Angst haben, ihr Tank könnte zerbeult werden: Deswegen nehmen wir ja nur rollsplittgroße Steinchen
Als zweite, von vielen als sehr erfolgreich beschriebene Methode erweist sich auch hier wieder ein Zitronensäurebad. Einfach den Tank mit Wasser VOLL machen, Zitronensäure rein (ein Päckchen), 2 Tage einwirken lassen, wieder ausgießen (wieder schön ins Klo und dort auch einwirken lassen, um den Kalk zu entfernen ), dann noch ein paar mal kräftig durchspülen und wieder austrocknen lassen.
Wer Lust auf etwas mehr Geld ausgeben hat, es dann aber besser machen will, für den gibts von MZA mittlerweile auch Tankversiegelungen mit Plörre zum Entrosten. Hier sieht man es mal:
http://www.akf-shop.de/simson/…tanks-bis-15-ltr/a-68199/
Unser lieber Tacharo hat dieses Zeug bereits verwendet und für "gut" befunden.
Die günstigere Versiegelung ist einfach Öl durchschwenken und gut, wenn er denn nicht wieder sofort verbaut wird. Das Zweitaktöl im Sprit erfüllt normalerweise selbige Aufgabe.
Verchromte Flächen, an denen der Rost nagt
Wie ich erst vor wenigen Tagen beschrieb, macht sich hier Edelstahlwolle wunderbar
Dieses Zeugs hier
Einfach nicht als Topfreiniger, sondern als Entroster in der identischen Art und Weise verwenden. Das Tolle: Das noch intakte Chrom bleibt erhalten und wird noch nicht mal zerkratzt Nur wenn ihr zu doll ausdrückt, kann man einzelne Riefen sehen. Also lieber mit etwas weniger Druck, aber mehr Ausdauer beigehen.
Sollten die Roststellen nur pickelgroß sein, erhaltet ihr im Anschluss wieder eine optisch einwandfreie Fläche. Sind die Stellen größer, bleiben leider an den Stellen Blasen übrig (wenn auch rostfrei). Hier ist weitere Behandlung mit Elsterglanz und anderen Poilturen notwendig, wenn erwünscht. Aber das ist ein anderes Thema In meinem Aufbauthread (siehe Sig.) könnt ihr euch ein Bild von dem Auspuff-Endtopf machen, der vorher auch schon sehr ranzig aussah.
Jedoch als kleiner Hinweis: Wenn die Stellen wirklich klein sind und der Rost noch nicht zu tief ins Material gekommen ist, greift besser zu Elsterglanz. Einfach ein Schwammtuch nehmen (nicht solche Scotch-Schwämme!), feucht machen und nass mit dem Elsterglanz dann polieren. Ich werde das aber am Wochenende noch einmal durchtesten. Nicht, dass ich euch hier noch irgendwas erzähle und ihr macht mich hinterher verantwortlich, wenns scheiße aussieht
Edit: Ich habs noch mal getestet - mit der Stahlwolle bekommt man wunderbar den Rost runter, aber ein Nachpolieren mit Elsterglanz ist eben notwendig, wie beschrieben. Bei größeren Flächen, so musste ich heute feststellen, werdet ihr allerdings mit Elsterglanz allein nicht fertig. Das dauert zu lange. Ich habs auch mal mit der Edelstahl-Handbürste probiert. Funktioniert auch...
Weiterhin kann ich diese Methode auch bei anderen Metallen wärmstens empfehlen, wenn denn kein Hochglanz gewünscht wird, aber eine saubere Optik mit Schliffbild. Die Radnaben im Aufbauthread wurden entsprechend behandelt, ebenso die Zündspule und die Felgen. Eigentlich alle Alu-Teile
Auch bei anderen Stahl-Kleinteilen funktoniert diese Variante gut.
Soweit also meine doch sehr groß geratene Zusammenstellung, wie ich feststellen muss. Aber lieber ein Satz mehr zu Erklärung, als nachher solche Gesichter: :confused:
Und da wir ja ein Forum sind, kann jetzt diskutiert werden
Edit: In Diversen Produktbewertungen habe ich gelesen, dass sich Phosphorsäure sehr gut zum Entrosten eignet und gerade bei Oldtimerschraubern beliebt ist. Auch diese Säure lässt sich frei erwerben, allerdings habe ich solche bisher nicht im Supermarkt gefunden, dafür aber massenweise im Netz.
-> Guckst du <-
Ich habe selbst noch keine Erfahrugen damit gemacht, werde aber davon hier weiter berichten, sollte ich welche haben